Es gab, ist noch gar nicht so lange her, eine Zeit, da wurde, und oh ja, Putinära...
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tatsächlich Tendenzen, mit Stalin und Sowjetzeit allgemein "aufzuräumen". In den 90ern eh. Und ich bin ja Generation, die da zur Schule ging.
Ist aus verschiedenen Gründen ne schwierige Sache. Bis heute leben natürlich ganze ältere Generationen, die in dieser sowjetischen Zeit sogar erwachsen wurden, also arg davon geprägt sind. Die meisten haben ein ganz normales Leben gelebt, gearbeitet, Kinder groß gezogen.... Und erzähl denen mal, alles was ihf früher gelebt, wovon ihr vielleicht mehr oder minder auch tatsächlich überzeugt wart, ist falsch. Von einem Tag quasi auf den anderen.
Das Interessante ist, dass tatsächlich zahlenmäßig auf jeden Fall die meisten Opfer der SU, Stalins, Russen selbst waren. Und wenn aus Holodomor ein rein ukrainischer Genozid gemacht wird ist das ein Schlag ins Gesicht für alle Nachfahren von "Großbauern" in Südrussland bis Nordkasachstan, die davon genauso betroffen waren! Als ob diese dabei gar nicht zählen. Wie auch immer die meisten Russen das viel weniger an sich ran lassen als selbst schlimmste Erinnerungen an den Krieg. In meiner Familie nicht anders. Diesselbe Großmutter, die auch schon mal mit Tränen in den Augen von ihrem verbrannten Dorf erzählt verbot meinem Bruder und mir den Mund, als wir nach Verwandten fragten, von denen wir heute wissen, dass sie vom NKDW abgeholt und zu Tode gefoltert wurden.
Stalin hat es bis heute quasi geschafft, im Kollektivgedächtnis der Russen als die Person in Erinnerung zu bleiben, dem wir den Sieg über die Deutschen zu verdanken haben. Dass das militärhistorisch völlig Blödsinn ist, nun ja.... Mit seiner Person verbindet sich eben auch das Imperium, die Größe.
Und klar leiden viele Russen bis heute an einer gewissen Orientierungslosigkeit, an einer Art postimperialistischem Trauma verlorener Größe und "Errungenschaften", Was sich v.a. im Wunsch nach einem starken Staat äußert. Und dann kommt schon mal auch Tendenz zur Sowjetnostalgisierung auf, was weiß ich. Abgesehen davon, dass in jedem, aber wirklich jedem Volk den Menschen bis zu einem gewissen Grad ein selektives kollektiv historisches Gedächtnis eigen ist.
Scheint ein britischer Film zu sein im Eingangspost. Vielleicht führ ich ihn mir mal zu Gemüte.