Undankbarster Club
Diese Kampagne ist von Pérez inszeniert, er hat Iker nie gewollt“
Was war wirklich ausschlaggebend, dass Iker Casillas Real Madrid den Rücken kehrt? Gegenüber EL MUNDO erhoben seine Eltern María del Carmen Fernández und José Luis Casillas schwere Vorwürfe in Richtung Florentino Pérez. Allein der Präsident sei dafür verantwortlich, dass ihr Sohn die Sachen packen müsse. Besonders erzürnt zeigte sich Casillas Senior dabei über das Transferziel seines Filius, welches er sich nicht unbedingt komplett freiwillig ausgesucht habe: „Porto ist dritte Liga, Iker verdient ein Team der höchsten Kategorie.“
„Pérez hat ihn anders als andere Spieler behandelt“
MADRID/PORTO. Nach langem Hin und Her ist es nun also offiziell: Iker Casillas wird ab der kommenden Saison nicht mehr für die Königlichen auflaufen und verlässt Madrid nach 25 langen Jahren gen Porto. Über die Art und Weise des Abschieds sowie die gesamte Handhabung der Causa Casillas in den letzten Jahren lässt sich trefflich streiten. Dass dabei einiges schief gelaufen ist, ist selbst für Außenstehende leicht ersichtlich. Schenkt man den Worten der Eltern des fünfmaligen Welttorhüters Glauben, hat speziell Präsident Florentino Pérez bei all den Vorfällen eine Sonderrolle eingenommen.
Was den Umgang mit ihrem Sohn angeht, erhoben sie nun schwere Vorwürfe: „Lorenzo Sanz und (Ramón) Calderón behandelten Casillas gut, aber Pérez nicht. Dieser Präsident hat ihn nie gewollt, weil er zu klein ist. Er war davon besessen, (Gianluigi) Buffon zu holen Iker hat Dinge hingenommen, die nicht geschrieben wurden, er hat psychologischen Druck ertragen, (Pérez; d. Red.) hat ihn anders behandelt als andere Spieler. Er hat ihn in den letzten fünf Jahren despektierlich behandelt und alles war sehr unfair.“
Letzten Endes hätten die wirtschaftliche Interessen alles überstrahlt. Da Casillas nicht in die Kategorie „Galáctico“-Transfer fiel, wäre er chancenlos gewesen: „Pérez will nur die, die er kauft. Wenn am Ende deine Verpflichtung von (Gareth) Bale weniger Trikots verkauft als mein Sohn, dann musst du eben dafür sorgen, dass die Fans dein Produkt mehr wollen als das andere. Iker war immer eine Ikone des Madridismo und man muss ihn entwürdigen, damit andere mehr geliebt werden. Das nennt sich dann Marketing“, so die harten Worte von Vater José Luis Casillas.
Laut dem Familienoberhaupt hatte die sukzessive Degradierung der Ikone ihren Ursprung einzig und allein beim streitbaren Vereinsoberhaupt: „Diese Kampagne des Ansehensverlust hat Pérez inszeniert, mithilfe verschiedener Journalisten und Medien, die ihm seit 2010 das Leben schwer machen. Klar, wenn 1.000 Leute pfeifen und du bittest deine Freunde miteinzusteigen und so das Volumen in die Höhe zu treiben, dann kannst du es so verkaufen, dass er nicht geliebt wird. Das war eine Kampagne von Hetzerei. Cristiano (Ronaldo) und Bale haben auch Fehler gemacht, aber ihnen haben sie nicht derart die Pistole auf die Brust gehalten. Mein Sohn ist kein Heiliger, aber er ist auch kein Maulwurf. (Álvaro) Arbeloa war Pérez’ Schützling. Er hat ihn benutzt, um Iker Schaden anzurichten. Pérez mag ein großartiger Präsident von ACS sein, aber als Präsident von Real Madrid…“
„Florentino will nicht, dass Iker triumphiert“
Casillas’ Mutter María del Carmen Fernández ging sogar noch weiter. Demnach habe Pérez einen Transfer zu einem anderen Top-Team verhindert, um ihrem Sohn weiter zu schaden: „Pérez hat in großem Maße Schuld, dass Iker Real Madrid verlässt. Er hat dafür gesorgt, dass es ihm sehr schlecht ging. Natürlich hatte mein Sohn mehr Offerten. Aber Pérez wollte nicht, dass er zu einem Spitzenteam geht, damit das Gleiche passiert wie bei (Álvaro) Morata. Er will nicht, dass Iker triumphiert.“
Dass der Welt- und Europameister fortan für den portugiesischen Traditionsklub aufläuft, ist für die Familie nur schwer verständlich. Ein Spieler mit derartigen Verdiensten müsse auch bei einem Verein der entsprechenden Größenordnung spielen. „Porto ist dritte Liga, mein Sohn verdient ein Team einer höheren Kategorie. Als er überlegte nach Rom zu gehen, rief ich ihn an und sagte: ‚Was tust du da? Du gehst nicht!‘ Ruf dir nur mal Porto ins Gedächtnis. Ein Weltmeister kann nicht bei Porto enden. Er hätte aufhören sollen, wo er will und es hätte mich nicht gestört, wenn es in Barcelona gewesen wäre, weil sie dort Gentlemen sind“, so José, der am Ende gar einen drastischen Vergleich zog: „Ich will nur, dass sie meinen Sohn gut beraten, dass er nicht damit endet, Urinarien zu putzen, wie der Weltmeister Andreas Brehme oder so ruinös wie Vítor Baía.“