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[/h] [h=3]In Bahrain sind selbst Kinder nicht mehr davor sicher, im Knast zu landen. Im Golfemirat steht ein Sechstklässler wegen «Störung der Sicherheit» vor Gericht. Ihm drohen mehrere Jahre Haft.[/h]
Ali Hasan ist elf Jahre alt, geht in die sechste Klasse und hat immer gerne auf der Strasse Fussball gespielt. Doch jetzt hat er Angst. Denn der Schuljunge ist in Bahrain zum Staatsfeind erklärt worden. Ali wurde ins Gefängnis gesteckt und soll sich wegen «Störung der Sicherheit» vor Gericht verantworten. Am 5. Juli wird das Urteil gefällt. Dem Jungen drohen mehrere Jahre im Gefängnis.
Infografik Die arabische Welt im Umbruch Der Fall sorgt international für Entsetzen. Dass ein Kind ins Gefängnis geworfen wird, sorgt sogar in den nicht sonderlich demokratischen Nachbarstaaten für erhitzte Gemüter, wie die
«Welt» schreibt. Während seine Klassenkameraden weiter zur Schule gehen, musste der Junge vier Wochen in Untersuchungshaft verbringen, schreibt
«The Guardian». Er sei ohne Rechtsanwalt verhört worden. Nur seine Abschlussarbeit für die sechste Klasse habe er in Gefangenschaft noch fertig schreiben dürfen.
Die bahrainische Regierung sagt dazu, Ali habe sechs Stunden in Polizeigewahrsam verbracht und sei danach kurzzeitig im Jugendgefängnis gewesen. Obwohl er noch minderjährig ist, scheint die sunnitische Regierung im mehrheitlich von Schiiten bewohnten Emirat keine Probleme damit zu haben, ein Kind ins Gefängnis zu werfen und als «Aufrüher» vor Gericht zu stellen, bemerkt dazu die
«Welt».
Barrikaden errichtet
Die Chefanklägerin des bahrainischen Jugendgerichts Noura al-Khalifa wirft Ali Hasan vor, «die Sicherheit gestört» und «an einer illegalen Versammlung teilgenommen zu haben». Am 14. Mai ist Ali verhaftet worden, als er in Bilad al-Kadim, einem Vorort der Hauptstadt Manama, eine Strasse während einer Anti-Regierungsdemonstration mit Müllcontainern und Holzbalken verbarrikadiert hat. So lauten zumindest die Vorwürfe. Der Junge bekannte sich während des Verhörs schuldig und sagte aus, von einem Mann drei Dinare (acht Dollar) erhalten zu haben, damit er die Strasse blockiere.
Das Geständnis sei falsch, sagen Anwälte und Menschenrechtsorganisationen, die sich für den 11-Jährigen einsetzen. Ungeachtet dessen, dass der Junge sowieso noch zu jung für einen Prozess sei, sei Ali gar nicht stark genug, um die schweren Müllcontainer zu bewegen, so sein Anwalt Shahzalan Khamees. Der Prozess sei eine Farce, Ali ein «politischer Gefangener».
Auch Alis Vater bezeichnet die Anschuldigungen als Lügen. «Ich bin zwar kein reicher Mann, aber ich habe genug Geld, damit mein Junge nicht auf die Strasse gehen muss, um Geld zu suchen.» Ali selbst sagte gegenüber dem
«Guardian», er habe nur mit Freunden auf der Strasse gespielt und hätte nichts mit den Protesten zu tun. Plötzlich sei die Polizei aufgetaucht. Seine Freunde seien gerannt, er selbst habe es nicht mehr geschafft. Auf der Polizeistation sei er verhört worden. «Ich habe geweint. Am Ende habe ich ihnen gesagt, ich gebe alles zu, wenn ich wieder nach Hause kann.»
Angst im Gerichtssaal
Es sei eine Schande, dass die Behörden in Bahrain Kinder ins Gefängnis werfen statt sie zu beschützen, sagt Anwalt Khamees. Ali selbst habe im Gerichtssaal Angst gehabt. «Er wollte nicht ins Gefängnis zurück. Er hat die Zeit in Gefangenschaft gehasst», sagte Khamees dem
«Guardian». Der Fall habe Auswirkungen auf alle jungen Menschen in Bahrain: «Sie alle wollen wissen, was mit dem Jungen passiert. Sie wollen nicht das gleiche Schicksal erleiden wie er.»
Seit dem 14. Februar 2011 gehen in Bahrain Demonstranten auf die Strasse. Die schiitische Opposition protestiert gegen die sunnitische Minderheitsregierung im Golfstaat. Nur durch die Unterstützung des Nachbarstaates Saudi-Arabien konnten die Proteste vergangenes Jahr unterdrückt werden.
Der aktuelle Fall zeige eindrücklich, dass die Repression in Bahrain seither aber keineswegs schwächer geworden sei, schreibt
«Spiegel Online». Im Gegenteil. Hatte König Hamad Bin Issa Al Chalifa noch im April am Rande des Formel-1-Rennens feierlich Reformen versprochen, werden inzwischen sogar Kinder ins Gefängnis geworfen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International ist wegen des aktuellsten Falles alarmiert. Der Fall zeige die exzessiven Mittel, welche die bahrainische Regierung anwende. «Ich hoffe, die Vorwürfe gegen Ali Hasan werden fallenlassen», sagte Hassiba Hadj Sahraoui, der Vize-Amnesty-Direktor für das Mittelost und Nordafrika-Programm.