Es ist nicht nur Chodorkowski. Auch Gussinksi bspw. hatte einen eigenen regierungskritischen Fernsehsender, der von Putin dicht gemacht wurde und Gussinski ging ins spanische Exil. Putin hat auch nicht kommuniziert, dass sich die Oligarchen aus der Politik heraushalten sollen, sondern, dass sie akzeptieren müssen, dass er jetzt der Herr im Haus ist und die Linie vorgibt. Weil KGB-Mann Putin durchaus mächtige Freunde in Geheimdienst- und Militärkreisen hatte konnte er das dann auch durchsetzen und alle Widersacher einen nach dem anderen einkassieren. Man muss nur realisieren, dass mit Putin wieder die Riege Geheimdienst-Militär die Macht in Russland übernommen hat, dann wird die Politik der folgenden Jahre wenig überraschen. Nämlich eine Rückbesinnung zu imperialistischen Zielen. Was Putin aber wirklich erfolgreich gemacht hat ist aber ein Umstand, für den er gar nichts konnte. Zu seinem Amtsantritt war der Ölpreis so hoch wie seit der Ölkrise nicht mehr, und sollte in den folgenden Jahren auch noch massiv ansteigen. Mit diesem neuen Reichtum hätte jede Regierung Erfolg gehabt, selbst Jelzin. Es ist für das russische Volk auch ein ziemlich unglücklicher Zufall. Während den Jahren Jelzins (wobei ich ihn sicherlich nicht als Demokraten bezeichne) war der Ölpreis niedrig, die Armut groß. Während den Jahren Putins war der Ölpreis hoch, die Armut klein. Durch diesen Zufall sieht natürlich das Modell "starker Mann regiert das Land" für die meisten Russen viel besser aus, als irgendein Gegenmodell. Allerdings sind die Ölpreise wieder niedriger, und System Putin läuft auch nicht mehr so rund. Man kann nur hoffen, dass möglichst viele Russen die entsprechenden Zusammenhänge erkennen werden, und ihren Erkenntnissen auch Taten folgen lassen.
Was das Bild Russlands in den Medien angeht: Vor einigen Jahren noch war Russland und gerade Putin sehr beliebt im Westen. Die Russen vergessen wohl gerne, dass bspw. Schröder ihn einen lupenreinen Demokraten genannt hat. Oder die Bilder von Putin auf Bush's Ranch in Texas, etc. Die Beziehungen waren bestens, und das Bild der Russen ebenso. Natürlich nicht ausnahmslos. Aber das ist es ja wohl nie und bei niemandem, da ist das Bild der USA schon deutlich schlechter gewesen. Dass sich dieses Bild geändert hat liegt eher an Russland selbst. Gerade Gazprom hat Putin zu einem politischen Machtinstrument gemacht. Spätestens nach dem Einmarsch in Georgien hatte man im Westen wieder (zurecht) Angst vor neuem russischem Imperialismus und einem neuen kalten Krieg. Wer sich wie ein Imperialist verhält, der braucht sich nicht wundern, wenn man ihn als solchen sieht und behandelt.