Aktuelles
  • Herzlich Willkommen im Balkanforum
    Sind Sie neu hier? Dann werden Sie Mitglied in unserer Community.
    Bitte hier registrieren

FPÖ (Un)Wahrheiten, Hetze und Märchen

Die braune Suppe konnte zu lange vor sich hin köcheln
Der Prozess gegen den Ex-Chefredakteur der "Aula" sollte alle Demokratinnen und Demokraten interessieren. NS-Propaganda ist nicht Meinung, sondern die größte Gefahr

Die dunklen Holzvertäfelungen an den Wänden, die hohen Fenster: Auf historischen Fotos ist der große Schwurgerichtsaal in Graz mühelos wiedererkennbar. Hier wurde 1963 der "Schlächter von Wilna", Franz Murer von Geschworenen freigesprochen. Holocaust-Überlebende, die als Zeugen aussagten, wurden teils verspottet und gedemütigt.

Herbst 2025: Im selben Saal werden rund 300 Texte, die von 2005 bis 2018 in der rechtsextremen Monatszeitschrift Aula erschienen sind, besprochen. Großteils relativieren, verharmlosen oder leugnen diese sogar den Holocaust. Man hört von CDs mit NS-Liedern und Reden von Hitler, Goebbels und Göring, die beworben und zum Verkauf dargeboten wurden. Und immer wieder fragt Richter Erik Nauta, warum verurteilte Kriegsverbrecher zu Todes- oder Geburtstag in der Aula in Porträts gehuldigt wurden.

Dehumanisierung
67 Jahre vertrieb die Monatszeitschrift, deren Inhaber Burschenschaftsverbände waren, immer wieder historische Unwahrheiten, Antisemitismus und Rassismus. Texte aus 13 Jahren werden nun verhandelt. Angeklagt wegen NS-Wiederbetätigung und Verhetzung ist der Ex-FPÖ-Politiker Martin Pfeiffer, der in diesen Jahren Aula-Chefredakteur war. 2018 wurde die Aula eingestellt.

In mehreren Artikeln wurden Überlebende des KZ Mauthausen als "Kriminelle" und "Landplage" bezeichnet. In NS-Manier wurde ihre Inhaftierung gerechtfertigt und sie wie Insekten dehumanisiert. Einer dieser Artikel sorgte 2016 für einen Justizskandal. Die beiden renommierten deutschen Historiker Moritz Fischer und Magnus Brechtken müssen daher als Gutachter auch 2025 erklären, was Mauthausen war. Etwa, dass rund 20.000 der Überlebenden bei deren Befreiung nicht einmal das Lager verlassen konnten, weil sie zu geschwächt waren.

 
Wo ist jetzt die Transparenz von der Kickl und sonstige FPÖ-Granden ständig reden?

Sie haben keine Berechtigung Anhänge anzusehen. Anhänge sind ausgeblendet.
 

Anhänge

    Sie haben keine Berechtigung Anhänge anzusehen. Anhänge sind ausgeblendet.
Im Juni schickte die FPÖ eine Anfrage an die gesamte Bundesregierung, welche Vereine und Organisationen zwischen 2019 und 2025 wie viel staatliche Förderungen bekommen haben. Die Liste wurde von der Job-Plattform "ngo-jobs" kopiert und mit KI zusammengebastelt. Das Ergebnis: Der Großteil der Förderungen im abgefragten Zeitraum, nämlich 77%, ging an öffentliche Unis - und nicht an NGOs.
Trotzdem scheint die FPÖ Angst zu haben, dass NGOs gerade dabei sind, eine linke Weltverschwörung zu planen. Deshalb hat sie nun einen Unter-Ausschuss im Parlament beantragt, der die angeblichen Machenschaften der NGOs "aufdecken" soll. Damit wollen die Freiheitlichen für Transparenz sorgen. Aber alles, was sie tun, ist, sich einzelne Vereine und Hilfsorganisationen herauszupicken, die nicht in ihr ideologisches Bild passen: Frauen- und Menschenrechts- sowie Umweltschutzvereine. Kein Problem hat die FPÖ scheinbar mit dem, was sie gute "NGO von rechts" nennt, wie etwa die rechtsextreme Identitäre Bewegung.

Sie haben keine Berechtigung Anhänge anzusehen. Anhänge sind ausgeblendet.


 

Anhänge

    Sie haben keine Berechtigung Anhänge anzusehen. Anhänge sind ausgeblendet.
Warum setzt die FPÖ so viele KI-Bilder ein?
Die FPÖ nährt Wut und Unmut mit Darstellungen, die eine schreckliche Scheinrealität zeichnen – und zwar dank der KI

Womöglich fiel Ihnen das auch auf: Von allen Parteien sticht die FPÖ damit hervor, KI-Bilder und KI-Videos einzusetzen. Mal sind es Bilder, die negative Gefühle gegenüber Minderheiten verstärken, mal sind es Darstellungen, die ein negatives Bild von Österreich zeichnen.

Aber woran liegt das, dass ausgerechnet diese Partei jetzt so sehr auf KI setzt? Das hat in meinen Augen einen simplen Grund: Die KI ermöglicht umso einfachere Dramatisierung und Überzeichnung. Wer muss sich mit der spröden Realität beschäftigen, wenn man überzeichnete KI-Bilder verwenden kann? Nehmen wir ein simples Beispiel – die FPÖ fährt ja eine Kampagne gegen das neue Pfandsystem. Sie spricht vom "Pfandmonster" und sie nutzt online überzogene Sujets.

Ein Bild suggeriert etwa, die Österreicherinnen und Österreicher würden unter dem Flaschenpfand leiden. Aber noch mehr als das! Das Bild ist geradezu grotesk. Der Raum, der gezeigt wird, ist ekelhaft verdreckt, irgendwelche Flüssigkeiten wurden auf die Wände und den Pfandautomaten gespritzt. Eigenartig große Insekten fliegen herum. Die Menschen sehen geplagt aus (kein Wunder, das wäre ich auch bei all den Insekten und dem Dreck). Ich würde dieses Bild so auslegen, dass die FPÖ suggeriert: Mit dem Flaschenpfand und mit Regierungen, die ihn mittragen, geht das Land zugrunde. Die KI ermöglicht eine neue Dramatisierung – billig, auf Knopfdruck, imposant.

 
Wer ist der wahre Kriegstreiber? Die EU!
Aber nur, wenn es nach der Russenpartei FPÖ geht

Wer ist in Europa der wahre Kriegstreiber? Na, die EU natürlich. Zumindest, wenn es nach der FPÖ, bzw. ihren Abgeordneten zum EU-Parlament geht. Petra Steger etwa warnt angesichts des EU-Beschaffungsprogrammes für die notwendige Nachrüstung vor einem "Einstieg in die Kriegswirtschaft". Ja, so muss man das wohl nennen, wenn man die letzten vier Jahre in einem Zustand der kognitiven Verweigerung verbracht hat und Wladimir Putin für einen Friedensengel hält.

Putins Geschäft
Der FPÖ-Abgeordnete Harald Vilimsky wiederum rügt, dass sich "Europa anmaßt, die Friedensbemühungen von Donald Trump zu sabotieren". Vilimsky hat vor etlichen Jahren zu beweisen versucht, dass ein selbst zugefügter Elektroschock per Taser aber überhaupt keine gesundheitlichen Auswirkungen hat. Meint er jetzt den "Friedensplan" von Trump, der von den Russen diktiert wurde? Meint er die Superdiplomatie von Trumps Sondergesandten Steve Witkoff, der den Russen gute Desinformazija-Ratschläge gab?

Es weiß eh jeder, dass die FPÖ eine Russenpartei ist. Aber sie möchte auch andere Russen-Einflussagenten ins Spiel bringen. Laut Vilimsky haben die Europäer in Sachen Ukraine nix mitzureden, außer der Putin-Freund Viktor Orbán führt die Verhandlungen. Man kann Putin nur gratulieren: von Steve Witkoff über Orbán bis zur FPÖ in Avstrija erledigen viele sein Geschäft. (Hans Rauscher, 27.11.2025)

 
Zurück
Oben