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Dreimächtepakt und Staatstreich in Jugoslawien 1941

Von wo hätten wir sonst die Trainingsanzüge, Jacken oder Socken damals bekommen können, wenn nicht in Triest :D Am Tag der Frauen wurden auch regelmässig Fahrten nach Triest organisiert, und zwar in ganz Jugoslawien. Meinst du die Kommunisten in Moskau hätten dasselbe zugelassen in Stockholm beispielsweise einzukaufen, um nicht auf den Geschmack des kapitalistischen Konsums zu kommen?

Es ist meiner Meinung nach ein Irrtum zu glauben, dass Jugoslawien auf lange Sicht neutral geblieben wäre. Jugoslawiens Unabhängigkeit wurde durch Frankreich garantiert, und dies in zweierlei Hinsicht - auf der einen Seite durch die Finanzierung von der Allianz der Kleinen Entente, die von Bedeutung war um die revisionistischen Bestrebungen von Ungarn und Bulgarien fern zu halten und auf der anderen Seite den italienischen Expansionismus an der östlichen Seite der Adria zu bekämpfen. Mit der Beseitigung der Tschechoslowakei 1938 hat die Kleine Entente de facto aufgehört zu existieren, und als Frankreich kapitulierte stand Jugoslawien in einer ungünstigen Lage und nahezu alleine auf sich gestellt. Italien wird zunehmend aggressiver und zeigt es auch deutlich mit den fast täglich Verletzungen des Luftraums in Dalmatien, die Bombardierung Bitolas – weil sie dachten, dass es Griechenland war. Die Tschechen glaubten auch an das München Abkommen die eine Garantie bekommen haben, dass die Deutschen ihr jetziges Territorium beschützen werden - später wurden sie von ihnen okkupiert und das Protektorat ausgerufen.


Jo....mit harten Dinar....im Lire Paradies :D


neutral hin...oder her....die Opfer wären defacto nicht entstanden ....aber das serbische Regime hatte andere Pläne, wie im Eingangsthread ausführlich beschrieben
 
Jo....mit harten Dinar....im Lire Paradies :D


neutral hin...oder her....die Opfer wären defacto nicht entstanden ....aber das serbische Regime hatte andere Pläne, wie im Eingangsthread ausführlich beschrieben

Was laberst du eigentlich rum? Während du Ustasa und NDH relativierst und als Resultat kroatischer Empfindlichkeiten abtust, erhebst du Tito zum größeren Übel? Bei dir ist so durcheinander.
 
Leider nicht aber es klingt sehr interessant. Ich habe gestern einen Text wiederentdeckt. Wohl eine Rede aus dem Sabor, nach Maceks Rede von 39. Sava Kosanovic
Bin etwas verwirrt, weil nicht klar ersichtlich ist, ob das ein Text vom Abgeordneten Sava Kosanovic ist oder vom "politischen Führer der kroatischen Serben der Selbstständigen Demokratischen Partei".. Vielleicht auch die selbe Person :D
Das ist natürlich ein ungeheuerlicher Text, aus heutiger Sicht. Die Ironie darin.

Aber es zeigt ziemlich gut, dass die Wege auseinandergingen, trotz der Gemeinsamkeiten und das war wohl tatsächlich einer der großen Fehler Maceks. Mit der Banovina wurden letztlich viele Ängste bestätigt, statt mit der neuen Freiheit zufrieden zu sein, kritisierte man, dass man zu wenig bekommen hätte und der Nationalismus weitete sich aus, wurde immer mehr ein rein kroatisches Selbstverständnis. Das macht die Rede oben auch so bitter, denn letztlich waren die Kroaten dann kein Stück besser, waren nicht wirklich für Kompromisse bereit und dann die Gefahr von Rechts, wieder die Diaspora, die aus dem Exil ins Land drängte. Vielleicht wäre das anders gewesen ohne Radics Tod, damit meine ich nicht unbedingt sein Fehlen, sondern auch die Instrumentalisierung seiner Ermordung. Damit war natürlich der Feind gefunden und alles bestätigt und jede Verbesserung konnte kleingeredet werden. Letztlich war Macek dumm, denn ohne die Serben auf seiner Seite, die inhaltlich und auch sonst nicht weit entfernt waren, war doch sowieso nichts machbar. Er hätte daran festhalten sollen, um für Stabilität zu sorgen. Vermutlich war es das übliche Problem eines Mitte-Rechts-Machtpolitikers - die Bedrohung von rechts-außen.

Was den Schlüsselmoment betrifft, würde ich da voll zustimmen. Schon allein die Tatsache, dass man dort auseinanderging ermöglichte schon ein Erstarken der Ustasa und schwächte die ganze Banovina. Gemeinsam wäre man stärker gewesen, wäre Macek mehr auf die SDS angewiesen gewesen, wäre wohl die Banovina stabiler und somit die Verhandlungsposition besser, als mit einem Macek, bei dem klar war, dass er einknicken und nachgeben würde. Eine Unabhängigkeit ohne die Serben im Boot, wäre unmöglich gewesen, wie auch das Ergebnis der NDH gezeigt hat. Ein ganzes Volk beschmutzt, Hundertausende Tote verschuldet und am Ende ein kleineres Kroatien, als zuvor und wohl auf ewig ein gestörtes Verhältnis zu den kroatischen Serben. Und dann der Treppenwitz der Geschichte mit den kroatischen Bauern, die nur vom kroatischen Bauern beherrscht werden sollen... Was für ein Trauerspiel. Kaum möglich, dass eine Rede, wie die oben zitierte mal in der Form wieder zu hören sein wird. Aber wer weiß, vielleicht in 100 Jahren, wenn man die Schnauze voll hat von der Nachkriegsfolklore.

Die Zwischenkriegszeit ist für mich sehr undurchsichtig und ich kann mich nur schwer da hineindenken. Schon die verschiedenen Zeitungen/Zeitschriften, während die eine vom stolzen Kroatentum überall berichtet, schreibt die nächste, dass in ganz Dalmatien das Jugoslawentum hochgehalten wird.. Extrem formuliert. Auch die ganzen Parteien, Zeitungen, Vereine, Sokol, Orjuna und bei jeder Figur entdeckt man einen Haken :D

Wahrhaftig werden wir so eine Rede so schnell nicht wieder hören, schon gar nicht von der heutigen politischen Garnitur. Schade dass man dies auch nicht in den Geschichtsbüchern lernt. Kosanovic war ein unglaublich talentierter Politiker und wurde nicht umsonst als erster jugoslawischer Botschafter in die USA versandt. Ich kann dir seine Essays und Berichte aus den damaligen Zeitschriften "Volja" und "Nova rec" wärmstens empfehlen.

Mir ist es natürlich völlig bewusst, dass die Kroaten die Unabhängigkeit lieber gehabt hätten als eine weitreichende Autonomie innerhalb Jugoslawiens. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kommunisten noch grosse „Verfechter „Nazi-Deutschlands, natürlich wurden sie von der Komintern dazu gedrängt und hielten an die Loyalität fest, dass der Molotow-Ribentropp Abkommen für immer Bestand haben würde. Du weisst ja selbst nur zu gut dass man sich in Dalmatien und in der nördlicheren Küste vor weiteren italienischen imperialistischen Ambitionen fürchtete. Die Serben in Dalmatien wiederum standen den Italiener relativ offen gegenüber. Der damals angesehene ex-Abgeordnete Dr. Niko Novakovic (früher hatte er einen Ministerposten inne) aus Knin sprach sogar im Namen von 100'000 dalmatinischen Serben und bittet die Militärverwaltung der Italiener öffentlich an, dass ganz Dalmatien von Königreich Italien annektiert wird. Eine unabhängiges Kroatien kam für sie nie in Frage.

Eine neue Situation und Ausgangslage entsteht nach den sogenannten Ljubljana-Verhandlungen, die im Namen von der NDH vom berühmten Anwalt aus Dubrovnik Peric vertreten wurde, Pavelic in Rom einen Vertrag unterzeichnet, wonach das kroatische Hinterland von Zadar, Sibenik und Split mit seiner Umgebung und sämtliche Inseln ausser Brac, Hvar und Pag an Italien abgetreten wurde.

Die Ustascha-Bewegung usurpierte die Macht an sich, Pavelic lässt Macek zuerst in Jasenovac inhaftierten und später in Kerestinec. Um das kroatische Königreich unter dem Hause Savoyens zu legitimieren, brauchte Pavelic dennoch die Entscheidung des Parlaments. Deshalb hat er es auch einberufen (während des gesamten Kriegs handelte er auf Grundlage seiner eigenen Dekrete und nicht Gesetze). Das Parlament hat Mut bewiesen um die Errichtung des Reiches und die Ernennung des Herzogs von Spoleto als König zu verweigern. Deshalb hat Pavelic in aller Eile das Parlament aufgelöst.

Der nächste Wendepunkt kommt mit dem Ereigniss des eigentlichen Angriffes Hitlers auf die Sowjetunion, wo das Molotow-Ribbentrop Abkommen keine Gültigkeit mehr hatte und die Kommunisten nun in der Lage waren, offen auf der Seite der Alliierten Seite zu stehen. Vor allem in Dalmatien, wo die Unzufriedenheit mit der Abtretung ihrer kroatischen Regionen an Italien die grösste Menschenmenge auf der Seite der Partisanen und Kommunisten verschlagen hat. Interessant find ich auch die Tatsache, dass die slowenischen Kommunisten zuerst auch an die Italiner gebunden waren. In Ljubljana formierten sie eine sogenannte Antiimperialistische Front, bzw. mit anderen Worten sollte das eine Allianz gegen die mächtigsten Imperialen Staaten werden: Frankreich, Grossbritannien und die USA. Erst nach Hitlers Angriff auf die UDSSR wird die Front in „Osvobodilnu Front“ umbenannt und nominell gegen die „Okkupation“ gerichtet, in Wirklichkeit aber gegen das eigene Volk.

Aus militärischem Aspekt gab es einen Vorschlag des jugoslawischen Oberkommandos anfangs 1940er Jahre an die britische Adresse von präventiven Angriffen der jugoslawischen und griechischen Armee auf Albanien und Bulgarien. Die Briten haben sich geweigert um Italien nicht zu provozieren, was Italien nicht im selben Jahr daran gehindert hat Griechenland zu überfallen.

Ich habe das Transkript von Pavles verfassten Brief gelesen, dass er in den späten 1940er Jahren oder Anfangs 1941er Jahr an die britische Regierung gesandt hat. Er wies auf die äusserst heikle und strategische Position des Königreichs an und wünschte die Landung der britischen Truppen in Thessaloniki. Das jugoslawische Oberkommando befürchtete Wiederholung von 1915 und eines erneuten Angriffs aus Bulgariens Richtung. Die Aufgabe des britischen Expeditionskorps sollte den Schutz aus der Tiefe der Armee Jugoslawiens bieten, in erster Linie in der Ebene des Vardar-Tals.

Auch in der Geschichtsschreibung ist eine Tatsache weniger bekannt, dass man während der Verhandlungen über das Dreierbündnis mit Deutschland, parallel Verhandlungen mit der britischen Regierung auf ein jugoslawisches - griechisches Verteidigungsbündnis geführt wurden. Der Aprilfeldzug in Jugoslawien hat gezeigt dass Pavles Befürchtugngen nun Realität wurden, der frontale Angriff begann aus Bulgarien und die Deutschen konnten den Grossteil der Jugoslawischen Streitkräfte mit denen aus dem Süden durchtrennen und so waren die Verbündeten isoliert. Das Ziel der Angriffe in Jugoslawien war nicht die Eliminierung der britischen Präsenz in Griechenland. Für Jugoslawien waren die benötigten Streitkräfte in Bulgarien mobilisiert. In der Tat, sogar wegen der späteren Entscheidung Jugoslawien anzugreifen, musste der erste Panzerkorps engagiert werden und in Richtung von Nis-Kragujevac-Belgrad umgeleitet werden, so dass die Hauptangriffs-Konzentration auf Griechenland erheblich geschwächt wurde.

Die Zwischenkriegszeit verdient einen eigenen Thread. Ohne Scheiss, die Akteure und die Politik waren ein Kapitel für sich, da verliert man schnell den Überblick :mrgreen:
 
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Der damals angesehene ex-Abgeordnete Dr. Niko Novakovic (früher hatte er einen Ministerposten inne) aus Knin sprach sogar im Namen von 100'000 dalmatinischen Serben und bittet die Militärverwaltung der Italiener öffentlich an, dass ganz Dalmatien von Königreich Italien annektiert wird. Eine unabhängiges Kroatien kam für sie nie in Frage.

In welchem Jahr war das?
 
In welchem Jahr war das?

Das war im Mai 1941, als die beiden führenden serbischen Politiker aus Nord Dalmatien Novakovic und Bosko Desnica dem italienischen Zivil-Kommesaren diese Petition übergaben. Diese Initiative war quasi ein Druckmittel auf die NDH vor den bevorstehenden Verhandlungen in Rom. In Split formierte man damals das serbische Tschetnik-Komitee für Kroatien die ihre Basis untermauern sollte. Djujic und Novakovic konnten sich nicht ausstehen und es begann ein schmutziger Kampf wer der "wahre" Führer der kroatischen Serben künftig sein wird. Mit Flugblättern hat der SDS Führer Kosanovic die serbischen Bauern in diesen Gebieten davon gewarnt, dass die Tschetniks von Gendarmerie-Kommesaren und italienischen Spionen unterwandert seien und man gegen diese vorgehen müsste. Undurchsichtig und chaotisch wie die gesamte Zwischenkriegszeit im Königreich Jugoslawiens.
 
Das war im Mai 1941, als die beiden führenden serbischen Politiker aus Nord Dalmatien Novakovic und Bosko Desnica dem italienischen Zivil-Kommesaren diese Petition übergaben. Diese Initiative war quasi ein Druckmittel auf die NDH vor den bevorstehenden Verhandlungen in Rom. In Split formierte man damals das serbische Tschetnik-Komitee für Kroatien die ihre Basis untermauern sollte. Djujic und Novakovic konnten sich nicht ausstehen und es begann ein schmutziger Kampf wer der "wahre" Führer der kroatischen Serben künftig sein wird. Mit Flugblättern hat der SDS Führer Kosanovic die serbischen Bauern in diesen Gebieten davon gewarnt, dass die Tschetniks von Gendarmerie-Kommesaren und italienischen Spionen unterwandert seien und man gegen diese vorgehen müsste. Undurchsichtig und chaotisch wie die gesamte Zwischenkriegszeit im Königreich Jugoslawiens.

Das wäre für die Serben sicher auch ein guter Schutzraum gewesen, von daher kein schlechter Zug. Die Italiener haben den Faschismus zwar erfunden, aber waren nicht so drauf, wie die Deutschen, vor allem nicht gegen Juden. In Split überlebten unter italienischer Führung deutlich mehr, was nicht nur an der Bevölkerung lag, sondern auch an den italienischen Besatzern. Was ich nicht verstehe ist, warum Cetniks, die Jahre zuvor eng mit der ORJUNA waren, nun so eng mit den Italienern waren. Auch ein Djujic, der immerhin die eigenen Leute verteidigt hat aber dann doch mit Deutschen und Italienern mitzog.

Hätte Italien ganz Dalmatien genommen, hätte am allerdings ab 43 wohl wieder ein Problem gehabt
 
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