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[h=2]Amselfeld-Rede: 25 Jahre nach dem Jubel für Milosevic gibt es nur noch Buhrufe[/h]1.7.2014, 15:58 Uhr [h=3]Vor 25 Jahren wurde Slobodan Milosevic im Kosovo von über einer Million jubelnden Serben empfangen. Dieses Jahr wurde die Rede des Präsidenten Tomislav Nikolic von Buhrufen und Pfiffen begleitet. Die 2000 Demonstranten warfen Nikolic vor, ein Verräter zu sein, der das Kosovo aufgegeben hat. Für viele Serben im Kosovo liegt die Hoffnung beim Kriegshetzer Vojislav Seselj. Eine Reportage vom Amselfeld. Von Una Hajdari, Krsto Lazarević und Armend Nimani[/h] Studenten aus Belgrad werfen der serbischen Regierung vor, nicht genug für die Serben im Kosovo zu tun. Manche bewerfen den Präsidenten mit Kieselsteinen. (Bild: Armend Nimani)
¶ Tomislav Nikolic ist nicht willkommen auf dem Amselfeld. «Wir stehen für Serbien und Russland, wir brauchen keine EU» und «Tomo, du Verräter, du hast das Kosovo verkauft», skandieren die serbischen Demonstranten in Richtung des serbischen Präsidenten. Unweit der kosovarischen Hauptstadt Pristina steht eine Gruppe Jugendlicher mit serbischen Flaggen und schwarzen T-Shirts am Fusse des Gazimestan-Monuments und wirft der serbischen Regierung vor, sich nicht ausreichend um die Interessen der im Kosovo lebenden Serben zu kümmern.
Zavetnici ist eine Gruppe von Studenten aus Belgrad. «Wir wissen, wie schwierig die Lebensbedingungen für die Serben sind, die das Kosovo aus Liebe zu ihrem Land nicht aufgegeben haben. Sogar eine Fahrt nach Gazimestan ist für einige ein Luxus», sagt Milica Djurdjevic, (24), eine Politikwissenschaftsstudentin aus Belgrad. Als Mitglied von Zavetnici sagt sie: «Jedes Jahr kommen mehr junge Menschen hierher, das gibt uns Hoffnung.»
Die Geste kam gut an, seine Rede nicht: Präsident Tomislav Nikolic bekreuzigt sich für die serbischen Helden des Kosovos. (Bild: Armend Nimani)
Die Serbinnen und Serben versammeln sich um den Turm, der zu Ehren der «Helden der Schlacht auf dem Amselfeld 1389» errichtet wurde. Der 28. Juni ist für die Serben der wichtigste nationale Feiertag des Jahres. Der serbische Präsident Tomislav Nikolic sagte hier vergangenen Samstag: «Die Schlacht, die hier vor 625 Jahren geschlagen wurde, war eine Entscheidungsschlacht gegen das mächtige Osmanische Reich. Nicht weil wir die Schlacht gewonnen haben und auch nicht weil wir die Schlacht verloren haben. Die Serben mussten für die Schlachten, die sie geführt haben immer einen grossen Preis zahlen. Das ist unser serbisches Schicksal.»
[h=5]Nikolic beendete seine Rede sichtlich zitternd und eingeschüchtert.[/h]Die rund 2000 Demonstranten konnte Nikolic nicht überzeugen. Während der gesamten Rede wurde der Präsident mit Kieselsteinen beworfen. Plötzlich explodierte ein Feuerwerkskörper direkt vor den Füssen des serbischen Präsidenten. Nikolic beendete seine Rede sichtlich zitternd und eingeschüchtert. Er appellierte an die wütende Menge: «Ihr jungen Menschen, die ihr dort pfeift und buht, ich möchte euch daran erinnern, dass keiner von uns heute hier wäre, wenn die Menschen gebuht hätten, als Fürst Lazar sein Volk einte.» Fürst Lazar war der Feldherr, der im Jahre 1389 mit Hilfe von bosnischen, serbischen, albanischen und anderen Truppen gegen das osmanische Reich ins Feld zog.
Miroljub Adjencic (42), der zu der Gruppe gehörte, die Nikolic vergangenen Samstag begleitete, kritisiert die Demonstranten: «Diese Leute, die da protestieren, verstehen doch gar nicht, was wir hier durchmachen. Ich bin mir sicher, die meisten kommen nicht mal aus dem Kosovo.»
[h=4]Der Wechsel vom Rechtsextremen zum Europäer kam nicht gut an[/h]Tomislav Nikolic und viele seiner Parteifreunde verliessen die ultranationalistische Serbische Radikale Partei und vollzogen einen Kurswechsel von antieuropäischen und serbischen Ultranationalisten zu Proeuropäern, welche die EU-Integration Serbiens voranbringen wollen und die Blockadehaltung gegenüber dem Kosovo in kleinen aber wichtigen Schritten aufgeben. Die relativ neue serbische Fortschrittspartei positioniert sich Mitte-Rechts und legt ihren Fokus auf die EU-Integration.
Bei den letzten Wahlen konnte sie damit die absolute Mehrheit erlangen, und der neue Ministerpräsident Aleksandar Vucic erfreut sich bei seinen europäischen Partnern grosser Beliebtheit. Dass er noch vor kurzem gegen Muslime, Kroaten und Albaner hetzte und selbstbewusst rechtsextreme Positionen vertrat, wird ihm kaum nachgetragen, weil er der Mann ist, der Serbien in die EU führen soll. Aufgrund dieses Kurswechsels werfen viele Serben im Kosovo den serbischen Politikern vor, «heilige serbische Erde» verkauft und verraten zu haben.
Ewiggestriger Kriegshetzer und der Hoffnungsträger auf dem Kosovo: Vojislav Seselj ist omnipräsent. (Bild: Armend Nimani)
Für viele der serbischen Demonstranten heisst die Hoffnung Vojislav Seselj. Sie sehen den rechtsextremen Ultranationalisten als kompromisslosen Führer, im Gegensatz zu denen, die Serbien und die Serben heute vertreten. Seselj fordert auch heute noch ein Grossserbien und verantwortet sich seit dem Februar 2003 vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien. Seine Position ist die des ewiggestrigen Kriegshetzers. In Serbien hat er in den vergangenen Jahren an Relevanz und Popularität eingebüsst, aber bei vielen Serben im Kosovo kommt er mit seinen Hassreden weiterhin gut an, da sich dort viele nicht mit den neuen Realitäten abfinden möchten.
Der Schwur des Fürsten Lazar als Inschrift auf dem Gazimestan-Monument. (Bild: Armend Nimani)
«Nicht mal an unserem heiligen Feiertag können wir unsere Köpfe voller Stolz erheben. Dieses Jahr ist schlimmer als das Jahr, in dem wir Slobodan Milosevic an Den Haag ausliefern mussten. Wenn Vojislav Seselj zurückkehrt, dann gibt es Hoffnung für uns», sagt Budimir Spasic, (52), ein Bewohner von Novo Brdo. Er beschuldigt die heutigen serbischen Politiker, sie seien nichts anderes als Schachfiguren der Grossmächte und seien nicht in das Kosovo gekommen, weil sie «zu viel Angst haben herzukommen».
[h=4]Der Katalysator des Nationalismus ist die soziale Lage[/h]Die soziale Situation im Kosovo ist schwierig und die Serben beschweren sich, weil es kaum Möglichkeiten gibt, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie fühlen sich diskriminiert, viele sind weiterhin auf Gelder aus Belgrad angewiesen und es wird schwieriger die Grundlagen für ein menschenwürdiges Leben zu schaffen. Diese Situation ist ein ständiger Katalysator des serbischen Nationalismus und unter diesen Bedingungen werden sich die Serben niemals bereit erklären, sich in das Kosovo zu integrieren.
«Seit sich Kosovo und Serbien in Brüssel geeinigt haben, wird unser Leben deutlich schwieriger. Immer mehr Serben verlassen das Kosovo und für diejenigen, die bleiben, wird das Leben immer unerträglicher. Wir brauchen Seselj als Kopf unserer Regierung. Er steht für wahre serbische Werte und will die Situation im Kosovo verändern», sagt Milomir Vasic (33), ein serbischer Bewohner des Städtchens Plementina. Während das Leben für die Serben in Serbien langsam weitergeht, wünschen sich die Serben im Kosovo die alten Kriegstreiber zurück.
[h=5]Während das Leben für die Serben in Serbien langsam weitergeht, wünschen sich die Serben im Kosovo die alten Kriegstreiber zurück.[/h]Tomislav Nikolic besuchte auch die serbische Enklave im Kosovo Gracanica, welche das gleichnamige Kloster beherbergt. Die Stimmung hier ist positiver als bei dem Gazimestan-Monument auf dem Amselfeld. Seit dem Untergang Jugoslawiens gehen nationalistische Politik und serbisch-orthodoxe Kirche in Serbien Hand in Hand und sind aufs engste miteinander verbunden. Vielen Serben gilt das Kloster als Wiege ihrer Nation und religiösen Identität.
Der 28. Juni ist ein religiöser Feiertag, Vidovdan. Seine Bedeutung erhielt er aber im panslawischen Nationalismus. (Bild: Armend Nimani)
Zivojin Rakocevic, Direktor des «Haus der Kultur» in Gracanica, war der Leiter des einmonatigen Programms im Juni zur Feier des diesjährigen 625-jährigen Vidovdan. «Wir Serben leben in einem Ghetto. Trotz dieses Umstandes versuchen wir den Menschen ein klein wenig Hoffnung zu geben, indem wir diese Veranstaltungen organisieren. Dadurch erlangen die Menschen ihre verloren gegangenen Freiheiten wieder und wir schaffen einen Raum in dem sie ihre Identität zurückerobern können», sagt er.
Das Programm der einmonatigen Feierlichkeiten umfasste Konzerte, Poesielesungen, Theateraufführungen, sowie eine Ausstellung im «Haus der Kultur». Bestandteil der Ausstellung waren zwei kontroverse Gemälde. Das erste zeigt Gavrilo Princip, den Attentäter des Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie, und das andere zeigt Slobodan Milosevic 1989 bei seiner Rede auf dem Amselfeld (die englische Übersetzung und die deutsche Übersetzung der vieldiskutierten und umstrittenen Rede).
Beides sind Schlüsselereignisse für das serbische Nationalbewusstsein. Genau 600 Jahre nach der historischen Schlacht zwischen den Truppen des christlichen Fürsten Lazar mit dem osmanischen Heer besuchten über eine Million Serbinnen und Serben das Kosovo und wohnten einem Spektakel bei, das eine wichtige Rolle bei der Renaissance des serbischen Nationalismus spielte.
[h=4]Nostalgische Erinnerungen an Jugoslawien[/h]Der Belgrader Soziologieprofessor Todor Kuljic betont: «Hier brach Milosevic mit der jugoslawischen Erinnerungskultur und dem Lenin'schen Diktum der kommunistischen Partei Jugoslawiens: Kommunisten bekämpfen den eigenen, Chauvinisten den Nationalismus der anderen.» 25 Jahre später scheinen sich die Umstände in eine andere Richtung bewegt zu haben. Milosevic ist tot, und Jugoslawien gibt es nicht mehr. Der Kosovokrieg, die völkerrechtswidrige Bombardierung Serbiens durch die Nato und die kosovarische Unabhängigkeitserklärung 2008 haben ihren Beitrag geleistet, um die politischen und sozialen Gräben zwischen albanischer Mehrheitsbevölkerung und serbischer Minderheit zu vertiefen.
Einige Bewohner erinnern sich nostalgisch an die Zeiten Jugoslawiens, als Serben und Albaner friedlich miteinander gelebt haben. «Ich habe im Zentrum Pristinas gelebt und fühlte mich sehr viel wohler mit dem Leben, das ich dort geführt habe», sagt Nikola Stosovic (66). «Als Kind lernte ich Albanisch und hatte viele albanische Freunde. Heute lebe ich in den Baracken von Gracanica, eine Spende aus Russland.» Seine Baracke ist fünf Quadratmeter gross und nur eine von vielen in den serbischen Siedlungen an der Peripherie Gracanicas.
Die Probleme, die das Kosovo heute heimsuchen, führt Stosovic auf den serbischen Nationalismus zurück: «1989 befand sich Jugoslawien in einer Krise, und die nationalistischen Kräfte in Serbien übernahmen die Machtpositionen, was viele Serben gut fanden. Sie riskierten das freundliche und nachbarschaftliche Verhältnis zu den Albanern im Kosovo wegen des Versprechens nach grossem Ruhm durch nationalistische Politik.» Stosovic ist etwas nostalgisch, aber er beschwert sich nicht über seine schwierige Situation: «Ich erinnere mich an Zeiten, als mein Leben besser war, und das gibt mir die Kraft weiter zu machen», sagt er nur, warnt aber auch: «Die junge Generation heute sollte aber sehr vorsichtig sein, in welche Richtung sie läuft.»
Es sind in diesem Jahr nicht eine Million Besucher gewesen, aber doch ein paar. (Bild: Armend Nimani)
Auch Azem Vllasi musste mit der harten Realität im Kosovo fertig werden. Als ehemaliger jugoslawischer Politiker kosovarischer Herkunft wehrte sich Vllasi 1989 gegen die Verfassungsänderungen des Milosevic-Regimes, das den Autonomiestatus des Kosovo de facto aufhob. Dafür wurde er ins Gefängnis geworfen, von wo aus er die Rede von Milosevic im Jahre 1989 beobachtete.
Heute sagt er: «Die serbischen Politiker sollten sich lieber mit konkreten Reformvorhaben befassen und den Problemen in ihrem Land ins Auge sehen, statt jedes mal den Kosovomythos heraufzubeschwören, wenn eine Krise ausbricht.» Vllasi betont, dass dies noch niemandem etwas gebracht hat: «Nikolic 2014 und Milosevic 1989 haben sich auf ein jahrhundertealtes Ereignis bezogen, wenn sie mögliche Gefahren für ihren Machterhalt zu erkennen glaubten. Es hat ihnen nicht geholfen, sondern ihnen nur Niederlagen eingebracht. Und es wird weiterhin Niederlagen einbringen.»
Vor 25 Jahren wurde Slobodan Milosevic im Kosovo von über einer Million jubelnden Serben empfangen ? dieses Jahr wurde die Rede des Präsidenten Tomislav Nikolic von Buhrufen und Pfiffen begleitet | TagesWoche
mit einem solchen Gedankengut kann natürlich kein Friede & Dialog geführt werden......
Serbien und ihre Politiker hätten sie die macht der 90er jahre würden gleich weiterfahren wie damals.
aber die zeit arbeitet für die Albaner ....
um so früher um so besser für Serbien & Serben würde diese Einsicht auch gelebt werden
¶ Tomislav Nikolic ist nicht willkommen auf dem Amselfeld. «Wir stehen für Serbien und Russland, wir brauchen keine EU» und «Tomo, du Verräter, du hast das Kosovo verkauft», skandieren die serbischen Demonstranten in Richtung des serbischen Präsidenten. Unweit der kosovarischen Hauptstadt Pristina steht eine Gruppe Jugendlicher mit serbischen Flaggen und schwarzen T-Shirts am Fusse des Gazimestan-Monuments und wirft der serbischen Regierung vor, sich nicht ausreichend um die Interessen der im Kosovo lebenden Serben zu kümmern.
Zavetnici ist eine Gruppe von Studenten aus Belgrad. «Wir wissen, wie schwierig die Lebensbedingungen für die Serben sind, die das Kosovo aus Liebe zu ihrem Land nicht aufgegeben haben. Sogar eine Fahrt nach Gazimestan ist für einige ein Luxus», sagt Milica Djurdjevic, (24), eine Politikwissenschaftsstudentin aus Belgrad. Als Mitglied von Zavetnici sagt sie: «Jedes Jahr kommen mehr junge Menschen hierher, das gibt uns Hoffnung.»
Die Geste kam gut an, seine Rede nicht: Präsident Tomislav Nikolic bekreuzigt sich für die serbischen Helden des Kosovos. (Bild: Armend Nimani)
[h=5]Nikolic beendete seine Rede sichtlich zitternd und eingeschüchtert.[/h]Die rund 2000 Demonstranten konnte Nikolic nicht überzeugen. Während der gesamten Rede wurde der Präsident mit Kieselsteinen beworfen. Plötzlich explodierte ein Feuerwerkskörper direkt vor den Füssen des serbischen Präsidenten. Nikolic beendete seine Rede sichtlich zitternd und eingeschüchtert. Er appellierte an die wütende Menge: «Ihr jungen Menschen, die ihr dort pfeift und buht, ich möchte euch daran erinnern, dass keiner von uns heute hier wäre, wenn die Menschen gebuht hätten, als Fürst Lazar sein Volk einte.» Fürst Lazar war der Feldherr, der im Jahre 1389 mit Hilfe von bosnischen, serbischen, albanischen und anderen Truppen gegen das osmanische Reich ins Feld zog.
Miroljub Adjencic (42), der zu der Gruppe gehörte, die Nikolic vergangenen Samstag begleitete, kritisiert die Demonstranten: «Diese Leute, die da protestieren, verstehen doch gar nicht, was wir hier durchmachen. Ich bin mir sicher, die meisten kommen nicht mal aus dem Kosovo.»
[h=4]Der Wechsel vom Rechtsextremen zum Europäer kam nicht gut an[/h]Tomislav Nikolic und viele seiner Parteifreunde verliessen die ultranationalistische Serbische Radikale Partei und vollzogen einen Kurswechsel von antieuropäischen und serbischen Ultranationalisten zu Proeuropäern, welche die EU-Integration Serbiens voranbringen wollen und die Blockadehaltung gegenüber dem Kosovo in kleinen aber wichtigen Schritten aufgeben. Die relativ neue serbische Fortschrittspartei positioniert sich Mitte-Rechts und legt ihren Fokus auf die EU-Integration.
Bei den letzten Wahlen konnte sie damit die absolute Mehrheit erlangen, und der neue Ministerpräsident Aleksandar Vucic erfreut sich bei seinen europäischen Partnern grosser Beliebtheit. Dass er noch vor kurzem gegen Muslime, Kroaten und Albaner hetzte und selbstbewusst rechtsextreme Positionen vertrat, wird ihm kaum nachgetragen, weil er der Mann ist, der Serbien in die EU führen soll. Aufgrund dieses Kurswechsels werfen viele Serben im Kosovo den serbischen Politikern vor, «heilige serbische Erde» verkauft und verraten zu haben.
Ewiggestriger Kriegshetzer und der Hoffnungsträger auf dem Kosovo: Vojislav Seselj ist omnipräsent. (Bild: Armend Nimani)
Der Schwur des Fürsten Lazar als Inschrift auf dem Gazimestan-Monument. (Bild: Armend Nimani)
[h=4]Der Katalysator des Nationalismus ist die soziale Lage[/h]Die soziale Situation im Kosovo ist schwierig und die Serben beschweren sich, weil es kaum Möglichkeiten gibt, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie fühlen sich diskriminiert, viele sind weiterhin auf Gelder aus Belgrad angewiesen und es wird schwieriger die Grundlagen für ein menschenwürdiges Leben zu schaffen. Diese Situation ist ein ständiger Katalysator des serbischen Nationalismus und unter diesen Bedingungen werden sich die Serben niemals bereit erklären, sich in das Kosovo zu integrieren.
«Seit sich Kosovo und Serbien in Brüssel geeinigt haben, wird unser Leben deutlich schwieriger. Immer mehr Serben verlassen das Kosovo und für diejenigen, die bleiben, wird das Leben immer unerträglicher. Wir brauchen Seselj als Kopf unserer Regierung. Er steht für wahre serbische Werte und will die Situation im Kosovo verändern», sagt Milomir Vasic (33), ein serbischer Bewohner des Städtchens Plementina. Während das Leben für die Serben in Serbien langsam weitergeht, wünschen sich die Serben im Kosovo die alten Kriegstreiber zurück.
[h=5]Während das Leben für die Serben in Serbien langsam weitergeht, wünschen sich die Serben im Kosovo die alten Kriegstreiber zurück.[/h]Tomislav Nikolic besuchte auch die serbische Enklave im Kosovo Gracanica, welche das gleichnamige Kloster beherbergt. Die Stimmung hier ist positiver als bei dem Gazimestan-Monument auf dem Amselfeld. Seit dem Untergang Jugoslawiens gehen nationalistische Politik und serbisch-orthodoxe Kirche in Serbien Hand in Hand und sind aufs engste miteinander verbunden. Vielen Serben gilt das Kloster als Wiege ihrer Nation und religiösen Identität.
Der 28. Juni ist ein religiöser Feiertag, Vidovdan. Seine Bedeutung erhielt er aber im panslawischen Nationalismus. (Bild: Armend Nimani)
Zivojin Rakocevic, Direktor des «Haus der Kultur» in Gracanica, war der Leiter des einmonatigen Programms im Juni zur Feier des diesjährigen 625-jährigen Vidovdan. «Wir Serben leben in einem Ghetto. Trotz dieses Umstandes versuchen wir den Menschen ein klein wenig Hoffnung zu geben, indem wir diese Veranstaltungen organisieren. Dadurch erlangen die Menschen ihre verloren gegangenen Freiheiten wieder und wir schaffen einen Raum in dem sie ihre Identität zurückerobern können», sagt er.
Das Programm der einmonatigen Feierlichkeiten umfasste Konzerte, Poesielesungen, Theateraufführungen, sowie eine Ausstellung im «Haus der Kultur». Bestandteil der Ausstellung waren zwei kontroverse Gemälde. Das erste zeigt Gavrilo Princip, den Attentäter des Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie, und das andere zeigt Slobodan Milosevic 1989 bei seiner Rede auf dem Amselfeld (die englische Übersetzung und die deutsche Übersetzung der vieldiskutierten und umstrittenen Rede).
Beides sind Schlüsselereignisse für das serbische Nationalbewusstsein. Genau 600 Jahre nach der historischen Schlacht zwischen den Truppen des christlichen Fürsten Lazar mit dem osmanischen Heer besuchten über eine Million Serbinnen und Serben das Kosovo und wohnten einem Spektakel bei, das eine wichtige Rolle bei der Renaissance des serbischen Nationalismus spielte.
[h=4]Nostalgische Erinnerungen an Jugoslawien[/h]Der Belgrader Soziologieprofessor Todor Kuljic betont: «Hier brach Milosevic mit der jugoslawischen Erinnerungskultur und dem Lenin'schen Diktum der kommunistischen Partei Jugoslawiens: Kommunisten bekämpfen den eigenen, Chauvinisten den Nationalismus der anderen.» 25 Jahre später scheinen sich die Umstände in eine andere Richtung bewegt zu haben. Milosevic ist tot, und Jugoslawien gibt es nicht mehr. Der Kosovokrieg, die völkerrechtswidrige Bombardierung Serbiens durch die Nato und die kosovarische Unabhängigkeitserklärung 2008 haben ihren Beitrag geleistet, um die politischen und sozialen Gräben zwischen albanischer Mehrheitsbevölkerung und serbischer Minderheit zu vertiefen.
Einige Bewohner erinnern sich nostalgisch an die Zeiten Jugoslawiens, als Serben und Albaner friedlich miteinander gelebt haben. «Ich habe im Zentrum Pristinas gelebt und fühlte mich sehr viel wohler mit dem Leben, das ich dort geführt habe», sagt Nikola Stosovic (66). «Als Kind lernte ich Albanisch und hatte viele albanische Freunde. Heute lebe ich in den Baracken von Gracanica, eine Spende aus Russland.» Seine Baracke ist fünf Quadratmeter gross und nur eine von vielen in den serbischen Siedlungen an der Peripherie Gracanicas.
Die Probleme, die das Kosovo heute heimsuchen, führt Stosovic auf den serbischen Nationalismus zurück: «1989 befand sich Jugoslawien in einer Krise, und die nationalistischen Kräfte in Serbien übernahmen die Machtpositionen, was viele Serben gut fanden. Sie riskierten das freundliche und nachbarschaftliche Verhältnis zu den Albanern im Kosovo wegen des Versprechens nach grossem Ruhm durch nationalistische Politik.» Stosovic ist etwas nostalgisch, aber er beschwert sich nicht über seine schwierige Situation: «Ich erinnere mich an Zeiten, als mein Leben besser war, und das gibt mir die Kraft weiter zu machen», sagt er nur, warnt aber auch: «Die junge Generation heute sollte aber sehr vorsichtig sein, in welche Richtung sie läuft.»
Es sind in diesem Jahr nicht eine Million Besucher gewesen, aber doch ein paar. (Bild: Armend Nimani)
Heute sagt er: «Die serbischen Politiker sollten sich lieber mit konkreten Reformvorhaben befassen und den Problemen in ihrem Land ins Auge sehen, statt jedes mal den Kosovomythos heraufzubeschwören, wenn eine Krise ausbricht.» Vllasi betont, dass dies noch niemandem etwas gebracht hat: «Nikolic 2014 und Milosevic 1989 haben sich auf ein jahrhundertealtes Ereignis bezogen, wenn sie mögliche Gefahren für ihren Machterhalt zu erkennen glaubten. Es hat ihnen nicht geholfen, sondern ihnen nur Niederlagen eingebracht. Und es wird weiterhin Niederlagen einbringen.»
Vor 25 Jahren wurde Slobodan Milosevic im Kosovo von über einer Million jubelnden Serben empfangen ? dieses Jahr wurde die Rede des Präsidenten Tomislav Nikolic von Buhrufen und Pfiffen begleitet | TagesWoche
mit einem solchen Gedankengut kann natürlich kein Friede & Dialog geführt werden......
Serbien und ihre Politiker hätten sie die macht der 90er jahre würden gleich weiterfahren wie damals.
aber die zeit arbeitet für die Albaner ....
um so früher um so besser für Serbien & Serben würde diese Einsicht auch gelebt werden