Die Sklaven von Dubai
Habil kommt aus Pakistan und arbeitet an einem Formel-1-Projekt. Seine Familie hat er bereits seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Er weiß noch nicht, wie lange er bleiben wird. Sein Traum ist es, sich einmal ein Auto und ein Haus leisten zu können, wenn er zurückkehrt.
Frisch lackierte Geländer trocknen in der Sonne. Die Temperaturen steigen hier oft auf 50 Grad im Schatten. Ab 45 Grad dürfen die Arbeiter nicht mehr arbeiten, doch das nehmen gerade die Offiziellen hier nicht besonders ernst.
Auf der Rückfahrt zum Lager kommt es nicht selten vor, dass die Männer noch zwei Stunden im Stau stehen, bevor sie völlig erschöpft im Quartier ankommen.
Die Hochhausallee Sheik Zayed Road, die chronisch verstopfte Hauptverkehrsader Dubais, wird auf zehn Spuren erweitert.
Bitter nötig, denn die U-Bahn wird nicht vor Ende 2009 fertig und eine „Stauzeit“ von ein bis zwei Stunden vor und nach der Arbeit ist hier an der Tagesordnung.
Nach einem langen Tag holt der Bus die Männer von den Baustellen ab. Das Bild auf dem Bus ist die Vision von „Falcon City of Wonders“, einem Projekt in dem sämtliche Weltwunder in Originalgröße nachgebaut werden. Sobald die
Arbeiter dieses Werk vollendet haben, werden sie dort keinen Zutritt mehr haben.
Nur durch Unmengen von Wasser gedeiht überhaupt etwas im Emirat. Das Wasser wird aus riesigen Entsalzungsanlagen gewonnen. Unter jeder Pflanze in Dubai verlaufen dünne Wasserrohre.
Während sich unter den 200 000 Einheimischen in Dubai 58 000 Dollarmillionäre befinden, beträgt das Durchschnittseinkommen der Bauarbeiter rund 180 Dollar im Monat. Paswar (l.) schickt einen Großteil davon nach Hause zu seiner Familie in Indien. Zum Sparen, seinem eigentlichen Ziel, bleibt ihm kaum etwas.
Jeder sechste Kran der Welt steht in Dubai
Abendessen im Arbeiterlager. Diese Pakistanis kommen alle aus demselben Dorf, und manche sind verwandt. Beim gemeinsamen Mahl wird meist von alten Zeiten erzählt und neuen Nachrichten von Zuhause.
Assafa kommt aus Afghanistan und arbeitet als Mechaniker in einer Kran- und Lkw-Werkstatt. Der Container hinter ihm ist sein Zuhause für die nächsten vier Jahre. Er teilt ihn sich mit vier weiteren Männern. Nur durch eine Klimaanlage in Dauerbetrieb hält man es im Inneren aus. Das Containerlager befindet sich in der Industriegegend El Qouz am Rande der Wüste.
Möwenfütterung am Dubai Creek. Zu diesem Gewässer strömen die Arbeiter in Scharen an ihrem freien Tag. Aus Hunderten von Bussen ergießen sich dann die Massen in die Einkaufsstraßen von Bur Dubai und Deira. Die Viertel werden zum hart umkämpften Bazar für alles, was billig ist.
Auf den Baustellen Dubais herrscht rund um die Uhr Betrieb. Tagsüber ist es meist zu heiß, um Beton zu gießen. Im Hintergrund entsteht Business-Bay. Jedes Büro und jede Wohnung sind bereits verkauft.
Arbeiter aus dem Ausland schuften in der Wüste für 180 Dollar im Monat – und errichten die protzigsten Gebäude der Welt. Fotoreporter Florian Büttner hat die Sklaven von Dubai begleitet.
In Dubai wird rund um die Uhr gebaut – an größenwahnsinnigen Projekten. Die Weltwunder werden hier in Originalgröße nachempfunden, das höchste Gebäude der Welt soll entstehen. Möglich sind die Bauten der Scheichs nur durch den Einsatz von Gastarbeitern. Sie kommen aus Afghanistan, Pakistan oder Indien und arbeiten für Jahre in der Wüste, um bescheidenen Wohlstand zu erreichen.
Im Reich der Dollar-Millionäre
Eine Reportagereise führte den 28-jährigen Fotografen Florian Büttner in das Emirat. Er zeigt Männer, die der Traum vom guten Leben nach Dubai getrieben hat. Einen Großteil des Lohns schicken sie nach Hause an die Familie; doch zum Ansparen eines kleinen Vermögens reicht es oft nicht. Büttner: „Während sich unter den 200 000 Einheimischen in Dubai 58 000 Dollar-Millionäre befinden, beträgt das Durchschnittseinkommen der Bauarbeiter rund 180 Dollar im Monat.“ Die Fotoreportage erscheint als Beitrag des Fotowettbewerbs FOCUS Online Shots.
Büttner ist gebürtiger Bielefelder. Er studierte Fotografie und arbeitet als freier Fotograf in Berlin. Zu seinem Beruf kam Büttner durch eine eher pragmatische Überlegung: „Ich brauche einen Job, bei dem man beim Reisen Geld verdienen kann.“ Nicht immer funktioniere das, er verbringe auch viel Zeit am Schreibtisch. Doch wenn Büttner dann mal wieder losziehen darf, um ein neues Land zu entdecken, weiß er: „Ich will nichts anderes mehr machen.“