Da das Thema Mazedonien und der Namensstreit neue Wellen schlägt (die neue verräterische Regierung Mazedoniens drängt um eine Namensänderung) und wir alle Zeugen sind vom neuentflammten griechischen Nationalismus (Proteste in Thessaloniki mit dem Motto "Mazedonien ist griechisch", Leute die in Kleidung der gr. Andarten protestieren), möchte ich die stolzen Griechen, die sich als Überrasse sehen gegenüber den "Minderwertigen Slawen", auf den Boden der Tatsache bringen. Um mich genau präzise zu äußern:
dieser Thread wird um das Leid der slawischen Mazedonier in Nordgriechenland bzw. in der griechischen Region Mazedonien handeln und soll jeden Griechen mal bewegen sich mal in unsere Lage zu versetzen, ohne Provokation. Ganz egal ob es sich um slawische Mazedonier oder Bulgaren handelte. Anhand belegter Fakten werdet ihr lesen wie "griechisch" Mazedonien ist, und wer die Andarten wirklich waren in der Vergangenheit, und welche Symbolik diese bei den Protesten in Thessaloniki vor ein paar Tagen wirklich hatten. Dazu werde ich versuchen zu erklären wie wichtig
In der heutigen Republik Mazedonien hat praktisch jeder vierte Mazedonier irgendeinen Bezug zur griechischen Region Makedonien. Um ein bekanntes Beispiel zu nennen: der ehemaliger Premierminister Mazedoniens Nikola Gruevski. Um historische Beispiele zu nennen sind es einige: der mazedonische Nationalheld schlechthin, das Herzstück des revolutionären Mazedoniens und eine führender Persönlichkeit der Inneren mazedonischen Revolutionären Organisation, kurz VMRO,
Gjorgji "Goce" Delcev (1872 - 1903) aus Kukush (gr. Kilkis). Was für die Italiener Garibaldi und für Bulgaren Levski war, so ist Delcev etwas für die Mazedonier - eine Symbolfigur für den Kampf eines unabhängigen Mazedoniens, gegen das osmanische Joch, und gegen die griechische, serbische und bulgarische Propaganda. Als zweite wichtige Figur für das mazedonische Erwachen würde ich
Krste Petkov Misirkov (1874 - 1926) aus Postol (gr. Pella, übrigens der Geburtsort Alexanders den Großen) nennen, ein mazedonischer Philolog, Ethnograph und Historiker, der in seinem Buch
Za makedontskite raboti (dt. etwa "Über die mazedonischen Angelegenheiten") aus dem Jahre
1903, wo er die mazedonische Sprache kodifiziert. Als weitere wichtige Beispiele würde ich noch zwei der insgesamt sechs Gründer der Inneren mazedonischen Revolutionären Organisation nennen, von denen zwei aus der griechischen Region Mazedonien kamen: Ivan Hadzinikolov (1861 - 1934) aus Kukush (gr. Kilkis) und Anton Dimitrov (1867 - 1933) aus Ajvatovo (gr. Liti). Auch darf die
Innere mazedonische Revolutionäre Organisation (kurz VMRO oder dt. IMRO) fehlen, die sich 1893 in Solun (gr. Thessaloniki) gründete und für die Beifreung Mazedoniens gegen das osmanische Reich, aber auch gegen die serbische Cetnikbewegung und griechischen Andarten.
Gerne beziehen sich die Griechen nur auf die Antike und den Hellenismus um Makedonien für sich zu beanspruchen, vergessen aber die Epoche zwischen der Antike und der heutigen Zeit, leugnen und verherrlichen die Gräueltaten des griechischen Staates zusammen mit den Andarten. Die Andarten werden als griechische Partisanen bezeichnet, jedoch würde ich sie als Pendant der serbischen Cetnikbewegung sehen, die ebenfalls Anfang des 19. Jahrunderts schlimme Gräultaten verübt haben. Genau da begann die Golgota der slawischen Mazedonier, die unter verschiedener Propaganda ausgesetzt waren.
Massaker von Zagoricani (gr. bis 1928 Zagoritsani, umbenannt in Vasiliada)
Das größte Symbol für Mord und Verteibung an den slawischen Mazedoniern in Griechenlad ist das Dorf Zagoricani. Binnen 50 Jahre werden die Dorfbewohner schlimmsten Terror und Gräultaten ausgesetzt, angefangen 1903 nach dem Ilindenaufstand, als etwa 25 Dorfbewohner grausam getötet und teilweise lebendig verbrannt, und 16 Frauen vergewaltigt wurden. Das Massaker wurde von den Osmanen mit Hilfe der griechischen Andarten vollzogen.
Nur zwei Jahre später, am 7 April 1905 dann das zweite Massaker an den slawischen Mazedoniern in Zagoricani. Über 100 slawische Mazedonier, darunter Alte, Frauen und Kinder werden von etwa 300 griechischen Andarten geführt von Germanos Karavangelis und Pavlos Melas grausam getötet und massakriert, die Hälfte des Dorfes wurde in Brand gesetzt. Organisiert wurde das Massaker vom griechischen Metropolit Karavangelis und dem Offizieren Pavlos Melas, einem Anführer des griechischen Befreiungskampfes gegen die Türken. Das älteste Opfer dieses Massakers war 100, das jüngste gerade einmal 4 Jahre alt.
Das dritte Massaker fand während des griechischen Bürgerkriegs statt im Jahre 1949, als griechische Monarchofaschisten etwa 20 Dorfbewohner töten. Nach den Balkankriegen wurden 4.725 Objekte in über 40 Dörfern slawischer Mazedonier zerstört, besonders um die Region von Kukus (Kilkis) und Solun (Thessaloniki). Unter Metaxas Diktatur wurden 5.250 slawische Mazedonier bestraft und gefoltert für das sprechen der mazedonischen Sprache
Bevölkerungsaustausch mit der Türkei und die Zwangsumbenennung slawisch-klingender Orte in Nordgriechenland
So erging es vielen slawischen Mazedoniern in der Geschichte in Griechenland, Zagoricani ist eins von vielen Dörfern mit der Art von Schicksal. Nachdem man die slawischen Mazedonier bekämpfte und ihnen deutlich machte das sie nichts in Nordgriechenland verloren haben
, einigte sich der griechische Staat im Jahre 1923 über einen Bevölkerungsaustausch mit der Türkei. Der Vorschlag kam von der griechischen Regierung. Von etwa 1,2 Millionen pontischer Griechen, wurden 565.143 Pontische Griechen in Nordgriechenland angesiedelt. 317.188 wurden in Zentralgriechenland angesiedelt, und 100.485 in Westthrakien. Der Rest wurde an den ägäischen Inseln, Thessalien, Peleponess, Kreta, Zypern usw angesiedelt. Bemerkenswert ist das die größte Anzahl der pontischen Griechen in Nordgriechenland angesiedelt wurde, wodurch natürlich der slawische Charakter Makedoniens ausgelöscht wurde, und die slawischen Mazedonier in einer aussichtslosen Situation.
Nach der Zwangsumsiedlung der 565.143 pontischen Griechen beschloss der griechische Staat im Jahre 1928 alle slawisch-klingenden Namen von Städten und Dörfern in Nordgriechenland umzubenennen. Aus dem obigen Beispiel: Zagoricani (auf gr. damals Zagoritsani) wurde zu Vasiliada, Pozarsko (auf gr. damals Pozar) wurde zu Loutraki usw. usf.
Hier habt ihr einen Link mit den mazedonischen Toponymen nordgriechischer Städte Dörfer. Ebenfalls wurden alle slawischen Mazedonier gräzisiert und bekamen griechische Namen. Mit diesen Maßnahmen hat man den slawischen Charakter Makedoniens fast vollständig zerstört und eine freihe Bahn für ein griechisches Makedonien geebnet.
Der griechische Bürgerkrieg (1946 - 1949)
Während des griechischen Bürgerkriegs kämpften die slawischen Mazedonier an der Seite der Kommunisten. Während den Kampfhandlungen kam es wieder zu systematischen Vertreibungen an Mazedoniern, man griff Ziele mazedonischer Dörfer und Städte an, und begründete dies mit der Kollaboration mit griechischen Kommunisten. Ähnliche Ausreden für Mord, Vertreibung und Zerstörung gab es auch für die albanischen Camen, die als Nazi Kollaborateure bezeichnet wurden, und ebenfalls systematisch vertrieben worden sind. Hier habe ich noch einen sehr informativen Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) gefunden, der sich zum Teil mit den Verbrechen an das mazedonische Volk in Nordgriechenland während des Bürgerkriegs seitens der Griechen beschäftigt.
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Verständlich ist aber wie verbissen die Griechen um Makedonien sind, denn nach den nationalen Katastrophen (Kleinasiatische Katastrophe, Zypernkonflikt) will man natürlich nicht gegen ein 2 Millionen Volk nachgeben. Meine persönliche Ansicht ist das die Mazedonier nicht so nationalistisch verbissen sind wie die Forumgriechen einen das vermitteln wollen, denn ich sehe jeden Sommer die Autokolonnen die nach Griechenland zum Urlaub ziehen, trotz massenhafter Erniedrigungen machen trotzdem viele Mazedonier Urlaub in Griechenland und lassen ihr Geld dort. So sieht die Stimmung hingegen in Griechenland aus, die momentan für die Proteste gegen Mazedonien mobilisieren wollen:
Man klebte Propagandabilder in Großstädten mit der Aufschrift:
Die Komitadzi (bzw. Komiti, so nannte man die Anhänger der VMRO) stehen vor der Tür. Du wirst für Makedonien gebraucht. Jetzt alle! Auf dem Bild ist Mazedonien als Bär dargestellt, und wenn ich mich nicht täusche nannte man die Komiti damals Bären? Jedenfalls, lustig und erbärmlich heute, im Jahre 2018 zu sehen wie solche Propagandabilder verbreitet werden, dazu schweigt Brüssel und die gesamte EU sogar. Anscheinend haben die Griechen immer noch echte Albträume von den Komiti, von Vasil Cakalarov, Apostol Petkov, Pando Kljasev, Lazar Pop Trajkov, Gjorgji Sugarev...
Hier zum Schluss noch demographische Bilder von der Region Makedonien.
1897
1914