Neben Banken melden ganze Staaten die höchste Gefahrenstufe:
Pleite droht, Geld ist alle - der Fall Griechenland
Der Virus der Vertrauenskrise breitet sich immer schneller aus. Und mit jedem Tag steigt die Gefahr, dass eine Abwärtsspirale in Gang kommt, die - wenn überhaupt - nur durch massive staatliche Interventionen auf globaler Ebene zu stoppen ist.
Niemand weiß es genau. Und deshalb ist es so gefährlich für Krisenmanager weltweit, sich die Situation schönzureden. "Wir müssen eigentlich jetzt das schlimmste Szenario für die nächsten zwölf Monate durchspielen", sagt ein deutscher Beamter. "Und von dort aus rückwärts gehen und uns fragen, was wir heute tun müssten."
Viel Fantasie braucht es nicht, um sich den weiteren Krisenverlauf vorzustellen. Am leichtesten fällt es, wenn man sich die Weltwirtschaft als einen Trapezkünstler vorstellt, der bislang selbstbewusst war und kein Sicherheitsnetz brauchte. Dann kam ein erster, schwerer Sturz, und seither fürchtet sich der Artist. Damit er nun nicht aus Angst vor dem Absturz abstürzt, hat der Zirkusdirektor, der in der wirklichen Welt die Staatengemeinschaft ist, ein Netz gespannt – den fast allen Ländern bereitgestellte Plan zur Rettung der Banken. Er ist dafür gedacht, dass das Vertrauen in den Markt zurückkehrt und sich die Geldhäuser untereinander wieder Geld leihen.
Doch es ist alles andere als klar, ob dieses Netz – so gigantisch es erscheinen mag – wirklich robust genug ist. Zumindest stellt das der Artist, also die Investoren weltweit, inzwischen infrage. Ja, er zweifelt sogar die Fähigkeiten derjenigen an, die für das Sicherheitsnetz verantwortlich sind.
Der Fall "Griechenland"
Besonders anfällig sind all jene Länder, die mehr importieren als exportieren und zusätzlich hohe Zinszahlungen ans Ausland leisten müssen. Schonungslos legen Investoren nun die Schwächen offen, die über viele Jahre niemanden interessiert haben.
Wie im Fall Griechenland: Das Leistungsbilanzdefizit wird in diesem Jahr voraussichtlich bei 14 Prozent des Bruttoinlandprodukts liegen. Die Volkswirtschaft braucht folglich rund 52 Milliarden Euro von ausländischen Investoren, um Konsum und Investitionen auf aktuellem Niveau zu finanzieren. Doch wer glaubt noch daran, dass sich das noch lange aufrechterhalten lässt - zumal Griechenland bereits fast in der Höhe seines Bruttoinlandsprodukts verschuldet ist?
Wäre die Mittelmeer-Republik nicht Teil der Eurozone, dann wäre vermutlich längst der Internationale Währungsfonds zu Hilfe geeilt. Das Rezept wäre klar: Abwertung der heimischen Währung, sodass die Exporte steigen und die Importe fallen. Doch genau dieser Ausweg ist nun versperrt. Während Griechenland als Teil der Eurozone bislang vor dem Sturm an den Kapitalmärkten gut geschützt scheint, könnte die Mitgliedschaft schon bald zum Verhängnis werden.
Denn die Alternative ist ein radikales staatliches Sparprogramm sowie Lohnsenkungen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu verbessern. Ein solcher Kurs, der fast der Politik des deutschen Reichskanzlers Heinrich Brüning während der großen Depression ähneln würde, ist politisch kaum durchzuhalten. Eher würde das Land wohl die Eurozone verlassen.
Da diese Alternative keine wirkliche ist, muss folglich Griechenland ein geordneter Anpassungsprozess ermöglicht werden, falls die privaten Geldzuflüsse ausfallen sollten. Doch woher sollen die Milliarden kommen? Der EG-Vertrag verbietet explizit, dass die Notenbank oder andere Regierungen ein Land retten. Diese "No-Bailout-Klausel" hatten die Deutschen in den Maastrichter Vertrag schreiben lassen. Doch ist es denkbar, dass schon bald der IWF einem Eurozone-Land zu Hilfe eilt? Wie groß wäre dann der Reputationsverlust für die Gemeinschaftswährung selbst?
Quelle
Das ist die wirtschaftliche Realität Griechenlands...