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Der Ein-Tor-Mann als Wunderwaffe
Mario Mandzukic demonstriert bei Bayern, was ein Stürmer tun muss, um vor dem Aussterben bewahrt zu werden - zu Gomez' Leidwesen.
Mario Mandzukic erzielte für Bayern in 21 Bundesliga-Spielen 15 Treffer
Von Martin Hoffmann und Mathias Frohnapfel
München - Der Experte alter Schule kann sich eigentlich wundern über den FC Bayern.
Die geheiligten Zahlen sprechen schließlich eine eindeutige Sprache. Ein lumpiges Törchen hat Mario Mandzukic in der Champions-League-Saison erzielt, elf weniger als Mario Gomez in der vergangenen.
Alarm im Angriff, Mega-Krise im Sturm, 629 Minuten ohne Treffer (insgesamt gerechnet): Das müssten doch jetzt eigentlich die Überschriften sein.
Stattdessen verneigt sich die Fußballwelt vor diesem Stürmer, der so gut ist, dass die Sache mit den Toren gerade kein Argument ist.
Stürmer, Außenverteidiger, Mittelfeldspieler
"Mario hat gegen Juve eine unglaubliche Leistung gebracht", schwärmte Rekordeinkauf Javi Martinez nach dem 2:0-Triumph gegen Juventus Turin bei SPORT1: "Er war gleichzeitig Stürmer, Außenverteidiger und Mittelfeldspieler.
Als "überragend, überragend" pries Abwehrmann Daniel van Buyten den Kroaten, als einen, der "wie ein Tier" für die Mannschaft arbeite, Sportchef Matthias Sammer.
"Verschnaufte die Gruppe, presste er weiter, vorne, in der Mitte, hinten, links, rechts", beobachtete die "Süddeutsche Zeitung" und krönt ihre Mandzukic-Eloge mit dem Glaubensbekenntnis: "Hätte er Flügel, würde er den Himmel abdecken."
Anführer beim Gegenpressing
Mandzukics Auftritt gegen Juve ist nicht nur Anschauungsmaterial für alle, die verstehen wollen, warum der frühere Wolfsburger Mario Gomez als Nummer eins im Bayern-Sturm verdrängt hat.
Er verkörpert auch die stilistische Weiterentwicklung des Rekordmeisters, nämlich den von Konkurrent Dortmund abgeschauten Drang zum Dauer-Gegenpressing.
Geht ein Ball verloren, baut sofort die ganze Mannschaft Druck auf, ihn zurückzuerobern, Mandzukic allen voran.
"Der Schlüssel zum Erfolg"
"Das ist der Schlüssel zum Erfolg", meint van Buyten über Mandzukic, den verteidigenden Stürmer: "Wenn er 20 Meter vor uns ist und grätscht, da könnte ich ihm einen Kuss geben. Seit Anfang der Saison agieren unsere Stürmer so, und das ist schön zu sehen."
Zugleich funktioniert bei dem Kroaten - besser als bei Gomez -, die Ballverarbeitung und das produktive, schnelle Zusammenspiel nach vorn mit dem Teamkollegen.
Die nötige Übersicht und Teamdienlichkeit bewies Mandzukic beim 2:0, das er Thomas Müller nach einer schnellen Nachsetz-Aktion perfekt auflegte.
Mandzukic leistet das, was ein Angreifer leisten muss in Zeiten, in denen darüber diskutiert wird, wozu der moderne Fußball überhaupt noch Angreifer braucht.
Der Lewandowski der Bayern
Und er ist für den FCB inzwischen das, was der ähnlich veranlagte Robert Lewandowski für den BVB ist.
Was im Übrigen noch für Diskussionen sorgen dürfte, ob die Bayern den echten Lewandowski tatsächlich noch zusätzlich brauchen.
Mandzukic allerdings, ist klug genug, solche Debatten nicht zu schüren, ebenso wenig Diskussionen über den aktuellen Konkurrenzkampf mit Gomez. Nach dem Juventus-Spiel verschwand er zum wiederholten wortlos in den Katakomben, ließ seine Leistung für sich sprechen.
Gomez rotiert wohl wieder rein
Im nächsten Spiel bei Eintracht Frankfurt (ab 15 Uhr im LIVE-TICKER) könnte Mandzukic nun schon am siebtletzten Spieltag das Versprechen einlösen, das er SPORT1 vor der Saison gegeben hat:
Die Zeichen, die die Bayern vor Frankfurt geben, deuten aber darauf hin, dass in Frankfurt wieder Mario Gomez stürmen wird.
Schonen fürs Rückspiel
Auch wenn Coach Jupp Heynckes bei der Rotiererei ein wenig das schlechte Gewissen plagt: "Ich habe Mario Mandzukic die Torjäger-Krone weggenommen", meint er mit Blick auf die Pausen, die er ihm in der Liga immer wieder verordnet hat.
Es geht aber eben um ein höheres Ziel: Mandzukic soll geschont werden für das als wichtiger empfundene Rückspiel in Turin.
Dort ist der tierisch fleißige Stürmer-Mittelfeld-Verteidiger wieder fest eingeplant, diesmal womöglich ja auch mal wieder als Vollstrecker.
"Mario will auch weiter Tore machen", versichert jedenfalls Martinez auf SPORT1-Nachfrage.
Damit auch die letzten Experten nichts mehr an ihm zu meckern haben.