Alan Dzagoev - Das russische Wunderkind
Wenn es um Alan Dzagoev geht, dann kennen die Experten des russischen Fußball kein Halten mehr. „Wunderkind", „der neue Arshavin" oder „die Zukunft der russischen Nationalmannschaft" sind nur ein Auszug der Überschriften und Erwartungen, mit denen der gerade erst 18-jährige Dzagoev beinahe wöchentlich überschüttet wird.
sportal.de stellt in der Jungstars-Serie das größte Juwel der "Sbornaja" vor.
Dabei hat er gerade mal erst eine Saison in der russischen Premier League absolviert, erst 20 Einsätze in der Liga auf dem Buckel, bekam seine Chance am 7. Spieltag nur aufgrund zahlreicher Verletzungen. Doch eben jene Chance nutzte das Ausnahmetalent. „Er arbeitet immer sehr hart", beschreibt sein ehemaliger Trainer bei ZSKA Moskau, Valery Gazzaev, dessen Trainingsfleiß.
FUSSBALL | INTERNATIONAL
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03.02.2009
Alan Dzagoev: Das russische Wunderkind
Eine feine Technik, ein starker Antritt und Luftsprünge sind die Markenzeichen von Alan Dzagoev
Wenn es um Alan Dzagoev geht, dann kennen die Experten des russischen Fußball kein Halten mehr. „Wunderkind", „der neue Arshavin" oder „die Zukunft der russischen Nationalmannschaft" sind nur ein Auszug der Überschriften und Erwartungen, mit denen der gerade erst 18-jährige Dzagoev beinahe wöchentlich überschüttet wird.
sportal.de stellt in der Jungstars-Serie das größte Juwel der "Sbornaja" vor.
Dabei hat er gerade mal erst eine Saison in der russischen Premier League absolviert, erst 20 Einsätze in der Liga auf dem Buckel, bekam seine Chance am 7. Spieltag nur aufgrund zahlreicher Verletzungen. Doch eben jene Chance nutzte das Ausnahmetalent. „Er arbeitet immer sehr hart", beschreibt sein ehemaliger Trainer bei ZSKA Moskau, Valery Gazzaev, dessen Trainingsfleiß.
Keine Zeit für Spaß
Während andere talentierte Spieler in seinem Alter durchaus auch mal über die Stränge schlagen, sich für Autos und Mädchen interessieren, nennt Dzagoev einzig Fußball sein Leben. „Wenn du zu den Besten gehören willst, dann bleibt keine Zeit für Spaß", sagt er und fügt hinzu: „Man darf nie vergessen, dass es alles von heute auf morgen zu Ende sein kann."
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Dzagoev ist das, was man wohl „reif für sein Alter" nennt. Geboren in Beslan, einer Kleinstadt in der Nähe von Wladikawkas an der Grenze zu Georgien, kickte er als Kind täglich mit seinem Bruder auf den Grünflächen zwischen den Wohnhäusern. Da der Junge ohnehin nichts anderes als Fußball im Kopf hatte und die Mutter dazu selbst gerne kickte und Fußball schaute, meldete sie ihn im Alter von zehn Jahren bei der Jugend von Alania Wladikawkas an.
„Ich hatte danach nie Zeit für Hausaufgaben, aber meine Eltern und auch die Lehrer waren damit einverstanden", sagt der Youngster über den bereits frühen Wunsch Profi zu werden. Probleme in der Schule hatte er dennoch nicht, wie sein erster Trainer Igor Osinkin bekräftigte.
Der "Kleine" übernimmt Verantwortung
Sein Onkel schenkte dem talentierten Neffen kurz darauf die ersten richtigen Treter. „In der Nacht bevor wir in die Stadt (Wladikawkas) fuhren, konnte ich vor Aufregung nicht schlafen", erinnert sich der ZSKA-Profi. Die Schuhe zog er dann tagelang auch nicht mehr aus, trug sie in der Schule, in der Wohnung, im Bus.
Insgesamt sechs Jahre blieb er unter den Fittichen von Osinkin. „Anfangs stach er nicht heraus, aber er war auch zwei Jahre jünger als seine Mitspieler und das machte sein Können besonders", beschreibt der Jugendtrainer. Schon damals zeichnete sich ab, was ihn im offensiven Mittelfeld bei ZSKA zu einem der derzeit begehrtesten Spieler im russischen Fußball macht.
Trotz des Altersunterschied und der körperlichen Defizite im Vergleich zum Rest der Mannschaft, steckte Dzagoev nicht auf, übernahm Verantwortung bei allen Standardsituationen und war bereit sich auf jeder Position in den Dienst der Mannschaft zu stellen. „Er ist ein Unikat. Sein (bescheidener) Charakter ist mir sofort aufgefallen", sagt Osinkin.
"Er scheut keine Spielsituation, fordert immer den Ball, sucht das Dribbling", gerät der ehemalige Spielmacher der Nationalmannschaft, Alexander Mostovoi, ins Schwärmen. Die russischen Gazetten vergleichen ihn wegen seiner spielerischen und körperlichen Anlagen, seiner Beidfüßigkeit und der Ruhe im Abschluss gerne mit Dmitri Loskov (zweifacher Fußballer des Jahres in Russland) vom Jürgen Röber Club FC Saturn Moskau.
'Meine Zeit kommt noch'
Für den Nordossetier ist der Hype um seine Person etwas, mit dem er nicht viel anfangen kann. „Ihn interessiert das nicht", sagt Gazzaev. Und was sagt Dzagoev selbst? „Meine Zeit kommt noch, ich muss jeden Tag hart arbeiten."
Seine Beharrlichkeit, seine Geduld, seine Disziplin und die Bodenständigkeit hat er von zu Hause mitbekommen. Noch heute verbietet ihm sein Vater mit dem Auto zu fahren, damit er nicht der Verlockung der PS-Gefährten verfällt. Deshalb fährt er immer noch mit der U-Bahn oder mit dem Bus zum Training. Nur seine Wohnung hat er des Weges wegen näher an das Trainingsgelände verlegt.
Das Geiseldrama von Beslan hat die Familie verändert
2004 war ein Knackpunkt im Leben von Alan und seiner Familie. Sein Vater Tariel hörte im Radio davon, dass Rebellen eine der sieben Schulen in Beslan besetzt und die Schüler und Lehrer als Geiseln genommen hätten. Es handelte sich zwar nicht um die Schule des Sohnes, doch aus Angst vor weiteren Terrorakten holte er seinen Sohn sofort nach Hause.
„Ich kann mich an damals noch sehr gut erinnern", sagt Alan. Seiner Familie sei zwar nichts passiert (bei der Erstürmung der Schule starben 334 Menschen, darunter 186 Schüler), doch das Gefahrenbewusstsein in der Region hatte sich verschoben. Der Sohn sollte sich in Sicherheit auf die Karriere konzentrieren. Zwei Jahre später bedeutete dies, dass er seine Heimatstadt verlassen und auf eine Fußballakademie gehen musste.
Mit 16 Jahren ging er nach Primorsky, eine von Roman Abramovich gesponsorte Fußballschule und spielte für den dazugehörigen Verein FC Krylia Sovetov in der dritten Liga. In eineinhalb Jahren absolvierte er 37 Spiele und erzielte sechs Tore. Logisch, dass sofort zahlreiche Vereine mit Geldbündeln anklopften und versuchten dem Teenager den Kopf zu verdrehen.
Der ehrlichste Fußballer der Welt Aber „er spielt nicht für Geld und Ruhm, er gehört zu den wenigen Spielern, dem ein Erfolg mehr wert ist als das Preisgeld", sagt Igor Rodkin, sein damaliger Trainer bei Krylia Sovetov. So unterschrieb Dzagoev seinen ersten Profivertrag bei ZSKA Moskau. Gazzaev, der in den 1990er Jahren Dzagoevs Heimatclub Alina Wladikawkas zum Meistertitel führte, sollte ihn weiter formen.
Im Januar setzte Gazzaev seinen Rohdiamanten zunächst bei einem Freundschaftsturnier in Israel ein, in der Liga bekam er noch nicht das Vertrauen. ZSKA hatte den Saisonstart etwas verpatzt und nach sechs Spielen lediglich acht Punkte geholt - zu wenig für einen Meisterschaftsanwärter.
Mit Dzagoev änderte sich dieser Trend zwar nicht auf Anhieb, allerdings startete er so richtig durch, machte sowohl in der Liga, im Pokal, aber auch im UEFA-Cup auf sich aufmerksam. Zwischen September und Oktober 2008 erzielte er fünf Tore in vier Spielen und die Medien forderten Guus Hiddink auf die Nachwuchshoffnung endlich in die Nationalmannschaft zu berufen.
Debüt gegen DFB-Auswahl
Am 11. Oktober war es dann soweit. In der WM-Qualifikation gegen Deutschland fuhr er mit nach Dortmund und gab in der zweiten Halbzeit sein Debüt. Zwar konnte er die 1:2-Niederlage nicht verhindern, doch hinterließ er einen bleibenden Eindruck. Drei Minuten vor dem Ende setzte er einen Schuss an den Pfosten und bekannte hinterher enttäuscht: „Ich hätte ein Tor schießen können, doch es hat nicht geklappt. Wir haben verloren, mein Debüt ist misslungen." Immerhin darf er sich seither jüngster Feldspieler in der russischen Nationalmannschaft aller Zeiten mit 18 Jahre und 116 Tagen nennen - aber auch das wird ihn wohl kaum interessieren.
Keine zwei Wochen später machte er dann europaweit auf sich aufmerksam. Nach neun Minuten zirkelte er einen direkten Freistoß links oben ins Eck und erhöhte nur 180 Sekunden später auf 2:0. Real Madrid soll hinterher bei ihm angeklopft haben, doch ein Wechsel kommt für ihn nicht in Betracht. „Ich will noch viele Jahre für ZSKA spielen. Viele sind gegangen und enttäuscht wiedergekommen", sagt er bestimmt.
Einzig für den FC Chelsea könne er sich vorstellen zu gehen, sagte er und natürlich sprangen sofort sämtliche Zeitungen auf der Insel an. Er wolle unbedingt neben seinem Idol Frank Lampard spielen, hieß es. Doch Dzagoev wäre nicht Dzagoev, wenn er diese Spekulationen sowie die Interview-Anfragen nicht gekonnt ausgeblendet hätte.
Rekordwahl für Dzagoev
Hoch konzentriert kurbelte er das Spiel von ZSKA an, führte neben Yuri Zhirkov im Mittelfeld Regie und wurde auch gemeinsam mit ihm am Ende des Jahres (ZSKA wurde noch Vizemeister) für die großartige Saison geehrt. Während Zhirkov zum Fußballer des Jahres gewählt wurde, wählte die Jury Dzagoev mit einem Rekordergebnis von 300 Punkten (bedeutet jeder Juror gab ihm die volle Punktzahl) zum Nachwuchsspieler der Saison.
Zur Belohnung bekommt er nun unter dem neuen Trainer Zico die magische 10 auf dem Rücken. Bleibt nur zu hoffen, dass er auch unter dem Brasilianer weiterhin an seine Leistung anknüpfen kann und sich weiterhin das Umfeld bekommt das er benötigt. Der Verein sei wie eine Familie für ihn, sagte er einst und wer sich seine Karriere bislang angeschaut hat, der weiß, wie wichtig Familie für ihn ist
ein Megatalent, interresanter Bericht über ihn, falls ihr ihn noch nicht kennt.