Rubio als Held? Machtkämpfe in der Trump-Regierung? In Deutschland kursiert eine verdrehte Geschichte – und sie ist einfach Unsinn
Gerade in Deutschland verbreitet sich ein Bild, das mit der Realität in Washington wenig zu tun hat: Marco Rubio als der Mann, der in letzter Sekunde einen für die Ukraine fatalen Plan entschärft habe. Ein Außenminister als letzter Schutzwall gegen Kreml-Forderungen. Ein Republikaner, der sich angeblich gegen Jared Kushner, Steve Witkoff und JD Vance gestellt habe. Doch wer sich die Fakten anschaut, sieht etwas völlig anderes. Das romantisierte Bild, das gerade in sozialen Netzwerken und selbst in seriösen Medien die Runde macht, ist kein Missverständnis – es ist verzerrt, unvollständig und politisch bequem. Und es lenkt vom entscheidenden Punkt ab: Rubio verteidigt bis heute denselben Rahmen, den seine angeblichen Gegenspieler entworfen haben. Und genau dieser Rahmen ist das Problem, denn am 18. November 2025 ließ Rubio nach Einsicht in den Entwurf erkennen, dass er ihn für unausgewogen hielt und vor allem als Risiko für amerikanische Interessen betrachtete – nicht für die Ukraine.“
Der ursprüngliche 28-Punkte-Plan aus dem Trump-Umfeld, entworfen von Witkoff und Kushner und mit Kreml-nahen Kontakten abgestimmt, verlangte der Ukraine nichts Geringeres ab als Gebietsverzicht, eine Entmachtung der eigenen Armee, den Abschied von der Nato-Perspektive und eine Sonderrolle Russlands ohne gleichwertige Verpflichtungen. In Europa löste das Alarm aus – zu Recht. Doch in Deutschland machte man daraus plötzlich die Geschichte eines Mannes, der heldenhaft dazwischen glitt und in Genf „die schlimmsten Punkte herausverhandelte“.
Genau hier beginnt die Irreführung. Denn die entscheidende Passage fehlt fast überall: Der Plan existiert weiter. Und Rubio verteidigt ihn. Selbst nachdem NBC berichtete, Staatssekretär Daniel Driscoll habe der Ukraine mit einer „unmittelbar bevorstehenden Niederlage“ gedroht, standen Rubio und Vance zusammen, reagierten öffentlich auf X und nannten die Berichte „zu hundert Prozent erfunden“. Sie stellten sich nicht gegeneinander – sie stellten sich nebeneinander. Sie sprachen von „geschlossener Arbeit“ und „Einigkeit im Vorgehen“. Wer behauptet, hier sei Rubio der innere Widerstand gegen die eigene Regierung, verbreitet ein falsches Bild. Und noch wichtiger: Rubio dementierte nur das Schlagwort von der „unmittelbaren Niederlage“. Er dementierte nicht, dass Driscoll den Plan in Kyjiw vorgelegt hat. Er dementierte nicht, dass der Plan Gebietsverzicht vorsieht. Er dementierte nicht, dass die Begrenzung der ukrainischen Streitkräfte weiterhin Teil des Rahmens ist. Er dementierte nicht, dass die USA die Ukraine unter massiven Druck setzen.
Gerade in Deutschland verbreitet sich ein Bild, das mit der Realität in Washington wenig zu tun hat: Marco Rubio als der Mann, der in letzter Sekunde einen für die Ukraine fatalen Plan entschärft habe. Ein Außenminister als letzter Schutzwall gegen Kreml-Forderungen. Ein Republikaner, der sich...
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