Das "balkanische Auschwitz"
Von Wolf Oschlies
Karte des sog. „Unabhängigen Staates Kroatien“ ( Nezavisna Država Hrvatska , NDH)
Karte des sog. "Unabhängigen Staates Kroatien"
( Nezavisna Država Hrvatska , NDH)
"Jasenovac und Gradiska Stara/ dort sind die Schlächter von Maks zu Hause" ( Jasenovac i Gradiska Stara/ to je kuca Maksovih mesara ) - mit solchen und ähnlichen Liedern aus schwärzester Vergangenheit Kroatiens heimst der junge kroatische Sänger Marko Perkovic, der sich "Thompson" nennt, bis heute größte Erfolge bei seinen Landsleuten ein: Es sind die Lieder der "Ustasa"-Bewegung, des kroatischen Pendants von Mussolinis Faschisten, und in ihnen wird das KZ Jasenovac und dessen Kommandant Vjekoslav "Maks" Luburic (1914-1969) verherrlicht.
Alles begann damit, daß das Königreich Jugoslawien am 6. April 1941 von Truppen Deutschlands, Italiens, Ungarns und Bulgariens überfallen und nach einem kurzen Feldzug besiegt wurde. Die Sieger teilten das Land unter sich auf und schufen am 10. April aus Kroatien und
Ante Starcevic (1823-1896)
Der nationalistische Ideologe
Ante Starcevic (1823-1896)
Gründer der Ustaša-Bewegung Ante Pavelić (1889-1969)
Gründer der Ustasa-Bewegung
Ante Pavelic (1889-1969)
Bosnien den sog. "Unabhängigen Staat Kroatien" ( Nezavisna Država Hrvatska , NDH). Die Proklamierung des NDH "wurde von der überwältigenden Mehrheit der Kroaten mit unbeschreiblicher Begeisterung begrüßt". 1 Aber in diesem Gebilde von Hitlers und Mussolinis Gnaden lebten neben den ca. 3,5 Millionen Kroaten noch rund 2 Millionen andere, vorwiegend Serben. Und wie man mit diesen verfahren wollte, wurde in Ustasa -Liedern, die der erwähnte "Thompson" zur Begeisterung der Kroaten heute nachsingt, deutlich verkündet: "O Neretva, fließe aus dem Land und spüle die Serben in die blaue Adria".
Die Ustasa-Bewegung war 1929 von dem Zagreber Advokaten Ante Pavelic (1889-1969) gegründet worden und hatte nun im NDH diealleinige Macht inne. Die Ustase wurden selbst von profaschistischen Zeitzeugen als ungebildete und unfähige Garden beschrieben, die jedoch "Patriotismus nach der Anzahl getöteter Serben und Juden bemaßen". 2 Pavelic war ein treuer Adept des "Vaters des Vaterlands", des nationalistischen Ideologen Ante Starcevic (1823-1896 ) , von dem kroatische Radikale schon früh rühmten, es seien seine "Ideen völlig identisch mit allen Hauptprinzipien des Faschismus", vor allem "jene Rasse-Idee, auf die Adolf Hitler sein Programm für die Wiedergeburt und die Organisation des deutschen nationalen Lebens gründete". 3Das traf insofern zu, als bald nach Proklamierung des NDH Bestimmungen erlassen wurden, die völlig NS-Vorbildern glichen: "Gesetz zum Schutz von Volk und Staat" (17. April), "Gesetz über die Rassenzugehörigkeit" (30. April), "Gesetz über den Schutz des arischen Bluts und der Ehre des kroatischen Volks" (30. April) etc. Mit Blick auf die "Methoden" traf es jedoch nicht zu: Die Ustase (plur. v. Ustasa, wörtl. "Aufständischer") kamen bei ihrer systematischen Vernichtung von Serben, Juden und Roma - in dieser Reihenfolge! - immer ohne Giftgas und oftmals ohne Schusswaffen aus.
Was sie jedoch mit Messern, Beilen, Gewehrkolben etc. anrichteten, brachte bereits Anfang Juni 1941 höchste deutsche Emissäre wie General Edmund Glaise von Horstenau (Bild 3. v.l., neben Pavelic) und Botschafter Dr. Hermann Neubacher dazu, in ihren Berichten nach Berlin gegen die
General Edmund Glaise von Horstenau (Bild 3. v.l., neben Pavelić)
General Edmund Glaise von Horstenau
(3. v.l., neben Pavelic)
"verrückte Raserei" und den "kroatischen Kreuzzug der Zerstörung" seitens der Ustase zu protestieren. 4 Noch direkter reagierte die italienische Armee, die am 5. September 1941 die Hercegovina wieder in Besitz nahm, um die dortigen Serben und Juden vor dem Terror der Ustase zu schützen.5