Man darf nicht die Zahlen aus dem Kontext reisen. Der schrille Nationalismus der nach dem Ersten Weltkrieg aufkam, gewann eben schnell an Dynamik und das nicht nur durch ethnische Rivalitäten, sondern auch durch Klassenkonflikte. Denn das Gefühl nationaler Einheit liess sich aufs Äusserste steigern, wenn der Fokus auf vermeintliche "Klassenfeinde" inner- und ausserhalb des Nationalstaats gelenkt wurde. Der enorme wirtschaftliche Aufruhr der Nachkriegszeit und danach die fatalen Folgen der Wirtschaftskrise in den 30er Jahren führten europaweit zu einer grossen Verschärfung der Klassengegensätze.
"Immerhin" gab es nach der Russischen Revolution und mit Gründung der Sowjetunion ein alternatives Gesellschaftsmodell, eines, das den Kapitalismus zu Fall gebracht und eine "Diktatur des Proletariats" errichtet hatte. Beseitigung der Kapitalistenklasse, Enteignung der Produktionsmittel durch den Staat sowie massive Umverteilung des Grundbesitzes; das war ein Program damals, das für weite Teile der verarmten Massen nach 1917 Attraktivität besass. Aber auch die Präsenz des Sowjet-Kommunismus spaltete die Linke auch, schwächte sie auf fatale Weise, und stärkte dagegen die extrem nationalistischen Kräfte der Rechten ungemein. Nicht anders als die revolutionäre Linke nutzten die Rechten geschickt die Konterrevolution, die Verbitterung und die Ängste, die aus dem Klassenkonflikt resultierten.
Mir ist auch bewusst dass am attraktivsten die konterrevolutionäre Bewegungen dort waren wo es ihnen gelang, extremen Nationalismus mit aggressivem Antibolschewismus zu verbinden. Zur internationalen grössten Gefahr wurde diese Entwicklung jedoch dort, wo die Verquickung vom extremen Nationalismus mit einem geradezu paranoiden Hass auf den Bolschewismus rechte Massenbewegungen aufkommen liess, Bewegungen denen es in Italien, später auch in Deutschland gelang, die Macht im Staat zu ergreifen.