Albaner sind Europäer?
Zuersteinmal ist nichts gottgegeben, sondern das Ergebnis vom Zusammenspiel aller Individuen auf diesem Planeten, von Tag 1 an.
Geschichte ist ein Zufallsprodukt, alles hätte anders kommen können. Zufälle, Geographie, klimatische Ereignisse, selbst der kleinste Windstoss hat in irgendeiner Form weitere Auswirkungen und seinen Platz im Weltlauf.
Die Albaner müssten heute nicht Albaner heissen, nicht die Eigenschaften XY aufweisen, könnten eine Regionalmacht sein. Manche Religionen müssten nicht existieren. Es könnten genau so das heutige Afrika und von mir aus das heutige Australien die dominierenden Kontinente sein, während Europa vielleicht das Armenhaus wäre. Es wäre genau so möglich, dass die Erfindung XY nie oder zu einem anderen Zeitpunkt aufgetaucht worden wäre (mit den entsprechenden Auswirkungen), wir heute gar nicht leben würden, wenn etc. etc.....
"Europäer" hat (im kulturellen Sinne) keine klare Definition. "Europäer sein" heisst nicht, einen französischen Pass zu besitzen, an "Werteverfall" zu leiden, sonst wie dekadent zu sein. Der Begriff Europäer ist unglaublich breit gefächert. Der Portugiese ist ein Europäer, der Rumäne, aber auch der Holländer. Sie alle unterscheiden sich aber, in manchen Bereichen sehr krass sogar.
Klar ist: Jeder Begriff kann nur durch Abgrenzung zu etwas anderem entstehen. Das Problem ist nur, die Grenzen sind nie ganz klar, bzw. verlaufen fliessend. Bei allem, was nicht weit genug der schwammigen Grenze ist, entstehen Einordnungsprobleme. Wir wissen nur: Ein Schweizer ist sicher ein Europäer. Ein Kasache aber sicher nicht.
So bereiten die Türken
HEUTE Kopfzerbrechen: Sie sind sicher nicht "Araber", auch sonst nicht irgendein Wüstenvolk oder irgendwie volloriental, noch nur DIE Enkel von asiatischen Nomaden/sonst wie Asiaten...aber in der Europäerkiste will man sie nicht, selbst wenn sich mancher äusserlich kaum von nem (Süd)Italiener oder Griechen unterscheidet.
Wie ists nun mit dem Albaner?
Lange Zeit verlief die Entwicklung im Balkan, speziell auch in Albanien, parallel zu der Mittel- oder Westeuropas. Irgendwann kam einfach der Punkt/der Bruch, wo man sich auseinanderentwickelte, bzw. wo der eine Teil eine bestimmte Entwicklung nicht mehr durchmachen konnte oder hängenblieb. Wieso? Da sieht jeder einen anderen Grund. Möchte gar nicht näher drauf eingehen. Jedenfalls: Eigendynamik. Man wächst so in verschiedene Richtungen.
Albaner sind Albaner, weil sie während den Jahrhunderten W sich im Gebiet X unter Einfluss des Faktoren Y und dem Kontakt mit den Völkern Z befanden. Punkt.
Genetisch sind wir "Europäer", geographisch ebenfalls. Das sind schonmal zwei gewichtige Faktoren. Und mit Ausnahme der letzten 5-6 Jahrhunderte sind wir zu
100% auch
geschichtlich-kulturell dabei (später eben nicht mehr mit zu den vollen 100...wo es doch gerade dann spannend wurde für Europa).
Wir können also mit Sicherheit NICHT abschliessend sagen, Albaner seien KEINE Europäer. Wenn man den Begriff schon so zurechtlegt, dass wir keine „vollwertigen Europäer“ sind, dann müssen wir aber ne Sonderform sein. Ganz rausfallen lassen kann man Albaner nicht.
Jedenfalls:
Es ist nicht so, dass wir von "diesen Europäern" reden können oder sollten, als wären sie von nem anderen Stern oder als hätten wir nix gemeinsam. Es heisst oft: Wir denken in dieser und dieser Kategorie, wir haben Ehre (als Bsp), wir sind besonders, während sie etc etc ....- Als wären wir immer anders gewesen oder als ob wir totale Unikate wären. Falsch! Ich sagte bereits: Die Entwicklung verlief lange parallel. Es ist eher so: Unsere Eigenheiten sind eigentlich gar keine Eigenheiten im engen Sinn. Was wir heute noch haben, haben SIE nicht MEHR (dabei mögen sie vielleicht sowohl Gutes als auch Schlechtes abgestreift haben).
Eigentlich sind wir genau wie sie, sie wie wir, bloss haben wir viele Entwicklungen nicht oder nicht in der Intensität mitgemacht. Wir sind Europäer mit einem Minus.
Zurück zur Geschichte, die uns individualisert: Wir spürten nichts von ner französischen Revolution, nichts von dem dreissigjährigen Krieg, weniger vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, nichts von der Renaissance, der Aufklärung, hatten wenig mit Napoleon am Hut, wir verschliefen die Kolonialisierungen, die Entdeckung der neuen Welt, hatten nie sehr wichtige Handelsstädte, wir haben die Industrialisierung nicht „live“ erlebt, selbst die jüngeren Weltkriege hatten nicht den gleichen Einfluss... Grund dafür ist vorallem die geographische Ferne, denn je näher am Zentrum des Geschehens, desto eher färbt IN DER REGEL etwas ab. Man sieht das auch ganz schön, wenn man sich auf ner Landkarte die Balkanländer anschaut und sie nach „Europeanness“ beurteilt (Slowenien>Kroatien>Bulgarien)..Auch sonst: Je eher man indirekt oder direkt Verflechtungen aufweisen kann war oder in sonstiger Weise Einfluss übte (Griechenland als bsp, vor allem im Vergleich zu anderen Balkanländern: Ihr Erbe „Demokratie, Dichter und Denker“ ist das Kapital der Griechen und führt dazu, dass die Griechen nie ganz in Vergessenheit geraten werden. Diese SYMPATHIEGARANTIE ODER DIE GARANTIE FÜR EIN EWIGES BAND mit der westlichen Welt oder Europa würde wahrscheinlich erst mit ner totalen Islamisierung komplett untergehen...Und wir reden nur von der Garantie
).
Zu manchen „Sonderheiten“ der Albaner und zur Vertiefung des oben Gesagten:
Blutfehden gab es im Mittelalter auch in Ländern, die heute „typisch“ europäisch sind (DE/CH/AUT/FR/ESP). So gab es:
Blutfehden (siehe Fehdesysteme, später wurden sie abgelöst) = Individuen im heutigen Sinn gab es damals nicht, oder das Individuum war schlicht scheissegal. Wurde AB von der Sippe 22 durch einen XY der Sippe 33 verwundet, wurde das Problem nicht zwischen AB und XY ausgetragen. Individuen waren Schnuppe, unbedeutend. Es ging um die Unantastbarkeit der Sippe. Und so mussten die zwei Sippen (22 & 33) das untereinander ausmachen, und zwar ganz im Sinne von „Auge um Auge, Zahn um Zang“). Die Fehden arteten auch genau gleich aus...Der Kanun (gesamthaft gesehen) als spezielle Zusammenstellung von Brauchtümern und Gewohnheitsrecht ist zwar ein Ding der Albaner, die einzelne Prinzipien und Vorgehensweisen aber nicht. Die waren verbreitet meine Damen und Herren, bloss nicht zu jeder Zeit am gleichen Ort.
Wieso wurde gestraft? Nicht etwa in erster Linie weil der Körper (sowieso nur Fleisch, vergängliche Hülle im Mittelalter) geschädigt wurde. Sondern weil die Tat eine Missachtung des Gegenübers, eine Geringschätzung, einen Angriff auf die Ehre darstellte. Unerhört. Die Ehre war wichtiger als der Angriff auf den Körper oder das Vermögen, sie wurde unter Androhung drakonischer Strafen auch enorm geschützt. Dies aber vorallem aufgrund der sozialen Abhängigkeiten, denn verliert man sein Ansehen, büsst man Respekt und soziale Stellung ein, was wiederum etc etc.
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Yiiiihhaaa
uh: