Steiniger Weg zu stabilem Frieden
US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bewegen sich nach ihrem offenen Streit über Friedensverhandlungen mit Russland wieder aufeinander zu. Die Vorstellungen der USA und der Ukraine darüber, wie Frieden aussehen könnte, gehen aber nach wie vor weit auseinander. Der deutsche Historiker Jörn Leonhard erklärt im Interview mit ORF.at, warum zu große Zugeständnisse für die Ukraine nicht hinnehmbar sind und welche Voraussetzungen es für einen dauerhaften Frieden braucht.
Russland rückt im Osten der Ukraine seit mehr als einem Jahr wieder langsam, aber stetig vor. Mit der 2014 annektierten Halbinsel Krim und den abtrünnigen Gebieten im Donbas besetzt Russland derzeit fast ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets. Der Kreml spricht davon, dass Russland auf dem Schlachtfeld Realitäten geschaffen habe.
Trump schlug zuletzt ähnliche Töne an. Die Ukraine werde sich darauf einstellen müssen, Teile ihres Territoriums aufzugeben. Aus Sicht der Ukraine seien solche Forderungen aber nicht akzeptabel, erklärt Leonhard, der an der Universität Freiburg in Deutschland lehrt. Er hat analysiert, wann Friedensschlüsse in der Geschichte zu dauerhaftem Frieden geführt haben, und leitet daraus Schlussfolgerungen für die Gegenwart ab.
Schwierige Voraussetzungen für Kompromiss
Die Lage werde durch mehrere Faktoren verkompliziert, so Leonhard. Besonders schwierig sei die Ausgangssituation deshalb, weil schon so viele Ukrainer und Ukrainerinnen im Krieg starben. Wie ein Krieg verlaufe, habe einen wesentlichen Einfluss darauf, wie ein anschließender Frieden aussehen könne, so der Historiker: „Große einseitige Zugeständnisse werden dann in Gesellschaften, in denen es viele Kriegsopfer gibt, sehr schnell als Verrat an den umgekommenen Brüdern, Ehemännern oder Söhnen dargestellt.“
US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bewegen sich nach ihrem offenen Streit über Friedensverhandlungen mit Russland wieder aufeinander zu. Die Vorstellungen der USA und der Ukraine darüber, wie Frieden aussehen könnte, gehen aber nach wie vor weit...
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