Skanderbeg
Albanisches Heldengedenken: Reiterstatue Skanderbegs in
Tirana
Die Grabstätte Skanderbegs in
Lezha
„Skanderbeg-Helm“ in der
Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien
Gjergj Kastrioti (
deutsch Georg Kastriota, *
1405; †
17. Januar 1468 in
Lezha, genannt
Skanderbeg (
albanisch Skënderbeu) war ein
albanischer Fürst. Er ist durch seine Verteidigung Albaniens gegen die
Osmanen berühmt geworden. Viele
Albaner verehren ihn als
Nationalhelden.
Inhaltsverzeichnis
[
Verbergen]
Leben [Bearbeiten]
Gjergj Kastrioti war der jüngste Sohn des Fürsten
Gjon Kastrioti († 1442) und seiner Gattin aus der Adelsfamilie der
Balsha. Gjergjs Vater führte seit 1407 fast ständig Krieg gegen die Osmanen. Die Fürstenfamilie hatte vier Söhne und eine Tochter. 1415 und wieder 1423 wurde der junge Gjergj nach einer Niederlage des Vaters mit drei Brüdern als Geisel an den Hof des
Sultans nach
Adrianopel geschickt, wo er als Angehöriger des
Pagenkorps zum
Islam übertrat und die türkische Form des griechischen Vornamens „Alexander“,
İskender, als neuen Namen erhielt (daher sein Beiname
Skanderbeg, zu deutsch „Fürst Alexander“). 1438 wurde er von
Murad II. als
Beg und
Wali von Misia, Skuria und Jonima (Hauptort
Kruja) ins heimatliche
Albanien gesandt.
Als im November 1443 die Ungarn über die Türken siegten, verließ Skanderbeg mit den ihm unterstellten Albanern das Heer des Sultans. Er bemächtigte sich am 27. November 1443 der
Festung Kruja, fiel am folgenden Tag offen vom Sultan ab und konvertierte zum
Christentum zurück.
1444 gründete er mit anderen albanischen Persönlichkeiten die
Liga von Lezha als Verteidigungsbündnis gegen die Türken. Mit dieser Allianz führte Skanderbeg 18 Jahre erfolgreich Krieg gegen die Osmanen, denen es nicht gelang, sich dauerhaft in Mittel- und Nordalbanien festzusetzen.
1451 heiratete Skanderbeg im
Kloster Ardenica Donika Arianiti. Sie war die Tochter des Fürsten von
Kanina bei Vlora,
Gjergj Arianiti. 1456 wurde sein Sohn
Gjon geboren.
1461 schloss Skanderbeg einen dreijährigen Waffenstillstand mit Sultan
Mehmet II.. Obwohl es auch in der Folgezeit zu Scharmützeln kam, wurde im April 1463 in
Skopje ein weiterer Waffenstillstand geschlossen. In dieser ruhigeren Phase des Krieges Anfang der sechziger Jahre war Skanderbeg nach Italien gereist, um Geld und Truppen von seinem Lehnsherrn
König Alfons I. von
Neapel zu erbitten. Dieser gewährte Skanderbeg eine Pension und schenkte ihm außerdem umfangreiche Ländereien in Süditalien.
Bis zu seinem Tod 1468 verteidigte Skanderbeg von der Festung Kruja aus Albanien gegen das Osmanische Reich. Seine Schwester
Mamica half ihm bei der Verteidigung. Sie starb später bei Kämpfen gegen die Osmanen, welche wiederholt versuchten mit großen Streitmächten die Macht Skanderbegs zu brechen. So belagerten sie Kruja wiederholt, ohne die Festung einnehmen zu können. Die albanischen Truppen waren aber zu schwach, um die Türken komplett zu vertreiben, und die erhoffte Unterstützung von anderen europäischen Herrschern blieb aus.
Skanderbeg wurde nach seinem natürlichen Tod im Januar 1468 in einer Kirche im nordalbanischen
Lezha begraben. Sein zwölfjähriger Sohn folgte ihm in der Herrschaft nach. Zehn Jahre nach seinem Tod konnten die Osmanen 1478 Albanien erobern und mehr als 400 Jahre lang beherrschen. Grab und Kirche wurden von den Osmanen zerstört. Viele Osmanen sollen Teile seiner Überreste als
Talisman mitgenommen haben. Von der Grabeskirche sind heute nur noch wenige Mauerreste zu sehen. In den 1970er Jahren wurde darüber ein Denkmal mit Nachbildungen des Helmes und des Schwertes von Skanderbeg errichtet. Die Originale befinden sich im Besitz des
Kunsthistorischen Museums Wien und sind in der
Hofjagd- und Rüstkammer in der
Neuen Burg ausgestellt.
Nachruhm [Bearbeiten]
Monument in der
Piazza Albania in Rom
Skanderbeg wurde schon zu Lebzeiten in ganz Europa berühmt. Der Papst bezeichnete ihn als
Athleta Christi. Sein erfolgreicher Kampf gegen die Osmanen brachte ihm nicht nur den Status als Nationalheld Albaniens ein, sondern machte ihn auch zum Thema zahlreicher Bücher und Dramen; viele davon wurden erst mehrere hundert Jahre nach seinem Tod verfasst. Skanderbeg ist auch der Titelheld einer Oper von
Antonio Vivaldi („Scanderbeg“)
[1].
Das Skanderbeg-Museum auf der Burg von Kruja sammelt sämtliche Werke, die sich mit ihm befassen.
In
Tirana,
Priština und
Skopje sind die zentralen Plätze nach Skanderbeg benannt und werden durch Reiterstatuen von ihm geschmückt. Auch in
Rom gibt es einen Skanderbeg-Platz mit Gedenktafel.
1953 wurde als albanisch-
sowjetische Koproduktion ein Film über Skanderbeg als Nationalhelden gedreht. 2007 wurde der Streifen mit deutscher DEFA-Synchronisation als DVD unter dem Namen
Skanderbeg – Ritter der Berge veröffentlicht.
Sonstiges [Bearbeiten]
Darstellung auf einem Stich um 1600
Es gibt keine bildlichen Darstellungen, die Skanderbegs wirkliches Aussehen zu Lebzeiten zeigen. Alle Bilder des albanischen Fürsten beruhen auf mündlichen Beschreibungen und wurden erst nach seinem Tod gemalt.
Skanderbeg wird sogar in isländischen Quellen erwähnt. In der
Skarðsárannáll zum Jahr 1466 steht als einziger Eintrag:
„Es starb der löbliche Herr und Held Skanderbeg (der mit richtigem Namen Georgius Castriota hieß). Er hatte 24 Jahre geherrscht und er hat manch einen herrlichen Sieg errungen.“[2]
Von 1944 bis 1945 trug eine vornehmlich aus Albanern gebildete
SS-Division den Namen Skanderbeg.