https://www.youtube.com/watch?v=l1VQV6sRH_Y
im Sommer 2001, versammelten sich die Regierungschefs der größten Industrienationen in Genua zum jährlich stattfindenden Wirtschaftsgipfel G-8. Während die Staatschefs und ihre Berater im frisch herausgeputzten Palazzo Ducale über den freien Warenverkehr in der Welt berieten, forderten 300.000 Globalisierungsgegner auf den Straßen des Konferenzorts eine gerechtere Welt. Selten zuvor hatten sich so viele Menschen zu einem Protest gegen die herrschende Weltordnung versammelt, und noch nie war die Reaktion der Polizei so scharf wie in Genua.
Die Regierung Berlusconi, damals seit wenigen Wochen im Amt, hatte 20.000 Polizisten zusammengezogen. Und diese prügelten und verhafteten in einer Willkür, die die parlamentarische Opposition in Rom an chilenische Zustände erinnerte. Hunderte zum Teil Schwerverletzte wurden mit gebrochenen Rippen, Beinen und Armen in Krankenhäuser eingeliefert. Gleichzeitig - so erzählen Zeugen - hätten Polizisten mit faschistischen Liedern und mit Hymnen auf Mussolini ihre "Siege" gefeiert.
Demonstranten mit Gasmasken laufen bei Krawallen am Rande einer Anti-Globalisierungs-Kundgebung am 21.07.2001 in Genua an einem brennenden Container vorbei.; Rechte: WDR
Demonstranten mit Gasmasken laufen bei Krawallen am Rande einer Anti-Globalisierungs-Kundgebung am 21.07.2001 in Genua an einem brennenden Container vorbei.
Doch der öffentlichen Ordnung hat das rabiate Vorgehen der Polizei wenig genützt. Die Gewalttäter, eine Mischung aus Skins, Hooligans, Neonazis und professionellen Randalierern, zogen drei Tage lang brandstiftend durch Genua und nahmen quasi unter den Augen der Polizei die Stadt auseinander.Die mehrfach preisgekrönte story ging den Geschehnissen nach und untersuchte die Hintergründe der blutigen Ausschreitungen. Die Autoren sprachen mit Politikern und Betroffenen vor Ort. Alle fragten sich, warum die Polizei so beharrlich auf die Falschen einschlug, warum hunderte Gewalttäter aus England, Deutschland und anderen europäischen Ländern trotz schärfster Kontrollen an den Grenzen bis ins Zentrum von Genua vordringen konnten.
Der Film dokumentierte seinerzeit mit großer Überzeugungskraft, dass Geheimdienst und Polizei über die Ankunft der Gewalttäter informiert waren und konfrontierte die widersprüchlichen Stellungnahmen der Regierung Berlusconi mit damals unveröffentlichten Bilddokumenten. 'Gipfelstürmer' der story-Autoren Busse und Bobbi ist seitdem zu einem Klassiker der Berichterstattung über Globalisierungsgipfel geworden.