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Anschlag ist ein "Akt des Terrorismus"
Politik Dänemark
Von Clemens Bomsdorf, Kopenhagen
NEU vor 5 Minuten
Bei einem Angriff auf den Mohammed-Karikaturisten Lars Vilks in Kopenhagen stirbt ein Mann, drei werden verletzt. In der Nacht fallen erneut Schüsse in der Hauptstadt. Ein Mann wurde verhaftet.
Während die Polizei nach dem Angriff auf eine Veranstaltung mit dem schwedischen Künstler Lars Vilks in Kopenhagen mit einem Toten und zwei Verletzten noch nach dem Täter fahndet, kommt es zu einem weiteren Schusswechsel.
Dieses Mal vor der Synagoge in Kopenhagen. Nach Angaben der Polizei wird ein Mann per Kopfschuss getötet und zwei Polizisten verwundet. Der Angreifer habe zunächst zu Fuß flüchten können, hieß es. Kurze Zeit später nahm die Polizei eine Person in der Nähe der Synagoge fest. Mehrere Polizisten trugen einen Mann zu einen Einsatzwagen.
Nach Angaben der Fernsehstation TV2 wurde eine nahe gelegene U-Bahn-Station evakuiert. Bislang kann die Polizei noch nicht sagen, ob es einen Zusammenhang zu dem Attentat vom Nachmittag gibt.
Foto: zgb Grafik
Bei dem Angriff am späten Samstagnachmittag waren zahlreiche Schüsse auf ein Veranstaltungslokal in der Kopenhagener Innenstadt abgefeuert worden. Dort nahm Vilks an einer Konferenz mit dem Titel "Kunst, Blasphemie und Meinungsfreiheit" teil. Ein Mann kam ums Leben, drei Polizisten wurden verletzt, Vilks konnte in Sicherheit gebracht werden. Der schwedische Künstler hatte 2007 den Propheten Mohammed als Hundeskulptur gezeichnet und war dafür von radikalen Muslimen heftig kritisiert worden.
Der mutmaßliche Täter sei in einem dunklen VW Polo geflohen, berichteten dänische Medien. Von ihm fehlte zunächst jede Spur. Später wurde der Wagen in Kopenhagen gefunden. Ermittler waren zunächst von zwei Tatverdächtigen ausgegangen. Der Täter soll zwischen 25 und 30 Jahre alt sein, etwa 1,85 Meter groß und von sportlicher Statur. Der Polizei zufolge handelt es sich um einen Mann arabischen Aussehens. Die Ermittler veröffentlichten ein Bild aus einer Überwachungskamera in der Nähe der Stelle, an der das Fluchtauto abgestellt worden war.
"Das Treffen wird fortgesetzt und nicht durch Terror gestoppt," teilte die schwedische Aktivistin Jenny Wenhammar auf Facebook mit. Den Kommentar schrieb sie keine zwei Stunden nach dem Anschlag und veröffentlichte ebenfalls ein Foto von Vilks und zusammen mit ihr. Details dazu, wann die Konferenz weitergehen soll, gab es nicht.
Regierung spricht von Terrorismus
Dänische Medien und die lokale Polizei waren zunächst zurückhaltend mit Aussagen über die Hintergründe des Anschlags. Man sei nicht sicher, dass es sich um einen Terroranschlag handele, der Fall werde jedoch als solcher behandelt, hieß es anfangs. Wenig später sagte die dänische Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt jedoch, "alles deutet darauf hin, dass die Schüsse eine politisch motivierte Attacke darstellen und deswegen ein Akt des Terrorismus sind".
In dänischen Medien wurde umgehend von einem mutmaßlichen islamistischen Hintergrund der Tat berichtet. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand.
Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprach von einem terroristischen Akt.Steinmeier zeigte sich am Rande seiner Gespräche in der peruanischen Hauptstadt Lima bestürzt. Er und sein Kollege Gonzálo Gutiérrez verurteilten den Anschlag "aufs Schärfste". Sie würden alles tun, um die "Freiheit der Meinung und der Kunst" zu verteidigen.
Die US-Regierung verurteilte den Terrorangriff und bot Hilfe bei den Ermittlungen an. "Wir sprechen den Familienangehörigen des getöteten Opfers unsere Anteilnahme aus, und unsere Gedanken gelten den Verletzten bei dieser Attacke", erklärte die Sprecherin des nationalen Sicherheitsrates, Bernadette Meehan. Die USA stünden in engem Kontakt mit den dänischen Stellen und seien "bereit, jede nötige Hilfe bei der Untersuchung zu leisten".
Deutsche Polizei richtet Sperren auf A7 ein
Die Bundespolizei beteiligt an der Fahndung nach dem flüchtigen Täter. Die dänischen Sicherheitsbehörden hätten um diese Unterstützung gebeten, hieß es. Unter anderem hat die Bundespolizei die Kontrollen an der deutsch-dänischen Grenze verstärkt.
Sie überwacht nun an den drei Flensburger Grenzübergängen den Verkehr. Die Grenzübergänge blieben aber offen. Die Bundespolizei begann am Abend zudem, Kräfte in die Region zu verlegen.
Auf der Autobahn 7 wurden am Samstagabend in Höhe Rastplatz Handewitter Forst Sperren errichtet und der Verkehr über den Parkplatz geleitet. Dort kontrollierten die Beamten Fahrzeuge aus Dänemark. "Die Bundespolizei unterstützt die Fahndungsmaßnahmen", sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Einzelheiten nannte er jedoch nicht.
Karikaturist Kurt Westergaard in Sicherheit
Die dänische Polizei gab dieses Fahndungsfoto eines mutmaßlichen Täters heraus Foto: Fahndungsfoto der dänischen Polizei
Vorsichtshalber wurde auch der Karikaturist Kurt Westergaard, der die berühmteste der Mohammed-Karikaturen gezeichnet hat, in Sicherheit gebracht.
"Wir sind selber sofort 'eingepackt' worden", teilte Westergaards Galerist Erik Westergaard von der "Galleri Draupner" mit. Das deutet darauf hin, was ohnehin viele vermuten: Es wird von einem islamistisch motivierten Anschlag ausgegangen, der mit den Mohammed-Karikaturen zusammenhängt, und es werden Nachahmer befürchtet.
"Großen Dank an alle, die die Meinungsfreiheit verteidigen - Künstler, Schriftsteller, Journalisten und die, die auf Euch aufpassen, Geheimdienst und Polizei", heißt es in einem Kommentar auf die Nachricht von Westergaards Galerist.
Ein Politiker der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei machte in einer Twitter-Nachricht "die Linke und andere, die den Einzug des Islam in Dänemark unterstützt haben" für das Attentat mit verantwortlich. Nach einiger Kritik daran löschte er diesen Kommentar aber wieder und erklärte seine Äußerung für "unpassend".
"Hört auf, Euch verrückt zu benehmen"
In sozialen Netzwerken gab es auch Klagen über Vilks. So wurde auf dessen Facebook-Seite geschrieben "der Islamhasser Vilks, der von unseren Steuergelder lebt, hat noch mehr kostenlose Reklame bekommen".
Die ehemalige dänische Ministerin und linksliberale Politikerin Ida Auken versuchte, an die Vernunft potentieller Attentäter zu appellieren. "Fanatiker, im Koran gibt es kein Verbot, Mohammed zu zeichnen. Lest Eure Heilige Schrift und hört auf, Euch verrückt zu benehmen", schrieb sie und postete einen entsprechenden Artikel bei "Newsweek".
Mohammed-Karikaturist Lars Vilks war schon mehrfach Ziel von Anschlägen (Archivfoto) Foto: dpa
Der Schwede Vilks gehörte zwar nicht zu den Zeichnern, die 2005 in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" den Propheten Mohammed karikiert hatten, aber er zeichnete ihn 2007 als Hundeskulptur und war dafür von radikalen Muslimen heftig kritisiert worden. Ein Täter, der sich 2010 in Stockholm in die Luft sprengte, nannte Vilks Arbeit als Grund für seine Tat. Die Polizei hat bereits Anschläge gegen Vilks verhindern können.
"Wenn Drohungen dazu führen, dass die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird, dann heißt das, unsere Demokratie ist durch außerparlamentarische Gewalt bedroht", hatte Vilks einmal in einem Interview gesagt und auch daran erinnert, dass der Westen nicht immer so frei gewesen sei wie heute.
Er selber, betonte der Schwede stets, werde sich durch die Gegner der Meinungsfreiheit nicht mundtot machen lassen, sondern versuchen, sein Leben so normal wie möglich weiterzuleben. Nach dem Anschlag vom Samstag dürfte das noch schwieriger werden.
http://m.welt.de/politik/ausland/article137462049/Anschlag-ist-ein-Akt-des-Terrorismus.html