UKRAINE-KRIEG
Wynnytschuk: "Viele russische Familien freuen sich, wenn ihr Nachwuchs in der Ukraine stirbt"
Der ukrainische Schriftsteller Jurij Wynnytschuk über Russlands Angriffskrieg, tote Soldaten als gutes Geschäft und die kontroverse Rolle von Präsident Selenskyj im politischen System der Ukraine
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STANDARD: Was ist die Aufgabe eines ukrainischen Schriftstellers in Kriegszeiten?
Wynnytschuk: Ich glaube, genaue Informationen darüber zu liefern, was hier passiert. Seit Kriegsbeginn habe ich Literaturfestivals in Polen, Schottland und Rumänien besucht und überall, wo ich hinkam, versucht, jede einzelne Frage zum Krieg zu beantworten. Ich habe auch Artikel gegen die Behauptung Putins geschrieben, dass die Russen und die Ukrainer ein Volk seien. Das waren wir nie.
STANDARD: In der Ukraine werden leidenschaftlich Debatten darüber geführt, wie mit russischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern, unabhängig von ihrer politischen Haltung, umgegangen werden soll. Wie soll man mit Russinnen und Russen umgehen?
Wynnytschuk: Wir können nicht von allen verlangen, dass sie Russland den Tod wünschen. Ich glaube, dass wir den Dialog mit Russen und Russinnen führen sollen, die den Wahnsinn des Kreml nicht unterstützen. Leute wie der Komiker Maxim Galkin, die Sängerin Alla Pugacheva oder der ehemalige Schachweltmeister Garry Kasparow. Das Problem ist, dass alle diese Leute nicht in Russland leben. In Russland selbst sehen wir keine nennenswerten Proteste gegen den Krieg. Manchmal beziehen Einzelne Stellung, aber die werden sofort verhaftet.
Der ukrainische Schriftsteller Jurij Wynnytschuk über Russlands Angriffskrieg, tote Soldaten als gutes Geschäft und die kontroverse Rolle von Präsident Selenskyj im politischen System der Ukraine
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