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Grass "hat sich, Deutschland und Israel geschadet"

Letztendlich äußert er seine Meinung. Was man von der Form hält, oder vom Inhalt,ist eine Sache. Interessant finde ich, dass niemand auf psychoanalytische Theorien und urchristlichen Judenhass oder seine SS-Vergangenheit zurückgreift (zu der er sich ausgiebig geäußert hat, und die ich, als Nachfahrin von Überlebenden eines der von Deutschen am blutigsten niedergeschlagenen Aufstandes des 2.Weltkrieges wenn nicht verzeihlich so doch irgendwie nachvollziehbar finde) wenn er sich für Kurden einsetzt, oder die Kinderarmut in Deutschland anprangert .

Kurz- warum eine Meinung zu Waffenlieferungen Deutschlands an Israel nicht in erster Linie als das gelesen werden kann, was drin steht, und warum zuerst wild gedeutet werden muss.
 
die frage ist durchaus berechtigt ob der grass der richtige ist um eine solche kritik zu äussern bezw. in die weltöffentlichkeit zu tragen!!!!!

persönlich habe keine klare & definitive antwort dazu gefunden bewz. bin mir nicht schlüssig geworden.

an der kritik selbst gegenüber dem staat israel kann man nichts aussetzen.
was der staat israel mit den palestinenser macht ist einfach traurig und menschen-verachtend!!!
es ist eine apartheids-politik welche mit dem nazi-regiem zu vergleichen ist.

das isreal auf grund von einem psycho aus dem iran nun den erst-schlag tätigen will ist mehr als stupid!!!!
israel kann nur eine zukunft haben wenn es sich mit den nachbaren verträgt ......

einen präventiv-schlag kann man nicht gutheissen.....
du kannst auch niemand ins gefängis werfen ,weil dieser evtl. ja bald eine straftat begangen hätte!!!! zumindest in einem demokratischen land nicht und als solches bezeichnet sich israel!!!

allgemein gilt die meinungsfreiheit hochzuhalten solange diese nicht diffarmierend,beleidigend oder volksverhetzend ist.....




empfehle euch das geo vom april Wie gefhrlich ist Religion? - GEO Magazin - GEO.de zu lesen;

ein sehr guter artikel zu jerusalem & dem israelischem staat!!!

ps;http://www.geo.de/GEO/info/newslett...paign=abo_kw_10&utm_content=headline_teaser_0

für die faulen balkanesen als hörspiel ;-)
 
1. Sehr tief, oder? Besonders angesichts erschossener Anti-Mullah-Demonstranten. Ich sehe das jetzt auch nicht als meine Aufgabe aufzuarbeiten, was im Iran schief gelaufen ist... Damals...in den späten 70ern...

Ich denke, wir können uns über zwei Dinge verständigen-

a) es liegt oft nicht in der Hand eines Volkes, den Verlauf berechtigter Revolutionen zu beeinflussen und die Volken abzusehen- auch andere sahen ihre Fürsten enttront und sich dafür von anderen Regimes unterdrückt, übrigens auch in Europa.

b) selbst wenn man sich in den 70ern brennend ein unterdrückendes Ayatollahregime gewünscht haben sollte- was können die U40 Iraner dafür, die damals gerade mal in der Grundschule war? Odr gibt es ein iranisches Gesinnungsgen? Wenn ja- warum demonstrieren die dann plötzlich (sie wollten es doch so).

2.Zu Israels Situation:

Natürlich muss Israel sich schützen. Allerdings ist die Frage, ob das nur durch einen atomaren Erstschlag möglich ist unter der zur Hilfenahme deutscher U-Boote (übrigens wird dieser Punkt in dem Thread im Vergleich zu Grass SS-Vergangenheit überhaupt nicht thematisiert).

Wenn Israel sich nämlich nur durch den atomaren Erstschlag schützen kann, dann sind die Iraner ztatsächlich in einer wesentlich kritischeren Situation als die Israelis, denn dann stehen sie wirklich faktisch vor der Ausrottung.

Und letztendlich- was spricht dagegen, tatsächlich alle Mittel dafür zu verwenden, ALLE atomaren Programme mögichst unter Kontrolle zu bringen?
Ich habe absolut nichts gegen Atomkontrolle, natürlich auch für Israel, im Gegenteil, ich will nur sagen, dass Grass das Ganze absolut einseitig beschrieben und versucht hat das alles noch aufzuwerten mit seiner angeblichen Überwindung der deutschen "Schweigepflicht" bezügl. Israelkritik.

Und die SS-Vergangenhet habe zumindest ich nur thematisiert weil hier versucht wurde es vollkommen zu bagatellisieren und zu suggerieren, er wäre ja noch ein Kind gewesen. Er selbst hat soweit ich weiß nicht gesagt, jaaa ich war doch noch ein Bub und wollte beim Militär nur spielen ...
 
JimKnopf, ich nehme es dir nicht übel, dass du so verwirrte Dinge von dich gibst. Ich stehe dir gerne zu verfügung, dich in politischen und wirtschaftlichen Sachen zu belehren.
du kannst vermutlich höchstens einen Briefträgerassistenten darin belehren, wie er effektiv und fehlerfrei einen Brief in einen Briefkasten werfen kann ::lol:
 
Letztendlich äußert er seine Meinung. Was man von der Form hält, oder vom Inhalt,ist eine Sache. Interessant finde ich, dass niemand auf psychoanalytische Theorien und urchristlichen Judenhass oder seine SS-Vergangenheit zurückgreift (zu der er sich ausgiebig geäußert hat, und die ich, als Nachfahrin von Überlebenden eines der von Deutschen am blutigsten niedergeschlagenen Aufstandes des 2.Weltkrieges wenn nicht verzeihlich so doch irgendwie nachvollziehbar finde) wenn er sich für Kurden einsetzt, oder die Kinderarmut in Deutschland anprangert .
Was soll der Scheiß

Kurz- warum eine Meinung zu Waffenlieferungen Deutschlands an Israel nicht in erster Linie als das gelesen werden kann, was drin steht, und warum zuerst wild gedeutet werden muss.
Du hast das völlig falsch verstanden, mein Einwand bezügl. Stop Waffenlieferungen nicht nur für Israel ...
na toll, und warum hat er es dann nicht so geschrieben? Und ein Stop deutscher Waffenlieferungen sollte doch wohl nicht nur für Israel gelten, oder? ::lol:
... bezieht sich nicht auf Grass sondern auf deine Aussage ...
Letztendlich sind die im Gedicht geforderten Dinge garnicht so utopisch und relativ vernünftig- Kontrolle aller Atomprogramme, also auch des israelischen, und ein Stop deutscher Waffenlieferungen.
... womit ich sagen wollte, wenn es einen Stop deutscher Waffenlieferungen gibt dann soll der Stop wohl nicht nur für Israel gelten
 
Ich habe absolut nichts gegen Atomkontrolle, natürlich auch für Israel, im Gegenteil, ich will nur sagen, dass Grass das Ganze absolut einseitig beschrieben und versucht hat das alles noch aufzuwerten mit seiner angeblichen Überwindung der deutschen "Schweigepflicht" bezügl. Israelkritik.

Und die SS-Vergangenhet habe zumindest ich nur thematisiert weil hier versucht wurde es vollkommen zu bagatellisieren und zu suggerieren, er wäre ja noch ein Kind gewesen. Er selbst hat soweit ich weiß nicht gesagt, jaaa ich war doch noch ein Bub und wollte beim Militär nur spielen ...

Soweit ich das sehe, geht ihn in dem Gedicht wesentlich mehr um die Frage, ob Deutschland als ehemaliger Massenmörder Nr.1 aus moralischer Verantwortung gegenüber Israel Waffen dorthin liefern darf, die unter Umständen wieder zu einem Massenmord führen, was ich so ziemlich nachvollziehbar finde.
Also- er versucht meiner Meinung nach nicht, da was aufzuwerten, es geht um die moralische Verstrickung Deutschlands, in der er sich selber mit seiner SS-Vergangenheit wiederfindet.
 
Was soll der Scheiß


Du hast das völlig falsch verstanden, mein Einwand bezügl. Stop Waffenlieferungen nicht nur für Israel ...

... bezieht sich nicht auf Grass sondern auf deine Aussage ...

... womit ich sagen wollte, wenn es einen Stop deutscher Waffenlieferungen gibt dann soll der Stop wohl nicht nur für Israel gelten

Ich habe mich nicht nur auf deine Beiträge bezogen sondern auf den Ton hier allgemein. Und da kamen genau Beiträge in dem Ton. Wenn jemand als Jugendlicher bei der SS war, aber das Glück hatte, noch nicht in die Situation gekommen zu sein, wo wirklich Blut an seinen Händen klebte, ist er für mich nicht für den Rest seines Lebens eine Person, die sich zu bestimmten Dingen nicht äußern darf.


Was Waffenlieferungen allgemein betrifft- ich denke, wir sind uns da einig, dass das das Thema hier wirklich sprengen würde, oder? Allgemein ist das der Bocksfuß der westlichen Demokratien, einerseits die Menschenrechte beispielhaft hochzuhalten, einerseits die Bereicherung an so gut wie allen blutigen Konflikten weltweit voranzutreiben.
 
Ich sage, wer Antisemit ist!

Debatte Günter Grass | von Moshe Zuckermann | 10.04.2012

Kaum ein Begriff wird in Deutschland derart inflationär und verantwortungslos verwendet wie der des Antisemitismus. Das von Moshe Zuckermann
aber schadet dessen Bekämpfung.


rotekarte.jpg

Wer Antisemitismus bekämpfen will, sollte die rote Karte nicht inflationär Bild: AP
einsetzen.


Über den Inhalt von Günter Grass’ Gedicht „Was gesagt werden muss“ ist inzwischen genug gesagt worden. Es lohnt sich nicht, dem Gesagten etwas hinzuzufügen. Das Gesagte hat die Divergenzen in Gesinnung und Ideologie deutlich genug aufgefächert; Bahnbrechendes ist nicht mehr zu erwarten. Umso mehr gilt es, den öffentlichen Sturm, den das Poem entfacht hat, anzuvisieren und zu reflektieren.

Solche Eklats sind in Deutschland nicht neu; sie gehören zur deutschen Streitkultur und spielen sich zumeist in den Sphären des Feuilletons, zuweilen im Akademischen, aber immer in einer Mischung aus bemerkenswerter polemischer Verve und nicht minder auffälligem Hang zur Hysterie ab.

Die Skandaldebatte wird stets mit besonderer Vehemenz ausgetragen, wenn es um Juden, Deutsche, Israel und Deutschland geht: Zu horrend war die deutsch-jüdische Geschichte im 20. Jahrhundert, als dass ihr Neuralgisches heute schon abschwellen könnte.

Und doch ist das, was die Idiosynkrasie zwischen Juden und Deutschen in der Nachkriegszeit ausmachte, mittlerweile so stark verdinglicht worden, derart zum Fetisch geronnen, dass die Beziehung zwischen ihnen nur noch wenig mit der eigentlichen Schreckensvergangenheit, auch kaum etwas mit realen jüdischen Lebenswelten im heutigen Deutschland zu tun hat; bestimmt wird sie vielmehr vorwiegend von ideologiegestählten Befindlichkeiten und fremdbestimmten Interessen.

Antisemitismusbegriff als polemische Schmähpraxis

Und so ist Günter Grass infolge der Publikation seines Gedichtes zum Antisemiten erklärt worden. Von wem? Vom israelischen Premierminister, vom Zentralrat der Juden in Deutschland, von führenden Personen der in Deutschland lebenden „jüdischen Intelligenz“ und von vielen Nichtjuden, die sich mit „Juden“ und „Israel“ panisch zu „solidarisieren“ pflegen.

Es wäre müßig, hier nochmals darzulegen, warum die Kategorien Juden, Zionisten und Israelis und – davon sich ableitend – Antisemitismus, Antizionismus und Israelkritik auseinanderzuhalten sind.
Nicht nur ist das oft genug erörtert worden, sondern es erweist sich immer wieder, dass die Klärungsversuche etwa so viel nützen wie Schröpfgläser einem Toten. Was indes nicht hingenommen werden kann, ist die sich als verantwortungsloser denn je erweisende Verwendung des Antisemitismusbegriffs als polemische Schmähpraxis.

Der inflationäre Gebrauch des Begriffs hat bereits dermaßen zu seiner Banalisierung beigetragen, dass er sein ursprüngliches emanzipatives Aufklärungspotenzial nahezu vollends zugunsten interessengeleiteter, perfider Diffamierungstaktiken und -strategien eingebüßt hat. Nichts schadet der Bekämpfung des realen Antisemitismus mehr als diese entstellt-entstellende Nomenklaturorgie. In Deutschland ist sie mittlerweile zum zentralen Faktor der Degeneration der öffentlichen Debatte im Hinblick auf alles, was „Juden“, „Israel“ und den „Zionismus“ belangt, avanciert.

Gesinnungskomplizen des Zentralrats der Juden

Was dabei vergessen wird, ist die Verbandelung, die man zwangsläufig eingeht, wenn man sich solch diffamierender Benennungspraxis verschreibt. Man befindet sich nämlich in einem Boot mit faschistischen Siedlern in den von Israel besetzten Gebieten, die sich der Unterstützung seitens der reaktionärsten islamophoben Kräfte in Europa und den USA erfreuen dürfen; mit israelischen Alltagsrassisten, die jede Verurteilung ihres menschenverachtenden Denkens und Handelns „von außen“ mit dem Antisemitismus-Vorwurf parieren; mit dem gegenwärtigen Premierminister Israels, der wie wenige in letzter Zeit dazu beigetragen hat, die Schoah-Erinnerung instrumentalisierend zu besudeln, um seine Okkupationspolitik umso ungehinderter betreiben zu können; mit Ariel Scharon, einem seiner Vorgänger, der schon vor Jahren postulieren zu dürfen meinte, dass alle aus Europa kommende Kritik an der von ihm mit besonders schädlicher Emphase betriebenen Siedlungspolitik im Westjordanland zwangsläufig antisemitisch sei.

Man ist aber auch objektiv Gesinnungskomplize des Zentralrats der Juden in Deutschland, der sich inzwischen wohl als Zweigstelle der israelischen Regierung beziehungsweise ihrer Botschaft in Deutschland begreift, mithin jede noch so horrende Politik Israels blind absegnet und mit unreflektierter Verve vertritt.

Gar nicht zu reden von gewissen in Deutschland lebenden jüdischen Intellektuellen, die ihren Judenbonus und die Furcht von Deutschen, als Antisemit apostrophiert zu werden, so perfekt ausgereizt haben, dass sie eine Hegemonialstellung erlangt haben bei der Herstellung von „jüdischen“ Denkimperativen und ein Anrecht auf Einschüchterung von jedem, der sich ihren reaktionären Interessen und ihrem ideologischen Ansinnen in den Weg stellt.

Diskrepanz zwischen Denkverbot und Wissen

Genährt wird dadurch ein Ressentiment. Denn die Diskrepanz zwischen dem aus Angst befolgten Denkverbot und dem Wissen, wie es um Dinge, über die man (öffentlich) nicht sprechen darf, realiter steht, mithin zwischen konsensuellen Verhaltensvorgaben und dem Widerwillen, sich als souverän denkender Mensch solcherart dressieren zu lassen, muss ja irgendwie bewältigt werden.

Jene in Deutschland, die wie Günter Grass denken, sich jedoch nicht getrauen, ihre Gedanken zu artikulieren, nun aber erfahren müssen, dass der, der ihrem Denken Worte gegeben hat, als Antisemit gebrandmarkt wird, sie somit selbst den Dreck des wahllosen Antisemitismusvorwurfs indirekt abbekommen haben, werden sich überlegen müssen, wie sie mit dieser psychisch-politischen Unwirtlichkeit umgehen.
Die Reflektierten unter ihnen werden sich vielleicht zu einer gewissen Courage bewegen lassen – zum emphatischen Veto gegen die Manipulation des diffamierenden Antisemitismusvorwurfs und seiner einschüchternden Wirkmächtigkeit. Jenen, die an dem hinterhältigen Spiel dieses Vorwurfs partizipieren und sich an dem gegen den renommierten Schriftsteller erhobenen Vorwurf gerade delektieren, ist wohl ohnehin nicht mehr zu helfen.

Moshe Zuckermann lehrt Geschichte und Philosophie an der Universität Tel Aviv. Unter anderem veröffentlichte er das Buch „Antisemit! Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument“, Promedia Verlag, Wien 2010.

Debatte Günter Grass: Ich sage, wer Antisemit ist! - taz.de
 
Debatte Günter Grass | von Moshe Zuckermann | 10.04.2012

Kaum ein Begriff wird in Deutschland derart inflationär und verantwortungslos verwendet wie der des Antisemitismus. Das von Moshe Zuckermann
aber schadet dessen Bekämpfung.

rotekarte.jpg

Wer Antisemitismus bekämpfen will, sollte die rote Karte nicht inflationär Bild: AP
einsetzen.

Über den Inhalt von Günter Grass’ Gedicht „Was gesagt werden muss“ ist inzwischen genug gesagt worden. Es lohnt sich nicht, dem Gesagten etwas hinzuzufügen. Das Gesagte hat die Divergenzen in Gesinnung und Ideologie deutlich genug aufgefächert; Bahnbrechendes ist nicht mehr zu erwarten. Umso mehr gilt es, den öffentlichen Sturm, den das Poem entfacht hat, anzuvisieren und zu reflektieren.

Solche Eklats sind in Deutschland nicht neu; sie gehören zur deutschen Streitkultur und spielen sich zumeist in den Sphären des Feuilletons, zuweilen im Akademischen, aber immer in einer Mischung aus bemerkenswerter polemischer Verve und nicht minder auffälligem Hang zur Hysterie ab.

Die Skandaldebatte wird stets mit besonderer Vehemenz ausgetragen, wenn es um Juden, Deutsche, Israel und Deutschland geht: Zu horrend war die deutsch-jüdische Geschichte im 20. Jahrhundert, als dass ihr Neuralgisches heute schon abschwellen könnte.

Und doch ist das, was die Idiosynkrasie zwischen Juden und Deutschen in der Nachkriegszeit ausmachte, mittlerweile so stark verdinglicht worden, derart zum Fetisch geronnen, dass die Beziehung zwischen ihnen nur noch wenig mit der eigentlichen Schreckensvergangenheit, auch kaum etwas mit realen jüdischen Lebenswelten im heutigen Deutschland zu tun hat; bestimmt wird sie vielmehr vorwiegend von ideologiegestählten Befindlichkeiten und fremdbestimmten Interessen.

Antisemitismusbegriff als polemische Schmähpraxis

Und so ist Günter Grass infolge der Publikation seines Gedichtes zum Antisemiten erklärt worden. Von wem? Vom israelischen Premierminister, vom Zentralrat der Juden in Deutschland, von führenden Personen der in Deutschland lebenden „jüdischen Intelligenz“ und von vielen Nichtjuden, die sich mit „Juden“ und „Israel“ panisch zu „solidarisieren“ pflegen.

Es wäre müßig, hier nochmals darzulegen, warum die Kategorien Juden, Zionisten und Israelis und – davon sich ableitend – Antisemitismus, Antizionismus und Israelkritik auseinanderzuhalten sind.
Nicht nur ist das oft genug erörtert worden, sondern es erweist sich immer wieder, dass die Klärungsversuche etwa so viel nützen wie Schröpfgläser einem Toten. Was indes nicht hingenommen werden kann, ist die sich als verantwortungsloser denn je erweisende Verwendung des Antisemitismusbegriffs als polemische Schmähpraxis.

Der inflationäre Gebrauch des Begriffs hat bereits dermaßen zu seiner Banalisierung beigetragen, dass er sein ursprüngliches emanzipatives Aufklärungspotenzial nahezu vollends zugunsten interessengeleiteter, perfider Diffamierungstaktiken und -strategien eingebüßt hat. Nichts schadet der Bekämpfung des realen Antisemitismus mehr als diese entstellt-entstellende Nomenklaturorgie. In Deutschland ist sie mittlerweile zum zentralen Faktor der Degeneration der öffentlichen Debatte im Hinblick auf alles, was „Juden“, „Israel“ und den „Zionismus“ belangt, avanciert.

Gesinnungskomplizen des Zentralrats der Juden

Was dabei vergessen wird, ist die Verbandelung, die man zwangsläufig eingeht, wenn man sich solch diffamierender Benennungspraxis verschreibt. Man befindet sich nämlich in einem Boot mit faschistischen Siedlern in den von Israel besetzten Gebieten, die sich der Unterstützung seitens der reaktionärsten islamophoben Kräfte in Europa und den USA erfreuen dürfen; mit israelischen Alltagsrassisten, die jede Verurteilung ihres menschenverachtenden Denkens und Handelns „von außen“ mit dem Antisemitismus-Vorwurf parieren; mit dem gegenwärtigen Premierminister Israels, der wie wenige in letzter Zeit dazu beigetragen hat, die Schoah-Erinnerung instrumentalisierend zu besudeln, um seine Okkupationspolitik umso ungehinderter betreiben zu können; mit Ariel Scharon, einem seiner Vorgänger, der schon vor Jahren postulieren zu dürfen meinte, dass alle aus Europa kommende Kritik an der von ihm mit besonders schädlicher Emphase betriebenen Siedlungspolitik im Westjordanland zwangsläufig antisemitisch sei.

Man ist aber auch objektiv Gesinnungskomplize des Zentralrats der Juden in Deutschland, der sich inzwischen wohl als Zweigstelle der israelischen Regierung beziehungsweise ihrer Botschaft in Deutschland begreift, mithin jede noch so horrende Politik Israels blind absegnet und mit unreflektierter Verve vertritt.

Gar nicht zu reden von gewissen in Deutschland lebenden jüdischen Intellektuellen, die ihren Judenbonus und die Furcht von Deutschen, als Antisemit apostrophiert zu werden, so perfekt ausgereizt haben, dass sie eine Hegemonialstellung erlangt haben bei der Herstellung von „jüdischen“ Denkimperativen und ein Anrecht auf Einschüchterung von jedem, der sich ihren reaktionären Interessen und ihrem ideologischen Ansinnen in den Weg stellt.

Diskrepanz zwischen Denkverbot und Wissen

Genährt wird dadurch ein Ressentiment. Denn die Diskrepanz zwischen dem aus Angst befolgten Denkverbot und dem Wissen, wie es um Dinge, über die man (öffentlich) nicht sprechen darf, realiter steht, mithin zwischen konsensuellen Verhaltensvorgaben und dem Widerwillen, sich als souverän denkender Mensch solcherart dressieren zu lassen, muss ja irgendwie bewältigt werden.

Jene in Deutschland, die wie Günter Grass denken, sich jedoch nicht getrauen, ihre Gedanken zu artikulieren, nun aber erfahren müssen, dass der, der ihrem Denken Worte gegeben hat, als Antisemit gebrandmarkt wird, sie somit selbst den Dreck des wahllosen Antisemitismusvorwurfs indirekt abbekommen haben, werden sich überlegen müssen, wie sie mit dieser psychisch-politischen Unwirtlichkeit umgehen.
Die Reflektierten unter ihnen werden sich vielleicht zu einer gewissen Courage bewegen lassen – zum emphatischen Veto gegen die Manipulation des diffamierenden Antisemitismusvorwurfs und seiner einschüchternden Wirkmächtigkeit. Jenen, die an dem hinterhältigen Spiel dieses Vorwurfs partizipieren und sich an dem gegen den renommierten Schriftsteller erhobenen Vorwurf gerade delektieren, ist wohl ohnehin nicht mehr zu helfen.

Moshe Zuckermann lehrt Geschichte und Philosophie an der Universität Tel Aviv. Unter anderem veröffentlichte er das Buch „Antisemit! Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument“, Promedia Verlag, Wien 2010.

Debatte Günter Grass: Ich sage, wer Antisemit ist! - taz.de

genau das ist der springende punkt,es geht nicht um den staat israel oder das jüdische volk sondern gegen die politik die betrieben wird von derr likud-partei,und je mehr apartheid in israel herscht desto mehr unterstützung kriegen idioten ala hamas,intifada u.s.w.
man muss ja schon angst haben irgendetwas gegen israel zu sagen um nicht gleich in die Nazi-ecke abgestempelt zu werden.
 
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