Als Nachtrag: Weitläufig wird -insbesondere von unseren serbischen Freunden- der Eindruck vermittelt, dass sich die Teilrepubliken illegal aus einem Staat verabschiedet haben, der sich bester Funktionalität erfreute. Mitnichten ist dies der Fall. Praktisch basierte dieses Land auf 3 wesentlichen Säulen: Einmal dem Bund der Kommunisten, dem gemeinsamen Staatspräsidium und der Jugoslawischen Volksarmee. Der BDK war 1991 tot, als die Slowenen sich aus ihm vorher verabschiedeten. Das Staatspräsidium wurde durch die Rücknahme der Autonomiestatusse faktisch untergraben, weit bevor Kroatien und Slowenien die Sezession formell auf den Weg brachten. Die jugoslawische Volksarmee war zwar funktional, befand sich aber seit 1989 in einem Transformationsprozess hin zu einer Armee, die letzlich nur noch serbische Interessen vertreten sollte. Wer daran glaubt, dass die Gründung des Knin-Korps mit territorialen Verantwortlichkeiten ungefähr mit den Aussengrenzen der späteren RSK ein Zufall war, darf auch an den Weihnachtsmann glauben.
Stellen wir also fest: 1991 hatten die Bundesinstitutionen keine Hoheit mehr in den Republiken. Gesetze und Erlasse des Belgrader Parlaments hatten in manchen Republiken keine Gültigkeit. Es ist absolut richtig und legitim, dass die Badinter-Kommission die Feststellung traf, das sich Jugoslawien in einem Zerfallsprozess befindet.
Als Resultat daraus erkannte die Badinter-Kommission, dass der Zerfall Jugoslawiens neue Staaten hervorbrachte: Nämlich die Teilrepubliken im Rahmen ihrer AVNOJ-Grenzen und die in ihrer Verfassung z.T. schon als Staaten definiert waren (Siehe Amandman LX von 1990 (Vor der ersten Wahl in BiH, also vor Izetbegovic): "Republika Bosna i Hercegovina je demokratska suverena država....."). In den Gutachten der badinter Kommission war nun geregelt, dass diese Staaten ihr Verhältnis untereinander, unter Respektierung der AVNOJ-Grenzen zu klären haben. Vornehmlich bedeutet das: Wollen diese Staaten ihre Unabhängigkeit von anderen Republiken, oder zusammen mit Serbien und anderen Staaten einen neuen Staat gründen ?
Ein Referendum wäre in jedem Fall von Nöten gewesen, egal ob Unabhängigkeit oder die Gründung eines neuen Staates -hier mit Slobodan Milosevic-. Die Resultate unterstellen wir einfach mal:
Wollen Sie ein unabhängiges Bosnien ? = 2/3 der Einwohner dafür, 1/3 dagegen.
Hier schreien die Serben gerne immer wieder auf, weil sie ja als Volk überstimmt wurden. Demokratische Grundsätze gelten da natürlich nicht, weil Überstimmung von Volk geht ja mal gar nicht. Konstitutiv, geht nicht.....und und und....
Wollen Sie ein Bosnien zusammen im Staatenbund mit Serbien ? = 2/3 dagegen, 1/3 dafür
Hier bekommt der serbische Legalismus plötzlich einen Aussetzer. Denn 2/3 der Bevölkerung einen unter diesen Umständen legitimen Wunsch zu verweigern geht unter allen Umständen klar. Wie ist es denn hier um den Wunsch von 2 von 3 der konst. Völker in BiH bestellt ? Besser noch: Man ist darauf gerüstet, im wahrsten Sinne des Wortes. Dann kann man nämlich militärisch losschlagen, in dem man allerhand Horrorszenarien an die Wand malt die -wie sich später herausstellt- nichts weiter waren als entlarvende Unterstellung. Wer also davon ausgeht, dass die anderen einen ethnisch wegputzen, der hat solche Szenarien schon längst zum eigenen Vorteil kalkuliert. Diese lauten: Entweder ihr bösen 66% macht es so wir wir 33% es wollen, oder ihr seit selber Schuld das es Krieg gibt und in der Folge selber dafür verantwortlich das im Rahmen "unserer" Verteidigungsmassnahmen es zu Vertreibung, Vergewaltigung und Mord kommt, wie man es nach 45 in Europa nicht mehr gesehen hat.
Wie erwähnt: Die Unabhängigkeitserklärungen der Republiken sind zunächst eimal nicht das Papier wert auf dem sie stehen. Viel wichtiger ist: Wer erkennt diese Sezessionen denn auch an ? Als sich abzeichnete das -auf Grundlage der Badinter Kommission- die Erklärungen auch im Rahmen von Anerkennung angenommen werden und dies zudem auch auf Basis der Republiksgrenzen erfolgt, blieb Milosevic -der den nationalistischen Zug schon seit 1987 ins Rollen brachte- nur die Option einen Krieg zu initiieren.
Damit ist klar, dass serbische Politiker nicht nur die Hauptverantwortung für Kriegsverbrechen tragen, sondern auch im wesentlichen für den Beginn der Kriege verantwortlich sind, weil sie dieses Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen gewählt haben, ohne das eine echte physische Gefahr für die Serben bestand.