Über die Verhältnisse
Wenn Medien die Rechtfertigung eines Femizids übernehmen
Medien wissen inzwischen sehr wohl, was bei der Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen wichtig ist, um nicht noch weiter nachzutreten. Nur: Viele pfeifen einfach darauf
Fehler in der Berichterstattung über Fälle von Gewalt können passieren. Dass die Wortwahl an einer Stelle unpassend oder eine Schilderung zu detailliert ist. Doch das, was im Boulevard seit dem Bekanntwerden der Ermordung der 31-jährigen Stefanie P. zu lesen ist, hat mit Fehlern oder suboptimalen Formulierungen nichts zu tun. Das ist hartnäckige Ignoranz und wohl auch Kalkül.
Die Krone zitiert den Täter ausführlich und beschreibt, wie es ihm gehe – er habe sie "doch geliebt". Auch die Verteidigerin erhält viel Raum und berichtet, er "schluchzt ununterbrochen". Heute setzt noch einen drauf und titelt: "Darum musste Stefanie P. sterben." Ach ja? Musste sie? Und Oe24 liefert gleich die nächste Deutung mit: Er sei ein "lebensuntüchtiger Nobody" gewesen, der "nie so recht" neben die "glamouröse Sängerin und Influencerin" gepasst habe. Wieder kommt seine Anwältin zu Wort – mit völlig deplatzierten Einschätzungen, er sei "kein Monster", sie sehe keinen "eiskalten Mord", ihr Klient fühle sich "schuldig" und "schäbig", sei "völlig gebrochen". Der arme Mann?
www.derstandard.at
Wenn Medien die Rechtfertigung eines Femizids übernehmen
Medien wissen inzwischen sehr wohl, was bei der Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen wichtig ist, um nicht noch weiter nachzutreten. Nur: Viele pfeifen einfach darauf
Fehler in der Berichterstattung über Fälle von Gewalt können passieren. Dass die Wortwahl an einer Stelle unpassend oder eine Schilderung zu detailliert ist. Doch das, was im Boulevard seit dem Bekanntwerden der Ermordung der 31-jährigen Stefanie P. zu lesen ist, hat mit Fehlern oder suboptimalen Formulierungen nichts zu tun. Das ist hartnäckige Ignoranz und wohl auch Kalkül.
Die Krone zitiert den Täter ausführlich und beschreibt, wie es ihm gehe – er habe sie "doch geliebt". Auch die Verteidigerin erhält viel Raum und berichtet, er "schluchzt ununterbrochen". Heute setzt noch einen drauf und titelt: "Darum musste Stefanie P. sterben." Ach ja? Musste sie? Und Oe24 liefert gleich die nächste Deutung mit: Er sei ein "lebensuntüchtiger Nobody" gewesen, der "nie so recht" neben die "glamouröse Sängerin und Influencerin" gepasst habe. Wieder kommt seine Anwältin zu Wort – mit völlig deplatzierten Einschätzungen, er sei "kein Monster", sie sehe keinen "eiskalten Mord", ihr Klient fühle sich "schuldig" und "schäbig", sei "völlig gebrochen". Der arme Mann?
Wenn Medien die Rechtfertigung eines Femizids übernehmen
Medien wissen inzwischen sehr wohl, was bei der Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen wichtig ist, um nicht noch weiter nachzutreten. Nur: Viele pfeifen einfach darauf