Der Papst aus Chicago - Leo XIV und das Ringen um den Glauben
Es war der Moment, in dem Geschichte und Gegenwart sich trafen. Von der Loggia des Petersdoms blickte ein Mann in die Menge - ein Mann, der den Namen Leo XIV. angenommen hatte. Robert Prevost, geboren in Chicago, ein Missionar, der sein Leben den Menschen in Peru gewidmet hatte, stand nun als erster Papst der Vereinigten Staaten vor der Welt. Ein Mann, der in der einen Hand die Macht der Kirche hielt, in der anderen den Geist eines Missionars.
„Friede sei mit euch“, sagte er - ein Gruß, der wie ein Versprechen klang, wie eine Brücke zwischen den Zeiten. Der rote Mantel der Papstwürde, den Franziskus einst abgelegt hatte, lag nun schwer auf seinen Schultern. Leo XIV sprach in Italienisch und Spanisch, nicht in Englisch, als wollte er den amerikanischen Akzent hinter sich lassen. Doch die Geschichte ließ sich nicht verbergen.
George W. Bush und seine Frau Laura waren „entzückt“, wie sie sagten. Ein amerikanischer Papst - ein historischer Moment für die katholische Kirche und die USA. Marco Rubio sprach von „heiliger Verantwortung“, und sogar Donald Trump, der an der Westflügelpforte auftrat, nannte es „eine Ehre für unser Land“. Doch Leo XIV. war mehr als eine amerikanische Figur. Er war ein Mann, der die Brücke zwischen zwei Welten schlug - dem Norden und dem Süden, den Mächtigen und den Vergessenen.
Als Papst Franziskus ihn 2023 nach Rom holte, war es ein Schachzug. Der Mann aus Chicago, der Bischof von Chiclayo in Peru gewesen war, wurde zum Leiter des mächtigen Bischofsamts ernannt. Er, der in stillen Gebeten mit den Armen des peruanischen Nordens gelebt hatte, wurde nun zur unsichtbaren Hand, die entschied, wer Bischof wurde und wer nicht. Ein Hüter der Reinheit und der Macht.