Die Juden Italiens von 1922 bis zu Beginn der 1930er Jahre
Frühe Zustimmung zum Faschismus
Die Juden Italiens lebten vor allem in großen und mittelgroßen Städten. Im Jahre 1931 befanden sich die größten Gemeinden in Rom,
Mailand,
Triest,
Turin,
Florenz,
Venedig und
Genua.
[11] Beruflich waren sie unter anderem im Handel und im Versicherungs- und Bildungswesen, in der Armee und in den freien Berufen vertreten.
[12] Der Integrationsgrad der jüdischen Minderheit zeigt sich auch in einer überdurchschnittlich hohen Anzahl
gemischter Ehen.
[13]
Der erfolgreiche Integrationsprozess in der italienischen Gesellschaft und der hohe Identifikationsgrad der Juden mit dem italienischen Staat wurde durch den Faschismus nicht unterbrochen, zumal die religiöse Zugehörigkeit sehr lange kein Thema war.
[14] Die Haltung des italienischen Judentums gegenüber dem Faschismus entsprach weitgehend der Haltung der übrigen Italiener und entsprang der vollkommenen Gleichstellung der jüdischen Minderheit.
[15]
Von Anfang an wandten sich patriotisch gesinnte Juden dem aufkommenden Faschismus zu. Zahlreiche Italiener jüdischen Glaubens unterstützten schon 1919 die faschistische Bewegung auch finanziell.
[16] An der Gründung der
fasci di combattimento im März 1919 nahmen fünf Juden teil.
[17] 230 von ihnen nahmen im Oktober 1922 an
Mussolinis Marsch auf Rom teil.
[18] Man sah im Faschismus keine Bedrohung des
Judentums.
[19] Eine weitere Begründung für die breite Zustimmung zum Faschismus liegt darin, dass die Juden in der Regel – mit Ausnahme der Juden Roms – der Mittelschicht angehörten.
[20] Die Gegnerschaft zum
Sozialismus und die Unterdrückung
gewerkschaftlicher Bestrebungen der
Arbeiterschaft waren Zielsetzungen, die der Bourgeoisie am Herzen lagen, egal welcher Konfession. Deren Vertreter hatten im Weltkrieg gekämpft und an den Folgen der durch den Krieg ausgelösten
Inflation gelitten; sie fühlten sich durch die Forderungen des
Industrieproletariats und der Landarbeiter bedroht, die dahin zielten, eine Verbesserung ihrer Lage zu erreichen.
[21]
Allerdings zählte die Faschistische Partei von Anfang an auch
antisemitische Mitglieder in ihren Reihen. Zudem gab es schon in den ersten Jahren des Faschismus gelegentliche antisemitische Ausfälle in der
Presse.
[22]
Jüdische Präsenz in Führungsämtern des Faschismus
Mussolinis Regierung gehörten auch jüdische Politiker an, und er berief mehrere Juden in hohe Ämter.
Aldo Finzi war sowohl Unterstaatssekretär im Innenministerium als auch Mitglied des „Gran Consiglio“, des höchsten faschistischen Staatsgremiums. Das Parteimitglied Dante Almansi war bis 1938 Vizechef der
Polizei.
[23] Guido Jung war von 1932 bis 1935 Finanzminister.
[24] Der General der faschistischen Miliz Maurizio Rava war Vize-Gouverneur von
Libyen und auch Gouverneur von
Somalia. Der Rechtsanwalt
Renzo Ravenna, ein Freund von
Italo Balbo und ehemaliger
squadrista, war 15 Jahre lang
podestà von
Ferrara. Giorgio Del Vecchio, Professor für
internationales Recht und
Philosophie, wurde 1925 zum ersten faschistischen
Rektor der
Universität Rom ernannt.
[25] Alberto Liuzzi machte Karriere in der
faschistischen Miliz. Ein prominenter Journalist war Gino Arias, der Cheftheoretiker des
Korporativstaates, der Beiträge für die Tageszeitung
Il Popolo d'Italia und das politische Magazin „Gerarchia“ verfasste.
[26] Noch im Dezember 1938 saßen im Abgeordnetenhaus vier Parlamentarier und neun Senatoren jüdischen Glaubens.
[27] Der
Oberrabbiner Roms erteilte dem Duce seinen Segen.
[28]
Juden in der Faschistischen Partei
Aus einer statistischen Erhebung im Jahr 1938 geht hervor, dass von 1922 bis 1938 Italiener jüdischen Glaubens kontinuierlich der
faschistischen Partei beitraten. Vor dem „Marsch auf Rom“ gehörten 746 Juden der „Faschistischen Partei“ und der „Nationalistischen Partei“ an, die kurz darauf in diese einging. Zwischen Oktober 1922 und 1938 traten nach und nach von allen Italienern jüdischen Glaubens ab einem Alter von 21 Jahren insgesamt 10.370 der Faschistischen Partei bei, während 22.754 der PNF nicht beitraten.
[29]
Nach dem Historiker
Michele Sarfatti bestand im Grad der Zustimmung zum Faschismus grundsätzlich kein Unterschied zwischen jüdischen und nicht jüdischen Italienern; gleichwohl seien im Vergleich zum nationalen Durchschnitt weniger Juden der Partei beigetreten. Eine bedeutende Zunahme ist für das Jahr 1933 verzeichnet. Sarfatti führt das auf den Umstand zurück, dass überdurchschnittlich viele Juden im öffentlichen Bereich – Verwaltung,
Schule,
Universität – tätig waren, einem Bereich, in welchem von den Mitarbeitern seit 1931 erwartet wurde, dass sie einen Treueeid auf das
faschistische Regime ablegten. Weitere Gründe sind laut Sarfatti die Erarbeitung und Verabschiedung eines neuen rechtlichen Statuts für die jüdischen Gemeinden in Italien im Jahre 1930
[30] und die öffentliche Distanzierung Mussolinis von Hitlers antijüdischer Kampagne seit 1933, wodurch sich viele in Sicherheit wähnten.
[31] So nahmen die Treuegelobnisse gegenüber Italien, Mussolini und dem Regime um ein Vielfaches zu. Auch die Zahl der jüdischen Parteibeitritte nahm zu, und zwar in einem Ausmaß, das sich vom nationalen Durchschnitt nicht mehr unterschied.
[32][33]
https://de.wikipedia.org/wiki/Italienisches_Judentum_während_des_Faschismus_(1922–1945)
Und ich möchte wertneutral hinweisen, dass Israel heute faschistoid ist.