Heute vor 557 Jahren hatten die Osmanen ihre Armee bereit gestellt und marschierten Richtung Toren Konstantinopels, damals das Herz Europas, der geschlossene Eingang zu Europa und das Mekka der orthodoxen Welt.
Fatih Sultan Mehmed, ein General, ein Feldherr, ein Taktiker und ein sehr intelligenter Krieger befahl seiner Truppe die Stadt anzugreifen
Selamalejküm und mit freundlichen Grüßen.
Sorry, wenn ich deine Lobeshymnen auf Mehmed Fatih hiermit störe, aber der wahre Eroberer Konstantinopels wohnte in Rom - und zwar 250 Jahre vor der türkischen Eroberung der Stadt. Ich rede von Papst Innozenz III.
Anlässlich des 4. Kreuzzuges im Jahre
1204 wurde Konstantinopel nämlich schon von den westlichen Kreuzfahrern erobert - und aufs brutalste und rücksichtsloseste geplündert. Unter dem Vorwand den Islam zu bekämpfen, wandten sich damit Christen gegen Christen, Brüder gegen Brüder. Für die Soldaten die sich von Flandern, Frankreich, England, Deutschland und Venedig aus aufmachten die Stadt zu nehmen, ging es um den unermesslichen Reichtum den sie beherbergte. Für das Papsttum in Rom ging es darum, den Unfehlbarkeitsanspruch und den Machtgedanken auch jenseits der Grenzen der römischen Kirche in den Osten zu tragen.
Während der tagelangen Plünderung der Stadt durch die Katholiken wurde alles weggeschafft was nicht niet- und nagelfest war. Es wurde auch nicht vor Kirchen und sonstigen Heiligtümern halt gemacht. Nach der Plünderung wurden die gewonnenen Gebiete zerstückelt und unter den Siegern aufgeteilt. Ein Rumpfgebiet des einstigen Byzantinischen Reichs wurde zum Lateinischen Kaiserreich. Dessen erster Kaiser, Balduin von Flandern und Hennegau, hatte allerdings nur noch die leere Ruine der einst prächtigsten Metropole der Christenheit zur Hauptstadt. Das Lateinische Königreich Thessalonike im Osten Nord- und Mittelgriechenlands und diverse Fürsten- und Herzogtümer auf der Peloponnes und der ägäischen Inselwelt unterstanden ebenfalls dem lateinischen Kaiser in Konstantinopel. Kreta, Euböa und ein kleiner Teil der Peloponnes (Modon, Koron und Monembasia) gingen als Kolonie an Venedig.
Die Ereignisse um den 4. Kreuzzug erschütterten das bereits schon seit dem grossen Schisma getrübte Verhältnis zwischen Orthodoxen und Katholiken bis in unsere Tage. Und sie schwächten das damals bereits schwache Byzanz dahingehend, dass sie den Ereignissen vom Jahre 1453 und den Osmanen Tür und Tor öffneten. Es ist für mich eine offene Frage, ob ohne die Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzritter im Jahre 1204, die Eroberung durch die Osmanen später auf diese Weise gelungen wäre.
Beglückwünsche und beweihräuchere deshalb wenn schon eher den Papst...
Für die Griechen im übrigen, heisst die Stadt nach wie vor Konstantinopel, und so wird sie auch immer heissen.
Heraclius