Boxen Das erschütternde Comeback des Axel Schulz
Viel Lärm um nichts
Rückkehr nach sieben Jahren endet mit peinlichem Abbruch - RTL blamiert sich.
Von Björn Jensen
Halle/Westfalen -
Es war kurz vor Mitternacht, als Axel Schulz des gesamten Ausmaßes seiner peinlichen Rückkehr in den Boxring gewahr wurde. Als der Schwergewichtsprofi Worte des Dankes und der Entschuldigung an seine Fans richten wollte, gingen diese in den Buhrufen und Pfiffen unter, die das Gerry-Weber-Stadion zu einem Tollhaus machten. Dieselben 12 000 Menschen, die nur 45 Minuten zuvor ihrem Helden einen grandiosen Empfang bereitet hatten, waren derart enttäuscht, dass sie sich mit Grausen abwendeten. Enttäuscht darüber, dass sie sich von den schillernden Versprechungen eines glanzvollen Comebacks hatten täuschen lassen wie der Boxer selbst.
Als "Nacht der Antworten" hatte der übertragende Fernsehsender RTL die Rückkehr des 38-jährigen Schulz nach mehr als sieben Jahren Pause deklariert. Die Antwort, die Schulz gesucht hatte, bekam er auf eine Weise, die sich schmerzhafter und peinlicher im Vorfeld niemand hatte ausmalen können. Schulz wurde vom US-Amerikaner Brian Minto, einem elf Zentimeter kleineren, elf Pfund leichteren, technisch limitierten, eindimensionalen Boxer mit großem Kämpferherz, nicht nur nach 1:30 Minuten der sechsten Runde derart hart getroffen, dass er sich abdrehte, in die Ringseile sinken ließ und so Ringrichter Joachim Jacobsen aus Geesthacht keine andere Wahl ließ als den Kampf abzubrechen. Nein, er wurde vorgeführt, gedemütigt, erniedrigt.
Schulz schaffte es nie, auch nur ansatzweise umzusetzen, was sein Umfeld angekündigt hatte. Nichts war zu sehen von größerer Beweglichkeit, höherer Schlagkraft oder mentaler Erfahrung. Alles, was der "weiche Riese" aus Frankfurt an der Oder beweisen konnte, war, dass ein Comeback nach sieben Jahren Pause Unsinn ist. Noch viel mehr, wenn man von einer Rückkehr in die Weltklasse redet, der man jedoch vor dem ersten Rücktritt nie angehört hat. Das Experiment muss nicht nur als gescheitert angesehen werden, es könnte Schulz sogar das letzte gekostet haben, was seinen Reiz ausgemacht hat: das Image des Sympathieträgers. Dass er für seinen Auftritt 1,5 Millionen Dollar netto kassieren soll, dürfte selbst bei seinen größten Fans für Befremden sorgen. Exweltmeister Graciano Rocchigiani, einer von vielen Prominenten am Ring, brachte mit einem Satz mehr Treffer an als Schulz im gesamten Kampf. "Wenn man hört, dass Axel sich elf Monate vorbereitet hat, und man dann so eine Leistung sieht, fragt man sich, was er die ganze Zeit gemacht hat."
Wenigstens hatte der frustriert, aber aufgeräumt wirkende Protagonist seine Ehrlichkeit nicht verloren: "Ich habe beschissen geboxt, konnte nichts umsetzen von dem, was ich wollte. Die Atmosphäre in der Halle hat mich erdrückt, ich konnte dem ganzen Rummel nicht standhalten. Ich habe mich überschätzt", sagte er, bevor er sein definitives Karriereende bekräftigte. Die Frage ist: Wieviel Schuld trifft den Boxer selbst? Kann man ihm den Mut vorwerfen, den er bewies, als er sich Minto, der immerhin an Position 27 der unabhängigen Weltrangliste steht, als ersten Gegner suchte, "weil ich wissen wollte, wo ich stehe"? Hätte nicht vielmehr sein Umfeld eingreifen müssen? Der Hype, mit dem RTL das Comeback anpries, weckte in vielen Fans Erwartungen, die Schulz nicht erfüllen konnte. Sein Trainer Rick Conti hatte herausposaunt, Schulz sei "in einem Jahr Weltmeister". Nach dem Kampf sagte er: "Ich weiß auch nicht, was schiefgelaufen ist." "Vielleicht hätte Axel auf Leute hören sollen, die ihm wirklich nahestehen", sagte Schulz' früherer Promoter Wilfried Sauerland nach dem Kampf vielsagend.
http://www.abendblatt.de/daten/2006/11/27/645049.html?s=1
Wer von euch hat den Boxkampf, sofern man es so nennen kann, gesehen?
LG
Gaia
Viel Lärm um nichts
Rückkehr nach sieben Jahren endet mit peinlichem Abbruch - RTL blamiert sich.
Von Björn Jensen
Halle/Westfalen -
Es war kurz vor Mitternacht, als Axel Schulz des gesamten Ausmaßes seiner peinlichen Rückkehr in den Boxring gewahr wurde. Als der Schwergewichtsprofi Worte des Dankes und der Entschuldigung an seine Fans richten wollte, gingen diese in den Buhrufen und Pfiffen unter, die das Gerry-Weber-Stadion zu einem Tollhaus machten. Dieselben 12 000 Menschen, die nur 45 Minuten zuvor ihrem Helden einen grandiosen Empfang bereitet hatten, waren derart enttäuscht, dass sie sich mit Grausen abwendeten. Enttäuscht darüber, dass sie sich von den schillernden Versprechungen eines glanzvollen Comebacks hatten täuschen lassen wie der Boxer selbst.
Als "Nacht der Antworten" hatte der übertragende Fernsehsender RTL die Rückkehr des 38-jährigen Schulz nach mehr als sieben Jahren Pause deklariert. Die Antwort, die Schulz gesucht hatte, bekam er auf eine Weise, die sich schmerzhafter und peinlicher im Vorfeld niemand hatte ausmalen können. Schulz wurde vom US-Amerikaner Brian Minto, einem elf Zentimeter kleineren, elf Pfund leichteren, technisch limitierten, eindimensionalen Boxer mit großem Kämpferherz, nicht nur nach 1:30 Minuten der sechsten Runde derart hart getroffen, dass er sich abdrehte, in die Ringseile sinken ließ und so Ringrichter Joachim Jacobsen aus Geesthacht keine andere Wahl ließ als den Kampf abzubrechen. Nein, er wurde vorgeführt, gedemütigt, erniedrigt.
Schulz schaffte es nie, auch nur ansatzweise umzusetzen, was sein Umfeld angekündigt hatte. Nichts war zu sehen von größerer Beweglichkeit, höherer Schlagkraft oder mentaler Erfahrung. Alles, was der "weiche Riese" aus Frankfurt an der Oder beweisen konnte, war, dass ein Comeback nach sieben Jahren Pause Unsinn ist. Noch viel mehr, wenn man von einer Rückkehr in die Weltklasse redet, der man jedoch vor dem ersten Rücktritt nie angehört hat. Das Experiment muss nicht nur als gescheitert angesehen werden, es könnte Schulz sogar das letzte gekostet haben, was seinen Reiz ausgemacht hat: das Image des Sympathieträgers. Dass er für seinen Auftritt 1,5 Millionen Dollar netto kassieren soll, dürfte selbst bei seinen größten Fans für Befremden sorgen. Exweltmeister Graciano Rocchigiani, einer von vielen Prominenten am Ring, brachte mit einem Satz mehr Treffer an als Schulz im gesamten Kampf. "Wenn man hört, dass Axel sich elf Monate vorbereitet hat, und man dann so eine Leistung sieht, fragt man sich, was er die ganze Zeit gemacht hat."
Wenigstens hatte der frustriert, aber aufgeräumt wirkende Protagonist seine Ehrlichkeit nicht verloren: "Ich habe beschissen geboxt, konnte nichts umsetzen von dem, was ich wollte. Die Atmosphäre in der Halle hat mich erdrückt, ich konnte dem ganzen Rummel nicht standhalten. Ich habe mich überschätzt", sagte er, bevor er sein definitives Karriereende bekräftigte. Die Frage ist: Wieviel Schuld trifft den Boxer selbst? Kann man ihm den Mut vorwerfen, den er bewies, als er sich Minto, der immerhin an Position 27 der unabhängigen Weltrangliste steht, als ersten Gegner suchte, "weil ich wissen wollte, wo ich stehe"? Hätte nicht vielmehr sein Umfeld eingreifen müssen? Der Hype, mit dem RTL das Comeback anpries, weckte in vielen Fans Erwartungen, die Schulz nicht erfüllen konnte. Sein Trainer Rick Conti hatte herausposaunt, Schulz sei "in einem Jahr Weltmeister". Nach dem Kampf sagte er: "Ich weiß auch nicht, was schiefgelaufen ist." "Vielleicht hätte Axel auf Leute hören sollen, die ihm wirklich nahestehen", sagte Schulz' früherer Promoter Wilfried Sauerland nach dem Kampf vielsagend.
http://www.abendblatt.de/daten/2006/11/27/645049.html?s=1
Wer von euch hat den Boxkampf, sofern man es so nennen kann, gesehen?
LG
Gaia
