Das karibische Monster
von Lars A. Fischinger
Eine Kreatur mit Namen Chupacabra soll in der Karibik umhergehen - ein Wesen, das es auf Ziegen, Hühner und andere Nutztiere abgesehen hat, ihnen das Blut restlos aussaugt und nach Beschreibungen der Zeugen als Sinnbild eines Monsters oder eines Ungeheuers betrachtet werden kann. Neue Fälle wurden in Alabama, USA bekannt.
Die Bevölkerung, die von dem Phänomen des Chupacabra (spanisch für Ziegensauger) heimgesucht wird, ist von der Realität der Kreatur überzeugt. Zeugen sprechen von einem kleinen Wesen mit meist rot leuchtenden Augen, einem Stachelkranz vom Nacken bis zur Schwanzspitze und gewaltigen Klauen und Hinterläufen, die an einen Bock erinnern. Das bis zu 1,50 Meter kleine Wesen läuft auf zwei Beinen, kann gewaltige Distanzen im Sprung zurücklegen und angeblich sogar die Stacheln auf seinem Rücken ein- und ausfahren. Außerdem geben die Zeugen an, dass die Kreatur einen menschenähnlichen Schädel mit großen Mandelaugen habe. Der als leicht oval beschriebene Schädel mit seinen Augen erinnert Ufologen natürlich sogleich an die kleinen Grauen der UFO-Forschung.
Begegnungen mit dem Ziegensauger sind für die Zeugen immer Treffen der unheimlichsten Art. Der Mythos begann um 1995, doch bereits viele Jahre zuvor sprachen Einheimische auf der Insel von einem unheimlichen Dämon mit Namen Moca Vampir. Der Moca soll zwar niemals gesehen worden sein, doch seine angeblichen Taten waren die selben, die später dem Ziegensauger zugesprochen werden. Auch der Moca habe Kühen, Ziegen, Gänsen oder Enten in rätselhafter Art und Weise das Blut "ausgesaugt". Kein Wunder also, dass die Bevölkerung von einem Vampir spricht.
Der Chupacabra hat den selben Trieb wie der Moca; Berichte aus der Region um die Orte Morovuis und Orocovis sprachen 1995 von zahlreichen blutleer aufgefundenen Nutztieren. Im Spätsommer 1995 kam es in Campo Rico, einem Vorort von Casanova, angeblich zu einer ersten, direkten Begegnung mit einem Chupacabra. Die Zeugin Madelyne Tolentino hielt sich zwischen drei und vier Uhr am Nachmittag im neu bezogenen Haus ihrer Mutter auf, als sie beiläufig aus dem Fenster blickte. Dort sah sie eine seltsame Szene: unweit des Hauses stand ein geparkter Wagen, dessen Fahrer voller Entsetzen und fluchtartig aus seinem Auto sprang. Noch ehe sich Tolentino fragen konnte, was den Mann so in Angst und Panik versetzte, sah sie eine 1,20 bis 1,50 Meter kleine Kreatur mit Stachelrücken und allen oben genannten Attributen des Ziegensaugers.
Ein namentlich nicht bekannter Zeuge, ein Freund der Familie Tolentino, war ebenfalls am Ort des Schreckens und nahm die Verfolgung der Bestie auf. Er berichtet, dass sich der Ziegensauger mit einer fast unnatürlichen Geschwindigkeit einen schmalen Weg in Richtung des Dschungels entlang bewegte. Fast hatte er das Tier eingeholt, da drehte es sich unvermittelt um, stellte seine Stacheln auf dem Rücken auf und fletschte die Zähne. Der lokale Phänomene-Forscher J. Martín fertigte anhand der Zeugenaussagen dieser Begegnung das hier zu sehende, "klassische" Bild des Chupacabra an.
Im Jahr 1995 häuften sich nun die Berichte über den Ziegensauger. Allein um die Stadt Casanova wurden mehr als 150 verstümmelte Tiere aufgefunden. Im November 1995 wurden in der Gegend bei Caguas Dutzende Tiere Opfer des Chupacabra, denn dort wurden Pferde, Kaninchen, Hühner, Kühe, Hunde, Katzen, Ziegen und andere Kleintiere tot und ohne einen Tropfen Blut im Körper gefunden. Etwas Unheimliches schien sich auszubreiten. Die Bevölkerung wurde langsam unruhig und schob alles auf den Ziegensauger. In Zahlen ausgedrückt sollen mehr als 2000 verstümmelte Tiere innerhalb von zwei Jahren auf Puerto Rico gemeldet worden sein, wie es das angesehene "UFO-Magazin" in der März/April-Ausgabe 1996 berichtete.
Kurz vor Weihnachten 1995, am 21. Dezember, kam es zum ersten bekannten Angriff eines solchen Ziegensaugers auf einen Menschen. Der Zeuge Osvaldo Claudio Rosado aus Guanica berichtete, dass er beim Waschen seines Autos von hinten von einem 1,50 Meter großen "Gorilla" angefallen wurde. Das Tier verpasste Rosado einen Hieb in den Unterleib und verschwand ebenso schnell wieder. Tatsächlich sollen sich deutliche Krallenspuren auf Rosados Bauch gezeigt haben.
Doch nur fünf Tage später hatte angeblich in Torrecilla Baja eine Zeugin fast erneut eine nahe Begegnung mit der Kreatur. Als sie in den frühen Morgenstunden einem sonderbaren "Schrei" nachgehen wollte, spielte ihr Hund vollkommen verrückt. Die Zeugin fand nichts, doch danach wurden eine Siamkatze mit herausgeschnittenen Genitalien und vier Enten, vier Kaninchen, ein Huhn und zwei Hennen verstümmelt aufgefunden. Das aufgefundene Huhn konnte man schon als perforiert bezeichnen, und am selben Tag entdeckte man in San German elf tote Ziegen.
Ebenfalls am 26. Dezember fand man an den Klamath-Fällen eine verstümmelte Kuh. Wie bei den bekannten und immer noch mehr als rätselhaften Tierverstümmlungen in den USA (siehe Bild) fehlten dem Tier After, Vagina, die Zunge, das rechte Ohr und das gesamte Blut. Und glauben wir Medienberichten ("Liverpool Echo" vom 20. November 1995 und New York Daily News vom 22. November 1995), hat der Ziegensauger auch einen harmlosen Teddybär zerfetzt.
Sicher ließ sich die Liste der Berichte beliebig verlängern, doch der folgende Fall, über den der Forscher Jorge Martín berichtet, erstaunt mehr als alle anderen.
In Campo Rico hörte der Polizist Juan Collazo Anfang Dezember 1995 einen seltsamen Lärm vor seinem Haus. Als er nachsehen wollte, was dort los war, sah er plötzlich, wie ein Ziegensauger seinen Hund angriff. Ohne zu überlegen zog Collazo seine 38er Smith & Wesson und schoss auf das Biest. Tatsächlich traf er auch, das Projektil durchschlug den Körper des Chupacabra und blieb in seinem Auto stecken. Martín berichtet, dass es ihm gelungen sei, eine Blutprobe des Chupacabra zu nehmen.
Hier haben wir jedoch zwei unterschiedliche Angaben, woher das Blut stammte. Entweder vom Projektil oder von jenem Zaun, über dem das Biest geflohen war. Martín schickte die Probe des vermeintlichen Chupacabra-Blutes in die USA. Seinen Veröffentlichungen nach habe das Blut "ähnliche Eigenschaften wie menschliches Blut der Gruppe A". Weiter enthielt die Blutprobe "pflanzliches Zellenmaterial", Einschlüsse von Parasiten und bakterielles Material. Die Blutprobe war auf keinen Fall menschlich, noch war sie verwandt mit "irgendeiner tierischen Spezies, die die Wissenschaft kennt".
Jetzt begegnen wir einem weiteren Fall, bei dem auf einem Chupacabra geschossen worden sein soll. Nicht nur das, sondern der Kadaver wurde auch wissenschaftlichen Untersuchungen unterzogen – eine sehr seltsame Geschichte.