Turkalvanos
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Der Unmut über die EU-Finanzpolitik wächst und wächst. Genug von den ewigen Rettungspaketen und neuen Milliardenhilfen an die Griechen hat der deutsche FDP-Politker Frank Schäffler. Im ARD-Morgenmagzin vom Mittwoch legte der Bundestagsabgeordnete Griechenland den Austritt aus der Euro-Zone nahe. Damit liesse sich das Kernproblem einer nicht wettbewerbsfähigen Wirtschaft kurzfristig am einfachsten beheben. Eine Umschuldung lehnt Schäffler klar ab. «Dann werden morgen wieder neue Schulden gemacht und die Probleme sind dieselben.»
FDP-Finanzpolitiker Frank Schäffler Infografik Die EurokriseDer Eurokurs seit 1999 (in US$) Fakt ist: Ein Jahr nach der Rettung Athens steht das Land noch immer am Abgrund. Trotz massiver Reformen – oder gerade deswegen – kämpft Griechenland mit der Rezession. Die Schulden nehmen weiter zu, statt zu sinken. Das klamme Griechenland hängt vollständig am Tropf des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie den EU-Mitgliedsländern und wartet aufs nächste milliardenschwere Rettungspaket.
Euro als Fehlkonstruktion
Verständnis für Schäfflers Austritt-Forderung hat der Ökonom und Euro-Kritiker Bruno Bandulet. Der Autor des Buches «Die letzten Jahre des Euro» betrachtet die Gemeinschaftswährung schon lange als Fehlkonstruktion. Für die Euro-Zone wäre es laut Bandulet das Beste, wenn Athen austreten würde. «Doch die politischen Führungen von EU, EZB und auch jene Deutschlands wollen den Euro auf Gedeih und Verderb zusammenhalten», wettert der Ökonom im Gespräch mit 20 Minuten Online.
Laut Bandulet hätte man bei der Gründung der Gemeinschaftswährung besser nur die starken Länder miteinbezogen und den «Club Med» mit Portugal, Italien, Griechenland und Spanien aussen vor gelassen. Dann hätte die Währung jetzt nicht solche Probleme.
Austritt als kleineres Übel
Schäfflers Idee mit der Austritt der Griechen aus der Eurozone ist nicht ganz neu. Auch bekannte Ökonomen haben dieses Szenario bereits durchgedacht. Einer davon ist Professor Hans-Werner Sinn, Chef des Ifo-Instituts München. Er bezeichnete Athens Ausstieg aus dem Euro in einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen SonntagsZeitung» im Mai als das kleinere Übel, anstatt die Griechen auf Kosten der Euro-Länder zu sanieren.
Dies sieht Bandulet ähnlich: «Die Griechen sind einfach Pleite». Die einzige wirkungsvolle Massnahme sei ein Austritt. Dann könnte Griechenland endlich die Währung abwerten und wettbewerbsfähiger werden. Der Gefahr, dass nach dem Austritt Griechenlands andere Länder wackeln könnten, ist sich Bandulet bewusst. Dieses Risiko könne man nicht ausschliessen. Zudem droht bei einem Austritt Griechenlands aus der Eurozone ein Bank-Run. Die Folge: Die Griechischen Banken wären pleite und müssten sich mit Hilfe er EU neu finanzieren.
Eine Verlängerung der Kredite, wie sie der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble fordert, findet Bandulet wenig sinnvoll. «Damit wird das Problem nur verschleppt.» Die finale Euro-Krise werde aber mit Sicherheit kommen, vielleicht in fünf, vielleicht aber auch erst in zehn Jahren, so der Buchautor.
Furcht vor ungeordneter Insolvenz
Derweil werden Schäubles Sorgenfalten immer grösser. In einem Brief an EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sowie die EU-Finanzminister schrieb der Deutsche:. «Wir stehen vor dem realen Risiko der ersten ungeordneten Staatsinsolvenz innerhalb der Euro-Zone». Eine Rückkehr Griechenlands an den Kapitalmarkt im Jahr 2012 scheine unrealistisch, so Schäuble im Brief, der der Zeitung «Welt» vorliegt. Laut Schäuble bedeutet dies, dass die jetzigen Hilfsmilliarden nicht ausreichen, um Athen zu retten.
Dass sich das offizielle Deutschland stark für Griechenlands einsetzt, kommt nicht von ungefähr. Im Gegensatz zu anderen Euro-Ländern, welche griechischen Staatsanleihen in grossem Umfang abgestossen hatten, sitzen die deutschen Banken weiterhin auf griechischen Papieren. «Schäuble hatte dies so gefordert», sagt Bandulet. Anders Frankreich. Die «Grande Nation» hat ihre griechischen Papiere im letzen Jahr von 27 auf 15 Milliarden Dollar. zurückgefahren.
Griechische Tragödie
Mittlerweise ist Deutschland im internationalen Vergleich Rekordhalter griechischer Staatsanleihen. Der Stand lag Ende 2010 bei 22,7 Milliarden Dollar, die gesamten Forderungen Deutschlands gegenüber Griechenland belaufen sich auf 34 Milliarden. Bei diesen Zahlen ist Schäubles Panik eines Untergangs der Griechen verständlich. In Anbetracht, dass ein neues Hilfspaket an die Adresse Athens aber erneut 60 bis 100 Milliarden Euro verschlingen könnte, ist auch die Forderung, Griechenland möge den Euro verlassen, nachvollziehbar. Eine griechische Tragödie.
Quelle: 20 Minuten Online - Griechenland soll raus aus der Whrungsunion - News
Euro als Fehlkonstruktion
Verständnis für Schäfflers Austritt-Forderung hat der Ökonom und Euro-Kritiker Bruno Bandulet. Der Autor des Buches «Die letzten Jahre des Euro» betrachtet die Gemeinschaftswährung schon lange als Fehlkonstruktion. Für die Euro-Zone wäre es laut Bandulet das Beste, wenn Athen austreten würde. «Doch die politischen Führungen von EU, EZB und auch jene Deutschlands wollen den Euro auf Gedeih und Verderb zusammenhalten», wettert der Ökonom im Gespräch mit 20 Minuten Online.
Laut Bandulet hätte man bei der Gründung der Gemeinschaftswährung besser nur die starken Länder miteinbezogen und den «Club Med» mit Portugal, Italien, Griechenland und Spanien aussen vor gelassen. Dann hätte die Währung jetzt nicht solche Probleme.
Austritt als kleineres Übel
Schäfflers Idee mit der Austritt der Griechen aus der Eurozone ist nicht ganz neu. Auch bekannte Ökonomen haben dieses Szenario bereits durchgedacht. Einer davon ist Professor Hans-Werner Sinn, Chef des Ifo-Instituts München. Er bezeichnete Athens Ausstieg aus dem Euro in einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen SonntagsZeitung» im Mai als das kleinere Übel, anstatt die Griechen auf Kosten der Euro-Länder zu sanieren.
Dies sieht Bandulet ähnlich: «Die Griechen sind einfach Pleite». Die einzige wirkungsvolle Massnahme sei ein Austritt. Dann könnte Griechenland endlich die Währung abwerten und wettbewerbsfähiger werden. Der Gefahr, dass nach dem Austritt Griechenlands andere Länder wackeln könnten, ist sich Bandulet bewusst. Dieses Risiko könne man nicht ausschliessen. Zudem droht bei einem Austritt Griechenlands aus der Eurozone ein Bank-Run. Die Folge: Die Griechischen Banken wären pleite und müssten sich mit Hilfe er EU neu finanzieren.
Eine Verlängerung der Kredite, wie sie der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble fordert, findet Bandulet wenig sinnvoll. «Damit wird das Problem nur verschleppt.» Die finale Euro-Krise werde aber mit Sicherheit kommen, vielleicht in fünf, vielleicht aber auch erst in zehn Jahren, so der Buchautor.
Furcht vor ungeordneter Insolvenz
Derweil werden Schäubles Sorgenfalten immer grösser. In einem Brief an EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sowie die EU-Finanzminister schrieb der Deutsche:. «Wir stehen vor dem realen Risiko der ersten ungeordneten Staatsinsolvenz innerhalb der Euro-Zone». Eine Rückkehr Griechenlands an den Kapitalmarkt im Jahr 2012 scheine unrealistisch, so Schäuble im Brief, der der Zeitung «Welt» vorliegt. Laut Schäuble bedeutet dies, dass die jetzigen Hilfsmilliarden nicht ausreichen, um Athen zu retten.
Dass sich das offizielle Deutschland stark für Griechenlands einsetzt, kommt nicht von ungefähr. Im Gegensatz zu anderen Euro-Ländern, welche griechischen Staatsanleihen in grossem Umfang abgestossen hatten, sitzen die deutschen Banken weiterhin auf griechischen Papieren. «Schäuble hatte dies so gefordert», sagt Bandulet. Anders Frankreich. Die «Grande Nation» hat ihre griechischen Papiere im letzen Jahr von 27 auf 15 Milliarden Dollar. zurückgefahren.
Griechische Tragödie
Mittlerweise ist Deutschland im internationalen Vergleich Rekordhalter griechischer Staatsanleihen. Der Stand lag Ende 2010 bei 22,7 Milliarden Dollar, die gesamten Forderungen Deutschlands gegenüber Griechenland belaufen sich auf 34 Milliarden. Bei diesen Zahlen ist Schäubles Panik eines Untergangs der Griechen verständlich. In Anbetracht, dass ein neues Hilfspaket an die Adresse Athens aber erneut 60 bis 100 Milliarden Euro verschlingen könnte, ist auch die Forderung, Griechenland möge den Euro verlassen, nachvollziehbar. Eine griechische Tragödie.
Quelle: 20 Minuten Online - Griechenland soll raus aus der Whrungsunion - News