Die Stadt Wiesbaden hat am späten Dienstagabend die in der Innenstadt aufgestellte Statue des türkischen Präsidenten Erdogan abbauen lassen. Die Kunstaktion zur Biennale hatte zahlreiche Menschen aufgebracht. Die Stadt sah die Sicherheit gefährdet.
Auf Facebook und auf Twitter gab die Stadt Wiesbaden gegen 22.45 Uhr am Dienstag bekannt, dass sie die als Kunstobjekt auf dem Platz der Deutschen Einheit installierte goldene Statue des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan entfernen lasse.
Dies hätten Oberbürgermeister Sven Gerich (SPD) und Bürgermeister Oliver Franz (CDU) in Abstimmung mit der Landespolizei entschieden. Zur Begründung hieß es, die Sicherheit könne nicht mehr weiter gewährleistet werden.
Die Statue hatte für reichlich Wirbel gesorgt. Viele Menschen störten sich an der vier Meter hohen Figur, die Erdogan mit ausgetrecktem Arm und Zeigefinger zeigte, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Gründen.
Einheimische meinten, die Statue des umstrittenen Politikers habe in Wiesbaden nichts verloren. Viele türkischstämmige Erdogan-Anhänger sahen den Präsidenten verunglimpft. Seine Gegner, darunter viele Kurden, sahen ihn glorifiziert.
Im Laufe des Tages kamen immer mehr Menschen auf den Platz. Die Stimmung war aufgeheizt. Manche beschmierten die Statue, andere versuchten, die Schmierereien wieder zu entfernen. Es wurde geschimpft und gepöbelt. Es gab aber auch einige, die die Kunstaktion grundsätzlich gut fanden, da sie zur Diskussion anrege.
Intendant: "Kunst soll zeigen, wie es ist"
Am Nachmittag hatten sich die verantwortlichen Kuratoren und der Intendant der Wiesbaden Biennale zu Wort: "Die Kunst ist dazu da, zu zeigen, wie es ist", sagte der Wiesbadener Staatstheater-Intendant Uwe Eric Laufenberg, der zugleich Intendant der Biennale ist. Er diskutierte vor Ort auf dem Platz der Deutschen Einheit vor der Statue mit Passanten über die Aktion. Einige warfen ihm dabei vor, es handele sich um eine bewusste Provokation, die schon bestehende Konflikte um das Verhältnis zur Türkei und zwischen Erdogan-Anhängern und Gegnern weiter schüre. "Wenn hier Blut fließt, sind Sie schuld daran", schleuderte ein aufgebrachter Mann den Kuratoren der Biennale, Maria Magdalena Ludewig und Martin Hammer, entgegen. Sie waren nach der Aufregung um die Statue ebenfalls zum Platz gekommen, um mit Passanten zu reden und ihre Aktion zu verteidigen.
Europaministerin: Lage in der Türkei zu ernst
Gegenwind kam auch von Lucia Puttrich (CDU), hessische Ministerin für Europaangelegenheiten: Sie schrieb auf Twitter, Kunst dürfe provozieren, den goldenen Erdogan brauchte trotzdem niemand. "Dafür ist die Lage in der Türkei viel zu ernst." Sie sei befremdet von der Statue und wolle sich gerne an der Diskussion beteiligen, wenn die Künstler sich zu ihrem Werk geäußert haben.
Das Ordnungsamt war vom Aufstellen der Figur unterrichtet worden, die Aktion war genehmigt. Allerdings will die Stadt laut einer Mitteilung vorab nur von einer "menschenähnlichen Statue" gewusst haben, nicht aber, dass sie den türkischen Staatspräsidenten zeigt. Am Dienstagmorgen beschäftigte sich der Magistrat mit der Kunstaktion. Die Biennale wolle unter dem Titel "Bad News" provozieren, es sei klar gewesen, dass das auch diskussionswürdige Aktionen bedeute, hieß es zunächst. Dabei wurde entschieden: Erdogan darf bleiben, im Sinne der Kunstfreiheit - es sei denn, die öffentliche Sicherheit werde gefährdet. Diesen Punkt sah man nun wohl erreicht.
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