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EU will Anbau von Obst und Gemüse in Gärten regulieren

Lilith

une vache folle
Teammitglied
Russia
Die folgende Meldung ist zwar schon ein paar Tage alt, habe sie aber heute gefunden und nur gefacepalmt:-) Dürfte interessant sein für jeden in einem EU-Land Lebenden, der auch "nur" in seinem eigenen Garten mit Obst- und Gemüseanbau zu tun hat. Also ich habe ja wirklich nichts gegen die EU, aber.... :mrgreen::facepalm:. Das ist für mich so ein unfassbar dreistes Beispiel von Lobbypolitik.


Die Europäische Kommission will den Landwirten und Gärtnern in Zukunft die Verwendung von Einheits-Saatgut vorschreiben. Alte und seltene Sorten haben kaum Chancen auf eine Zulassung, ihr Anbau wird strafbar - auch wenn er im privaten Garten erfolgt.

erte Landwirtschaft sollen durch eine geplante EU-Verordnung weiter eingeschränkt werden. (Foto: Flickr/Augapfel)

Die EU-Kommission arbeitet an einer Neuregelung des europäischen Saatgut-Marktes in Form einer Verordnung (Vorbereitendes EU-Papier im Original, Englisch). Damit wird eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs vom Juli 2012 verrechtlicht: Landwirte dürfen nur mehr amtlich zugelassenes Saatgut verkaufen. Bisher waren alte und seltene Saatgut-Sorten ausgenommen, die in althergebrachter Tauschwirtschaft gezüchtet und in meist kleinen Mengen gehandelt wurden. Geht es nach den Plänen der Kommission, dürfen Kleinbauern oder Privatleute ihr selbst gezüchtetes Saatgut in Zukunft nicht einmal mehr verschenken.
Viele konventionelle Gemüse- und Getreidesorten werden damit aus dem Anbau verschwinden, kritisieren österreichische Umweltorganisationen. Die verpflichtende Registrierung aller Sorten würde zu einer kompletten Vereinheitlichung führen. Die kleinstrukturierte Landwirtschaft ist damit vollständig von der Saatgut-Weitergabe ausgeschlossen, heißt es im Begleittext zu einer gemeinsamen Petition von Arche Noah und Global 2000. Für sie sei das Zulassungsverfahren für Saatgutarten mit unüberwindbaren bürokratischen und finanziellen Hürden verbunden. Zudem befürchten die Umweltschützer eine strenge amtliche Überwachung. Beim Tausch nicht zugelassener Saatgut-Sorten drohen hohe Strafen.
Profiteure der Normierung sind allein die Lebensmittel-Konzerne, die schon jetzt den Großteil des Saatgut-Marktes unter sich aufteilen (hier). Seit Jahren macht die Lobby der Agrarindustrie in Brüssel Stimmung für einen weiteren Schritt in Richtung Saatgut-Kartell. Ziel ist die Kontrolle der gesamten Lebensmittelproduktion durch einige wenige Großkonzerne. Schon heute werden kleinere Konkurrenten mittels Anzeigen von Monsanto und Co dazu gezwungen, ausschließlich ihr Saatgut zu kaufen. In Zukunft drohen nun auch Verwaltungsstrafen.
Der Konsument habe kaum mehr eine Wahlfreiheit, was auf seinem Teller landet, heißt es in einem offenen Brief von mehr als einem Dutzend Europäischer Umweltschutzorganisationen an Kommission und EU-Parlament. Weniger Vielfalt heiße auch weniger Farben und Geschmäcker, und schlussendlich weniger Lebensmittelqualität. Gefordert wird eine komplette Neuausrichtung des nun laufenden Reformprozesses. Saatgutanwendern müsse eine größere Sorten-Vielfalt zu Verfügung stellen, insbesondere Arten, die an lokale Bedingungen angepasst sind. Dies würde dazu beitragen, den Verbrauch an Pestiziden, Düngemitteln und Wasser zu reduzieren und die Verschmutzung von Böden und Wasser einzudämmen.
Initiativen wie jene der Umweltorganisationen oder ein entsprechender Antrag der Grünen im österreichischen Nationalrat werden aber wohl wirkungslos bleiben, solange nicht mehrere Mitgliedsstaaten gegen die geplante Verordnung auftreten. Noch ist der Beschluss nicht umgesetzt. Die EU-Kommission soll am 6. Mai ihren Entwurf vorlegen, danach muss sich das EU-Parlament damit beschäftigen.

EU will Anbau von Obst und Gemüse in Gärten regulieren | DEUTSCHE WIRTSCHAFTS NACHRICHTEN


Dazu noch Link mit "offiziellem Statement"

Saatgutkampagne

Und hier findet sich eine Seite mit der Möglichkeit der Petition dagegen.

Freiheit für die Vielfalt! | Global 2000 Action Center

 
26.04.2013 - 18:30 UHR

"Weizen wurde schließlich nicht von einem Konzern erfunden"


Vor ein paar Tagen entbrannte plötzlich eine Debatte über geplante Saatgutrichtlinien der EU. Große Konzerne würden davon profitieren, Hobby-Gärtner und Urban Gardener dürften nicht mehr anpflanzen, was sie wollen. Ein komplizierter Streit - Landschaftsgärtner Herbie Schwiegler erklärt im Interview, warum es gefährlich wäre, wenn die großen Firmen sich durchsetzen würden - und warum auch bestehende Richtlininen schon problematisch sind.

Die Verwirrung um die Saatgutrichtlinien der EU wurde immer größer: Erst sollte sogar allen Kleingärtnern verboten werden, das anzupflanzen, was sie wollen, dann war es plötzlich eine Fehlinformation, jetzt hat die EU-Kommission laut Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer ihre Pläne komplett verworfen. Und alle schimpfen munter auf die Saatgut-Lobby.
...
Herbie Schwiegler hingegen, gelernter Landschaftsgärtner aus Berlin, ist schon seit Jahren ein Feind der großen Saatgutkonzerne. Er unterstützt Kampagnen zur Erhaltung der Agrarvielfalt, organisiert Infostände und veranstaltet Saatguttauschbörsen. Im Interview mit jetzt.de erklärt er, warum die Vielfalt des Saatguts zu unserer Kultur gehört, die wir seiner Meinung nach nicht kampflos den Großkonzernen überlassen dürfen.

jetzt.de: Ehrlich gesagt dachte ich beim Thema „Saatgut“ erst einmal: Das kann mir doch relativ egal sein. Doch dann wurde es zum Streitpunkt in allen Medien. Warum ist das Thema so wichtig?

Herbie Schwiegler:
Der Genpool in der Landwirtschaft verengt sich gerade immer mehr. Es gibt nur noch wenige große Firmen, bei denen alles zusammenläuft. Die setzen auf standardisierte Sorten und verdrängen damit die Kleinen immer mehr. Es kommt zu einer Uniformität in unseren Lebensmitteln. Früher gab es zum Beispiel ganz viele Weizensorten und heute nur noch eine Hand voll, die alle so gezüchtet sind, dass sie industriell möglichst gut verarbeitet werden können.

Das ist vielleicht schade um die kleinen Sorten, aber ist es wirklich so schlimm?

Die verschiedenen Sorten sind alle für verschiedene Standorte geeignet. Es werden aber keine regionalen Eigenarten mehr berücksichtig, sondern überall wird das gleiche angebaut, ob der Boden nun feuchter oder nährstoffarmer ist. Was nicht passt, wird mit Chemie ausgeglichen. Darin liegt eines der großen Probleme. Die Industrialisierung wird also immer krasser und eine Verordnung wie von der EU-Kommission geplant würde das noch unterstützen.

Was sind die anderen großen Probleme?

Wenn die alten Sorten nicht mehr genutzt werden, sterben sie aus. Wenn nun von der Hand voll Getreidesorten, die angebaut werden, durch klimatische Veränderungen drei oder vier wegfallen und keine Ernte mehr bringen, haben wir auch ein großes Problem.

Dann würde es doch aber genügen, ein paar von diesen Sorten für verschiedene Bedingungen aufzuheben in einer Art „Samenbank“, auf die man im Notfall zurückgreifen kann.

Nein, solche Notfallszenarien sind ja nicht das Einzige, was für Vielfalt spricht. Durch die Standardisierung gehen viele Besonderheiten verloren. Es gibt zum Beispiel so viele verschiedene Rote-Beete-Sorten, die alle unterschiedlich schmecken, aber man bekommt höchstens eine im Laden. Und auch das Wissen geht damit peu à peu hops. Wenn ich für andere Leute mit gelber Beete oder weißen Möhren koche, fragen die mich, ob da Lebensmittelfarbe dran ist. Und ich denke mir nur: Mensch Leute, die Möhre ist von Haus aus weiß bis violette. Die orangefarbene wurde erst vor 200 Jahren in Holland gezüchtet. Die Menschen wissen einfach immer weniger darüber, obwohl es zu unserem Kulturgut gehört.

Möhren zählen zum Kulturgut?

Ja, Saatgut ist ein Kulturgut, das es seit Tausenden von Jahren gibt – eben genauso lange wie die Landwirtschaft selbst. Und zu der Kultur gehört auch das Tauschen, Verschenken und sich Aushelfen mit Samen unter den Bauern. Das kann man nicht einfach verbieten. Etwas, was als Gemeingut entstanden ist, darf keiner so einfach privatisieren oder patentieren. Weizen wurde schließlich nicht von irgendeinem Konzern erfunden.

So genau weiß man ja gerade noch nicht, was nun aus der Reform der EU-Kommission wird. Zumindest die Kleingärtner müssen aber anscheinend doch nichts fürchten und dürfen weiterhin anbauen und tauschen, was sie wollen.

Das macht die Sache ja nicht besser. Dann wären zum Beispiel immer noch kleine Saatguthändler betroffen, die sich dafür einsetzen, dass alternative Sorten erhalten bleiben. Laut der neuen Regelung sollten solche Samen gar nicht in den Verkehr kommen. Aber selbst wenn von dieser Richtlinie jetzt schon wieder abgelassen wurde, die bestehende ist nicht viel besser. Es liegt auch jetzt schon alles zum Großteil in den Händen weniger Konzerne, es dürfen schon jetzt nicht alle Sorten in den Handel und es mangelt schon jetzt an Vielfalt. Die Kampagne für Saatgut-Souveränität verfolgt den Gesetzgebungsprozess schon seit Längerem. Für die, die es genauer wissen wollen.

Was glaubst du, wäre passiert, wenn Kleingärtnern bestimmtes Saatgut verboten worden wäre? Hätte es vielleicht bald einen illegalen Schwarzmarkt für Karottensamen geben?

Ich glaube, die meisten hätten einfach so weiter gemacht wie bisher. Sie hätten weiter getauscht und verschenkt und gesät, weil sie es als ihr Recht ansehen und sich das auch nicht nehmen lassen. Punkt.

"Weizen wurde schließlich nicht von einem Konzern erfunden" - Macht - jetzt.de

Die EU spinnt wirklich, wird Zeit, den Einfluss der Konzerne zurück zu drängen, wenn es auch schwer ist...

 
Wiederholte Anzeige und Verurteilung zu einer Strafe von 3 Monaten aufgrund von regelwidrigem Gurken- und Radieschenanbau im privatgarten.

cooles vorstrafenregister :D
 
Monsanto lässt grüßen. Einheitliches Saatgut bedeutet, dass die Saat für das kommende Jahr nicht mehr vom Bauern selbst produziert wird sondern die Bauern per Gesetz dazu gezwungen werden, Saatgut von Konzernen zu kaufen. In den USA sieht man, wozu das geführt hat, nämlich dass Bauern von Konzern-Mitarbeitern kontrolliert werden ob sie Saatgut selbst abernten und für das nächste Jahr anlegen oder es sich, wie vertraglich vorgeschrieben ist, bei eben diesem Konzern kaufen.

Diese Gesetzgebung kann im neoliberalen Kontext betrachtet werden. Und die EU fängt nicht mal langsam das spinnen an, sie existiert alleine aus diesem Grund und dem Willen der Großkonzerne. Wenn sie wollen, dann ist die EU morgen Geschichte.
 
Es geht weiter...

6. Mai 2013 16:49

Saatgutverordnung der EU


Tiefschlag für Hobbygärtner

"Schlaue Regeln für sichere Nahrung", nennt EU-Kommissar Tonio Borg die neue Saatgutverordnung. Dabei dürfte sie vor allem Großkonzernen wie Monsanto helfen und die Artenvielfalt einschränken. Auch für Hobbygärtner bedeutet Borgs Vorschlag nichts Gutes.

Ein Meisterstück ist das nicht, was EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg da am Montag vorgelegt hat. Seit Monaten wird über die Saatgut-Verordnung gestritten. Nun liegt der Entwurf auf dem Tisch - und er bestätigt die Befürchtung vieler Kritiker. Entgegen dem Versprechen der EU-Kommission, die Artenvielfalt auf den Äckern und in den Gärten zu fördern, geschieht nun das Gegenteil.
Zwar wird der Anbau in Privatgärten nicht direkt einschränken, wie von Hobbygärtnern befürchtet, dafür aber auf dem Umweg über den Handel. Zudem werden die Hürden für die Zulassung von kommerziell genutzten Pflanzensorten so hoch gesetzt, dass sie eigentlich nur noch von Großkonzernen wie Monsanto, Syngenta, Bayer Cropscience oder der deutschen KWS genommen werden können.
So kann etwa das Zulassungsverfahren für eine einzige Weizen- oder Tomatensorte den Züchter künftig bis zu 12.000 Euro kosten. Viele kleinere Saatguthersteller können sich das nicht leisten.

"Schlaue Regeln für sichere Nahrung"


EU-Kommissar Borg weist die Kritik zurück. Die nun vorgelegten Saatgutregeln bezeichnet er als "smart rules for safer food" - schlaue Regeln für sichere Nahrung. Ziel sei es unter anderem, Pflanzensorten auf dem Markt zuzulassen, die besonders resistent gegen Krankheiten und Schädlinge seien. Tatsächlich dürften die neuen Regeln aber vor allem der Agroindustrie helfen. Schon jetzt kontrollieren Monsanto und Co. mehr als die Hälfte des europäischen Saatgutmarktes, der laut EU-Kommissar Borg ein Volumen von 205 Milliarden Euro pro Jahr hat.
...
"Würde es das Saatgutrecht nicht geben, müsste es gerade heutzutage erfunden werden", sagt er weiter. Saatgutregeln gibt es in der EU schon seit den 1960er Jahren. Ziel der jetzigen Reform ist es laut EU-Kommissar Borg, den Markt weiter zu harmonisieren. Für Häusling von den Grünen ist dieser Ansatz schwer nachvollziehbar. "Wenn ein Bauer in Rumänien mit dem gleichen Weizensaatgut arbeiten soll, wie sein Kollege Finnland, ist das nicht unbedingt sinnvoll. Allein die klimatischen Bedingungen sind völlig unterschiedlich."

Saatgutverordnung der EU - Tiefschlag für Hobbygärtner - Wirtschaft - Süddeutsche.de

Es ist erschütternd, welch politisches Personal von zweifelhafter Qualität die Mitgliedsländer tw nach Brüssel "entsorgen"...





 
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