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Grizzly 2010: Einmal BiH querbeet und zurück

Nach einer Kaffeepause geht die Stadtführung weiter.

An der schwedischen Botschaft vorbei, an der reger Publikumsverkehr herrscht
(es gibt viele bosnische Migranten in Schweden)
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kommen wir zu dem Platz, der 1914 Weltgeschichte gemacht hat,
nämlich der Latinski Most oder Lateinerbrücke, an der der serbische Nationalist
Gavrilo Princip das österreichische Thronfolgerpaar erschossen hatt.

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Da wo das rote Auto parkt, stand der 19jährige Prinzip, mit dem Gesicht zur Brücke, d.h. zu uns und ...
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Knapp vier Jahre später starb er in Thereseinstadt an Tuberkulose, in völliger Isolationshaft einschliesslich Sprechverbot.

Dort wo die Bank steht, befand sich zeitweise ein Denkmal.
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Vor dem letzten Krieg waren Princips Fußspuren im Asphalt einbetoniert, jetzt gibt's eine Nachbildung im Museum, das sich gegenüber dieser Ecke befindet und im wesentlichen das Attentat zum Thema hat.
 
Immer noch Sonntag 18.7.10 ...

Zu einer kurzen Mittagsverschnauf- und -frischmachpause gehen wir
ins zu Fuß ca. 10 Minuten entfernte Hotel zurück.
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Da geht's lang, bergauf, rechts an der Moschee vorbei.


Irgendwo da oben, wo jetzt die Masten stehen, stand 1992 - 95 serbische Artillerie, die fast pausenlos in die Stadt hineinschoss, ungezielt und oft auch gezielt dorthin, wo sich Menschen aufhielten. Das Leben in der Stadt muss damals die Hölle gewesen sein - und dort zu stehen, von wo ich diese Aufnahme gemacht habe, und wo jetzt unser bosnisch-serbischer Bus (weil die Firma, laut Erich, billiger und zuverlässiger ist als die Konkurrenz aus der Föderation) mit einem freundlichen und exzellenten Fahrer auf uns wartet, war damals lebensgefährlich.
74serbArtiellerie.JPG


Im Bus geht's durch die berüchtigte "Sniper-Allee", durch die man sich während der Belagerung nur im Laufschritt von Deckung zu Deckung oder - im Auto - mit Höchstgeschwindigkeit bewegen durfte, an einem Wald von Hochhäusern vorbei (in denen damals nicht nur die Aufzüge nicht funktionierten ...). Heute sind Aufzüge, Fenster etc. repariert, die Straßenbahn fährt, und man kann sich an den Ampelkreuzungen die Windschutzscheibe putzen lassen.
84NovoSarajevo.JPG


86Fensterputzer.JPG


Über die Stadtautobahn kommt man in den Vorort Ilidza, und nach einer längeren Irrfahrt (eine Autobahnbrücke ist gesperrt) landen wir an der Quelle des Flusses, der diesem Land den Namen gegeben hat - der Bosna ...
94VreloBosne.JPG


in einem Park, der auch im Schwarzwald sein könnte.
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98bruecke.JPG


Der Versuch, ein Schwanenpärchen so aufzunehmen, dass beide Köpfe sichtbar und nicht unter Wassser sind, braucht einige Zeit - derweil hab ich die Gruppe verloren und nur der Umstand, dass ich mir (weil mir ähnliches schon öfter passiert ist) die Mobilnummer der Reiseleitung gespeichert habe, erspart mir eine längere Suche :D

97Schwaene.JPG

Schärfer ging's unter diesen Umständen leider nicht
hidera0.gif
 
Echt richtig schöne Bilder Grizzly! Freut mich seehr dass du so ein großes Interesse an Bosnien (und natürlich den anderen Balkanstaaten) zeigst.
 
Gavrilo war Jugoslawischer Nationalist!
Von mir aus.
Trotzdem hätten ihn die Österreicher nicht so krepieren lassen dürfen.
Knapp vier Jahre später starb er in Thereseinstadt an Tuberkulose, in völliger Isolationshaft einschliesslich Sprechverbot.
schoenen Urlaub noch.
Danke - aber der ist schon fast 2 Wochen vorbei :confused:


@ all

Heut gibts leider keine Bilder, weil ich von der Arbeit völlig alle bin
und erst wieder Bilder zurechtbearbeiten muss.
Demnächst wieder
winkewinke.gif


Laku noc.
 
Auf dem Rückweg von der Bosna-Quelle kommen wir am Redaktions- und Verlagsgebäude der wichtigsten Zeitung des Landes, Oslobodjenje (Befreiung) vorbei. Vor dem Krieg residierte diese in dem Hochhaus daneben, das jetzt Hotel ist - während des Krieges wurde das Gebäude bis zur Unkenntlichkeit zusammengeschossen:
http://www.sa92.ba/v1/images/20071212164551_heli8dx.jpg

03oslobodjnenje.JPG


Nicht weit davon haben sich Architekten bei diesem Kirchenneubau austoben können :traurigdenkend:
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Am Ostrand von Sarajevo ist bereits Republika Sprska, das sogenannte Novo Sarajevo,
u.a. mit dem komplett neu gebauten Stadtteil Lukavica.
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11lukavicaBusbhf.JPG

Lukavica bestand bis 1995 nur aus einer Kaserne, deren Besatzung für einen Großteil der Angriffe auf die Stadt Sarajevo verantwortlich war. Ein Tage vorher angekündigter Bombenangriff der NATO liess von der geräumten Kaserne nicht viel übrig, ansonsten war der Schaden gering.


Durch Serpentinen und enge Gassen schraubt sich unser Bus hinauf bis zum jüdischen Friedhof.
13synagogevonunten.JPG


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19graeberinreihe.JPG


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Laut Erich haben während des Krieges viele Mitglieder der jüdischen Gemeinde die Stadt verlassen,
die deshalb stark überaltert ist und jetzt noch aus 832 Erwachsenen und einem begeistert begrüßten Baby besteht.

24friedhofnachoben.JPG


Der Friedhof war zeitweise von Heckenschützen besetzt, die von hier oben in die Stadt hinein schossen; zwei der u.a. hierfür Verantwortlichen, die Generäle Stanislav Galic und Dragomir Milosevic, sitzen inzwischen langjährige Haftstrafen ab.
23grabeinschuesse.JPG


14juedFriedhPanorama.JPG


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Kommt ja schon ...


Montag 19.7.10


Wir verlassen Sarajevo für zwei Tage in Richtung Mostar, d.h. nach Südosten.
Kurven über Kurven, bergauf und bergab, unser Busfahrer Milan, ein Serbe (ich schreib das extra, damit nicht der Eindruck entsteht, dass die Serben immer nur die Bösen sind) meistert alles bravourös.

53vorKonjic.JPG


54vorKonjic.JPG


Hier sind wir schon in Konjic.
60Konjic.JPG


Dort treffen wir uns mit dem Sprecher einer Umweltschutzgruppe, die dafür gesorgt hat, dass die Neretva nicht nur als Reservoir für Wasserkraftwerke dient und irgendwann ein Staudamm über dem andern erst staut und dann irgendwann bricht ...
Edertalsperre.Bombardiert.jpg

OK das ist jetzt nicht an der Neretva, sondern 1943 an der Eder -
aber so unwahrscheinlich war bis vor einigen Jahren eine ähnliche Katastrophe in Bosnien auch nicht,
schliesslich hat der Krieg auch vor Konjic nicht Halt gemacht.
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Für die Wirtschaft besteht die Versuchung, aus Bosnien und Herzegowina mittels Wasserkraft ein Stromexportland zu machen, mit weitreichenden ökologischen Folgen. Die Umweltgruppe aus Konjic hat, trotz anfangs geringer Resonanz, bereits ein gewisses Umdenken der Entscheidungsträger erreicht.

Flußabwärts, zwischen Konjic und Jablanica, ist die Neretva bereits gestaut.
Vor der Überflutung hat man ein paar Stecci davor bewahrt, im Wasser zu verschwinden, indem man sie nach Konjic gebracht hat.
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Stecci (Einzahl stecak) sind mittelalterliche Grabsteine, die in Bosnien,
aber auch in den Nachbarländern häufiger vorkommen.
62Stecak.JPG


63Stecak.JPG


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30 km westlich von Konjic liegt Jablanica.
Da, wo sich heute ein - nach dem letzten Krieg wieder instandgesetztes - Museum befindet,
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tobte 1943 eine der entscheidenden Schlachten zwischen Titos Partisanen und den Besatzungstruppen.
Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit konnten sich große Teile der Partisanen aus der geplanten Einkesselung lösen und ins sicherere Montenegro zurückziehen, von wo sie den Befreiungskampf fortsetzten und bis 1945 bekanntlich siegreich beendet haben.

Im Zuge der Schlacht an der Neretva wurde die Eisenbahnbrücke auf Titos Befehl gesprengt.
Nach dem Krieg hat man sie so belassen und in die Museumsanlage integriert.
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Dieser Zug steht nicht mehr unter Dampf ...
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83ELok.JPG


... im Gegensatz zu unserer Reiseleitung, die heute in Mostar noch einiges mit uns vor hat
- weiter geht's.

92NeretvaSchlucht.JPG


96NeretvaSee.JPG
 
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