Gott zeigt seine Aktivitäten in zwei Formen. Er ist es, dem ĝamãl und ĝalãl zukommen, Absolute Schönheit und Huld und Absoulte Gewalt und Strenge. Alles, was in der Welt geschieht, schwingt zwischen diesen beiden Aspekten hin und her, unter denen der in Seiner Einheit unerkennbare Gott sich offenbart, denn mit dem Akt der Schöpfung bricht die Absolute Einheit nach außen hin in eine Zweiheit auf: positiver und negativer Pol, Herzschlag, Atemholen gehören zum Leben. So sagt Gothe im
West-östlichen Divan auf Grund islamischer Tradition:
Im Atemholen sind zweierlei Gnaden.
[...]
Du danke Gott, wenn er dich preßt
und danke ihm, wenn er dich wieder entläßt.
Leben ist nur zwischen den beiden Polen möglich: wer "Tag" sagt, schließt auch "Nacht" ein; "Mann" ist undenkbar ohne "Weib", wer "Gesundheit" sagt, weiß auch von Krankheit. So wandelt der Mensch auch auf dem schmalen Grad zwischen Gutem und Bösem, zwischen Milde und Strenge. Doch keiner dieser Aspekte darf im menschlichen Handeln übertrieben werden:"Die besten Dinge sind die Mittleren".