Song Contest: Kroatischer Antikriegssong sorgt für Aufsehen
Kroatien schickt einen Antikriegssong zum diesjährigen Eurovision Song Contest. Die kontroverse Rockband Let 3 hat am Wochenende den kroatischen Vorentscheid mit dem Song „Mama SC!“ klar gewonnen.
Der Song, der über einen „kleinen bösen Psychopathen“ spricht, ist dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gewidmet. Der Text und der aufsehenerregende Bühnenauftritt sorgten laut kroatischen Medien für viel Aufsehen.
In dem Song heißt es unter anderem, dass die Mutter einen Traktor gekauft habe und dass sie einen Idioten liebe. „Mama, ich ziehe in den Krieg“, singt die bekannte Rockband aus der Hafenstadt Rijeka weiter. „Vielleicht haben es die Menschen gut erkannt, dass es im Lied um Putin geht“, sagte das Bandmitglied Damir Martinovic Mrle im Regionalsender N1.
„Wir wollen eine Botschaft an diejenigen schicken, die denken, dass der Planet ihr Spielzeug ist und sie alle als Marionetten führen können“, erklärte er und fügte hinzu, dass sie das Lied dem russischen Präsidenten gewidmet hätten.
Strenge Regeln beim Musikevent
Die Regeln für politische Statements beim Song Contest sind allerdings streng. Die European Broadcasting Union, die zu einem Antritt des Songs in Liverpool im Mai ihr Placet geben müsste, bemüht sich damit stets darum, eine Politisierung des Events hintanzuhalten.
Denn nicht nur textlich, auch mit ihrem Bühnenoutfit sorgte Let 3 nun für Kontroversen. Die Band trat in stilisierten Militäruniformen, mit viel Make-up sowie in Röcken auf – je eine rote Rose im Allerwertesten. Auf der Bühne stand auch ein Mann mit Raketen in den Händen.
Kritik aus Serbien
Der Song löste gemischte Reaktionen aus. In sozialen Netzwerken brachen laut kroatischen Medienberichten zahlreiche Diskussionen los, es gab bereits Aufrufe, Kroatien vom Song Contest zu disqualifizieren.
Hrvoje Cvijanovic von der Fakultät für Politikwissenschaften in Zagreb erklärte, dass die Mutter, die immer wieder im Text vorkommt, eine Anspielung auf „Mutter Russland“ sei und der Traktor für Belarus stehe, wo die gleichnamige Traktormarke hergestellt werde.
Im Nachbarland Serbien sorgte insbesondere die Anspielung auf den Traktor für Kritik. Der Traktor lässt nämlich einen Assoziation mit der Flucht von Zehntausenden kroatischen Serben und Serbinnen zu, die 1995 aus ihrer Heimat flüchten mussten, als Kroatien in einer Militäroperation den Großteil des von Serben besetzten kroatischen Territoriums zurückeroberte.
orf.at