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Berühmte Persönlichkeiten der Geschichte

  • Ersteller Ersteller jugo-jebe-dugo
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Miloš Obilić (serbisch Милош Обилић) war ein Serbischer Ritter ist durch die Ermordung des Sultan Murads I. während der Schlacht auf dem Amselfeld am 28. Juni 1389 bekannt geworden.

Ich glaube dieser Milos war wircklich ein Albaner.

Denn früher erzählten sich die Alten Männer in unseren Dorf über einen Mann der Murat umgebracht hatte und danach von eine Krieger geköpft wurde.................

Das ist eine Geschichte die über Generationen erzählt wurde.....
 
illyrian_eagle schrieb:
Zu Enver HOxha: Er brachte einige gute Veränderung, wie Prishtinase ja schon aufzählte, vor allem die Bildungs- und Arbeitsgarantie.
Leider bezog sich die schulische Bildung nach der völligen Schließung des Landes nur noch auf die eigene Geschichte und Kultur und die der Außenwelt wurde völlig ausgelassen.

Er hatt absolut nichts gutes gebracht. Selbst das kanst du nicht mehr als gut bezeichnen.

Er war der Teufel in Menschen gestalt und seine Bastarte leben immer noch und machen immer noch unheil, wie Z.b. Nano, Eddi Rama alle die würde ich ins Gefängnis stecken..................

Er ist der größte schandfleck in der Albanische Geschichte nicht zuletzt wegen dem Brudermord bei Tivar................ :evil:

Ich würde eher sagen Nano und Sali (Envers Arzt), ok, Sali macht seine Sache bis jetzt Gut. Edi Rama war gar kein Politiker zur Zeit Hoxhas. Edi hat viel gutes gemacht, sieh dir Tirana an, die Krimalrate ist deutlich gesunken in der Hauptstadt.
 
Ich würde eher sagen Nano und Sali (Envers Arzt), ok, Sali macht seine Sache bis jetzt Gut. Edi Rama war gar kein Politiker zur Zeit Hoxhas. Edi hat viel gutes gemacht, sieh dir Tirana an, die Krimalrate ist deutlich gesunken in der Hauptstadt.
_________________

Eddi Rama ist ein Mafiosi der sich außen als Kluger Politiker ausgibt...........

Das was er machst ist alles Propaganda................

Und Sali ich biete dich ....................

Kollege er hatt den Kommunismus in Albanien beendet................

Wenn die Politiker in Kosova und Albanien nur ansatzweise so wären wie er es war dan würden die ganzen Albanisch bewohnten Gebiet anders da stehen.
 
illyrian_eagle schrieb:
Ich würde eher sagen Nano und Sali (Envers Arzt), ok, Sali macht seine Sache bis jetzt Gut. Edi Rama war gar kein Politiker zur Zeit Hoxhas. Edi hat viel gutes gemacht, sieh dir Tirana an, die Krimalrate ist deutlich gesunken in der Hauptstadt.
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Eddi Rama ist ein Mafiosi der sich außen als Kluger Politiker ausgibt...........

Das was er machst ist alles Propaganda................

Und Sali ich biete dich ....................

Kollege er hatt den Kommunismus in Albanien beendet................

Wenn die Politiker in Kosova und Albanien nur ansatzweise so wären wie er es war dan würden die ganzen Albanisch bewohnten Gebiet anders da stehen.

Ja sicher, Sali Berisha hat bis jetzt die Beste Arbeit für Albanien geleistetn, ... aber ich weiss nicht, ... es sollten mal neue dazukommen als ständig Nano - Berisha, ...
 
Ja sicher, Sali Berisha hat bis jetzt die Beste Arbeit für Albanien geleistetn, ... aber ich weiss nicht, ... es sollten mal neue dazukommen als ständig Nano - Berisha, ...
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Ja das stimmt, aber was am wichtigsten ist, das was auch unser Gehirn Kadare sagte ist, dass wir Albaner die schwarzen schaafe ( Mafia banden, Korrupte Politiker.....) nicht so hinnehmen sollen als wär dass das normalste auf der Welt. Wir müssen erst mal gegen diese Leute ankämpfen und das fängt mit Berisha an und endete vielleicht bei uns Diaspora leuten auf, die ein klares NEIN zu so was haben. Denn mit solchen Kriminälen aktionen geben wir nur unseren Feinden futter, die über uns vieles gesagt haben wie wir sind dies und das, aber in Wahrheit sind wir ganz anders...........

Erst wenn wir das gemeister haben können die neuen Politiker kommen.....................

Denn von diesen kan unsere Gneration nur schlechtes lernen bis auf wenige außnahmen ( Rugova, Berisha, Daci usw).
 
illyrian_eagle schrieb:
Zu Enver HOxha: Er brachte einige gute Veränderung, wie Prishtinase ja schon aufzählte, vor allem die Bildungs- und Arbeitsgarantie.
Leider bezog sich die schulische Bildung nach der völligen Schließung des Landes nur noch auf die eigene Geschichte und Kultur und die der Außenwelt wurde völlig ausgelassen.

Er hatt absolut nichts gutes gebracht. Selbst das kanst du nicht mehr als gut bezeichnen.

Er war der Teufel in Menschen gestalt und seine Bastarte leben immer noch und machen immer noch unheil, wie Z.b. Nano, Eddi Rama alle die würde ich ins Gefängnis stecken..................

Er ist der größte schandfleck in der Albanische Geschichte nicht zuletzt wegen dem Brudermord bei Tivar................ :evil:

Klar Milos ist auch ein albanischer Name genau so wie Obilic. :lol: Und Lazar hätte den Albaner Milos auch eine serbische Adelige heireten lassen. :roll: :lol: hahaha


Also mich hat er auch zum lachen gebracht. :lol:
 
Josip Broz Tito

tito.jpg


Josip Broz Tito (* 7. Mai 1892 als Josip Broz in Kumrovec, Österreich-Ungarn, heute Kroatien; † 4. Mai 1980 in Ljubljana, Jugoslawien, heute Slowenien) war ein jugoslawischer Politiker und Staatsmann.

Das Pseudonym Tito nahm Josip Broz 1934 an, als er Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei Jugoslawiens wurde und in den politischen Untergrund ging.

Als Marschall führte Tito im 2. Weltkrieg die kommunistischen Partisanen im Kampf gegen die deutschen Besatzer Jugoslawiens. Nach dem Krieg wurde er zunächst Ministerpräsident und schließlich Staatspräsident seines Landes, ein Amt, das er bis zu seinem Tod bekleidete. Er verfolgte eine von der Sowjetunion unabhängige Politik und galt seit den 50er Jahren als einer der führenden Staatsmänner der Bewegung der blockfreien Staaten.

Josip_Broz_Tito.jpg

Marschall Tito während des 2. Weltkriegs

Leben [Bearbeiten]
Jugend und erste Kriegserfahrungen [Bearbeiten]Josip Broz entstammte einer kleinbäuerlichen Familie in Kroatien, das zur Zeit seiner Geburt zu Österreich-Ungarn gehörte. Sein Vater war Kroate, seine Mutter Slowenin. Er absolvierte eine Schlosserlehre und trat 1910 in die sozialistische Partei ein. Er arbeitete als Einfahrer bei Daimler in Wiener Neustadt und wohnte bei seinem Bruder in Neudörfl.

1913 wurde er in die österreichisch-ungarische Armee eingezogen. Als im Jahr darauf der Erste Weltkrieg ausbrach, kam er zunächst als Unteroffizier an die Front gegen Serbien, bis er 1915 in russische Gefangenschaft geriet.

In Russland wurde er Zeuge der Oktoberrevolution und trat 1918 in die Rote Armee ein. Auf ihrer Seite kämpfte er im Bürgerkrieg zwischen den Bolschewiki und ihren Gegnern. Erst 1920 kehrte er in seine Heimat zurück, die nun zum neu geschaffenen SHS-Staat gehörte.


In der Zwischenkriegszeit [Bearbeiten]Josip Broz schloss sich nach seiner Heimkehr der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) an. Als Schmied und Schlosser ausgebildet, benutzt Broz in den zwanziger Jahren seine Kenntnisse zur Verfertigung von Nachschlüsseln und Brecheisen, wird als Einbrecher verurteilt und kommt im Jahr 1928 durch eine allgemeine Amnestie frei. Im Gefängnis hat Broz die Bekanntschaft mit Mitgliedern einer kommunistischen terroristischen Organisation gemacht, mit der er von nun ab in Verbindung bleiben wird. Die Akten der jugoslawischen Polizei ergeben seine Beteiligung an einem Raubüberfall in dem Dorf Kaiserika bei Zagreb im Februar 1935, bei der einige Landgendarmen verwundet werden und einer ums Leben kommt. Sie ergeben ferner die Beteiligung von Josip Broz an einer Geldfälscherbande. Der Staatsanwalt in Agram lässt Broz wegen der Fälschung von 733 Stück jugoslawischer 50-Dinar-Noten verfolgen. 1927 wurde er zum Sekretär der Metallarbeitergewerkschaft gewählt. Da die KPJ damals verboten war, wurde er wegen politischer Agitation mehrmals inhaftiert, zuletzt von 1928 bis 1934. Nach seiner Entlassung emigrierte er nach Paris, wurde aber noch im gleichen Jahr in das Zentralkomitee des Politbüros der KPJ gewählt.

In den Jahren von 1936 bis 1938 engagierte sich Tito (wie er sich seit 1934 nannte), auf der Seite der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg, wo er der Verantwortliche für den Menschen-Schmuggel von 11.000 Jugoslawen nach Spanien war, die bis auf einen Rest von weniger als 1.000 Menschen später nicht mehr nach Jugoslawien zurückkehrten. Tito war an der Seite des französischen Kommunistenführers Andre Marty in Albacete, Spanien, an der militärischen Schulung der Kommunisten der Internationalen Brigade beteiligt. 1937 ernannte ihn die Komintern zum Generalsekretär der KPJ, eine Funktion, in der er 1940 durch eine Nationalkonferenz seiner Partei bestätigt wurde.

Als Partisanenführer im Zweiten Weltkrieg [Bearbeiten]
Winston Churchill und Josip Tito im GesprächAm 25. März 1941 unterzeichnet die Regierung Cvetković den Beitritt zum Dreimächtepakt. In der zweiten Nacht darauf vollzieht sich in Belgrad der Putsch unter Führung des Generals Simović. Nachdem Nazi-Deutschland Jugoslawien im April 1941 überfallen hatte (Balkankrieg), organisierte Tito den bewaffneten Widerstand der jugoslawischen Kommunisten gegen die deutschen und italienischen Besatzer in Form des Partisanenkrieges.

Während des Krieges gelang es den kommunistischen Partisanen Jugoslawiens unter der Führung Titos, sich gegen die Besatzer und die mit ihnen verbündete faschistische Ustaša-Bewegung aus Kroatien mit massiver Unterstützung der Briten und Sowjets durchzusetzten. Vor allem in Serbien und Bosnien kämpften sie gegen die zunächst kollaborierenden königstreuen Četniks. Die „Volksbefreiungsarmee” (Narodnooslobodilačka vojska/armija) konnte sich als politisch einflussreichste Gruppe etablieren. Während des Widerstandskampfes wurde Tito zum Marschall ernannt und stand ab dem 29. November 1943 als Präsident an der Spitze des „Antifaschistischen Rates der Nationalen Befreiung” (AVNOJ), der eine provisorische Regierung bildete und weite Teile des besetzten Landes kontrollierte.

Seit Ende 1944 übte der Antifaschistische Rat die Macht in ganz Jugoslawien aus. Er wurde auch von den Alliierten anerkannt und vor allem vom britischen Premier Winston Churchill unterstützt. Bereits während des Krieges zielte Titos Diplomatie darauf ab, ein Gleichgewicht zwischen den Westmächten und der Sowjetunion zu halten - einerseits, um im Befreiungskampf von beiden Seiten unterstützt zu werden, andererseits, um nach dem Krieg weiter unabhängig agieren zu können.

Churchilltito.jpg

Churchill und Tito im Gespräch

Der Staatschef der Nachkriegszeit [Bearbeiten]Nach Kriegsende ließ sich Tito in einer Volksbefragung den Machterhalt bestätigen. Am 29. November 1945 wurde er Ministerpräsident der Volksrepublik Jugoslawien. Bis 1953 betrieb er mit Hilfe der Nationalen Volksbefreiungsfront und der KPJ die Umwandlung Jugoslawiens in einen sozialistischen Staat.

Dabei setzte er auch brutale Repressionen nach stalinistischem Vorbild ein. So geschah unter seiner Verantwortung im Mai 1945 das Massaker von Bleiburg. Zahlreiche politische Gegner wurden in den folgenden Jahren inhaftiert, vor allem auf der Gefängnisinsel Goli Otok.

Da Titos Partisanenbewegung Jugoslawien ohne direktes Eingreifen der Roten Armee befreit hatte, war das Land das einzige sozialistische Land ohne sowjetische Besatzungstruppen. Dies ermöglichte Tito eine auf Unabhängigkeit und Gleichberechtigung beruhende Außenpolitik, zu der auch eigenständige Beziehungen zum Westen gehörten.

Zudem nahm er für Jugoslawien in Anspruch, einen eigenen Weg zum Sozialismus zu gehen, der im Kern ein gewisses Maß an Selbstverwaltung der Betriebe vorsah. Dieser so genannte Titoismus brachte das Land in Gegensatz zu den sowjetischen Hegemoniebestrebungen und führte 1948 zum Bruch zwischen Tito und Stalin. Die Auseinandersetzung wurde mit erbitterter Härte geführt. Stalin versuchte vergeblich, die jugoslawische Partei gegen Tito aufzuhetzen und drohte ihm in der Prawda öffentlich mit Mord (das Schicksal Trockijs ist lehrreich, konnte man dort in Bezug auf Tito lesen). Die Einladung Stalins, in Moskau die Differenzen „freundschaftlich“ zu besprechen, lehnte Tito folglich ab. Erst unter Chruschtschow kam es - zu Titos Bedingungen - wieder zu normalen Beziehungen mit der Sowjetunion.

Nach der Annahme einer neuen Verfassung im Jahr 1953 übernahm Tito das Amt des Staatspräsidenten, das er ab 1963 auf Lebenszeit innehatte. Er setzte sich für die Gleichberechtigung der Staaten, die friedliche Koexistenz der Blöcke und die Entwicklungsländer ein. Zusammen mit den Staatschefs von Ägypten und Indien, Gamal Abdel Nasser und Jawaharlal Nehru gehörte er zu den Protagonisten einer Politik der Blockfreiheit. Diese wurde mit der Gründung der Blockfreienorganisation (Non Aligned Movement, NAM) institutionalisiert. Durch sein Charisma und seine auf Ausgleich zielende Politik erwarb er sich auch außerhalb Jugoslawiens besonderes Ansehen. Er war einer der angesehensten Vertreter der blockfreien Staaten.

Innenpolitisch verfolgte Tito weiterhin einen autoritären Regierungsstil, obwohl es nach der Absetzung des Sicherheitschefs Aleksandar Ranković 1966 zu einer deutlichen Liberalisierung der jugoslawischen Gesellschaft kam, die sich z.B. in einer relativen Freiheit von Kunst und Kultur ausdrückte. Den Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die ČSSR 1968 verurteilte Tito scharf, was sein Image im westlichen Ausland zusätzlich verbesserte. Im Jahr 1971 wandte er sich gegen Demonstrationen in Kroatien, dem Kroatischen Frühling, auf die er mit Massenverhaftungen reagierte. Die Ereignisse führten jedoch dazu, dass Jugoslawien 1974 auf Initiative Titos eine neue Verfassung erhielt, die den Föderalismus stärker betonte. Dies war eine der Forderungen des Kroatischen Frühlings gewesen.

Im Januar 1980 kam der 87-jährige mit einer schweren Thrombose im linken Bein ins Krankenhaus. Es musste kurze Zeit danach amputiert werden. Am 4. Mai 1980 verstarb Tito nach längerer Krankheit im medizinischen Zentrum in Ljubljana. Millionen von Menschen begleiteten seinen Sarg in einem Trauerzug durch das ganze Land.

Er wurde im Belgrader Mausoleum „Kuća cveća” („Haus der Blumen”) beigesetzt.


Die Bestattung Titos war ein Staatsbegräbnis sondergleichen. Was diesen Anlass so einzigartig machte, war die Liste der anwesenden trauernden Staatsoberhäupter und Persönlichkeiten, die sich eingefunden hatten um ihm das letzte Geleit zu gewähren.

4 Könige, 31 Staatspräsidenten, 22 Premiers und 47 Außenminister, dazu Prominente wie Indira Ghandi, Margaret Thatcher, Willy Brandt und zahllose mehr. Die Führer von Ost und West, und nahezu allen Ländern dazwischen, hatten sich in Jugoslawien versammelt, um Tito die letzte Ehre zu erweisen.

Dieses Staatsbegräbnis, so Lawrence Eagleburger, war ein Beispiel dafür, dass Tito in internationaler Hinsicht grösser war, als das Leben selbst.
 
Ernesto Rafael Guevara de la Serna, genannt Che Guevara (* 14. Mai 1928 in Rosario, Argentinien; † 9. Oktober 1967 in La Higuera, Bolivien) war ein kubanischer Revolutionär, Politiker und Guerillaführer. Guevara begründete neben Mao Zedong theoretisch die Methodik, Strategie und Taktik des modernen Guerillakampfes und versuchte mit wechselndem Erfolg, seine revolutionären Thesen auch in die Praxis umzusetzen.

Während seine Anhänger in ihm den „vollkommensten Menschen unserer Zeit“ (Jean-Paul Sartre) sehen, bezeichnen Kritiker ihn, unter anderem wegen seiner Tätigkeit in den Revolutionsgerichten, als einen Massenmörder.

Sein Übername Che kommt von dem in Südbolivien, Argentinien, Paraguay und Uruguay gebräuchlichen Anrede-Partikel „Che“. In Guatemala wurde er zum ersten Mal so genannt.

Leben

Kindheit, Jugend, Studium
Ernesto Guevara wurde am 14. Juni 1928 als Kind von Celia de la Serna Llosa und Ernesto Guevara Lynch geboren. [1]

Ernesto Che Guevara entstammte einer großbürgerlichen Familie aus der argentinischen Oligarchie. Anders als viele andere oligarchische Familien grenzten sich die Eltern des jungen Ernesto nicht gegen sozial schwächere Schichten ab. Sie vertraten fortschrittliche, freiheitliche und tolerant sozialliberale Positionen, die für manche andere Angehörige der Oligarchie eine Provokation darstellten.

Der junge Ernesto erlitt im Alter von zwei Jahren seinen ersten Asthma-Anfall. Das Asthma blieb eine lebenslange Krankheit Guevaras, die sich prägend auf seine Persönlichkeit und Entwicklung auswirkte. 1932 zieht die Familie auf ärztlichen Rat in das nahegelegene Städtchen Alta Gracia. Es heißt, die Eltern seien mit dem kleinen Ernesto bisweilen in die klimatisch heilsamen Berge von Córdoba gefahren, unter anderem in das damals luxuriöse Edén Hotel von La Falda.

In seiner Kindheit war Ernesto schon Wortführer einer Kinderclique, die sich aus den verschiedenen sozialen Schichten seiner Umgebung zusammensetzte. Die soziale und charismatische Ader Ernestos wurde von seinen Eltern gefördert. Trotzdem war Ernesto ein oft in sich gekehrter und ernsthafter Junge, der sich schon früh für Literatur interessierte. Dieses Interesse verlor er auch nicht, als er, wohl auch durch sein Asthma-Leiden motiviert, Medizin an der Universidad Nacional de Córdoba mit dem Schwerpunkt Lepraleiden studierte.

Während einer mehrmonatigen Motorradreise zusammen mit seinem Freund Alberto Granado im Jahr 1952, welche ihn u.a. durch Chile, Bolivien, Peru und Venezuela führte, gewann Ernesto einen Eindruck der sich z.T. in völliger wirtschaftlicher und politischer Abhängigkeit befindlichen lateinamerikanischen Länder Südamerikas. Im Rahmen dieser Reisen entwickelte der junge Che ein politisches Bewusstsein und formte sein vom Marxismus geprägtes Weltbild. Unterwegs besuchte Guevara kulturelle Städten der indigenen Bevölkerung und wurde Zeuge sozialer und politischer Missstände. „Dieses ziellose Streifen durch unser riesiges Amerika hat mich stärker verändert, als ich glaubte“, hielt Guevara über die Reise fest.

Bereits in seiner Jugend war er allerdings - entgegen anderslautenden Legenden - politisch aktiv, besonders im Hinblick auf die Herrschaft Peróns in Argentinien.

Unter dem Eindruck der unterdrückten Völker Südamerikas reifte der Entschluss, sich persönlich für die Interessen der südamerikanischen Bevölkerung einzusetzen. Während Granado in Venezuela blieb, beendete Ernesto sein Studium. Im Dezember 1953 kam er nach Guatemala, wo er den 1954 von den USA organisierten Putsch gegen die frei gewählte sozialistische Regierung und die Verfolgung deren Anhänger miterlebte. Von dort reiste er nach Mexiko weiter.


Kubanische Revolution
Hauptartikel: Kubanische Revolution

In Mexiko-Stadt lernte Ernesto im Juli/August 1955 Fidel Castro kennen. Der Anführer der Moncadistas war nach seiner Haftentlassung nach Mexiko ins Exil gegangen, wo er mit einer Gruppe von Exil-Kubanern der Bewegung des 26. Juli (M-26-7) eine bewaffnete Expedition zurück nach Kuba vorbereitete, die die Absicht hatte, die Batista-Regierung zu beseitigen. Guevara schloss sich zunächst als Expeditionsarzt der Gruppe an.

Am 18. August 1955 heiratete er Hilda Gadea.

Am 25. November 1956 brachen 81 Revolutionäre (von ihnen erhielt er auch den Spitznamen Che) von Tuxpan (Mexiko) mit der Yacht Granma nach Kuba auf, wo sie am 2. Dezember 1956 ankamen.

Im Verlaufe des Guerillakampfes änderte sich die Rolle von Che schnell von der eines Arztes zu einem direkten Teilnehmer bei bewaffneten Aktionen. Sein entschlossener Einsatz und sein taktischer Überblick ließen ihn schnell zu einer wichtigen militärischen Instanz werden. Als erster Guerillero nach Comandante en Jefe Fidel Castro wurde Che am 21. Juli 1957 in den Rang eines Comandante der Rebellenarmee M-26-7 erhoben und mit der Führung der II. Kolonne betraut.

Als seine größte militärische Leistung gilt die Einnahme von Santa Clara am 29. Dezember 1958. Nach zweijährigem Guerillakampf gegen die zahlenmäßig weit überlegene und von den USA unterstützte, aber demotivierte und überalterte Batista-Armee in den Bergen der Sierra Maestra konnten die Rebellen nach der Flucht von Batistas Truppen schließlich nach Santa Clara vordringen und auch der Weg in die Hauptstadt Havanna war frei. Am 1. Januar 1959 flüchtete der Diktator Fulgencio Batista aus Kuba, und Castros Gruppe übernahm die Kontrolle. Andere lateinamerikanische Befreiungsbewegungen betrachteten Kuba zumindest teilweise als Vorbild für ihre eigenen Revolutionen.

Seit Castro nach der Revolution 1959 klarstellte, ein „unabhängiges Kuba“ aufzubauen und der anschließenden Verstaatlichung der kubanischen Tochterunternehmen US-amerikanischer Konzerne, führten die USA dauerhaft verdeckte militärische und politische Operationen gegen Kuba. Fidel Castro ist mittlerweile wohl der Präsident, welcher die meisten Attentate durch die größte Militärmacht des 20. Jahrhunderts überlebte. Der bekannteste Angriff war 1961 der Einfall in der Schweinebucht. Die angreifenden Exilkubaner wurden jedoch bereits von der kubanischen Armee erwartet und vollständig besiegt.

Guevara war, neben Fidel Castro, Raúl Castro, Camilo Cienfuegos und einigen anderen, nach dem Erfolg der Revolution wichtiges Mitglied in der neuen kubanischen Regierung, welche schnell wesentliche Reformen durchführte. Guevara zeichnete sich insbesondere durch seine Härte gegenüber politischen Gegnern und Deserteuren aus. Während seiner Zeit als Ankläger wurden im Gefängnis La Cabaña ehemalige Anhänger des Batista-Regimes, Kollaborateure und Vertreter des US-Geheimdienstes, sowie sonstige Regimegegner verurteilt. Der zu dieser Zeit mit seinem Einverständnis entmachtete und - wenngleich nicht persönlich von ihm - verurteilte spätere Dissident und damalige Guerillaführer und Militärgouverneur von Camaguey, Huber Matos warf Guevara vor, die Revolution gegen Batista stillschweigend zur Umgestaltung Kubas in eine kommunistische Diktatur zu benutzen.

Nach der Einnahme der Festung Havanna sowie des Gefängnisses und der Befreiung der einsitzenden politischen Gefangenen Batistas, diente das Gebäude umgekehrt der Inhaftierung von politischen Gegner der Revolutionäre. Offiziell wurden hauptsächlich von Batista-Anhängern und Kooperateuren der USA inhaftiert, zudem auch Menschen welche aus Sicht der neuen Regierung potentielle Gegner darstellen könnten. Che wirkte führend in den Revolutionsgerichten, welche zahlreiche Todesurteile verabschiedeten. 179 Erschießungsopfer dieser Tribunale können als gesichert gelten, Schätzungen gehen von bis zu 2000 Opfern aus.

Guevara richtete in dieser Zeit so genannte Lager für Besserungsarbeit („Guanacahabibes“) ein. In sie sollen nicht nur Dissidenten, sondern auch Homosexuelle geschickt worden sein.

In der sozialistischen Regierung nahm Guevara am sowjetkommunismus orientierte Positionen ein, stärker noch als der vorrangig pragmatisch und realpolitisch geprägte Fidel Castro. Auf dem Höhepunkt seiner politischen Aktivität in Kuba war Guevara Leiter der Nationalbank Kubas. Kurz darauf wurde er zusätzlich Industrieminister.

Erstes Ziel der nachrevolutionären Wirtschaftspolitik war die weitestgehende Verstaatlichung der kubanischen Wirtschaft. Dies bedeutete faktisch die Enteignung in der Mehrheit US-amerikanischer Konzerne. Dies war eine der Maßnahmen, welche schlussendlich zur bis heute andauernden Blockade der USA führten.

Aufgrund der beschriebenen fehlenden Fachkenntnis Ches in Wirtschaftsfragen und der rigiden Planwirtschaft, die er umsetzte, kam die Zuckerproduktion beinahe vollkommen zum Erliegen, die Getreideproduktion halbierte sich, die Industrialisierung scheiterte und Rationierungen mussten eingeführt werden. Doch schaffte es die Regierung, den unter Batista alltäglichen Hunger zu vermeiden und Kuba in diesem Punkt von seinen Nachbarländern abzuheben.

Che wird von seinen Anhängern Aufopferungsbereitschaft und ein unbedingter Willen, die Revolution voranzutreiben, nachgesagt, wobei er als Vorbild dienen wollte. So half er beispielsweise regelmäßig bei freiwilligen Arbeitseinsätzen mit und lehnte jegliche Vergünstigungen für sich und seine Familie ab. Er gab sich alle Mühe, seinem Idealbild vom Neuen Menschen gerecht zu werden und stets als gutes Beispiel zu dienen. Von einer Konferenz, zu der er Kaffee für seinen eigenen Bedarf mitgebracht hatte, ist überliefert, dass er, um den Kaffee beneidet, danach gefragt wurde. Er schloss die Kanne wieder mit den Worten: „Wenn ihr keinen Kaffee habt, will ich auch keinen haben.“

Unter anderem aufgrund der Konfrontation mit den USA richtete sich die kubanische Regierung in dieser Zeit an der UdSSR aus, was Guevara zunächst befürwortete. Dies führte allerdings zu neuen Abhängigkeiten. So meinte Guevara gegenüber britischen Journalisten kurz nach der Kubakrise von 1962, er hätte die Atomraketen in Richtung USA abgefeuert, wenn die Sowjetunion es zugelassen hätte.

Als Industrieminister reiste Guevara in die Sowjetunion, war vom dortigen System aber nicht begeistert. 1964 äußerte er bei einem Besuch im unabhängigen Algerien Vorbehalte gegenüber der UdSSR. Unter anderem lehnte er vermehrte materielle Anreize für die arbeitende Bevölkerung zwecks Aufbau des Sozialismus ab - er plädierte für einen idealistischeren Ansatz. Seine Überzeugung von der Pflicht zur Beteiligung an der kubanischen Revolution, dem sozialistischen Aufbau und dem Kampf gegen Angriffe auf das befreite Kuba vertrat Che in allen Tätigkeiten und Handlungen. Im Hinblick auf die durch den Einfall in der Schweinebucht bewiesene kompromisslose außenpolitische Haltung der USA gegenüber Kuba kann dies als direkte Reaktion zum Schutz des Landes verstanden werden.

Dieser idealistische Ansatz kam auch in seinen öffentlichen Auftritten verstärkt zum Ausdruck. Guevaras Reden zur internationalen Umverteilung wurden von der UNO ignoriert. Die Differenzen mit Castro spitzten sich zu. Che Guevara verließ Kuba in der Verkleidung eines Geschäftsmanns um mit weiteren kubanischen Kombatanten die Rebellen im Kongo zu unterstützen. Am 24. April 1965 erreichte er über den Tanganjikasee den Kongo.


Guerilla-Praxis
Um die Revolution weltweit zu verbreiten (Zitat: „Schaffen wir zwei, drei, viele Vietnams“), und weil er mit der an der Sowjetunion ausgerichteten Politik Fidel Castros später nicht mehr vollständig übereinstimmte, weil sie ihm dem Westen gegenüber zu kompromissbereit war, verließ Guevara Kuba und widmete sich in verschiedenen Entwicklungsländern dem revolutionären Guerillakampf. Im Kongo und in Bolivien versuchte er, seine theoretischen Ansätze und praktischen Erfahrungen anzuwenden.

Zunächst versucht er dies im Kongo, wo es bereits seit 1960 bürgerkriegsähnliche Zustände und politische und militärische Bewegungen gab, die jeweils von den USA, der Sowjetunion oder China unterstützt wurden. Der Versuch, eine Revolution in Afrika anzuzetteln, scheiterte aber, nach Che Guevaras Angaben (vgl. Das Jahr in dem wir nirgendwo waren) am Phlegma, der fehlenden Konsequenz und Organisation der Rebellen um Laurent Kabila im Kongo. Ende 1965 kehrte er enttäuscht aus dem Kongo zurück.

Das kubanische Engagement in Südamerika in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre geht auf das Betreiben Che Guevaras und Castros zurück. Zunächst war Peru als nächster Einsatzort gedacht, doch gingen die kubanischen Comandantes Che Guevara und Juan Vitalio Acuña Núñez sowie Tamara Bunke und andere bewaffnete kubanische Kämpfer 1966 schließlich nach Bolivien, um dort zusammen mit den streikenden Bergarbeitern im Westen Boliviens eine Revolution aufzubauen und durchzuführen (vgl. Das vollständige Bolivianische Tagebuch). Che Guevara führte dann selbst die kleine bewaffnete Gruppe an, die zunächst aus 44 Kämpfern bestand. Dabei versuchten Che Guevara und seine kubanischen Mitstreiter, ihre Erfahrungen, die sie in ihrem über gut zweijährigen, erfolgreichen kubanischen Guerillakampf (1956-1959) mit der Rebellenarmee des M-26-7 in den Bergen der Sierra Maestra gesammelt hatten, auf Bolivien zu übertragen. So legten sie ihr Operationsgebiet in die bewaldeten Berghänge des östlichen zentralbolivianischen Hochlandes. Ab März 1967 lieferten sie sich dort Scharmützel mit Regierungstruppen.

Es gelang ihnen letztlich aber nicht, die verarmten Bauern im bolivianischen Hochland für ihre Sache zu gewinnen. Zwar respektierte und unterstützte die vorwiegend indigene Landbevölkerung die Rebellen, blieb aber ansonsten auf Distanz zum bewaffneten Kampf. Auf dem Land schlossen sich lediglich zwei einheimische Bauern Che Guevaras Truppe an. Andererseits scheiterte der Versuch, die Revolution nach Bolivien zu tragen, nicht zuletzt auch an der fehlenden Unterstützung durch die Kommunistische Partei Boliviens (PCB). Einige Anhänger Che Guevaras vermuten jedoch, dass Che Guevara aber auch eine im Vergleich zum kreolisch-karibischen Kuba ganz anders gelagerte Mentalität in den bolivianischen Anden unterschätzt habe, insbesondere die der jahrhundertelang in extremer feudaler Abhängigkeit lebenden indigenen Bevölkerung.

Mitte des Jahres 1967 wurde das Rückzugsgebiet der bewaffneten Kämpfer um die Kubaner immer enger. Bereits im August 1967 wurden sie weitgehend aufgerieben. Der Chef der Zweiten Gruppe, Juan Vitalio Acuña Núñez, starb am 31. August 1967 zusammen mit Tamara Bunke in einem feindlichen Hinterhalt bei Vado de Puerto Mauricio. Am Ende bestand die Gruppe um Che Guevara nur noch aus 14 Mann. Er selbst wurde Anfang Oktober 1967 nach einem Gefecht mit Regierungstruppen bei La Higuera verwundet und gefangen genommen.

Das bolivianische Militär wurde auf der Jagd nach den marxistischen Guerilleros massiv vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA unterstützt. Che Guevara wurde nach seiner Festnahme in einem dörflichen Schulhaus in La Higuera inhaftiert und dort unter anderem durch den CIA-Agenten und Exil-Kubaner Felix Rodríguez verhört.

Am 9. Oktober 1967 13:10 Uhr wurde der Gefangene Che Guevara vor Ort von Mario Terán, einem Feldwebel der bolivianischen Armee, ohne Gerichtsverhandlung erschossen. Dieser hatte sich zwar als Freiwilliger für die Exekution gemeldet, bekam es dann jedoch mit der Angst zu tun, sodass er erst nach mehreren Stunden und unter starkem Alkoholeinfluss bereit war, die Erschießung vorzunehmen. Im nachhinein verbreiteten sich viele Gerüchte und Mythen über Guevaras letzte Worte. Nach der Ermordung sollte die Leiche Che Guevaras spurlos beseitigt werden. Ihr wurden beide Hände entfernt, um eine Identifizierung auszuschließen. Che Guevara wurde auf dem Flugplatz im etwa 30 Kilometer entfernten Vallegrande heimlich begraben.

Guevaras auch persönliche Erfahrungen während der bolivianischen Zeit sind in seinem später veröffentlichten Bolivianischen Tagebuch dokumentiert.


Guevaras Ideologie: Der neue Mensch
Die Anfänge für Den neuen Menschen entwickelte Guevara hauptsächlich während des Guerilliakampfes auf Kuba, aus welcher er später eine umfangreichere Ideologie entwickelte, welche er 1965 in seinem Text Der Sozialismus und der Mensch in Kuba formulierte. Er selbst betrachtete sein Programm eher als umfassende Umerziehung. Der Mensch sollte die Vorstellung einer materiellen Vergütung, die er für eine getane Arbeit erhält, ablegen, und stattdessen sollte ihn allein die Tatsache befriedigen durch seine Arbeit etwas Neues geschaffen oder etwas Altes verbessert zu haben. Als Musterbeispiel für solch einen Menschen nahm Guevara die Guerillakrieger, mit denen er die Revolution auf Kuba durchführte: Sie hätten lediglich die Befreiung Kubas von der batistischen Diktatur gefordert und wären dafür sogar bereit gewesen ihr Leben zu opfern. Dieses Beispiel brachte Guevara auch in vielen Reden immer wieder ein,- wobei er es unterließ, die Problematik zu erwähnen, dass unter den Guerillakämpfern auch explizit nichtkommunistische Dissidenten gewesen waren, die mit Gewalt mundtot gemacht worden waren.

Guevara sah das gemeine Volk als wichtige Ressource für die Schaffung des neuen Menschen. Diese Ressource musste nur durch ihn, bzw. die politische Führung, genutzt werden. Es stellt nach Guevaras Ansicht die Masse dar, während die politische Führung die Rolle der Vorhut übernimmt. Der wohl wichtigste Faktor zwischen Vorhut und Masse ist eine gut aufgebaute und durchstrukturierte Kommunikation, denn die Anweisungen, die die Vorhut gibt, müssen die Masse direkt erreichen. Eine wichtige Grundlage bei der Ausführung dieser Aufgaben ist, dass die Vorhut mit gutem Beispiel vorangeht und so die Begeisterung der Masse für diese Aufgabe schürt. Guevara selbst hatte dieses Prinzip ebenfalls praktiziert. Er wollte nichts von der Masse abverlangen, was er nicht selbst zu Stande bringen konnte.

Sollte dies jedoch dennoch einmal geschehen, hätte dies schlimme Folgen. Der Enthusiasmus der Masse würde nachlassen, bis er auf ein Minimum schrumpfte. Sollte dieser Fall eintreten, müsste die politische Führung zu diesem Problem Stellung nehmen und ihre Fehler zugeben. Nur so konnte die Vorhut, nach Guevaras Meinung, das Vertrauen zum Volk aufrechterhalten. Das erklärte auch die Rollenverteilung, welche er für die beiden Parteien vorsah. Während die Vorhut die Legislative bilden sollte, fielen die Rollen der Exekutive und der Judikative auf das Volk.

Guevara war klar, dass dieser Wechsel zum neuen Menschen nicht abrupt vollzogen werden könne. Er war der Ansicht, dass sich ein Wechsel über Jahrzehnte oder sogar ein ganzes Jahrhundert hinwegziehen könnte. Wichtig war für ihn jedoch, dass sich ein derartiger Wechsel überhaupt vollkommen vollzog und nicht nach seinem oder dem Tod eines anderen politischen Führers gestoppt oder gar rückgängig gemacht würde. Er war allerdings ein großer Befürworter des Leninismus und Marxismus, von denen er viele Ideen und Denkanstöße für seine Ideologie übernahm. Dies spiegelt sich vor allem in der nichtmateriellen Arbeitsvergütung, aber auch in dem Gleichstand aller Bevölkerungsgruppen wieder.

Während die Ideologie des "Neuen Menschen" auf nichtlinker Seite naturgemäß wenig Zuspruch erfahren hat und die dort zu findende Ablehnung wenig überrascht, wird sie teilweise auch von orthodox-marxistischer Seite schlichtweg abgelehnt. Das unter anderem auch deshalb, weil Guevara vorgeworfen wird, er hätte versucht, die Revolution mit elitärem Avantgardismus ohne den eigentlichen revolutionären Träger (der nach marxist. Theorie unabdingbaren Arbeiterklasse) durchzuführen und damit die gesellschaftl. Analyse zugunsten eines Aktionismus der "heldenhaften Einzelkämpfer" vernachlässigt, ein Versäumnis, das durch das baldige Scheitern all seiner revolutionären Bemühungen außerhalb Kubas bestätigt werde.[1]


Nach Guevaras Tod
Che Guevaras bis dahin verschollene Gebeine wurden erst 1997 in Vallegrande entdeckt, nachdem ein ehemaliger Offizier der bolivianischen Armee den Begräbnisort verriet. Die sterblichen Überreste wurden exhumiert und nach Kuba überführt, um dort mit einem Staatsbegräbnis in einem eigens geschaffenen Mausoleum in Santa Clara beigesetzt zu werden. Santa Clara ist die Stadt, deren Fall Ende 1958 nach einem von Che Guevara geführten Angriff den kubanischen Diktator Fulgencio Batista zur Flucht zwang, womit der Sieg der Revolutionäre faktisch besiegelt wurde.


Kultentstehung
Guevara wird in Lateinamerika von vielen Menschen als eine „Ikone“ des südamerikanischen Patriotismus angesehen. Sein Engagement für die kubanische und andere revolutionäre Bewegungen, seine Radikalität, die schließlich zum Mord an dem Guerillaführer in Bolivien führten, machten ihn zu einem Märtyrer linker Unabhängigkeits- und Befreiungsbewegungen in der ganzen Welt. In den lateinamerikanischen Ländern gilt „Che“ bis heute vielerorts als Volksheld und revolutionäres Idol, aber auch in den Industriestaaten des Westens wurde er vor allem von großen Teilen der Studentenbewegung, die sich sowohl gegen die herrschende Ordnung der bürgerlichen Demokratie und die Marktwirtschaft, als auch der ihr vorgeworfenen Ausbeutung der „Dritten Welt“ wandte, als revolutionäres Vorbild idealisiert. In manchen kommunistischen Staaten Osteuropas wurde zeitweilig von staatlicher Seite eine Art Kult um ihn betrieben, mit dem die entsprechenden Regierungen vor allem die Jugend für den Kommunismus und Internationalismus begeistern wollten, auch wenn dabei Guevaras Kritik an der Verkrustung und dem Bürokratismus der realsozialistischen Länder größtenteils verschwiegen wurde.


Variation des ursprünglichen Gutierrez-Fotos von Che Guevara am Busbahnhof von Santa Clara/KubaIn der vor allem von Studenten getragenen Außerparlamentarischen Opposition (APO) Westeuropas während der 1960er Jahre beriefen sich viele auf Guevaras revolutionäre Thesen des Guerillakampfes oder diskutierten diese kritisch-positiv. Bei verschiedenen Demonstrationen der Studentenbewegung wurde oft neben dem Porträt des führenden nordvietnamesischen Revolutionärs Ho Chi Minh und dem Mao Zedongs auch das von Che auf Transparenten mitgeführt. Der kubanische Fotograf Alberto Korda Gutierrez hatte es am 5. März 1960 aufgenommen, und es wurde nach dem Tod Guevaras vom Verleger Giangiacomo Feltrinelli weltweit vermarktet; es war ursprünglich Teil eines Gruppenfotos.

Bis heute ist dieses in vielen Variationen verbreitete Bild zu einer Art Pop-Ikone und damit Ausdruck einer gewissen Verklärung der Person Che Guevaras geworden, die von unterschiedlichster Seite auch als geschmacklos empfunden wird. Während linientreue Anhänger Guevaras befürchten, dass seine politische Orientierung als kämpferischer Kommunist hinter der westl. Verklärung als Ikone des bloßen Unangepasstseins versteckt wird [2], wird diese Sicht ironischerweise auch von bürgerlichen Demokraten geteilt - die allerdings befürchten, dass die ihrer Auffassung nach stalinistischen Züge Guevara hinter dem Touch des gutaussehenden Revolutionärs mit Zigarre im Mund verschwinden und eine Idealisierung Guevaras stattfindet, die dieser nicht verdiente.[3]


Kritik
Obwohl oft als "Held" bezeichnet, sehen Gegner von Guevara, besonders Mitglieder der kubanischen Exilgemeinschaft in den USA und Flüchtlinge aus kommunistisch regierten Ländern, ihn als einen Mörder und Terroristen an. Sie verweisen beispielsweise auf seine Freude an der Exekution von Gegnern der kubanischen Revolution und wenden ein, dass er verantwortlich sei für Folter und Tötung tausender Insassen kubanischer Gefängnisse und für den Mord an zahlreichen Kleinbauern in den Regionen, welche seine Guerillatruppen kontrollierten oder aufsuchten.[2] Tatsächlich begründete Guevara das kubanische System der Arbeitslager: Er stiftete das erste Arbeitslager in Guanahacabibes zur Umerziehung von Managern staatlicher Betriebe, welche sich der Übertretung oder Missachtung der "revolutionären Ethik" schuldig gemacht hatten.[3] Das Arbeitslagersystem wurde später (viele Jahre nach Guevaras Tod) verwendet zur Inhaftierung Homosexueller, Regimekritiker und Aids-Infizierter ("gays, dissidents, and AIDS victims."[4])

Auch seine Aussage, er hätte, wenn er in der Kubakrise die Verfügungsgewalt über die Atomraketen gehabt hätte, diese auch abgefeuert, erscheint - nimmt man sie denn ernst - angesichts eines damals nur knapp vermiedenen weltweiten Atomkrieges mit potentiell millionenfachen Opfern unter der Erdbevölkerung befremdlich.

2005, nachdem Carlos Santana ein Che T-Shirt während der Verleihung der Academy Awards getragen hatte, schrieb der auf Kuba geborene Musiker Paquito D'Rivera einen offenen Brief, in welchem er Santana heftig kritisierte für dessen Unterstützung des "Schlächters von Cabaña ("The Butcher of the Cabaña"). Cabaña ist ein Gefängnis, in welchem Guevara die Exekution vieler Regimegegner überwachte, einschließlich des Cousins von D'Rivera - dieser sei wegen seiner christlichen Überzeugung inhaftiert worden und wurde Zeuge der Ermordung vieler weiterer Christen.[5]

Gegner bemängeln, dass er entgegen der Propaganda, welche ihn als außergewöhnlichen Kämpfer darstelle, in der Realität ein ineffektiver Taktiker war. So werden beispielsweise die Darstellungen der Kampfhandlung bei Santa Clara um einen Zug, welcher Waffennachschub transportierte, angezweifelt. Der Kritiker Álvaro Vargas Llosa schreibt: "Mehrere Zeugen deuten an, dass der Zugführer sich im voraus ergab, vermutlich aufgrund von Bestechung".[6][7] Laut einigen Kritikern war Guevara nicht in der Lage die kubanische Wirtschaft zu steuern, da er "den beinahe-Kollaps der Zuckerproduktion, das Scheitern der Industrialisierung, und die Einführung der Bewirtschaftung überwachte".[8][9]

In "The Cult of Che",[10] kritisiert Paul Berman den Film The Motorcycle Diaries (dt. Die Reise des jungen Che) und beklagt, dass der gegenwärtige Kult um Che den entsetzlichen sozialen Kampf in Kuba verschleiern würde. Der Artikel spricht beispielsweise die Inhaftierung von Dissidenten an, wie die des Dichters und Journalisten Raúl Rivero, welcher schließlich unter weltweitem Druck durch eine Solidaritätskampagne seitens des "International Committee for Democracy in Cuba" freigelassen wurde[11], welches unter anderem Václav Havel, Lech Wałęsa, Árpád Göncz, Elena Bonner umfasste. Berman behauptet, dass in den U.S.A, wo der Film auf dem Sundance Film Festival tosenden Beifall erhielt, die Verehrung Ches dazu führe, dass die Misere kubanischer Regimekritiker übersehen würde. Die Website che-mart.com persifliert diese Glorifizierung mit T-Shirts welche Che Guevara und seine Unterstützer verspotten, womit sie auf einen ironisch anmutenden Umstand aufmerksam macht: Che Guevara als eines der best-verkauften Bilder des Kapitalismus.[12]

Obgleich Kritik an Che Guevara und seinem Erbe von der politischen Mitte und Rechten stammt, üben auch andere politische Gruppen wie Anarchisten und Libertäre Kritik an seiner Person; sie betrachten Guevera als einen autoritären Stalinisten, dessen Ziel die Schaffung eines bürokratischen stalinistischen Regimes war.
 
http://www.galizacig.com/imxact/2005/09/anton_gramsci_foto_sobre_1922a.jpg

http://de.wikipedia.org/wiki/Antonio_Gramsci

Antonio Gramsci


Antonio Gramsci [anˈtɔːni̯o ˈgramʃi] (* 23. Januar 1891 in Ales auf Sardinien, Italien; † 27. April 1937 in Rom) war ein italienischer Schriftsteller, Journalist, Politiker und Philosoph, ein Theoretiker des Sozialismus, Kommunist und Antifaschist. Er gehört zu den Begründern der Partito Comunista Italiano, deren Geschicke er leitete. Vom 6. April 1924, bis zu seiner Verhaftung durch die Faschisten am 8. November 1926, war er ein Abgeordneter im italienischen Parlament. Während seiner Zeit im Gefängnis verfasst Gramsci insgesamt 32 Gefängnishefte, die als eines der bedeutendsten Werke der marxistischen Philosophie gelten.

Familie [Bearbeiten]Die Familie Gramsci gehörte zu den Arbëresh, der alteingesessenen albanischen Minderheit Süditaliens. Der Familienname der Gramsci wurde vermutlich von der albanischen Stadt Gramsh abgeleitet. Antonio Gramscis Urgroßvater war griechisch-albanischer Abstammung und war 1821 nach einem Volksaufstand aus Epirus geflüchtet.


Eltern [Bearbeiten]Francesco Gramsci wurde in Gaeta als jüngster Sohn von Gennaro Gramsci, einem Leutnant der bourbonischen Gendamerie und Teresa Gonzales, der Tochter eines neapolitanischen Advokaten, geboren. Er begann ein Studium der Rechtswissenschaften, musste jedoch, als sein Vater starb, dieses vorzeitig abbrechen. Seine Arbeitssuche führte Francesco 1881 nach Sardinien, wo er in Ghilarza eine Anstellung beim Registeramt fand. In Sardinien lernte er Peppina Marcias kennen, die er 1883, gegen den Willen seiner Eltern zur Frau nahm. Antonio Gramsci konnte nie eine enge Beziehung zu seinem Vater aufbauen.

Giuseppina Marcias (oft auch Peppina Marcias genannt) stammte ebenfalls nicht aus ärmlichen Verhältnissen. Ihr Vater war ein Steuereintreiber und besaß ein kleines Haus mit einem kleinen Grundstück. Giuseppina wurde 1861 in Ghilarza geboren. Sie besuchte drei Jahre die Grundschule, dadurch hatte sie auch das Lesen und Schreiben erlernt. Giuseppina las alles, was ihr in die Finger kam, sogar Boccaccio, und das in einer Zeit, in der Lesen und Schreiben die große Ausnahme war, vor allem bei einer Frau. Zusammen mit Francesco hatte sie insgesamt sieben Kinder; ihr erstes Kind, Gennaro, bekam sie 1884. Drei Jahr später folgte Grazietta, 1889 Emma und am 29. Januar 1891 brachte sie Antonio zur Welt.


Ehefrau [Bearbeiten]Julca Schucht wurde 1896, während der Emigration der Familie Schucht, in Genf geboren. Ihr Vater war ein skandinavischstämmiger Gegner der Zarenherrschaft, der aus diesem Grund nach Sibirien verbannt worden war und später emigrierte. Zu Beginn des Jahrhunderts zog die Familie nach Rom, hier besuchte Julia das Liceo musicale und betätigte sich in der Folge als Violinistin und unterrichtete zusätzlich an der Musikschule in Ivanowo. Sie lernte Antonio Gramsci 1922 in Moskau kennen. Ein Jahr später heirateten sie, zusammen hatten sie zwei Söhne, Delio und Giuliano.


Kinder [Bearbeiten]Delio kam im August 1924 in Moskau als erstgeborener Sohn von Antonio Gramsci und Julca Schucht zur Welt. 1981 starb er im Alter von 57 Jahren.

Giuliano wurde am 30. August 1926 in Moskau als zweiter Sohn von Antonio Gramsci und Julca Schucht geboren. Da Antonio Gramsci zwei Monate später verhaftet wurde und bis kurz vor seinem Tod im Gefängnis blieb, lernte er Giuliano nie kennen.


Leben und Wirken [Bearbeiten]
Jugend [Bearbeiten]Am 29. Januar 1891 erblickte Antonio Gramsci im sardischen Ales als drittes Kind von Francesco Gramsci und Giuseppina Marcias das Licht der Welt. Ein Jahr später zog die Familie Gramsci nach Sorgono. Hier kamen mit Mario (1893), Teresina (1895) und Carlo (1897) drei weitere Kinder zur Welt.

Am 9. August 1898 wurde gegen Francesco Gramsci Anklage wegen Amtsmissbrauchs und Veruntreuung erhoben und kurz darauf wurde er verhaftet. Aufgrund der geringen Veruntreuungssumme wurde Francesco Gramsci am 27. Oktober 1900 zur Mindeststrafe von 5 Jahren, 8 Monaten und 22 Tagen Gefängnis verurteilt, die er in Gaeta verbüßte. Francesco Gramsci hatte zwar tatsächlich seine Buchhaltung nicht ganz korrekt geführt, aber der eigentliche Hintergrund für die Verhaftung war politischer Natur, da er bei den Wahlen von 189 den Kandidaten Carboni Boy unterstützt hatte; jedoch setzte sich am Ende Cocco Ortu durch. Giuseppina verschwieg ihren Kindern aus Scham, dass ihr Vater ins Gefängnis musste.

Ohne die Einkünfte des Vaters begann für die Familie Gramsci eine Zeit in extremer Armut. Deshalb zogen sie kurz darauf nach Ghilarza, dem Geburtsort von Giuseppina Marcias. Die Mutter betätigte sich nun als Auftragsnäherin und vermietete ein Zimmer, zudem kümmerte sich um den Haushalt und arbeitete teilweise auch nachts. Trotz der vielen Arbeit fand sie noch genügend Zeit um Antonio bei dessen Hausaufgaben zu helfen.

Im Alter von drei Jahren ließ ein Kindermädchen Antonio fallen, er stürzte so schwer, dass ihm am Rücken ein Buckel wuchs und er an Wachstumsproblemen litt und als Erwachsener nur knapp einen Meter fünfzig groß werden sollte. Antonio litt auch sonst oft an verschiedenen Krankheiten, er schrieb später: «Als ich vier war, hatte ich einmal drei Tage lang Krämpfe und verlor soviel Blut, daß ich völlig entkräftet war. Die Ärzte gaben mir keine Chance mehr, und meine Mutter hat bis 1914 den Kindersarg und das Totenhemd aufgehoben, die sie schon für mein Begräbnis gekauft hatte» [1].

Neben seinen intellektuellen Fähigkeiten war Antonio auch handwerklich talentiert, so fertigte er beispielsweise Spielzeugautos und Schiffe an. Antonio wurde als ein aufgewecktes Kind geschildert, bedingt durch seine körperliche Behinderung konnte er jedoch nicht bei jedem der Spiele der anderen Kinder dabei sein, was ihn verschlossen und immer mehr zum Einzelgänger werden ließ. Seine Geschwister beschrieben ihren Bruder als einen eher melancholischen Menschen, der ihnen aber sehr oft seine Zuneigung zeigte.

Ab dem sechsten Lebensjahr besuchte er die Grundschule, in der dritten Klasse hatte er gute, aber nicht glänzende Zensuren. Da er aber den anderen Kindern weit voraus war, wollte er eine Klasse überspringen, was daran scheiterte, dass der Studiendirektor ihn fragte, ob er denn auch alle Artikel der italienischen Verfassung auswendig könne. Da Antonio dies nicht konnte, scheiterte sein Unterfangen. Sein letztes Grundschuljahr schloss er in jedem Fach mit der Höchstnote ab. Die Armut seiner Familie erlaubte es ihm jedoch nicht, ein Ginnasio zu besuchen. Stattdessen begann er in einem Kataster-Büro zu arbeiten, wo er 9 Lire pro Monat verdient. Seine damalige Arbeit beschrieb Gramsci später wie folgt: «Ich musste Register umherschleppen, die schwerer waren als ich und viele Nächte weinte ich vor Erschöpfung, weil mir der ganze Körper schmerzte».

Am 31. Januar 1904 hatte Francesco Gramsci seine Strafe verbüßt, wurde rehabilitiert und fand eine Anstellung als Schreiber. Deshalb konnte sich Antonio nun im achtzehn Kilometer von Ghilarza entfernten Ginnasio von Santu Lussurgiu anmelden. Dabei handelte es sich um eine kleine Schule, wo lediglich drei Lehrer die insgesamt fünf Klassen unterrichteten. Trotz des misslichen Betreuungsverhältnisses gelang es Gramsci in Oristano die Licenza ginnasiale zu bestehen. Im Sommer 1908 schrieb er sich für das Liceo Dettori von Cagliari ein, wo er in der Folge gemeinsam mit seinem Bruder Gennaro eine kleine Pension bewohnte.

Gennaro hatte in der Zwischenzeit in der sozialistischen Hochburg Turin seinen Militärdienst geleistet und war deshalb als engagierter Sozialist nach Sardinien zurückgekehrt, wo er eine Anstellung in einer Eisfabrik fand. Gennaro engagierte sich u.a. in der Camera del Lavoro, einem Zusammenschluss von Arbeitern, wo er mit dem Amt des Kassierers betraut war. Dank seines Bruders kam Antonio erstmals mit sozialistischen Büchern, Zeitschriften und Broschüren in Kontakt. So las Gramsci u.a. die populären Romane von Carolina Invernizio und Anton Giulio Barrili, daneben die Zeitschriften La Voce und Marzocco, Schriften von Giovanni Papini, Emilio Cecchi und studierte insbesondere die Werke von Benedetto Croce und Gaetano Salvemini.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang es Antonio die Lücken aus der defizitären Schulzeit in Santulussurgia aufzuholen. Auch in Cagliari lebte Gramsci zurückgezogen. Es wird berichtet, dass er weder rauchte noch Alkohol trank und auch keine Einladungen dazu annahm.

Am Ende des zweiten Jahres am Gymnasium fragte Antonio seinen Italienischlehrer Raffa Garzia, der zugleich Direktor der Unione Sarda war, ob er während des Sommers an der Zeitung mitarbeiten könne. Der Professor akzeptierte und am 20. Juli 1910 erhält Gramsci den Presseausweis. Seine erste Berichterstattung führte ihn ins Dorf [[Aidomagiore]. Dort wollte die Bevölkerung das allgemeine Wahlrecht einführen, weshalb der Oberleutnant der Carabinieri ein ganzes Heereskorps, vierzig Carabinieri und vierzig Infanteristen anrücken ließ. Bei der Wahl war dann das ganze Dorf wie ausgestorben und niemand traute sich vor die Tür. Gramscis Berichterstattung über diese Ereignisse war kurz, prägnant und humorvoll. Am Ende seines dritten Oberstufenjahres litt Gramsci an Unterernährung. Ein Jahr später bestand Antonio die Abschlussprüfungen, mit lauter Achten und einer Neun in Italienisch. [2].


Studium in Turin [Bearbeiten]Im Jahre 1911 offerierte das Collegio Carlo Alberto aus Turin 39 Stipendien, dabei erhielten die Studenten 70 Lire pro Monat, um damit die Universität in Turin zu besuchen. Auch Antonio Gramsci bemühte sich um ein solches Stipendium und nahm an den dafür nötigen Aufnahmeprüfungen teil. Gramsci erhielt von seinen Eltern zu diesem Zweck ein Startgeld von 100 Lire, damit finanzierte er sich u.a. die Fahrt dritter Klasse von Sardinien nach Turin, die alleine 45 Lire kostete. Am 27. Oktober 1911 endeten die Prüfungen, wobei Antonio den insgesamt neunten Platz belegte, auf dem zweiten Platz platzierte sich Palmiro Togliatti, ein Student, der ebenfalls aus Sardinien (genauer aus Sassari) stammte und später Gramscis Parteigenosse werden sollte.

Damit erhielt Antonio ein Stipendium, und schrieb sich bei der Fakultät für Literaturwissenschaften ein. Es stellte sich jedoch heraus, dass die siebzig Lire, die er pro Monat erhielt nicht ausreichten. Die ersten Monate des Studiums bezeichnete Gramsci später als schlimmste Zeit seines Lebens. Die Einsamkeit, Hunger und Kälte peinigten ihn und lösten Halluzinationen [3] und Ohnmachtsanfälle aus.

Für die Wahlen vom 26. Oktober 1913 kehrte Gramsci für kurze Zeit nach Sardinien zurück. Der Ministerpräsident Giovanni Gioletti hatte für diese Wahl eine Erweiterung des Wahlrechtes angeordnet, damit waren erstmals auch Analphabeten zugelassen, jedoch blieben die Korruption und die Einschüchterung von Wählern allgegenwärtig. Antonio Gramsci kehrte im November 1913 nach Turin zurück, wo er nun das unterste Stockwerk eines in der Via San Massimo 14 gelegenen Palazzos bewohnte. Kurze Zeit später wurde Gramsci Mitglied in der Partito Socialista Italiano. In dieser Zeit geriet Antonio mit den Examen in Rückstand, da er an einer Art Blutarmut im Gehirn litt, was einen teilweisen Gedächtnisverlust zur Folge hatte. Damit er das Stipendium der Fondazione Albertina behalten konnte, holte Gramsci zwischen März und April 1914 verschiedene Examen nach.

Das Geistesleben in der Turiner Universität war geprägt vom [[Futurismus] und dem Idealismus Professor Benedetto Croces. Gramsci setzte sich intensiv mit diesen Bewegungen auseinander. Während seiner Studienzeit besuchte er häufig junge Parteikollegen, beispielsweise Angelo Tasca, Palmiro Togliatti sowie Umberto Terracini. Am 31. Oktober 1914 schrieb Gramsci seinen ersten Artikel für die sozialistische Wochenzeitung Il Grido del popolo.

Am 1. August 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Italien blieb vorerst neutral. Die PSI forderte eine bedingungslose Neutralität. Eine kleine Gruppe der PSI um Benito Mussolini befürwortete dagegen eine Intervention und löste damit eine heftige Diskussion aus, zu der auch Gramsci durch eine wohlwollende Interpretation von Mussolinis Standpunkt im „Grido del popolo“ beitrug, weswegen ihm später eine interventionistische Haltung vorgeworfen wurde. Kurz darauf wurde Mussolini aus der Sozialistischen Partei ausgeschlossen, die französischen Sozialisten (SFIO) finanzierten mit Hilfe des Außenministeriums Mussolinis Abspaltung von der PSI und die Gründung der Zeitung „Popolo d’Italia“. Mit der Gründung des faschistischen Bundes zusammen mit Republikanern, Anarchisten, Syndikalisten undSozialisten verfolgte er die Strategie, revolutionären Krieg gegen den äußeren Feind, Terror gegen den inneren Feind (Sozialisten, später auch Kommunisten) zu führen. Ungeachtet der Proteste der Arbeiter und der PSI erklärte Italien am 23. Mai 1915 [[Österreich-Ungarn] den Krieg. Gramsci lebte weiterhin in großer Armut und litt unter seinen Erkrankungen, so dass er 1915 sein Studium aufgeben musste, nachdem er bereits eine Unterbrechung des Studiums vorgenommen hatte. Trotz der Darlegungen seiner Krankheiten (Nervenkrise, Körperliche Erschöpfung und Unterernährung) waren die Stipendiumszahlung seitens der Kommission ausgesetzt worden.


Journalistische Tätigkeit [Bearbeiten]Seit dem Beginn des Jahres 1916 arbeitete Gramsci als Redakteur beim Il Grido del popolo, wo er zuvor schon einige Artikel veröffentlicht hatte. Des Weiteren schrieb er für Avanti! (ein politisches Blatt mit Sitz in Turin) die Rubrik Sotto la Mole wo er sich als Pamphletist und Theaterkritiker betätigte. Nachdem er während seiner Studienzeit ein ziemlich zurückgezogenes Leben geführt hatte, besuchte Gramsci jetzt Arbeiter, nahm an verschiedenen sozialistischen Konferenzen teil und schrieb die Erstausgabe des sozialistischen Jugendmagazins La Città futura.

Im März 1917 wurde der russische Zar gestürzt und eine liberale Regierung eingesetzt; am 29. April schrieb Gramsci hierzu «Die russische Revolution ist... ein Werk des Proletariates und sie wird deshalb zwangsläufig in einem sozialistischen Regime enden»

Die kriegsbedingten Missstände und die Kunde von der russischen Revolution führten in Italien zu spontanen Aufständen, diese wurden jedoch von der Regierung unterdrückt. Bei der Revolta per il pane in Turin, vom 25. August 1917, griff die Regierung hart durch; fünfzig Tote, über zweihundert Verletzte, zahlreiche Verhaftungen sowie die Verhängung des Ausnahmezustandes in Turin waren die Folgen. Die Führung der Sozialisten wurden der Anstiftung zur Revolution angeklagt und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Die Direktion der Sozialisten wurde durch ein zwölfköpfiges Komitee ersetzt, dem auch Gramsci angehörte. Gramsci blieb Redakteur von Il Grido del popolo, bis die Zeitung am 19. Oktober 1918 ihre Tätigkeit einstellte.

Am 7. November 1917 gelangten in Russland die Bolschewiki an die Macht, am 24. November veröffentlichte Gramsci aus diesem Anlass eine nationale Ausgabe von Avanti!, unter dem Titel La rivoluzione contro il Capitale (deutsch: Die Revolution gegen das Kapital).

Am Ende des 1. Weltkrieges arbeitete Gramsci nur noch für die piemontesische Ausgabe von Avanti!, doch die jungen Turiner Sozialisten Gramsci, Tasca, Togliatti und Terracini wollten sich nach der Russischen Revolution noch stärker in die sozialistische Politik einbringen. Zu diesem Zweck gründete das Quartett die Wochenzeitung L’Ordine nuovo, Gramsci gehörte dabei zum Redaktionskollektiv und übernahm zudem die Herausgeberschaft.

Benito Mussolini gründete am 23. März 1919 die „Fasci di combattimento“, eine quasimilitärische Organisation zur Zerschlagung der sozialistischen Bewegung. Der Parteivorstand der PSI beschloss auf dem XVI. Parteitag im März 1919 mehrheitlich der am 4. März in Moskau gegründeten Internationale beizutreten. Innerhalb der PSI bildeten sich zwei Gruppierungen, die Astensionisti um Bordiga, die sich der Stimme enthalten und zum Wahlboykott aufriefen, und die Elezionisti um Serrati, die für die Teilnahme der Sozialisten an den Wahlen waren. Beide Flügel sprachen sich für einen bewaffneten Kampf aus. Bordiga wollte im Gegensatz zu Serrati die Partei in „Kommunistische Partei Italiens“ umbenennen und sprach sich für den Ausschluss aller Parteimitglieder aus, die den bewaffneten Kampf ablehnten. Die Gruppe um L’Ordine Nuovo stand dabei eher auf der Seite Serratis.


L’Ordine Nuovo [Bearbeiten]Die Erstausgabe der Zeitung erschien am 1. Mai 1919. Im Titel stand Bildet euch, denn wir brauchen all eure Klugheit. Bewegt euch, denn wir brauchen eure ganze Begeisterung. Organisiert euch, denn wir brauchen eure ganze Kraft Ein von Gramsci und Togliatti verfasster Leitartikel [4], der zur Gründung von Fabrikräten in Turin aufrief, traf auf breiten Widerhall. Bis zum Jahresende waren 120.000 Turiner Arbeiter in Räten organisiert. In der Folge revoltierten die Arbeiter, brachten die Fabriken unter ihre Kontrolle, hielten aber die Produktion aufrecht. Gramsci avancierte hierbei zum politischen Sprecher der Massenbewegung, indem er sich u.a. an Fabrikversammlungen beteiligte.

Im Ordine Nuovo wurden zudem die Entwicklungen und Erfahrungen der russischen Sowjets diskutiert und dokumentiert. Gramsci propagierte für Turin ein Rätekonzept, das über die Fabrikkomitees hinausreichen sollte [5]. Das Ziel dieser Räte wäre laut Gramsci die Schaffung einer revolutionären Kultur selbst organisierter Produzenten, er beschrieb sie zudem als Keimzelle einer zukünftigen kommunistischen Gesellschaft.

Auf Initiative des Ordine Nuovo entstand im November 1919 eine Kulturschule, die die politische Bildung der Arbeiterräte verfolgte. Gramsci hielt dort zahlreiche Vorträge, in welchen die Erfahrungen der Rätebewegung diskutiert und reflektiert wurden, außerdem unterstützte er den Aufbau von kommunistischen Bildungsgruppen. In einem Editorial des Ordine Nuovo schrieb Gramsci, dass es die Aufgabe des Ordine Nuovo sei, als spontane Schule der Arbeiterbewegung zu agieren und somit eine Einheit von intellektueller Bildung und proletarischer Aktion herzustellen.

Im April erlebte die Turiner Rätebewegung einen weiteren Höhepunkt, als 200.000 Arbeiter einen zehntägigen Generalstreik durchführten. Dieser Streik beschränkte sich jedoch nur auf Turin, da die nationale Führung der PSI ihre Unterstützung verweigerte. Bereits im September desselben Jahres kam es aber in ganz Italien zu neuerlichen Fabrikbesetzungen, der Schwerpunkt lag dabei wieder in Turin. In Turin ging das Militär bereits gegen die revoltierenden Arbeiter in Stellung, jedoch gelang es der sozialistischen Partei durch Kompromissverhandlungen mit den Arbeitgebern einen reformistischen Ausgleich und die politische Isolierung der verbliebenen Räte zu erreichen. Dieses führte dazu, dass Gramsci gegen die Direktion der PSI opponierte.

In der PSI verschärften sich die internen Differenzen zwischen zentristischen, reformistischen und kommunistischen Strömungen. Gramsci entwarf ein 9-Punkte-Programm, das am 8. Mai 1920 im „L’Ordine Nuovo“ veröffentlicht wurde. Gramsci ging von einer revolutionären Situation in Italien aus und glaubte, dass eine bessere Koordination von Arbeitern und Bauern notwendig sei. Er schätzte die Lage so ein, dass „entweder die Eroberung der politischen Macht durch das revolutionäre Proletariat folge, oder eine furchtbare Reaktion durch die besitzende Klasse.“

Am 19. Juli 1920 begann der 2. Kongress der Kommunistischen Internationale, Komintern und verabschiedete ein Papier mit 21 Bedingungen, die für sozialistische Parteien gelten sollten, wenn sie Mitglied der Komintern werden wollten. Neben anderen Forderungen musste der Name in „Kommunistische Partei“ umgeändert werden und reformistische Gruppen mussten sofort ausgeschlossen werden. Der zentristische Flügel um Serrati befürchtete in der Situation Italiens, in der die Bourgeoisie zum Gegenangriff überging, den reformistischen Flügel zu verlieren. Lenin befürwortete einen Ausschluss, kritisierte aber zugleich Bordiga und die Astensionisti für ihre Ignoranz gegenüber positiven internationalen Beispielen von revolutionärer Parlamentsarbeit. Gramscis 9-Punkte-Programm wurde von Lenin befürwortet, was Gramsci neuen Auftrieb gab.


Gründung der Kommunistischen Partei [Bearbeiten]Die Resolution der Kommunistischen Internationalen verlangte von den sozialistischen Parteien die Distanzierung von den Reformisten und der Gradualisten (die letzteren propagierten die Erlangung der Macht durch kleine demokratische Schritte). Dies lehnte die Partito Socialista Italiano jedoch ausdrücklich ab. Dadurch führte die Niederschlagung der Arbeiterräte vom August und September 1920 zur Abspaltung des linken Flügels der PSI. Erste Vorbereitungen für diese Abspaltung wurden an der in Imola durchgeführten PSI-Tagung vom November 1920 getroffen.

Die geplante Abspaltung wurde dann aber erst anlässlich der PSI-Tagung vom 21. Januar 1921 vollzogen. Nachdem Amadeo Bordiga die Unmöglichkeit der Zusammenarbeit zwischen den Revolutionären, den Reformisten und den Maximalisten erklärt hatte, verließen die Kommunisten das Gebäude und gründeten im Theater San Marco von Livorno die Kommunistische Partei Italiens (PCI). Die Partei verlegte ihren Sitz nach Mailand und startete ihre Aktivitäten unter dem Vorsitz Bordigas. Gramsci und Terracini zogen ins Zentralkomitee ein, Amadeo Bordiga, Bruno Fortichiari, Luigi Repossi, Ruggiero Greco und Umberto Terracini bildeten die Exekutive.

Die von Gramsci geführte L’Ordine Nuovo wurde neben Il Lavoratore aus Triest und Il Comunista aus Rom eine der bekanntesten kommunistischen Tageszeitungen. Bei den Wahlen vom 15. Mai 1921 kandidierte Antonio Gramsci als Abgeordneter, wurde jedoch nicht gewählt. Als beim III. Kongress der Komintern, der im Sommer 1921 durchgeführt wurde, nun doch für die Situation in Italien eine Einheitsfront dringlichst empfohlen wurde, um gegen die faschistische Offensive vorgehen zu können, folgte Bordiga nicht, sondern polemisierte in seinen Römischen Thesen gegen die Einheitsfronttaktik. Gramsci, der mehrmals versuchte, für die Einheitsfront zu mobilisieren, gab Ende 1921 seine Bemühungen auf.

Ende Mai 1922 reiste Gramsci nach Moskau, um die italienischen Kommunisten in der Exekutive der Internationalen Kommunisten zu vertreten. Als er in Russland ankam, erkrankte er und musste sich deshalb in einem Moskauer Sanatorium für Nervenkrankheiten behandeln lassen. Hier traf er Eugenia Schucht, eine russische Violinistin, die er erstmals einige Jahre zuvor in Italien getroffen hatte. Durch sie lernte Gramsci deren Schwester Julca kennen, die sich ebenfalls als Violinistin betätigte und einige Jahre das Liceo musicale in Rom besucht hatte. Gramsci verliebte sich in die damals siebenundzwanzig Jahre alte Giulia und heiratete sie 1923.

Nach der Machtergreifung durch Mussolini bestimmte die Dritten Internationale, dass sich die italienischen Kommunisten mit dem sozialistischen Flügel der Internationalisten vereinigen sollten. Im Februar 1923 verhafteten die Faschisten Bordiga, die Komintern setzte daraufhin mit Gramscis Einverständnis eine gemischte Exekutive in Italien ein, in der Bordigas Gruppe neu in der Minderheit war. Bordiga wurde dafür in das EKKI-Präsidium gewählt. Kurz darauf wurde jedoch auch die neue Exekutive verhaftet, weshalb man Gramsci nach Wien schickte mit dem Auftrag von außerhalb eine neue Exekutive aufzubauen.

Am 12. Februar 1924 erschien in Mailand die erste Ausgabe der neuen kommunistischen Tageszeitung L’Unità und ab dem 1. März erschienen die neuen Ausgaben der L’Ordine Nuovo die nun nur noch zweimal monatlich herausgegeben wurde.


Abgeordneter im Parlament [Bearbeiten]Antonio Gramsci erlangte am 6. April 1924 in der Region Venetien ein Abgeordneten-Mandat für die KPI. Dadurch genoss Gramsci nun Immunität und konnte deshalb Wien verlassen und nach Rom ziehen. Im gleichen Monat nahm er an einer illegalen Tagung der Führung der italienischen Kommunisten in der Nähe von Como teil.

Am 10 Juni wurde Giacomo Matteotti, ein sozialistischer Abgeordneter von sechs Squadristi entführt und danach ermordet. Dies nachdem dieser im Parlament eine flammende Rede gehalten hatte, in der er vor der drohenden Gefahr der Faschisten für die Italienische Republik warnte. Das Verschwinden Matteottis und die Entdeckung seiner Leiche einige Wochen später führte zu einem deutlichen Stimmungswandel in großen Teilen der Bevölkerung. Die Mehrheit zweifelte nicht daran, dass hinter dem Mord die Faschisten steckten. Mussolinis Popularität erlitt einen Einbruch.

Die Aventinianer, ein Zusammenschluss antifaschistischer Kräfte (dazu gehörten Sozialisten, Kommunisten, Liberale, Demokraten und Katholiken), protestierten, mit dem Auszug ihrer Abgeordneten aus dem Parlament, gegen die Ermordung Matteottis. Jedoch war die Opposition alles andere als geeint, die verschiedenen Parteien misstrauten sich gegenseitig, was dazu führte, dass sie in der Folge nahezu handlungsunfähig waren. Trotzdem glaubte Gramsci weiterhin an ein nahes Ende des Faschistischen Regimes, doch dabei täuscht er sich. Dies da die träge Opposition keine wirklichen Alternativen zu den Faschisten bieten konnte und weil die letzteren die Bevölkerung durch die Squadristi und deren gewalttätige Repression gefügig machten. So wurde beispielsweise Piero Gobetti, ein scharfer Kritiker des Regimes, am 5. September 1925 von vier Squadristi vor dessen Haus niedergeprügelt und so schwer verletzt, dass er im Frühjahr 1926 seinen Verletzungen erlag.

Am 20. Oktober schlug Gramsci vor, dass die Aventinianer eine Art Antiparlament bilden sollen, dieser Vorschlag wurde jedoch von den anderen Oppositionsparteien abgelehnt. Am 26. Oktober reiste er nach Sardinien, um hier an einem regionalen Kongress der Kommunistischen Partei teilzunehmen und seine Familie zu besuchen. Am 12. November 1924 kehrte der kommunistische Abgeordnete Luigi Repossi ins Parlament zurück, zwei Wochen später kehrten auch die restlichen kommunistischen Abgeordneten zurück. Am 3. Januar 1925 gelang es Benito Mussolini, mit einer Rede vor dem Abgeordnetenhaus die Unterstützung der Bevölkerung zurück zu gewinnen. Als Führer der Faschistischen Partei übernahm er für den Mord an Matteotti, die volle „moralische, politische und historische Verantwortung“, ohne jedoch eine direkte Verbindung zu erwähnen. Der Aufforderung, ihn für das Verbrechen anzuklagen, kamen seine Gegner aufgrund der Aussichtslosigkeit eines solchen Unterfangens nicht nach.

Vom Februar bis April 1925 weilte Gramsci in Moskau um seinen Sohn Delio kennenzulernen und seine Frau wiederzusehen. Am 26. Mai hielt Antonio Gramsci seine erste (zugleich letzte) Rede vor dem ehemaligen Parteikollegen Mussolini; dies nachdem die Regierung einen Gesetzesentwurf ausgearbeitet hatte, um regierungskritische Vereinigungen und deren Aktivitäten reglementieren zu können. Hier einige Auszüge aus seiner Rede: «mit diesem Gesetz hofft ihr die Entwicklung von großen Arbeiter- und Bauernorganisationen zu verhindern [...] ihr könnt den Staat unter eure Kontrolle bringen, könnt das Gesetz verändern, könnt versuchen die Organisationen in ihrer heutigen Form zu verbieten aber ihr könnt euch nicht über die Fakten hinwegsetzen. Ihr macht nichts anderes als das Proletariat zu zwingen sich in eine andere (politische) Richtung zu orientieren [...] die revolutionären Kräfte in Italien lassen sich nicht spalten, euer Traum wird sich nicht realisieren lassen!»[6]. . Als am 13. September 1925 der militante Kommunist Giovanni Corbi, als Vergeltung für den Mord an Matteotti, den Faschistischen Abgeordneten, Armando Casalini ermorderte, verschärfte das Faschistische Regime seine Repression gegen die Opposition. Vom 20. bis zum 26. Januar 1926 fand in Lyon der heimlich durchgeführte III. Kongress der Kommunistischen Partei Italiens (PCI) statt, hier präsentierte Gramsci seine These zum italienischen Faschismus und dessen Ursprung. Der Kongress stimmte diesen Thesen zu und wählte Gramsci zum Parteisekretär.

Zurück in Rom, verbrachte Gramsci einige Monate mit seiner Familie. Seine Frau, die ihren zweiten Sohn, Giuliano, erwartete, verließ am 7. August 1925 Italien in Richtung Moskau, ein Monat später kehrte auch ihre Schwester Eugenia Schucht zusammen mit dem erstgeborenen Sohn Delio nach Moskau zurück.

Im September begann Gramsci ein Essay über die Questione meridionale (Alcuni temi sulla questione meridionale), in der er die politische Entwicklung von 1894, dem Jahr der Bauernunruhen in Sizilien, und dem Aufstand in Mailand aus dem Jahre 1896 analysierte.



Verhaftung, Prozess und Gefängniszeit

Am 31. Oktober 1926 überlebte Mussolini ein Attentat; der Duce blieb zwar unverletzt, nahm aber den Anschlag zum Anlass, die letzten Spuren von Demokratie zu eliminieren. Am 5. November löste die faschistische Regierung alle Oppositionsparteien auf und hob zudem die Pressefreiheit auf. Drei Tage später wurde Gramsci unter Missachtung seiner parlamentarischen Immunität verhaftet und ins Gefängnis Regina Coeli in Rom gebracht. Kurz darauf wurde Gramsci nach Ustica verbannt und ab dem 7. Februar 1927 war er, in Mailand, im Gefängnis San Vittore inhaftiert.

Der Prozess gegen zweiundzwanzig Kommunisten, unter ihnen Antonio Gramsci, Umberto Terracini, Mauro Scoccimarro, Giovanni Roveda und Ezio Riboldi, begann am 28. Mai 1928 in Rom; Gerichtspräsident war der General Alessandro Saporiti. Gramsci wurde wegen konspirativer Tätigkeit, Anstiftung zum Bürgerkrieg, Verteidigung von Straftaten und Aufhetzung zum Klassenhass angeklagt. Der Staatsanwalt Michele Isgrò, schloss seine Anklagerede mit folgenden Worten: «Wir müssen für zwanzig Jahre verhindern, dass dieses Hirn funktioniert». Am 4. Juni wurde Gramsci zu zwanzig Jahre, vier Monate und fünf Tagen Gefängnis verurteilt, am 19. Juli wurde er, im in der Provinz Bari gelegenen Gefängnis von Turi eingesperrt. Für Gramsci begann eine Haftzeit, unter menschenunwürdigen physischen wie psychischen Bedingungen. Er wurde wegen verschiedener Kritik sowohl von der Leitung der KPI in Paris als auch von Mithäftlingen ausgegrenzt bzw. denunziert. Sein ehemaliger Professor und Freund Sraffa versorgte ihn mit Büchern. Die Trennung von seiner Familie, die Isolierung von der politischen Praxis und dem intellektuellen Austausch mit Freunden und Genossen, traf ihn schwer. Die einzige Verbindung zur Außenwelt blieb in der Folge der Briefwechsel zu den engsten Verwandten und die Besuche, die Gramsci empfangen durfte.

Am 8. Februar 1929 erhielt Gramsci Schreibzeug und konnte somit mit dem Schreiben seiner Gefängnishefte beginnen. Seit dem Jahre 1931 litt Gramsci an der pottschen Krankheit, einer tuberkulösen Veränderung der Wirbelsäule, an Arteriosklerose und an der Schwindsucht dadurch erhielt er eine Einzelzelle. Gramsci widmete sich weiterhin der Ausarbeitung seiner politischen, philosophischen und historischen Überlegungen. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich jedoch immer mehr und im August 1932 erlitt er eine schwere Hirnblutung.

Am 30. Dezember 1932 starb Gramscis Mutter, die Familie beschloss Antonio nicht darüber zu informieren. 1933 durchlebte Gramsci eine neuerliche Krise, mit Halluzinationen und Wahnvorstellungen. In Paris bildete sich unterdessen ein Komitee, dazu gehörten u.a. Romain Rolland und Henri Barbusse, das sich für die Freilassung von Gramsci und anderen politischen Häftlingen einsetzte. Am 19. November wurde dieser in die Krankenabteilung des Gefängnis von Civitavecchia gebracht und am 7. Dezember folgte die Verlegung in die Klinik von Dr. Cusumano nach Formia.

Am 25. Okober 1934 bewilligte Mussolini das Entlassungsgesuch von Gramsci, jedoch wurde dieser weiterhin unter Arrest gesetzt, und durfte sich nicht in eine Klinik begeben, da die Regierung befürchtete, er könnte ins Ausland flüchten. Erst am 24. August 1935 wurde es Gramsci gestattet die in Rom gelegene Klinik „Quisisana“ aufzusuchen. Er befand sich in einem ernsten Zustand; neben der pottschen Krankheit, Arteriosklerose und Schwindsucht, litt er nun auch noch an Gicht und Hypertonie.

Am 21. April 1937 erhielt Gramsci seine volle Freiheit zurück, aber er befand sich weiterhin in der Klinik und sein Zustand war kritisch. Am 27. April starb der erst sechsundvierzigjährige Antonio Gramsci an einer Hirnblutung. Am nächsten Tag wurden seine sterblichen Überreste kremiert, es folgte die Beerdigung, an der nur sein Bruder Carlo und seine Schwägerin Tatiana Schucht teilnahmen. Nach der Befreiung durch die Alliierten wurde Gramscis Grab auf den Englischen Friedhof von Rom überführt.


Werke [Bearbeiten]
Gefängnishefte [Bearbeiten]Die insgesamt 32 Gefängnishefte, die aus insgesamt 2.848 Seiten bestehen, sind von Gramsci nicht zur Veröffentlichung gedacht. Sie enthalten Gedanken und Notizen, die Gramsci während seiner Haft niederschreibt. Mit der Zeit wächst das Ganze zu einem der bedeutendsten Werke der marxistischen Philosophie, das von Gramsci als Philosophie der Praxis bezeichnet wird. Die Gefängnishefte werden von Tatiana Schucht und Piero Sraffa vor den Faschisten gerettet und anschließend dem Bankier Raffaele Mattioli übergeben; dieser hatte zuvor die Klinikaufenthalte für Gramsci bezahlt. Mattioli reist daraufhin nach Moskau und vertraut die Schriften Palmiro Togliatti und den anderen italienischen Kommunisten an. Am Ende des 2. Weltkrieges werden die Hefte zusammen mit den Lettere del carcere vom Verlagshaus Einaudi herausgegeben. Insgesamt erscheinen hierbei sechs Bände, die nach Themen geordnet sind und folgende Titel tragen:

Il materialismo storico e la filosofia di Benedetto Croce (deutsch: Der historische Materialismus und die Philosphie von Benedetto Croce).
Gli intellettuali e l’organizzazione della cultura (deutsch: Die Intellektuellen und die Organisation der Kultur)
Il Risorgimento (deutsch: Das Risorgimento)
Note sul Machiavelli, sulla politica e sullo Stato moderno (deutsch: Notizen über Machiavelli, über die Politik und über den modernen Staat)
Letteratura e vita nazionale (deutsch: Literatur und das nationale Leben)
Passato e presente (deutsch: Vergangenheit und Gegenwart)
1975 erschienen die Hefte in einer Neuauflage, diesmal wurden die Hefte nicht mehr nach dem Thema sondern nach Enstehungszeitpunkt geordnet. Neben den Gefängnisheften enthält diese Auflage auch alle von Gramsci verfassten Artikel, die im L’Avanti!, im Il grido del popolo und im L’ordine nuovo erschienen sind.


Philosophie [Bearbeiten]
Hegemonie [Bearbeiten]Mit dem Begriff „Hegemonie“ ist ein Konzept formuliert, das es erlaubt, die Entwicklung der italienischen Geschichte und des Risorgimento zu verstehen. Das Risorgimento hätte einen revolutionären Charakter annehmen können, wenn es ihm gelungen wäre die Unterstützung der breiten Massen (insbesondere der Bauern, die damals die Mehrheit der Bevölkerung bildeten) zu gewinnen. Die Grenzen der bürgerlichen Revolution lagen darin, dass sie nicht von einer radikalen Partei angeführt wurde, dies im Unterschied zu Frankreich, wo die Landbevölkerung, die die Revolution unterstützen, entscheidend war für die Niederlage der aristokratischen Kräfte.

Die fortschrittlichste italienische Partei war damals die Partito Sardo d’Azione, die Partei von Mazzini und Garibaldi. Diese hatte jedoch nicht die Fähigkeit die fortschrittlichen bürgerlichen Kräfte mit den Bauern zu verbünden. Garibaldi verteilte in Sizilien, Ländereien an die Bauern, aber die Aufstandsbewegungen der Bauern wurden erbarmungslos unterdrückt und es wurde die Guardia nazionale anticontadina gegründet.

Auch wenn die Partito d’Azione ein fortschrittliches Element, im Risorgimento war, repräsentierte sie nicht die führende Kraft, den diese Position nahmen die moderaten Kräfte ein, dadurch war es den Cavouranern möglich sich an die Spitze der bürgerlichen Revolution zu setzen und die radikalen Kräfte zu absorbieren. Dies gelang, weil die moderaten Cavouranern eine organische Beziehung zu ihren Intellektuellen, die wie auch die Politiker, Landbesitzer und Industriemagnaten waren, besaßen. Der größte Teil der Bevölkerung blieb somit passiv und es kam zum Kompromiss zwischen den Kapitalisten Norditaliens und den Großgrundbesitzern Süditaliens.

«Die Vorherrschaft einer sozialen Gruppe zeigt sich auf zwei Arten, als Beherrschung und als intellektuelle sowie moralische Führung. Eine soziale Gurppe ist dominant, wenn sie die gegnerischen Gruppen unterwirft und die verbündeten Gruppen anführt. Eine soziale Gruppe kann, ja muss sogar vor der Machtübernahme, die Führung übernommen haben; wenn sie dann an der Macht ist [...] wird sie dominant aber sie muss weiterhin führend bleiben».

Die Aufgabe des Königreich Piemont-Sardinien, lag im Risorgimento darin die führende Klasse zu sein; es gab in Italien zwar Gruppen deren Kern eine Einheit anstrebten, diese Gruppen wollten aber niemanden führen, beziehungsweise waren sie nicht dazu bereit ihre Interessen auf die Interessen anderer Gruppen abzustimmen. Sie wollten herrschen, aber nicht führen; sie wollten dass ihre Interessen vorherrschen, sie wollten, dass eine neue unabhängige Kraft, die Herrschaft über Italien erlangt. Diese Kraft wurde das Königreich Piemont-Sardinien, die somit eine Funktion übernahm, wie sie in ähnlicher Form von einer Partei übernommen wird.

Aus der Sicht von Gramsci, muss jede Gruppe, die nach der Herrschaft in einer modernen Gesellschaft strebt, bereit sein Abstriche bei ihren ökonomischen und gesellschaftlichen Interessen zu machen, mit einer Vielzahl von politischen Kräften den Kompromiss zu suchen und mit diesen Allianzen zu bilden. Gramsci nennt diese Allianzen Historischer Block, ein Term der von Georges Sorel geprägt worden ist. Dieser Block bildet die Basis für eine gesellschaftliche Ordnung, durch die, die Hegemonie der dominanten Klasse mit Hilfe einer Verknüpfung von Institutionen, sozialen Beziehungen und Ideen gebildet und sichergestellt wird. In Italien wurde dieser Historische Block, von den Industriellen, den Landbesitzern, der Mittelklasse und Teilen des Kleinbürgertums gebildet.

Gramsci bemerkte, dass im Westen, die kulturellen Werte der Bourgeoisie mit dem Christentum verknüpft sind. Deshalb richtet sich ein Teil seiner Kritik gegen die vorherrschende Kultur auch gegen religiöse Normen und Werte. Er war beeindruckt von der Macht die, die Katholischen Kirche über die Gläubigen hat und er sah mit welcher Sorgfalt die Kirche verhinderte, dass die Religion der Intellektuellen sich zu stark von der Religion der Ungebildeten entfernen konnte. Gramsci glaubte, dass es die Aufgabe des Marxismus sei, die in der Renaissance, durch den Humanismus geübte Kritik an der Religion mit den wichtigsten Elementen der Reformation zu vereinen. Nach Gramsci kann der Marxismus erst dann die Religion ablösen, wenn er die spirituellen Bedürfnisse der Menschen befriedigen kann und damit dies der Fall ist müssen sie ihn als einen Ausdruck ihrer eigenen Erfahrungen wahrnehmen.


Intellektuelle und Bildung [Bearbeiten]Gramsci dachte oft über die Rolle des Intellektuellen in der Gesellschaft nach. Berühmt ist seine Überzeugung, dass alle Menschen Intellektuelle seien, laut ihm hat jeder intellektuelle und rationelle Talente, aber nicht jeder hat auch die gesellschaftliche Funktion eines Intellektuellen. Gramsci erklärte, dass die modernen Intellektuellen nicht nur Redner, sondern auch Leiter und Organisatoren seien, die dabei helfen die Gesellschaft aufzubauen und eine Hegemonie zu produzieren, dies indem sie sich ideologischen Apparaturen wie die Bildung und Medien bedienen.

Gramsci unterschied zwischen traditionellen Intellektuellen, dazu gehören der Schriftsteller, der Philosoph und der Künstler, sie sehen sich selber (fälschlicherweise) als eine Klasse außerhalb der Gesellschaft und den organischen Intellektuellen, die jede Klasse aus ihren eigenen Reihen hervorbringt. Eine soziale Gruppe die, die Hegemonie anstrebt, setzt alles daran, die traditionellen Intellektuellen zu assimilieren und für ihre Ideologien einzunehmen. Dies geht umso schneller und effizienter, wenn die Gruppe zugleich ihre eigenen organischen Intellektuellen herrausbildet.

Diese organischen Intellektuellen beschreiben das gesellschaftliche Leben nicht nur mit wissenschaftlichen Regeln, vielmehr artikulieren sie durch die Sprache der Kultur, die Gefühle und Erfahrungen die, die breite Masse nicht selber vermitteln kann. Gramsci sah es als ein Bedürfnis eine Kultur der Arbeiterklasse zu schaffen, hierzu bräuchte es ein Bildungssystem, in dem sich Intellektuelle der Arbeiterklasse entwickeln können. Dieses Bildungssystem sollte nicht einfach nur in die Marxistische Ideologie einführen, sondern vielmehr den Status Quo, die bereits bestehenden intellektuellen Tätigkeiten der Massen, erneuern und kritisch Hinterfragen. Seine Ideen zum Bildungssystem stimmen mit den Ansichten der kritischen Pädagogik und der Bildung von unten überein, wie sie später von Paulo Freire in Brasilien erprobt wurden.


Staat und bürgerliche Gesellschaft [Bearbeiten]Gramscis Theorie der Hegemonie ist an seine Vorstellung des Kapitalistischen Staates gebunden, der seiner Meinung nach durch Zwang und Konsens regiert wird. Der Staat ist nicht im engeren Sinne als Regierung zu verstehen; Gramsci unterscheidet zwischen der politischen Gesellschaft, in deren Bereich die politischen und rechtlichen Institutionen gehören, und der bürgerlichen Gesellschaft, die gemeinhin auch als privater oder nicht staatlicher Lebensbereich bezeichnet wird und zu der auch die Wirtschaft gehört. Ersteren beschreibt er als den Bereich des Zwanges und Letzteren als den Bereich des Konsenses. Gramsci betont, dass die Trennung rein konzeptionell sei und dass sich die zwei Bereiche in der Realität häufig überschneiden.

Gramsci behauptete, dass die Bourgeoisie im modernen Kapitalismus ihre wirtschaftliche Kontrolle aufrechterhalten kann, indem sie bestimmte Forderungen der Gewerkschaften und Politischen Parteien genehmigt. Dadurch fördert die Bourgeoisie eine passive Revolution, indem sie unter ihre wirtschaftlichen Interessen geht und erlaubt, dass sich die Formen ihrer Hegemonie ändern. Gramsci postulierte, dass Bewegungen wie der Reformismus, der Faschismus, sowie der Taylorismus und der Fordismus Beispiele hierfür sind.

In der Tradition von Niccolò Machiavelli argumentierte er, dass die Revolutionäre Partei Der Moderne Fürst sei, der es der Arbeiterklasse erlauben wird organische Intellektuelle und eine alternative Hegemonie innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft zu bilden.

Folglich stellte sich für Gramsci als politische Hauptaufgabe der Gewinn der „kulturellen Hegemonie“ durch die Partei als „kollektiven Intellektuellen“, die „Übersetzung“ der (marxistischen) Philosophie in Alltagsbewusstsein und ihre Bestätigung als „Philosophie der Praxis“.


Einfluss [Bearbeiten]Obwohl Gramsci aus der organisierten Linken stammte, ist er heutzutage eine wichtige Figur in akademischen Diskussionen, zum Beispiel innerhalb der Cultural studies oder der Kritischen Theorie. Politische Theoretiker der politischen Mitte und Rechten haben ebenfalls seine Konzepte für sich entdeckt; beispielsweise werden seine Ideen zur Hegemonie häufig aufgegriffen. Sein Einfluss ist besonders stark in der Politikwissenschaft, so dass sich hier sogar eine eigene nach Gramsci benannte Richtung, der Neogramscianismus, gebildet hat. Seine Arbeit hatte auch einen starken Einfluss auf intellektuelle Abhandlungen über die Popkultur.

Gramscis Erbe wurde in kommunistischen Kreisen intensiv diskutiert. Palmiro Togliatti, der die Kommunistische Partei Italiens nach dem 2. Weltkrieg führte, behauptete, dass die Politik der PCI unter seiner Führung mit den Theorien von Gramsci übereinstimmte. Andere glauben, dass Gramsci vermutlich aus der Partei ausgeschlossen worden wäre, wenn ihn seine Gefängnisstrafe nicht von einem regelmäßigen Kontakt mit der kommunistischen Führung unter Joseph Stalin abgehalten hätte, da sich Gramscis Ideen grundlegend von denjenigen des Stalinismus unterschieden.


Denker, die Gramsci beeinflussten [Bearbeiten]Henri Bergson - französischer Philosoph, Nobelpreisträger für Literatur und Theoretiker des Voluntarismus.
Benedetto Croce - italienischer Liberalist, Anti-Marxist, Philosoph, Humanist, Historiker und Politiker.
Niccolò Machiavelli — italienischer Politiker, Philosoph, Geschichtsschreiber und Dichter des 16. Jahrhunderts, der insbesondere Gramscis Staatstheorie beeinflusste.
Karl Marx - Philosoph, Historiker, Politjournalist und Begründer des Marxismus.
Antonio Labriola – Italienischer Marxist der ersten Stunde.
Vilfredo Pareto - italienischer Ingenieur, Ökonom und Soziologe
Georges Sorel - Französischer Vordenker des Syndikalismus und Sozialphilosoph.

Denker, die von Gramsci beeinflusst wurden [Bearbeiten]Louis Althusser - französischer Philosoph. Er gilt als einer der einflussreichsten europäischen marxistischen Philosophen.
Alain de Benoist - französischer Publizist und gilt als maßgeblicher Vordenker der Neuen Rechten.
Judith Butler - Professorin für Rhetorik und vergleichende Literaturwissenschaft
Michael Hardt - US-amerikanischer Literaturtheoretiker.
Ernesto Laclau - politischer Theoretiker, der sich selbst dem Postmarxismus zurechnet.
Chantal Mouffe - belgische Professorin für Politische Theorie.
Antonio Negri - italienischer Politikwissenschaftler und ein bedeutender Vertreter der neomarxistischen Strömung des Operaismus.
Pier Paolo Pasolini - italienischer Filmregisseur, Dichter und Publizist.
Edward Said – israelischer Literaturtheoretiker und –kritiker.
Raymond Williams - äußerst einflussreicher marxistischer Wissenschaftler, Autor und Kritiker.

Zitate [Bearbeiten]„Eine neue Kultur zu schaffen bedeutet nicht nur, individuell ›originelle‹ Entdeckungen zu machen, es bedeutet auch und besonders, bereits entdeckte Wahrheiten kritisch zu verbreiten, sie sozusagen zu ›vergesellschaften‹ und sie dadurch Basis vitaler Handlungen, Element der Koordination und der intellektuellen und moralischen Ordnung werden zu lassen. Dass eine Masse von Menschen dahin gebracht wird, die reale Gegenwart kohärent und auf einheitliche Weise zu denken, ist eine ›philosophische‹ Tatsache, die viel wichtiger und ›origineller‹ ist, als wenn ein philosophisches ›Genie‹ eine neue Wahrheit entdeckt, die Erbhof kleiner Intellektuellengruppen bleibt.“ Antonio Gramsci, Gefängnishefte, Kritische Gesamtausgabe, Band 1 - 10, herausgegeben von Klaus Bochmann, Wolfgang-Fritz Haug, Peter Jehle, Argument Verlag Hamburg, 1991ff; Band 6, Heft 1, §12
„Man muss nüchterne, geduldige Menschen schaffen, die nicht verzweifeln angesichts der schlimmsten Schrecken und sich nicht an jeder Dummheit begeistern. Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Willens“ - Gefängnishefte, H. 28, § 11, 2232
„Alle Menschen sind Intellektuelle, (...) aber nicht alle Menschen haben in der Gesellschaft die Funktion von Intellektuellen.“ - Gefängnishefte
„Wir müssen uns abgewöhnen und aufhören, die Kultur als enzyklopädisches Wissen zu verstehen, wobei der Mensch nur als ein Gefäß gesehen wird, das mit empirischen Daten angefüllt und vollgepfropft werden muss, mit nackten und zusammenhanglosen Fakten, die er dann in seinem Gehirn wie in den Abschnitten eines Wörterbuchs rubrizieren muss (...). Wirkliche Kultur ist etwas völlig anderes. Kultur ist Disziplinierung des eigenen inneren Ichs, Inbesitznahme der eigenen Persönlichkeit und die Erlangung eines höheren Bewusstseins, mit dem man dazu kommt, den eigenen historischen Wert zu verstehen, die eigene Funktion im Leben, die eigenen Rechte und Pflichten.“ - Grido del popolo vom 29. Januar 1916.
„Sich selbst zu kennen, will heißen, sein eigenes Sein zu leben, will heißen Herr seiner Selbst zu sein, sich von den anderen abzuheben, aus dem Chaos auszubrechen, ein Element der Ordnung zu sein, aber der eigenen Ordnung und der eigenen, einem Ideal verpflichteten Disziplin. Und das kann man nicht erreichen, wenn man nicht auch die anderen kennt, ihre Geschichte, die Anstrengungen, die sie unternommen haben, um das zu werden, was sie sind, die Gesellschaftsformation zu schaffen, die sie begründet haben, und die wird durch die unsere ersetzen wollen.“ - Grido del popolo vom 29. Januar 1916.

Quellen [Bearbeiten]Antonio Gramsci - Gefängnishefte. Herausgegeben von Klaus Bochmann und Wolfgang Fritz Haug. Argument Verlag, Hamburg/Berlin 1991ff
Erziehung und Bildung. Gramsci-Reader 1, Herausgegeben von Andreas Merkens. Argument-Verlag, Hamburg 2004 ISBN 3-88619-423-X
Giuseppe Fiori: Vita di Antonio Gramsci. Ilisso, Nuoro 2003

Sekundärliteratur [Bearbeiten]Philosophie der Praxis. Eine Auswahl, herausgegeben und übersetzt von Christian Riechers. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1967
Christian Riechers: Antonio Gramsci. Marxismus in Italien. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt/Main 1970
Perry Anderson: Antonio Gramsci: eine kritische Würdigung. Olle & Wolter, Berlin (West) 1979, ISBN 3921241456
Utopie und Zivilgesellschaft. Rekonstruktionen, Thesen und Informationen zu Antonio Gramsci. Hg. v. Uwe Hirschfeld u. Werner Rügemer, Elefantenpress, Berlin 1990
Karin Hofer: Die politische Theorie Antonio Gramscis. SFP, Salzburg 1991
Sabine Kebir: Antonio Gramscis Zivilgesellschaft. VSA-Verlag, Hamburg 1991 ISBN 3879755566
Hans Heinz Holz, Giuseppe Prestipino: Antonio Gramsci heute. Aktuelle Perspektiven seiner Philosophie. Pahl-Rugenstein, Bonn 1992
Uwe Hirschfeld (Hg.): Gramsci-Perspektiven. Beiträge zur Gründungskonferenz des „Berliner Instituts für Kritische Theorie“ e. V. vom 18. bis 20. April 1997 im Jagdschloss Glienicke, Berlin, Argument-Verlag, Berlin/Hamburg 1998
Wolfgang Fritz Haug: Von Marx zu Gramsci - von Gramsci zu Marx. Historischer Materialismus und Philosophie der Praxis. In: Haug, W.F.: „Dreizehn Versuche marxistisches Denken zu erneuern“. Karl Dietz Verlag, Berlin 2001
Theo Votsos: Der Begriff der Zivilgesellschaft bei Antonio Gramsci. Argument-Verlag, Berlin 2001 ISBN 3886192814
Zogholy, André: Kulturpolitische Strategien der FPÖ und die Hegemonietheorie nach Antonio Gramsci, Schriften der Johannes-Kepler-Universität Linz: Reihe B, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften; 61, Trauner Verlag, Linz 2002 ISBN 3-85487-336-0/2002

Verwandte Themen [Bearbeiten]Amadeo Bordiga - Gründer und erster Vorsitzender der Kommunistischen Partei Italiens.
Aventinianer - Zusammenschluss antifaschistischer Kräfte im Italien der 1920er Jahre.
Benedetto Croce - Kunsthistoriker und Antifaschist dieser Zeit.
Piero Gobetti - Italienischer Publizist und Politiker.
Stuart Hall - Kulturtheoretiker, beeinflusst von Gramscis Konzept der kulturellen Hegemonie.
Kommunistische Partei Italiens
Lenin - Führender Kopf der Oktoberrevolution 1917 in Russland, Vorsitzender des Rates der Volkskommissare.
Giacomo Matteotti - Italienischer Politiker und Generalsekretär der Partito Socialista Unitario.
Neogramscianismus - eine relative neue Richtung in den Studien Internationaler Beziehungen und der Internationalen Politischen Ökonomie, die sich in ihrem kritischen Ansatz auf die politische Philosophie von Gramsci stützt.
Piero Sraffa - italienischer Wirtschaftswissenschaftler und Freund der Familie Gramsci.
Palmiro Togliatti - Generalsekretär der Kommunistischen Partei Italiens und führender Vertreter der internationalen kommunistischen Bewegung.
Partito Socialista Italiano - Sozialistische Partei Italiens.

Weblinks [Bearbeiten]Literatur von und über Antonio Gramsci im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Fotoarchiv mit Bilder von Gramsci und seiner Familie
Informationen zu Antonio Gramsci bei historicum.net (Stimmen über ihn, chronologische Biographie, Sekundärliteratur, Weblinks)
online Archiv Marxists.org: Gramsci Internet Archiv
online Archiv Sozialistische Klassiker: Gramsci
online Archiv Marxistische Bibliothek: Gramsci Archiv
Gramsci-Seite der Initiative für Praxisphilosophie
Morus Markard: Gramsci und psychologische Praxis oder Psychologische Praxis als Austragungsort ideologischer Konflikte
International Gramsci Society (englisch)
Audio- und Videodateien zu Gramsci(englisch)

Anmerkungen [Bearbeiten]↑ Siehe Giuseppe Fiori; Vita di Antonio Gramsci; Ausgabe 1979; Seite 13
↑ Die Benotungen gingen in Italien von 1 bis 10, wobei 10 die höchste Note war.
↑ Er litt an Phantasien über eine große Spinne, die herabstürzte und ihm das Gehirn aussaugte.
↑ Der Leitartikel mit dem Titel «Arbeiterdemokratie» erschien am 21. Juni 1909 im L’Ordine nuovo
↑ Siehe hierzu den am 11. Oktober 1919 im L’Ordine nuovo erschienene Artikel «Gewerkschaften und Räte»
↑ Im Original: «con questa legge voi sperate di impedire lo sviluppo di grandi organizzazioni operaie e contadine [...] voi potete conquistare lo Stato, potete modificare i codici, potete cercar di impedire alle organizzazioni di esistere nella forma in cui sono esistite fino adesso ma non potete prevalere sulle condizioni obbiettive in cui siete costretti a muovervi. Voi non farete che costringere il proletariato a ricercare un indirizzo diverso [...] le forze rivoluzionarie italiane non si lasceranno schiantare, il vostro torbido sogno non riuscirà a realizzarsi».
Personendaten
NAME Gramsci, Antonio
ALTERNATIVNAMEN
KURZBESCHREIBUNG italienischer Schriftsteller, Politiker und Philosoph sowie ein Theoretiker des Kommunismus
GEBURTSDATUM 23. Januar 1891
GEBURTSORT Ales, Sardinien
STERBEDATUM 27. April 1937
STERBEORT Rom

Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Antonio_Gramsci“
 
http://de.wikipedia.org/wiki/Mutter_Teresa

Mutter Teresa (Ordensname, bürgerlich Agnes Gonxhe Bojaxhiu, * 27. August 1910 in Skopje, heute Mazedonien; † 5. September 1997 in Kalkutta / Indien) war eine katholische Nonne albanischer Herkunft, Gründerin des Ordens „Missionarinnen der Nächstenliebe“ und Trägerin des Friedensnobelpreises. Sie wurde am 19. Oktober 2003 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.

Leben und Werk
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Frühe Jahre und Ausbildung
Mutter Teresa wurde am 27. August 1910 als Agnes Gonxhe Bojaxhiu in Skopje geboren, der heutigen Hauptstadt von Mazedonien. Gonxhe (das albanische Wort für „Blütenknospe“) wuchs in einer wohlhabenden albanisch-katholischen Familie auf. Sie wurde von ihren Eltern sehr religiös erzogen. Ihre Schulausbildung absolvierte sie an einer katholischen Mädchenschule in Shkodra. Als sie zehn Jahre alt war, starb ihr Vater überraschend; sie widmete sich daraufhin noch mehr ihrem Glauben. Schon im Alter von zwölf Jahren entschied sie sich für ein Leben als Nonne. Dieser Wunsch wurde von ihr konsequent verfolgt und so bat sie im Alter von 18 Jahren um die Aufnahme in den Loreto-Orden. Dieser Orden engagierte sich mit seinen Mitgliedern besonders im Unterrichtswesen in Bengalen/Indien. Sie konnte jedoch nicht sofort mit ihrer Arbeit in Indien beginnen, sondern wurde erst in die Zentrale des Loreto-Ordens nach Irland gerufen. Am 28. September 1928 reiste sie aus Skopje nach Irland ab. Nach nur zwei Monaten durfte sie ihren Wunsch erfüllen und sich dem Loreto-Orden in Bengalen anschließen. In Kalkutta legte sie ihr erstes Gelübde ab. Daraufhin war sie 17 Jahre in der St. Mary's School in Kalkutta tätig. Erst war sie Lehrerin, dann wurde sie zur Direktorin befördert.

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Arbeit in Indien
Auf einer ihrer zahlreichen Fahrten durch die Millionenstadt Kalkutta verspürte sie 1946 die „göttliche Berufung“, den Armen zu helfen. Erst zwei Jahre später erhielt sie die Erlaubnis, den Orden zu verlassen. Mutter Teresa wurde exklausiert, d. h. sie konnte den Orden verlassen, ohne ihren Nonnenstatus aufgeben zu müssen. Fortan lebte Mutter Teresa unter den Ärmsten der Armen in den Slums von Kalkutta. Ein berühmt gewordenes Porträt von ihr im Magazin LIFE brachte ihr den Beinamen "Saint of the Gutters" ein.

Sie hatte 1948 selbst die indische Staatsbürgerschaft angenommen und gründete 1950 den Orden „Missionarinnen der Nächstenliebe“. Wie in allen katholischen Orden verpflichten sich die Mitglieder auf die so genannten Evangelischen Räte der Ehelosigkeit, der Armut und des Gehorsams. Später wurde der Orden vom Papst anerkannt und unterstand seiner Kontrolle. Mutter Teresa kümmerte sich mit ihrem Orden besonders um Sterbende, Waisen und Kranke. Ihr spezielles Engagement lag jedoch in der Betreuung der Leprakranken. Heute gehören über 3000 Ordensschwestern und über 500 Ordensbrüder in 710 Häusern in 133 Ländern der Erde dem Orden von Mutter Teresa an. Für das ihr zugerechnete Wirken erhielt sie zahlreiche Preise. Die bedeutendsten waren der Balzan-Preis für Humanität, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern 1978 und der Friedensnobelpreis 1979.

Auf die oftmals mangelnde medizinische Ausbildung ihrer Mitarbeiter pflegte Mutter Teresa zu entgegnen: „Nicht der Erfolg, sondern die Treue im Glauben ist wichtig.“ Neben der weltweiten Anerkennung für ihre Arbeit wurde sie für ihre konservative Weltanschauung kritisiert. So sah sie in der Abtreibungspolitik vieler Länder die „größte Bedrohung für den Weltfrieden“. Als in Irland darüber abgestimmt werden sollte, ob die Ehescheidung legalisiert werden sollte, rief sie die Iren dazu auf, mit Nein zu votieren.

Wenige Tage nach dem Tod von Prinzessin Diana, den sie sehr bedauert hatte, starb Mutter Teresa am 5. September 1997. Unter großer Anteilnahme der Weltöffentlichkeit wurde sie in Kalkutta beigesetzt.

Der Selig- und Heiligsprechungsprozess begann im Juni 1999. Dies geschah unter besonderer Erlaubnis von Papst Johannes Paul II., da üblicherweise dieser Prozess frühestens 5 Jahre nach dem Tod eines Menschen eingeleitet werden darf. Die Seligsprechung geschah am 19. Oktober 2003 und war damit die schnellste Seligsprechung der Neuzeit.

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Kritik an der Arbeit Mutter Teresas
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Als Hauptkritikpunkte werden angeführt:

Die Behandlung (im Sterbehaus in Kalkutta) fand regelmäßig durch medizinisch nicht ausreichend ausgebildete Schwestern statt. Dem wird entgegengehalten, dass Ärzte sich weigerten, diese meist dem Tod geweihten, hoch ansteckenden Patienten zu behandeln, Krankenhäuser die Aufnahme nicht zahlungsfähiger Patienten verweigerten etc. Viele Ärzte hingegen arbeiten freiwillig stunden- oder tageweise in Ambulanzen oder Krankenstationen der Schwestern in aller Welt. Auch intern wird ausgebildet, bzw. sich um Ausbildung bemüht. Schwester Andrea z. B., eine der ersten Nonnen im Orden, wurde gleich nach dem Eintritt zum Medizinstudium an der Universität in Kalkutta eingeschrieben und promovierte mit Auszeichnung, andere Nonnen erhielten Krankenpflegeausbildungen. Daneben steht aber die seelische Betreuung, nicht das körperliche Heilsein allein im Blickpunkt.
Leicht heilbare Patienten wurden vom Sterbehaus nicht immer in ein Krankenhaus eingewiesen, sondern ihnen wurde bisweilen durch die Behandlung womöglich geschadet, z. B. durch Verwendung nicht sterilisierter, mehrfach verwendeter Spritzen.
Die Patienten mussten im Sterbehaus vielfach auf primitiven Feldbetten in großer Zahl auf engstem Raum vegetieren und auch die Nahrungsversorgung war nicht immer im nötigen Umfang gewährleistet. Dem wird entgegengehalten, dass diese Menschen zuvor in den Straßen Kalkuttas völlig ohne Betreuung und unter schrecklichsten Bedingungen sterben mussten. [1]
Der Orden benutze das ihm zufließende Geld nicht zweckmäßig für die Verbesserung dieser Umstände. Der Verbleib der dem Orden zufließenden Mittel, die laut Schätzungen 100 Millionen USD im Jahr ausmachen, sowie deren genaue Höhe, ist unbekannt, da sich der Orden weigert seine Finanzen offen zu legen. Der Dauerunterhalt und die teilweise Neuerrichtung von mehreren hundert Niederlassungen mit Heimen für Kranke und Alte, Sterbende und Waisen (Neubau von Häusern als Beispiel s. Tabora, Tansania), Bezahlung von Armen, die als Angestellte helfen, Bezahlung von Krankenhausaufenthalten von Schwerkranken aus ihren Heimen in Ländern, in denen diese nicht von Kliniken im Vorhinein abgelehnt werden (s. Portugal-Beispiel im Interview im Anhang), Flüge der mehreren tausend Schwestern, die laut Ordensregel spätestens alle fünf Jahre versetzt werden, dürfte nur einen Teil des Geldes verschlingen. Mutter Teresa hielt den Kritikern anfangs entgegen, sie wolle keine Zeit mit Buchhaltung verschwenden. Alle Zeit den Armen. Sie weigerte sich lange, sogar ein einfaches Bankkonto zu besitzen. Heute ist allerdings z. B. in der Zentrale des Ordens in Kalkutta eine kleine Zahl von Schwestern (teilweise behinderte Frauen) mit Buchhaltung beschäftigt (auch mit der Einsatzkoordinierung der tausenden von Schwestern in hunderten von Niederlassungen in allen Kontinenten). Der Besitz einer jeden Schwester (durch alle Hierarchien gleich) hält sich allerdings in Grenzen: zwei Saris, ein Blecheimer zum Spülen der Saris, 1 Paar Sandalen, 1 Gebetbuch, in hiesigen Breiten noch zwei Paar Socken und eine Strickweste, bzw. Mantel für den Winter. Daneben werden bezahlt: Arztbesuche oder unvermeidbare Krankenhausaufenthalte, die großenteils nicht unentgeltlich erfolgen, für die Schwestern, die alle nicht versichert sind.
Der Orden verwende in einigen Niederlassungen wie in Papua-Neuguinea das Geld statt für die Hilfe für die Armen ausschließlich für deren Missionierung. Grundlagen einer jeden Niederlassung sind aber Armenspeisung, Besuch von Kranken, Betreuung verlassener Kinder. Dazu meinte Mutter Teresa: "Es gibt nur einen Gott, und er ist der Gott aller. Wir sollten einem Hindu helfen, ein besserer Hindu zu werden, einem Muslim, ein besserer Muslim zu werden, und einem Christen, ein besserer Christ zu werden."
Ein weiterer Kritikpunkt ist Mutter Teresas entschiedene Ablehnung der Abtreibung, die dem Menschenbild der katholischen Kirche entspricht, nach dem jeder Mensch von Anfang an seine Würde von Gott her hat, egal, ob er körperlich oder geistig gesund oder krank, gewollt oder ungewollt empfangen wurde. Auch jede Form von künstlicher Verhütung wurde von Mutter Teresa abgelehnt. Sie tolerierte - gemäß der Lehre der katholischen Kirche - nur „natürliche Empfängnisregelung“. Dabei standen nicht die Gesichtspunkte der gesundheitlichen Schädigung von Frauen durch Langzeiteinnahme künstlicher Hormone im Vordergrund. Auch die Unerreichbarkeit oder Ablehnung des Gebrauchs von Kondomen in traditionellen Gesellschaften fanden in ihrer Argumentation keine Berücksichtigung. Natürliche Geburtenregelung sollte durchgeführt werden als Beherrschung des körperlichen Triebes während der drei empfängnisbereiten Tage im Monatszyklus der Frau (diese 3 Tage sind feststellbar anhand einfacher Temperaturmessung - Schwestern wurden sogar ausgebildet, hierzu mit Tafeln für die großenteils Analphabeten unter den Ärmsten Lehrgänge abzuhalten). Diese absolute Ablehnung von Abtreibung und künstlicher Verhütung machte sie auch zum zentralen Thema ihrer Rede bei der Entgegennahme des Friedensnobelpreises 1979.
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Auszeichnungen
Damian Dutton Award
1962 - Ramon Magsaysay Award
1973 - Templeton-Preis
1978 - Balzan-Preis
1979 - Friedensnobelpreis
1980 - Bharat Ratna
1996 - Ehrenbürgerin der Vereinigten Staaten
2003 - Seligsprechung
In Albanien wird der Tag der Seligsprechung von Mutter Teresa als Nationalfeiertag begangen. Behörden und Schulen arbeiten am 19. Oktober nicht. Die Regierung hat einen Mutter-Theresa-Orden gestiftet, die einzig bekannte Preisträgerin ist die österreichische Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer für das Überlassen gebrauchter, nicht mehr benötigter Schulmöbel aus österreichischen Schulen. Im Jahr 2003 wurde der Flughafen von Tirana anlässlich ihrer Seligsprechung nach Mutter Teresa benannt.

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Quellen
↑ vgl. Robin Fox: Mother Theresa's care for the dying. In: The Lancet 1994 Sep 17;344(8925):807-8 PMID 7818649
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Werke
Der einfache Weg, Bastei-Lübbe, Bergisch-Gladbach, 1997, ISBN 3-404-61399-6
Leben, um zu lieben, Herder, Freiburg, 1999, ISBN 3-451-27018-8
Was zählt, ist das Herz. Gebete, Gedanken Meditationen, Benno-Verl., Leipzig, 2004, ISBN 3-7462-1739-3
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Literatur
Aroup Chatterjee: Mother Teresa. The Final Verdict, Meteor Books, Kalkutta, 2003, ISBN 8-18824-800-2
Volltext (ohne Bilder). (eine kritische Auseinandersetzung mit Teresas Leben und Werk von einem aus Kalkutta stammenden ehemaligen Mitarbeiter des Ordens)
Thomas T. Mundakel: Der Engel der Armen. Mutter Teresa, die Biographie, Pattloch Verl., München, 2003, ISBN 3-629-01677-4
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Filme
Klaus Vetter (Buch und Regie): Mutter Teresa oder die Freiheit, arm zu sein, Kathol. Filmwerk, Frankfurt/M., 1975 (Videokass., VHS, 45 Min.)
Kevin Connor (Dir.): Mutter Teresa, im Namen der Armen Gottes, 1997 (Videokass., VHS 93 Min.)
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Weblinks
Literatur von und über Mutter Teresa im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Über 70 Zitate von Mutter Theresa
Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1979 für Mutter Teresa (englisch)
Seiten, die Mutter Teresas Vorbildlichkeit betonen
umfangreiche Dokumentation
Zur Seligsprechung
"Alten und kranken Menschen zeigen, wie wichtig sie uns sind" Interview mit einer Österreicherin, die ein halbes Jahr mit dem Orden lebte
Engel der Armen
Diplomarbeit eines katholischen Theologen über Mutter Teresa
Seiten, auf denen Kritik an Teresa geübt wird
Kritische deutschsprachige Website zu Mutter Teresa
"Zur Seligsprechung von Agnes Gonxha Bojaxhiu, alias Mutter Teresa" Telepolis-Artikel von Erik Möller
Personendaten
NAME Bojaxhiu, Agnes Gonxhe
ALTERNATIVNAMEN Mutter Teresa
KURZBESCHREIBUNG Gründerin einer Hilforganisation
GEBURTSDATUM 27. August 1910
GEBURTSORT Skopje, Mazedonien
STERBEDATUM 5. September 1997
STERBEORT Kalkutta, Indien

Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Mutter_Teresa“
 
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