Re: Draza Mihajlovic
Die Zusammenarbeit mit den Besatzern
Auf Befehl Hitlers vom 16. September 1941 übten die deutschen Besatzungstruppen Vergeltung für Kampfhandlungen der aufständischen Mihailović-Tschetniks und Kommunisten. Es galt, für einen getöteten deutschen Soldaten hundert serbische Geiseln zu töten, für jeden verletzten fünfzig. Konnte nicht festgestellt werden, wessen Bewegung für einen Sabotage- oder Terrorakt verantwortlich war, wurden gleich viele Draža-Mihailović-Anhänger und Kommunisten hingerichtet, meist durch Erhängen oder Erschießung.
Nach der Vernichtung der Partisanenhochburg Užice durch eine deutsche Division unter dem Kommando von General Böhme im November 1941 wendeten sich die Besatzer Mihailovićs Bewegung zu. In einem Befehl des Kommandos Südost vom 10. Juli 1942 an General Bader wird angeführt, dass Mihailović „der gefährlichste Gegner“ sei. Seiner Bewegung dürfe kein Raum für Entfaltung zugestanden werden, eine Einigung der Tschetnik-Banden sei unter allen Umständen zu verhindern. Mit der Jagd auf Mihailović war auch „Reichsführer“ Heinrich Himmler befasst. Er ordnete dem Polizeiapparat im Juli 1942 an, den Aufenthaltsort Mihailovićs und seines Stabs ausfindig zu machen, um sie zu vernichten.
Im Sommer und Herbst 1942 kam es in Serbien vermehrt zu Sabotageakten einiger Tschetnik-Truppen auf Eisenbahnstrecken, -brücken und Züge, auch wurden Bewegungen von Zügen an den britischen Geheimdienst gemeldet. Diese Bemühungen sollten Erwin Rommels Afrika-Feldzug behindern, weil die Versorgungsstrecke der Heeresgruppe Afrika durch Jugoslawien und Italien verlief, so dass den Aktionen der Tschetniks eine besondere Bedeutung zukam. Am 8. August 1942 benachrichtigte Draža Mihailović das britische Kommando im Nahen Osten, dass entlang von Eisenbahnstrecken in Serbien Sabotage in einem großen Ausmaß stattfinden werde. Mihailovićs Befehle an einige seiner Kommandanten wurden jedoch von deutschen Abhörspezialisten abgefangen und in einem Bericht gemeldet, mit der Bemerkung, dass General Mihailović mit diesen Befehlen wohl einen endgültigen Standpunkt gegen die Besatzungsmacht bezogen habe.
Die Antwort auf das Verhalten Mihailovićs war unbarmherzig. Am 28. August 1942 wurde der österreichische General Alexander Löhr zum neuen Befehlshaber des Kommandos Südost eingesetzt. In einer großen Verhaftungsaktion wurden zunächst mehrere mutmaßliche Agenten Mihailovićs festgenommen, die in serbischen Behörden arbeiteten. Anschließend begann ein Feldzug gegen Stützpunkte von Mihailovićs JVUO auf Ravna Gora und im Kopaonik-Gebirge. Zu diesem Zweck wurde eigens die 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“ aufgestellt, in der mehrheitlich Volksdeutsche aus dem Banat dienten. Die Division war in den folgenden drei Monaten in Kämpfe gegen Mihailovićs Tschetnik-Verbände verwickelt und verübte zahlreiche Kriegsverbrechen an serbischen Zivilisten. Am 12. Oktober 1942 begann der Angriff gegen Stützpunkte der JVUO bei Guča, mit dem Ziel Mihailović gefangen zu nehmen. Doch stellte sich bald heraus, dass er noch vor dem Angriff nach Montenegro geflohen war, so dass die geplante Gefangennahme scheitern musste. Die Tschetnik-Truppen zogen sich vor dem Angriff zurück, während die Zivilbevölkerung den Zorn und die Enttäuschung der Besatzer erlitt.
Am 7. November 1942 rief Draža Mihailović das serbische Volk zum zivilen Ungehorsam gegen die Besatzer auf. Aus Angst vor Vergeltung folgten dem Aufruf nur wenige. Als Reaktion gab General Bader bekannt, dass auf jeden Akt der Sabotage mit der Erschießung von Geiseln und der Vernichtung von Dörfern entlang der Eisenbahnstrecken geantwortet werde. Außerdem sollten für jeden getöteten oder vermissten Deutschen, Volksdeutschen oder Angehörigen der bulgarischen Besatzungstruppen 50 serbische Geiseln getötet werden. Für jedes getötete Mitglied der serbischen Nedić-Regierung und jeden getöteten serbischen Beamten sollten 10 Geiseln getötet werden.
Am 9. Februar 1943 veröffentlichte das Oberkommando des Heeres ein „Handbuch über die Bewegung Draža Mihailovićs“, in dem Mihailovićs Tschetniks als „großserbische Kampfeinheiten“ charakterisiert wurden, die in einer kritischen Situation auf dem Balkan an politischer und militärischer Bedeutung zu gewinnen versuchten. Laut dem Handbuch umfasste Mihailovićs Anhängerschaft 80% des serbischen Volkes und hätte eine Kampfstärke von 150.000 Mann. Seine Truppen kennten das Kampfgebiet hervorragend und erfreuten sich einer großen Unterstützung in der Bevölkerung.
Anfang Juli 1943 erfuhr General Bader von der nachrichtdienstlichen Abteilung des deutschen Kommandos in Serbien, dass sich Mihailović in einem Dorf in der Nähe von Čačak aufhalte. Daraufhin organisierte Bader unter strengster Geheimhaltung die „Operation Morgenluft“, an der deutsche und bulgarische Truppen teilnahmen. Im Laufe dieser Operation wurden 11 Tschetniks getötet und 453 gefangen genommen, doch konnte Mihailović erneut entkommen. General Bader brach die Aktion ab und zweifelte am weiteren Erfolg der Suchaktion, weil der Feind durch sein umfassendes Spionage-Netz rechtzeitig vor größeren Suchaktionen gewarnt sei.
Nachdem Mihailović erneut geflohen war, ließ General Bader am 20. Juli 1943 einen Steckbrief veröffentlichen, in dem für Mihailović, tot oder lebendig, 100.000 Reichsmark geboten wurden. Einen Tag später erschien ein fast gleichlautender Steckbrief, mit dem nach Tito gefahndet wurde.
Deutscher Steckbrief: Für die Ergreifung oder Tötung von Draža Mihailović wird eine Belohnung von 100.000 Reichsmark in Gold ausgesetzt: