Religiöse- und machtpolitische Gründe für die Eroberung von Konstantinopel
Istanbul gilt als eines der am häufigsten belagerten Städte der Welt. Vor den Türken haben u.a. Avaren, Bulgaren, Perser und die Araber versucht, die Stadt zu erobern.
Die Araber haben dreimal Konstantinopel zu erobern versucht. Bis 1453 versuchten auch die Türken dies mehrere Male erfolglos.
Der Hauptgrund für die arabischen und türkischen Eroberungsversuche waren religiöser Art. Denn der Prophet Mohammed hat in den Haditen vorausgesagt, daß Konstantinopel erobert werden würde. In einer Hadith heißt es: ,,Chosro (König von Persien) wird zugrunde gehen, und nach ihm wird es keinen Chosro mehr geben. Und der Kaiser (von Byzanz) wird auch mit Sicherheit zugrunde gehen, und nach ihm wird es keinen Kaiser mehr geben. Was aber ihre Schätze angeht, so werden diese mit Sicherheit auf dem Weg Allahs verteilt!"20
In einer anderen Überlieferung heißt es: ,,Ihr werdet Qostantinija erobern. Heil dem Fürsten und dem Heere, denen solches beschieden!"
Alle muslimischen Herrscher wollten diese ganz bestimmte Person sein, den der Prophet Jahrhunderte vorher gelobt hatte.
Der Sultan Mehmed II bot noch vor dem großen Angriff dem byzantischen Kaiser Konstantin IX an, ihm und der ganzen Stadtbevölkerung mit ihrem ganzen Vermögen den freien Abzug aus der Stadt zu gewähren, wenn dieser sich ergebe. Dieses Angebot hat der stolze Kaiser von Byzanz nicht akzeptiert. Als bekannt wurde, daß Konstantinopel durch Mehmed II erobert und die Hagia-Sophia in eine Moschee umgewandelt wurde, erfüllte sich für die Muslime ein 800 jähriger Traum.
In der gesamten islamischen Welt, von Istanbul bis Indien, wurde die Eroberung von Konstantinopel mit großen Festen gefeiert.
Sultan Mehmed II gewann durch die Eroberung von Konstantinopel einen internationalen Ruhm. Vor allem in den islamischen Ländern wurde er dadurch sehr beliebt und gleichzeitig ,,zum berühmtesten Herrscher der Muslimische Welt."
Er war der Sultan, den der Prophet gelobt hatte. Er bekam den Beinamen Fatih (Eroberer). Seine Popularität in den islamischen Ländern führte dazu, daß sehr viele Muslime, vor allem Türken, ins Osmanische Reich einwanderten. Abgesehen davon siedelte er Türken aus Anatolien und vom Balkan nach Istanbul. Er versuchte auch, die Einwohner die vor der Eroberung geflüchtet waren, wieder zur Rückkehr zu bewegen. Er hat dem Patriarch der griechisch-orthodoxe Kirche, dem aremenischen Katholikus und dem jüdischen Oberrabbiner Religionsfreiheit zugesagt und sich darum bemüht, daß sie weiterhin in der Stadt blieben. Aufgrund dieser toleranten Politik kamen Christen, u.a. Griechen und Slawen, in die Stadt. Auch Juden, die in Europa von Christen verfolgt wurden, haben im Osmanischen Reich Schutz gefunden. Sie kamen vor allem aus Deutschland, Italien und Spanien.
Sultan Mehmed II nutzte seine Popularität und sein gewonnenes Menschenpotential für seine machtpolitischen Interessen sehr gut aus. Durch eine geschickte Politik gelang es ihm, die während des Mongolensturms entstandenen türkischen Kleinstaaten unter seiner Herrschaft zu vereinen. Er schaffte es, aus dem kleinen osmanischen Staat, den er von seinem Vater übernommen hatte, eine stabile Regionalmacht mit einer Größe von 2.214.000 km² zu machen. Das Osmanische Reich, verdankt Mehmed, der Eroberer das Fundament für den Aufstieg zu einem der größten Reiche der Geschichte.
Wie hat die Eroberung von Konstantinopel, die Entdeckung Amerikas und die Entdeckung des Seeweges nach Indien die osmanische Wirtschaft bis Ende des 16. Jh. beeinflußt? | GRIN | Hauptseminararbeit. Diplomarbeit, Referat, Hausarbeit, Bachelorarbeit, M