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Geschichten von Nasreddin Hoca - dem türk. Till Eulenspiegel

Der Mund ist kein Sack, dass man ihn zubinden könnte

Der Hodscha ist unterwegs zum Dorf. Er hat seinen Sohn auf den Esel gesetzt und geht selbst nebenher. Da kommen ein paar Leute vorbei und sagen: »Schau dir das an! Der alte Mann muss zu Fuß gehen und der Junge sitzt auf dem Esel. Er sollte sich was schämen!«
Der Hodscha, der dies hört, lässt seinen Sohn absteigen und setzt sich selbst auf den Esel. Doch schon nach einer Weile hört er, wie sich zwei, die am Wegrand sitzen, unterhalten: »Der große Kerl sitzt auf dem Esel und lässt den armen Jungen nebenher gehen. Gibt es denn kein Mitleid mehr auf der Welt?«
Da holt der Hodscha seinen Sohn mit auf den Esel und so reiten sie beide weiter. Kommt ein Bauer des Weges und meint: »muss dieses schwache Tier denn euch beide tragen? Das ist ja unglaublich. Der arme Esel wird sich das Rückgrat brechen.«
Der Hodscha steigt daraufhin ab und nimmt auch seinen Sohn vom Esel herunter. So gehen sie weiter, der Esel voraus und die beiden hinterdrein. Als sie nicht mehr weit vom Dorf entfernt sind, hören sie, wie ein Mann zum anderen sagt: »Schau dir bloß die zwei Hohlköpfe an! Der Esel spaziert voraus und die zwei marschieren hinterher. Wie kann man nur so dumm sein?«
Da sagt der Hodscha zu seinem Sohn: »Du hast es gehört, das beste ist immer, man tut, was man selbst für richtig hält. Den anderen kann man nie etwas recht machen. Und der Mund ist auch kein Sack, dass man ihn einfach zubinden könnte.«
Die Wahrheit. Man kann es den Menschen nie Recht machen.
 
Es ist doch so, oder?

[h=2]Iß, mein Pelz, iß![/h]Der Hodscha ist zu einem Bankett eingeladen. Er trägt sein Alltagsgewand und wird von niemandem beachtet. Das macht ihn betroffen. Er eilt nach Hause, wirft seinen prächtigen Pelzmantel um und kehrt zu der Festgesellschaft zurück. Schon am Eingang wird er in Empfang genommen und zu einem Podest geführt, wo man ihm den besten Platz zuweist. Als die Suppe serviert wird, tunkt der Hodscha das Revers seines Mantels in die Schüssel und sagt: »Bitte, bedien Dich. Iß, mein Pelz, iß, mein Pelz!«
Den erstaunten Gästen aber erklärt er:
»Die Ehre gilt ja doch dem Pelz, soll der auch das Essen haben!«
 
Der allwissende Turban

Ein Mann, der des Lesens unkundig ist, bekommt einen Brief und bittet den Hodscha, ihn ihm zu übersetzen. Der Hodscha tut sein bestes, kann das Geschriebene aber nicht entziffern. Es ist wohl Arabisch oder Persisch.
»Ich kann es nicht lesen«, erklärt er schließlich, »frag lieber einen anderen.«
»Und du willst ein Gelehrter sein«, sagt der Mann ärgerlich, »du solltest dich deines Turbans schämen, den du trägst!«
Da nimmt der Hodscha seinen Turban ab, setzt ihn dem Mann auf und sagt: »Wenn du meinst, der Turban sei allwissend, dann lies du doch den Brief!«
Auch die Wahrheit. Ein Hodscha hat so im Kosovo einige Jungs verprügelt die ihn geärgert haben, er hat sie zum Essen eingeladen, nach dem Essen hat er sie eingesperrt und Turban abgenommen, dann schlug er sie bewusstlos zusammen, als sie sagten Hodscha hör auf sagte er: ich bin kein Hodscha, Hodscha (=Turban) ist auf dem Tisch.
 
Freut mich, dass manchen die Geschichten gefallen.

Der Standpunkt


Nasreddin saß am Flussufer, als jemand vom anderen Ufer aus rief: „Wie komme ich denn hier auf die andere Seite?“ Drauf antwortete Nasreddin: „Du bist auf der anderen Seite!“
 
Meine Version der Geschichte mit dem Esel endet damit, dass letztendlich Hodscha und sein Sohn den Esel tragen... :-)
 
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