[h=3]Der Raketenangriff auf Aleppo ist der Beweis für die Verzweiflung und die Auswegslosigkeit.[/h]Sein eine Amtskollegen Saddam Hussein und Muammar al-Gaddafi hat nun auch der Diktator Baschar el Assad russische Scud B-Raketen abfeuern lassen. Für Shashan Joshi vom britisch „Königlichen Institut für Militär-und Sicherheitsstudien“ ist der Einsatz der 300 Kilometer weitreichenden Terrorwaffen mit einem 1000 Kilogramm schweren Sprengkopf ein „klarer Beweis für Verzweiflung und die Auswegslosigkeit“, in der sich die syrische Armee gegenwärtig befindet. Das gilt besonders für die von Rebellen umzingelte Wirtschaftsmetropole Aleppo, die in der Nacht zum Dienstag das Ziel von Assads Scud-B-Raketen war.
Mehr als 50 Menschen sollen bei den Raketenangriffen ums Leben gekommen sein. Betroffen war vor allem der von Rebellen besetzte Stadtviertel Jabal Badro, das sich in der Nähe des zivilen und militärischen Flughafens von Aleppo befindet. Assads-Mig-Kampfflugzeuge können dort nicht mehr starten und landen. Nach Angaben der Rebellen stünde die Erstürmung der riesigen Militärbasis unmittelbar bevor. Das würde auch erklären, warum nun die syrische Armee aus „sicherer Entfernung“ Scud-Raketen abfeuert. Zu diesem letzten Mittel hatte auch Gaddafi in seiner von Rebellen umzingelten Heimatstadt Sirte gegriffen, ehe er einem Monat später von seinen Widersachern gelyncht wurde.
Assad im bombensicheren Palast
Baschar el Assad dürfte sich wahrscheinlich noch einige Monate länger im Amt befinden. Sein bombensicherer Palast in Damaskus wird im Moment noch von der Armee verteidigt. Aus Aleppo müssten sich die syrischen Streitkräfte dagegen nach der von den Rebellen erwarteten Erstürmung der Flughäfen vermutlich zurückziehen.
In der Vier-Millionen-Stadt im Norden Syriens soll dann nach dem Willen der islamistischen Rebellengruppierungen ein „neues Zeitalter“ anbrechen. Man werde einen „islamischen Staat gründen“, der sich auf den Grundsatz der „Schura“ (deutsch: Beratung) stützte, verkündete der Sprecher der mit Al Kaida verbündeten Nusra-Front, Salim Sabagh, am Montag auf einer Bürgerversammlung in Aleppo. Wahlen seien in dem islamischen Herrschaftssystem nicht vorgehen. Alle wichtigen politischen Entscheidungen würden von einem Ratgebergremium getroffen. Schon heute hat die Nusra-Front in den von ihr „befreiten Gebieten“ Gerichte eingerichtet, die auf der Grundlage des islamischen Scharia-Rechtes urteilen. Zahlreiche Menschen wurden bereits zum Tode verurteilt und vor Moscheen hingerichtet.
„Unsere Mitstreiter sind Muslime"
Über die Rechte der christlichen, drusischen und kurdischen Minderheiten in einem „islamischen Staat Syrien“ wollte sich der Nusra-Sprecher Sabagh auf der Bürgerversammlung nicht äussern. Die Frage nach dem Verbleib der zahlreichen zahlreichen ausländischen Dschihad-Kämpfer beantwortete er mit einen deutlichen „Ja“: „Unsere Mitstreiter sind keine Ausländer, sondern Muslime. Sie haben daher das Recht, in jedem islamischen Land zu leben“.
Vertreter der eher säkularen syrischen Opposition kommentierten die Pläne der Nusra-Front zurückhaltend. Das syrische Volk sei für „radikale Ideen nicht empfänglich, betonte ein Sprecher der „Nationalen Koalition“ in Istanbul. Nach dem Sturz von Diktator Assad würden sich „gemässigte demokratische Kräfte“ durchsetzen