Karoliner
Schnattergans
Werter Schwedenfreund (...und hoffentlich nicht Ultima-Thule-Fan), allein schon der Überfall auf das neutrale Belgien rechtfertigt den Gebrauch der - zugegebenermaßen - saloppen Formulierung "Angriffskrieg".
Ja richtig, hätte die andere Seite bei strategischer Notwendigkeit genauso gemacht.
Ich werde jetzt sicher nicht an dieser Stelle die ganze Fischer-Kontroverse nachstellen, aber einen Verweis auf den deutschen "Blankoscheck" gegenüber der k.u.k. Monarchie kann ich mir nicht verkneifen... Außerdem sollte man nicht veregssen, dass die deutsche Militärführung einen europäischen Krieg für unausweichlich hielt und daher geneigt war, ihn lieber früher als später für sich zu entscheiden.
Es gibt aber einen Unterschied zwischen wollen und unausweislich halten. Ein Tsunami nach einem Seebeben ist auch unausweislich, aber deswegen wollen ihn die meisten trotzdem nicht. Die Gegensätze zwischen Ö-U und RU auf dem Balkan waren zu groß und es war offensichtlich, dass ein relativ geringer Anlass für ein Krieg reicht.
Das mit den Kriegszielen ist ein Thema für sich, aber dennoch ist klar, dass das Kaiserreich bereits vor der Formulierung von Bethmann-Hollwegs Septemberprogramm über ein außenpolitisches Programm verfügte, das auf Machtausdehnung abzielte.
Das legitime Recht eines Landes mit dem höchsten BSP der Welt, eine starke Flotte zu haben. Und wenn der Sinn und Zweck nur ein besseres Sexualleben seines Regenten ist, ist das trotzdem sein gutes Recht. Nicht sonderlich schlau, aber man ist klar im Recht. Aber das rechtfertigt natürlich ein Kriegsziel der demokratischen Menschenrechtsmacht Großbritannien.
Zu Machtausdehnung, aber ohne direkten bewaffneten Konflikt mit einer Großmacht. Machen die Chinesen und Amerikaner jeden Tag. FR und GB hatten zu Beginn des Krieges ganz klare Kriegsziele, die sich nur (FR) bzw. vermutlich nur (GB) durch einen Krieg erreichen ließen.
Für die damalige Zeit? Was soll das heißen? In anderen Staaten ging es im Vergleich zu Deutschland weitaus demokratischer zu. Sogar innerhalb der deutschen Geschichte stellt der Scheinkonstitutionalismus des Kaiserreichs einen Rückschritt gegenüber der natürlich nie umgesetzten Paulskirchenverfasung dar. Die deutsche Reichsverfassung verfügte nicht einmal über einen Grundrechtekatalog!
Demokratisch war das Kaiserreich vielleicht im Vergleich zu Russland, aber nicht zu Großbritannien oder Frankreich.
Im Kaiserreich konnte der Kaiser die Regierung ernennen, unabhängig von den parlamentarischen Mehrheiten, die den Willen des Volkes widerspiegelten. Ist das etwa demokratisch?
Das preußische Dreiklassenwahlrecht betraf immerhin das größte Land innerhalb des Kaiserreichs.
Demokratisch auch für die Iren oder Buren (oder Polen im DR)? Ich nenne jetzt nur die weil Inder, Schwarze, Asiaten etc. hat damals eh keiner gefragt. Natürlich, hatte der Kaiser eine starke Rolle in diesem System, was nicht sonderlich demokratisch ist. Aber das Kernrecht eines Parlaments, das Budgetrecht hatte nicht er sondern das Parlament und damit kriegt man ziemlich viel ausgehebelt. Diese starke Position (einer gewählten) Exekutive haben aber auch die USA oder Frankreich seit der V. Republik. Das Kaiserreich war in dem Punkt halt weder Fisch noch Fleisch.
Ich will das Kaiserreich nicht schön reden, aber solche Anspielungen da hat Gut gegen Böse Krieg geführt und die einen haben die arglosen anderen angegriffen ist mal völliger Käse.
Ich bin vielleicht ein bißchen sarkastisch, aber bei diesem ganzen Befreiergequatsche (1945). Die einen wollten nicht befreien und die anderen nicht befreit werden. Und die die befreit werden wollten (PL , CZ) hat man an Stalin verkauft.
Gings hier nicht um Wahabiten in BiH? it: