Spürbare Abkühlung
Die Folgen der internationalen Wirtschaftskrise lassen Kroatiens Wirtschaft im laufenden Jahr voraussichtlich um 1,6 Prozent schrumpfen.
In den vergangenen Jahren war die kroatische Wirtschaft konstant gewachsen. Angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise bieten sich nun auch für Kroatien schlechtere Perspektiven. Vor allem im vierten Quartal gingen die wirtschaftlichen Kennziffern teils stark zurück. Für 2009 wird ein Minus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,6 Prozent prognostiziert.
Angesichts schlechter Verkaufszahlen im Einzelhandel und schlechter Kennziffern bei der Industrieproduktion sank das BIP im vierten Quartal 2008 schätzungsweise um 0,7 Prozent. Insgesamt dürfte das BIP im vergangenen Jahr um 2,1 Prozent gestiegen sein.
Moderate Inflation im laufenden Jahr
Die Inflationsrate für 2008 wird auf 2,8 Prozent geschätzt, ein deutlicher Rückgang gegenüber 2007, als die Inflation noch 6,1 Prozent betrug.
Gründe für den Rückgang sind eine infolge der Finanzkrise geringere Nachfrage und insgesamt fallende Preise für Konsumgüter.
Das Leistungsbilanzdefizit dürfte sich angesichts des geringeren Importwachstums im laufenden Jahr auf 8,8 Prozent des BIP verringern. Wegen der Rezession in Europa sind die Aussichten für den Export nicht gut. Über die Größe des Leistungsbilanzdefizits wird der Verlauf der Tourismussaison maßgeblich entscheiden.
Die Auslandsverschuldung stieg im Oktober um 1,5 Milliarden Euro auf insgesamt 37,7 Milliarden Euro. Für das gesamte Jahr 2009 wird mit Auslandsschulden in Höhe von 39 Milliarden Euro gerechnet. 9,4 Milliarden Euro müssen im Jahr 2009 beglichen werden, 2,5 Milliarden Euro fallen im laufenden Quartal an. Insgesamt wird sich die Finanzierungslücke in der Zahlungsbilanz im laufenden Jahr auf etwa 2,1 Milliarden Euro belaufen.
Zentralbank legt Priorität auf Stabilität der Währung
Der Kurs der Landeswährung Kuna gegenüber dem Euro stieg im Januar in der Spitze auf 7,45 HRK/Euro, bevor er wieder auf das
Niveau von 7,40 HRK/Euro fiel.
Nachdem die Zentralbank zu einem eher konventionellen Kurs in der Geldpolitik zurückgekehrt ist und keinen von ihr favorisierten Korridor für den Wechselkurs zum Euro verkündet, hat sie mehrmals darauf hingewiesen, dass eine ihrer Prioritäten der Währungsstabilität gilt. Sie hat aber die geldpolitischen Konditionen gelockert, um den einheimischen Banken zu ermöglichen, die externen Zahlungsverpflichtungen der Regierung durch einen Konsortialkredit in Höhe von 750 Millionen Euro zu refinanzieren. Dennoch setzt die Zentralbank ihren Kurs fort, Liquidität vom Markt zu nehmen und zeigt keine Anzeichen für einen Politikwechsel. Es stellt sich allerdings die Frage, wie lange die Zentralbank diesen Kurs noch durchhalten wird.
Haushalt im Minus
Im Dezember hat die kroatische Regierung das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts für 2009 aufgegeben und dem Parlament einen Haushaltsentwurf vorgelegt, der ein Defizit von 0,9 Prozent des BIP vorsieht. Der Finanzierungsbedarf für den öffentlichen Sektor beläuft sich damit auf 13 Milliarden HRK. Da die Steuereinnahmen langsamer steigen, wächst die Dringlichkeit von Ausgabenkürzungen zur Haushaltsanpassung. Vertreter aus Wirtschaft und Banken haben die Regierung aufgerufen, Unterstützung durch den Internationalen Währungsfonds in Anspruch zu nehmen. Eine Alternative wäre die Kürzung des Finanzierungsbedarfs für den öffentlichen Sektor. Insgesamt wird für das Jahr 2009 mit einem Haushaltsdefizit von 2,8 Prozent des BIP gerechnet. Unterdessen gingen die Steuereinnahmen im vierten Quartal zurück, diese Entwicklung setzte sich auch in den ersten Wochen des Jahres 2009 fort.
Quelle: UniCredit, CEE Quarterly 1/2009
Ausblick
Angesichts der weltweiten Flaute der Wirtschaft sehen die Wachstumsperspektiven für die kroatische Wirtschaft eher bescheiden aus. 2009 wird das BIP wohl um 1,6 Prozent schrumpfen. Zweistellige Zinsraten im Interbankenmarkt sowie eine insgesamt strikt ausgelegte Geldpolitik bremsen die Kreditvergabe. Auch die Fiskalpolitik hat momentan keinen Spielraum, um antizyklische und konjunkturbelebende Maßnahmen zu ergreifen. Dies erhöht auch die Risiken für die Entwicklung des Privatsektors.
Im Mai finden in Kroatien Kommunalwahlen statt. Die Regierung wird nicht gewillt sein, bis dahin unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Projekte zu gefährden. Reformen in der Wirtschafts- und Finanzpolitik werden vor Mai demnach kaum zu erwarten sein. Auch die Verhandlungen mit der EU über einen Beitritt des Landes, die im laufenden Jahr abgeschlossen werden sollten, werden sich aller Voraussicht nach bis ins kommende Jahr verschieben, auch aufgrund ungelöster Fragen mit Slowenien hinsichtlich der Festlegung der Staatsgrenzen.
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