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Albanian Poem

Ismail Kadare

KOSOVA

Sa herë kam kaluar mbi qiellin tënd, Kosovë,
Midis reve të tua të rënda, gjëmimeve të tua.
Ca pika shiu u rrokullisën nga dritarja e avionit, diç thanë.
(As ato s'mund t'i prek dot, janë përjashta),
Një vetëtimë që kaloi përbri m'u duk se ma bëri me dorë.

E rra. ky është shiu yt, retë e tua, bubullimat e tua.
Ca sinjale të shpejta, xixëllima mendimi inkandeshente.
Kurse kurrizi i gjerë i tokës sate vrapon diku poshtë,
Duket e zhduket i zymtë midis zgavrave dhe humnerave të reve.

Largohemi vazhdimisht. Tani ti mbete prapa.
Tani krahu i avionit në qindra copa të pret.


1966
 
Ismaïl Kadaré - TI QAVE ...

MIT LEISER STIMME, WEINEND

Mit leiser Stimme, weinend, sagtest du,
Ich hätt wie eine Hu.re dich behandelt.
Was kümmerten mich damals deine Tränen,
Ich liebte dich und wusste nichts davon.

Bis plötzlich eines Morgens beim Erwachen
Die Welt mir ohne dich ganz leer erschien
Und ich begriff, was ich verloren hatte.
Doch was gewonnen, das begriff ich auch.

Smaragden funkelte mein Kummer
Und wolkenschwer umgraute mich das Glück.
Es fiel mir schwer, mich zu entscheiden,
Weil eins doch schöner als das andre war.

Denn diese Kollektion von Schmuck war so beschaffen,
Dass sie zugleich mit Licht und Dunkel warb,
Die Gier nach Leben hundertfach vermehrte,
Und hundertfach den Tod beschwor.

1970
 
BALLADE VOM VATER

Am Tag der rötlichen Jahrezeit
Starb mein Vater
Im Allgemeinen Krankhaus Prishtina
Nach langer Operation, vier Studen dauerte sie,
An einer gelben Krankheit! Ganz gelb!

Dann hiess es er hätte Krebs gehabt.
Und die Krankheir wurde erforscht, weit weit fort,
Mit Skalpell und blauem Licht des OP,
An einem Tag der rötlichen Jahreszeit, der reifen Jahreszeit,
Diente mein Vater auch der Wissenschaft.

Seimn Lebenslauf ist nichts Tolles, nichts Hochtrabendes.
Einer von Dorf. Maurer.
Hat Hochhäuser verputzt. Schulen. Selbstbedienungsläden,
Und das Allgemeine Krankenhaus Prishtina.

Hat auch die Schule seines Dorfes gemauert.
Mauern. Dächer. Bürgersteige.
Hat Reihen von Festern verputzt,
Hat dann Rahmen und Scheiben
In fünfundvierzig Fesnter eingesetzt.

Unter diesem Dach
Durch diese Fenster sahen
All seine Nachkommen die Welt mit Kinderaugen.
Jetzt sieht am elften Fenster
Vaters siebtes Kind die Welt
Mit offenen Augen,
Die Schwester in der fünften Klasse, Lumnije…

Sein Lebenslauf ist nichts Tolles, nichts Hochtrabendes.
Einer von Dorf. Maurer.
Hat Hochhäuser verputzt. Schulen. Selbstbedienungsläden
Und das Allgemeine Krankenhaus Prishtina. (1979)
 
Ismaïl Kadaré - MALL
SEHNSUCHT
Regentropfen pochten auf das Glas
Als jähe Sehnsucht mich nach dir ergriff.
Wir beide leben in der gleichen Stadt,
Doch unsre Wege kreuzen sich nicht oft.

Und wie der Herbst und dieser Morgen kam
Erschien in hohem Maß mir sonderbar.
Ein trüb verhangner Himmel ohne Störche,
Kein Regenbogen zwischen starken Schauern.

Warum wohl kommt das alte Wort des Heraklit
Mir ausgerechnet heute in den Sinn:
„Den Wachenden ist eine Welt gemeinsam,
Doch jeder Schlafende hat eine Welt für sich.“

In welchen Traum sind wir so tief versunken,
Daß wir daraus nicht mehr erwachen können?
Die Regentropfen pochten auf das Glas
Als jähe Sehnsucht mich nach dir ergriff.


1976
 
Ismaïl Kadaré - EDHE KUR KUJTESA
WENN MEINE ERINNERUNG
Wenn meine Erinnerung, die müde, dann
Wie eine Straßenbahn zu später Mitternacht
Nur noch an wichtigen Stationen hält:
Dich werd ich nicht vergessen!

Erinnern werd ich mich
Des Abends, unendlich schweigsam, deiner Augen,
Des Schluchzens, das erstickt auf meine Schulter sank
Wie fester Schnee.

Nun ist der Abschied da,
Ich gehe fort, und weit.
So ist es oft, nur dass
Des Nachts sich einmal Finger
Mit deinem Haar verflechten,
Die längsten Finger, meine, kilometerlang.

1961
 
hier auf deutsch:

Ismaïl Kadaré - KOSOVA

KOSOVA

Sooft ich deinen Himmel querte, Kosova,
Durch deine schweren Wolken flog, dein Donnergrollen,
Floss Regen kullernd übers Flugzeugfenster, sprach.
(Auch sie, die Tropfen draußen, kann ich nicht berühren.)
Ein Blitz zuckte vorbei, als wolle er mir Zeichen geben.

Das also sind sie: dein Regen, deine Wolken, dein Donner.
Ein paar rasche Signale, aufglühende Gedankenfunken,
Während unten, irgendwo, der breite Rücken deiner Erde dahineilt,
Düster auftaucht und verschwindet in den Wolkenschluchten.

Wir ziehen stetig unsre Bahn. Du bleibst zurück.
Der Flugzeugflügel schneidet dich in hundert Stücke.

1966
 
Die toten Leser

Im Schatten des berges zerkratzen wir
das Gesicht der Erde
ziehen aus ihr vielleicht die heidnisch
wilden Stimmen der Väter
und schreiben Bücher auf der
Haut des Baumes
mit seinen tausend Jahren
Doch die Bücher wer soll sie lesen
in dieser Hölle von Zeit
da die Leser sterben sie fangen
Glühwürmchen
und essen Erdbeeren
Die Köpfe von Wölfen Schlangen
Mäusen
erobern selbst weißes Papier
 
Lebende Wunde

Täglich steig ich hinunter zum
Starnberger See
und ständig vermehren sich die Fische
vertreiben auch denen die Zeit die von
fremder erde gekommen
Überm Scheitel des Kopfes am Ende
des Tages
seh ich nur den Vogel der Heimat
in Totenklagen
sich verschließend in lebender Wunde
 
WER TÖTET DEN WOLF

Für F.Altimari

Und der Herr sprach

Begegnest du
dem ALBANER und dem Wolf
Töte den ALBANER

Und als es ihm zu Ohren kam
Lächelte der Albaner
Und drehte sich eine Zigarette

Tötest du mich
du Elender
Wer tötet dann
den WOLF

Arme Herde
 
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