zähl mir mal länder auf ausser saudi wo kirchen oder türme oder kirchenglocken verboten sind...
04.12.2009
Christliche Minderheiten: Das Kreuz in den Ländern des Halbmondes
Marokko
Im westlichsten Land der arabisch-islamischen Welt sind nur 1,1 Prozent der Bevölkerung Christen, doch mit den Kirchen gibt es im Reich von König Mohammed VI. keine Probleme. Es werden allerdings auch keine neuen mehr gebaut, da die christliche Bevölkerung sich immer weiter verringert. In Tanger lebten vor 60 Jahren 113.000 Katholiken, heute sind es noch 2000. In der Hauptstadt Rabat waren es 400.000, heute sind es noch 20000. In Tanger gibt es zwölf katholische Kirchen und Klöster, neben evangelischen und anglikanischen Kirchen. Benutzt werden nur drei.
Erst mit der Ankunft der Immigranten aus Schwarzafrika erlebte das Christentum in Marokko eine kleine Renaissance: 80 Prozent der Mitglieder in den christlichen Gemeinden sind heute Afrikaner, nur 20 Prozent Europäer. Noch vor zehn Jahren war es umgekehrt. Der Vater des jetzigen Königs, Hassan II., hatte die katholische Kirche 1983 in einem Brief an den damaligen Papst Johannes Paul II. offiziell anerkannt. 1985 kam Johannes Paul II. ins Stadion von Casablanca und sprach vor 80.000 Menschen.
Das Läuten der Kirchenglocken ist seit 1960 offiziell verboten. Es wird als Werbung für den christlichen Glauben angesehen, was untersagt ist.
Probleme gibt es nur bei Missionierung und Konversion vom Islam zum Christentum. Im März dieses Jahres wurden fünf Missionare, vier Spanier und eine Deutsche, ausgewiesen.
Sie hatten geheime Messen und Bibelstunden abgehalten. Laut Jean-Luc Blanc, Pastor der evangelischen Gemeinde in Casablanca, hat die Missionierung nach dem 11. September 2001 und mit dem Beginn des Irak-Kriegs zugenommen: „Es sind sehr viele amerikanische Missionare gekommen, um Muslime zum Christentum zu bekehren." In Tanger wurde lange die Höhe des Kirchturmes der spanischen Kathedrale beklagt. Als der Neubau einer Moschee unter König Mohammed V., dem Großvater des jetzigen Königs, anstand, musste das Minarett natürlich einige Meter höher sein.
04.12.2009
Christliche Minderheiten: Das Kreuz in den Ländern des Halbmondes
Ägypten
Kommentatoren und Leitartikler am Nil sind sich einig: Das Schweizer Votum vertieft das Gefühl der Muslime, im Westen diskriminiert zu werden. Kein Wort allerdings wird darüber verloren, wie das 77-Millionen-Volk selbst mit seiner christlichen Minderheit umgeht, die etwa zehn Prozent der Bevölkerung ausmacht. Das koptische Weihnachtsfest Anfang Januar konnte nur unter hohen Sicherheitsvorkehrungen gefeiert werden. Polizei und Armee bewachten die Kirchen. Man befürchtete „unfreundliche" Aktionen fundamentalistischer Muslime.
„Die Spannungen zwischen Muslimen und Kopten in Ägypten haben dramatisch zugenommen", sagt der Direktor der Ägyptischen Initiative für Menschenrechte, Hossam Bahgat. „Bis vor einem Jahr noch verzeichneten wir lediglich lokale Zwischenfälle in Oberägypten, Alexandria und Teilen von Kairo", so Bahgat. „Heute sprechen wir von einem nationalen Phänomen."
Saudi-Arabien
Obwohl in Saudi-Arabien mindestens eine Million christliche Gastarbeiter leben, gibt es in dem Land nicht eine einzige Kirche. Einige wenige wohlhabende Christen fliegen manchmal in die benachbarten Emirate, um die hohen Feste zu feiern. Im Scheichtum Katar wurde 2008 eine Kirche eingeweiht - wenn auch ohne Kirchturm, ohne Kreuz und ohne Glocken. Der Koran und die Überlieferung zum Wirken des Propheten Mohammed sind die Verfassung Saudi-Arabiens, das Scharia-Gesetz ist Grundlage aller Rechtsprechung. Christen erhalten vor Zivilgerichten nur 50 Prozent der Entschädigungssumme, die einem Muslim im selben Fall zustehen würde.
Das Land ist so intolerant in Sachen Religion, dass sogar Muslime, die nicht dem fundamentalistischen Wahhabismus angehören, Diskriminierungen ausgesetzt sind. So sind bei der Pilgerfahrt in die Heilige Stadt Mekka schiitische Muslime von Sicherheitskräften als „Ungläubige" bezeichnet worden.
Es ist in Saudi-Arabien offiziell verboten, eine andere Religion als den Islam öffentlich zu praktizieren. Auf den Übertritt vom Islam zum Christentum steht die Todesstrafe, Bibeln sind verboten.
04.12.2009
Christliche Minderheiten: Das Kreuz in den Ländern des Halbmondes
Türkei
Es gibt nur wenige Christen in der Türkei nach der Vertreibung der christlichen Bevölkerungen der Griechen und Armenier. Selten wollen die etablierten Kirchen neue Gotteshäuser bauen. Das dringendste Problem ist der Erhalt der vorhandenen sowie die Rückgabe Tausender Kirchen, die sich der türkische Staat durch Enteignung einverleibt hat. Grundsätzlich gilt für alle Religionsgemeinschaften in der Türkei, dass sie keine eigenständige Rechtsperson darstellen und somit nicht selbst Eigentum erwerben können, also auch keine Kirchen bauen können. Oder Moscheen - denn dies gilt genauso für islamische Gemeinden.
Letztere sind über die staatliche Religionsbehörde organisiert, alle Imame sind Staatsangestellte, die Moscheen baut und unterhält der Staat. Christliche Gemeinden müssen andere Wege suchen. In der Regel gründen sie eine Stiftung oder einen Verein. Ein Beispiel ist die relativ neue deutsche katholische Kirche in Antalya. Da als Betreiber ein Verein auftritt, konnte das Gotteshaus, eine einfache Mietwohnung, nicht „Kirche" genannt werden.
Es sind vor allem evangelikale Gruppen (Freikirchen), die für ihre rund 4000 Konvertiten in der Türkei neue Gotteshäuser brauchen. Auch sie etablieren sich vor allem als Vereine. Das Stiftungsrecht wurde vor einiger Zeit reformiert und enthält nun einige Erleichterungen. Stiftungen dürfen jetzt Geld aus dem Ausland annehmen.
Kirchenbau ist in der Türkei im Grunde Staatsmonopol, meist auf Restaurationsprojekte beschränkt und die Kirchen werden dann zu Museen erklärt - wie die alte armenische Kirche auf der Insel Aghtamar, die 2006 instand gesetzt wurde, aber kein Gotteshaus sein und kein Kreuz tragen darf.