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Bemannte Raumfahrt - Juri Gagarin

papodidi

Geek
Nach langem Suchen im Forum hab ich nichts entdeckt, wo diese Meldung reinpassen würde - deshalb ein neues Thema. Ihr wisst, dass ich versuche bestehende Threads zu benutzen, aber vlt können wir in Zukunft hier alles zum Thema reinschreiben...

Der erste Mensch im Weltraum

Am 12. April 1961 flog der russische Kosmonaut Juri Gagarin ins All


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Der Tag der Kosmonauten

Am 12. April 1961, um 9.57 Uhr Moskauer Zeit, wurde das Rundfunkprogramm in der damaligen Sowjetunion abrupt unterbrochen. Fanfarenklänge ertönten und mit feierlicher Stimme verlas der Sprecher eine Meldung, die eine neue Ära in der Geschichte der Raumfahrt einläuten sollte: "Das erste Raumschiff der Welt, 'Wostok', ist heute von der Sowjetunion aus mit einem Menschen an Bord in einen Orbit über der Erde gestartet worden. Der Kosmonautenpilot des Raumschiffs 'Wostok' ist ein Bürger der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Luftfahrtmajor Juri Gagarin."

Ganze 108 Minuten währte der erste bemannte Flug in die noch unerforschten Weiten des Weltraums. Dabei umrundete Gagarin (Bild) einmal die Erde und erreichte eine Höhe von mehr als 300 Kilometern. Als erster Mensch konnte er die Erdkugel aus dem All bewundern und als er sich bei der Bodenstation meldete, tat er dies mit den Worten: "Hallo Erde, hier spricht der Kosmonaut." Als Kosmonauten ("die in den Kosmos fliegen") wurden die Raumfahrer seit den 1950er Jahren in der Sowjetunion bezeichnet. Die USA hatten dagegen den Begriff "Astronaut" ("die zu den Sternen fliegen") gewählt. Als "Tag der Kosmonauten" wird der 12. April bis heute in Russland gefeiert - zum Gedenken an den ersten Menschen im Weltraum.



 
Habe 1972 eine Blume auf sein Grab an der Kreml-Mauer gelegt...


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Geheimoperation "Wostok"

Ähnlich wie das US-amerikanische Raumfahrtprogramm war auch das sowjetische eng mit militärischen Interessen verknüpft. Doch während die USA ihre Weltraumprojekte medienwirksam vermarkteten, arbeitete man in der Sowjetunion im Verborgenen. So hatten auch die Vorbereitungen für den ersten bemannten Raumflug unter strengster Geheimhaltung stattgefunden. Nur wenigen Eingeweihten war es vorbehalten, inmitten der kasachischen Steppe, wo sich das sowjetische Forschungs- und Testgelände Baikonur befand, dem Start der "Wostok" (russisch für "Osten") beizuwohnen (l.).

An der Spitze der etwa 38 Meter hohen Trägerrakete saß die kugelförmige Raumkapsel (r.), die mit einem Durchmesser von 2,3 Metern dem Kosmonauten kaum Bewegungsfreiheit bot. Dafür erlaubten ihm drei kleine Luken den Blick nach draußen. Das Innere der Raumkapsel war nur mit dem Nötigsten ausgestattet: Navigationsgeräte zur Kursüberwachung und ein Sprechfunkgerät. Gagarins Aufgabe während des Fluges bestand einzig darin, die Funkverbindung zu halten und den Kurs zu verfolgen. Die Steuerung des Raumschiffes lag dagegen in den Händen der Bodenstation. Da man noch keine Erfahrungswerte über die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf die Koordinationsfähigkeit des Kosmonauten besaß, war die manuelle Steuerung des Raumschiffs vor dem Flug blockiert worden.

Galerie: Juri Gagarin | ARD.de

Hab mir damals auch die Kapsel angesehen, also ich hätte da nicht drin sitzen wollen, aber für die 157 cm von Juri hat es gerade gereicht...
 
Wenn schon, dann die ganze Geschichte:


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Ein Kosmonaut fällt vom Himmel

Doch weder die Schwerelosigkeit noch technische Probleme konnten Gagarin etwas anhaben. Auch seine Nahrungsvorräte - vorsorglich auf zehn Tage angelegt - musste er nicht antasten. Nachdem er die Erde einmal umrundet hatte, zündeten seine Bremsraketen planmäßig und es begann der Prozess des Wiedereintritts in die Erdatmosphäre. Erst später wurde bekannt, dass Gagarins Flug in dieser Phase nicht ohne Probleme verlaufen war. Bei der von der Bodenstation eingeleiteten Bremszündung wurde ein an der Landekapsel angebrachtes Geräteteil nicht wie vorgesehen abgetrennt. Es verglühte schließlich beim Eintritt in die Erdatmosphäre, so dass das Unternehmen ein glückliches Ende finden konnte.

In einer Höhe von etwa 7.000 Metern wurde Gagarin schließlich per Schleudersitz aus der Landekapsel heraus katapultiert. Was danach geschah, wurde von den Medien in vielfältiger Weise kolportiert: Gagarin landete wohlbehalten per Fallschirm auf einem frisch gepflügten Feld unweit der Wolga, wo eine Bäuerin gerade beim Kartoffelstecken war. Angesichts des seltsam anmutenden Fluggerätes, das gemeinsam mit dem Kosmonauten vom Himmel schwebte, glaubte die Frau ihren Augen nicht zu trauen. Erst als die Bergungsmannschaften eintrafen und Gagarin ihr persönlich die Hand schüttelte, erkannte sie, dass sie Zeugin eines historischen Schauspiels geworden war.

Galerie: Juri Gagarin | ARD.de
 
Fortsetzung und Ende:

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Der Chefkonstrukteur im Hintergrund

Nach seinem erfolgreichen Flug wurde Gagarin weltweit gefeiert. Der 27-jährige Sohn eines Zimmermanns war über Nacht zum Volkshelden geworden und wurde mit Ehrungen überhäuft. Im Hintergrund blieb indessen ein Mann, der entscheidend zum Erfolg des ersten bemannten Raumflugs beigetragen hatte: der sowjetische Raumfahrtingenieur Sergej Koroljow (l.). Er war der führende Kopf in der sowjetischen Raketenforschung, aber nur wenige Menschen wussten von ihm. Seine Identität unterlag strengster Geheimhaltung und wurde erst nach seinem Tod preisgegeben - offizielle Dokumente bezeichneten ihn einfach nur als den "Chefkonstukteur".

Zu den größten Erfolgen Koroljows gehörte die Konstruktion der ersten sowjetischen Interkontinentalrakete R-7, die eigentlich dazu bestimmt war, einen nuklearen Sprengkopf zu befördern. Doch im Wettlauf mit den USA um die Eroberung des Weltraums wurde sie zum Erfolgsfaktor für das sowjetische Raumfahrtprogramm. Sie beförderte nicht nur im Oktober 1957 den ersten Satelliten (Sputnik, r. unten) ins All, sondern knapp vier Wochen später auch das erste Lebewesen: die Hündin Laika (r. oben). Damit hatte Moskau seine technische Leistungsfähigkeit eindrucksvoll demonstriert und bewiesen, dass ein Überleben im All möglich war.


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Idol der Jugend

Für den ersten bemannten Raumflug entwickelte der sowjetische "Chefkonstrukteur" Koroljow eine modifizierte R7-Interkontinentalrakete, die mehrere Testflüge absolvierte und im August 1960 gleich zwei Hunde in den Weltraum beförderte: Strelka und Belka. Nach mehreren Erdumkreisungen landeten die Tiere einen Tag später wohlbehalten wieder auf ihrem Heimatplaneten. Damit schien die Zeit gekommen, den ersten Menschen ins All zu schicken, es galt nur noch den richtigen Kandidaten für dieses Unterfangen zu finden.

Bereits im Januar 1960 war bei Moskau ein Ausbildungszentrum für Kosmonauten entstanden, wo zwanzig junge Piloten für den Flug in den Weltraum vorbereitet und auf ihre psychische und physische Belastbarkeit hin getestet wurden. Sechs von ihnen wurden in das Trainingsprogramm für die erste bemannte Mission ins All aufgenommen, darunter auch Juri Gagarin (l.), der schon früh als aussichtsreichster Kandidat galt. In einer Beurteilung durch den Ausschuss der Luftwaffenärzte vom August 1960 wurden ihm folgende Charakterzüge attestiert: "Bescheiden, hoher Grad an intellektueller Entwicklung, schnelle Reaktionen, ausdauernd." Nach seinem erfolgreichen Flug avancierte Gagarin über die sowjetischen Landesgrenzen hinaus zum Sympathieträger und Idol der Jugend. Er wurde zum Ausbilder der Kosmonauten befördert und sollte einen weiteren Raumflug absolvieren. Doch beim Absturz mit einem Schulungsflugzeug fand Gagarin am 27. März 1968 den Tod. Die Ursache des Unglücks ist bis heute unklar, die sowjetische Regierung sprach lediglich von einer "unglücklichen Verkettung verhängnisvoller Umstände".


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Der Weltraum ruft

Der Tod Gagarins war bereits der zweite Rückschlag, den das sowjetische Raumfahrtprogramm zu verkraften hatte. Nachdem man eine Krebserkrankung bei ihm diagnostiziert hatte, war Sergej Koroljow im Januar 1966 während einer Operation an Herzschwäche gestorben. Er hinterließ eine Lücke, die nicht zu füllen war und das bemannte Mondprogramm, an dem der "Chefkonstrukteur" zuletzt gearbeitet hatte, geriet zunehmend ins Stocken. Dagegen schien die USA den so genannten "Sputnik- und Gagarin-Schock" überwunden zu haben. Nachdem die Sowjetunion den ersten Satelliten und den ersten Menschen in den Weltraum befördert hatte, war es nun zu einer Frage der nationalen Ehre geworden, den Wettlauf zum Mond zu gewinnen.

Schließlich war es auch ein US-Astronaut, der am 20. Juli 1969 als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte. Der Traum, auf dem Erdtrabanten zu landen, der sich für Juri Gagarin nie erfüllte, wurde für Neil Armstrong wahr. Seinem sowjetischen Kollegen, der als erster Mensch im All Geschichte geschrieben hatte, gedachte er mit den Worten: "Er hat uns alle in den Weltraum gerufen."
 
Es gibt immer mal wieder auf N24 oder Phoenix eine sehr gute Doku zum Wettlauf zwischen von Braun und Koroljow, unbedingt zu empfehlen.

Verdammt @opadidi, mir wird bewusst, dass wir (vor allem ich) in den ganzen Raumfahrtthreads die herausragenden sowjetischen Leistungen zu wenig beachtet und gewürdigt haben, z.B. die diversen Venus-Missionen. Ich werde mal bei Gelegenheit einen Thread dazu aufmachen.
 
Es gibt immer mal wieder auf N24 oder Phoenix eine sehr gute Doku zum Wettlauf zwischen von Braun und Koroljow, unbedingt zu empfehlen.

Verdammt @opadidi, mir wird bewusst, dass wir (vor allem ich) in den ganzen Raumfahrtthreads die herausragenden sowjetischen Leistungen zu wenig beachtet und gewürdigt haben, z.B. die diversen Venus-Missionen. Ich werde mal bei Gelegenheit einen Thread dazu aufmachen.

Mach das, ich werd mich hier weiter um die bemannte Raumfahrt kümmern...
 
Die arme Laika :seufz:

Hast ja recht, aber immer noch besser, als die sinnlosen Tiermorde für die Kosmetikindustrie...

Wiki:

Die Hündin Laika (russisch Лайка, deutsch Kläffer; * vermutlich 1954 in Moskau, † 3. November 1957 im Erdorbit) war das erste Lebewesen, das vom Menschen gezielt in eine Umlaufbahn um die Erde befördert wurde. Im Rahmen der Mission Sputnik 2 wurde sie am 3. November 1957 an Bord des sowjetischen Raumflugkörpers ins All geschickt. Ihre Rückkehr zur Erde war zwar nicht vorgesehen, dennoch überraschte ihr früher Tod. Über den Zeitpunkt ihres Todes und die Todesursache herrschte jahrzehntelang Unklarheit. 2002 wurde bekannt, dass Laika einige Stunden nach dem Start der Rakete starb, vermutlich an Überhitzung und Stress. Die Mission gilt dennoch als Erfolg. Die Erkenntnisse aus Sputnik 2 ermöglichten letztlich erst die bemannte Raumfahrt mit Juri Gagarin.

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Sie bleibt jedenfalls unvergessen...
 
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