Das neuzeitliche Vorkommen der Blutrache ist nicht fest an bestimmte Gebiete gebunden.
Auf dem
Balkan, zum Beispiel in
Griechenland auf
Kreta, im Norden
Albaniens[2] und in einigen Ländern des ehemaligen
Jugoslawiens wie
Kosovo,
Serbien,
Montenegro, und Teilen
Bosnien und Herzegowinas, in östlichen Teilen der
Türkei (
kan davası: „Blutstreit“) und bei den
Tschetschenen wird die Blutrache zum Teil noch heute praktiziert. Das
Clansystem der Somali in Nordostafrika beinhaltet ebenfalls Blutrache-Elemente.
Vendetta ist der
italienische Begriff für Blutrache. Sie ist die ursprünglich aus
Sizilien stammende Variante des
Talions, aber auch in
Kalabrien und auf
Sardinien (als
Vindicau) vorkommend. Auch auf
Korsika ist dieser Begriff das Synonym für die bis ins 19. Jahrhundert belegte Blutrache.
In den 1990ern war insbesondere Nordalbanien wegen Blutrache und
Ehrenmorden in die Schlagzeilen geraten. Die Täter halten sich aber meist nicht mehr an die detaillierten Vorschriften des mündlich überlieferten
Gewohnheitsrechts Kanun, das unter anderem die Blutrache regelte. In Albanien wird die Blutrache als
Gjakmarrje bezeichnet. In den Jahren 2004 bis 2006 wurden im nordalbanischen
Qark Shkodra, eines der am stärksten betroffenen Gebiete des Landes, aber nur noch ein oder zwei Blutrache-Morde pro Jahr registriert.
[3]
Blutrache und
rechtsstaatliche Gesetzgebung sind nicht vereinbar. Migranten aus den Gebieten, in denen Blutrache vorkommt, bringen mit anderen Sitten immer auch ihre Vorstellung von Ehrgefühl mit, so dass es auch in Westeuropa zu verschiedenen Blutrache-Fällen kam. Westliche Gerichte beurteilen diese
Selbstjustiz in der Regel als
Mord oder
Totschlag.