Schiptar schrieb:
Das Argument mit der nordwestlichen griechischen Provinz Makedonien und der Region Makedonien zieht meiner Meinung nach in diesem Zusammenhang nicht, und zwar weil die Republik und die griechische Provinz gleichen Namens durchaus etwas miteinander zu tun haben bzw. hatten. Es ist daher historisch vollkommen nachvollziehbar, warum beide Gebiete diesen Namen tragen. (Ich rege mich als britischer Staatsbürger z.B. auch nicht darüber auf, daß es in Frankreich eine Region namens "Bretagne" gibt, auch wenn das nicht ganz das Gleiche ist.)
Ob der Name hellenischen Ursprungs ist oder nicht, ob die antiken Makedonen in ethnischer oder gar kultureller Hinsicht nach heutigen, 200 Jahre alten oder gar antiken Maßstäben Hellenen waren oder nicht, ist meiner Meinung nach in diesem Zusammenhang auch vollkommen irrelevant, weil dieser Name schlicht und einfach seit Jahrtausenden der Name dieser Landschaft ist, und es keinen Grund gibt, warum die slawische Landnahme vor ca. 1500 Jahren jetzt plötzlich eine Umbenennung zwingend notwendig machen sollte. (Vergleiche das Ganze mit Ägypten, der Toskana/Etrurien, Sizilien, Großbritannien/Bretagne, usw.)
Der Hellenismus ist aber ein kulturelles und kein ethnisches Phänomen, er hatte außerdem große Bedeutung für alle Gebiete, die von der makedonisch-hellenischen Expansion betroffen waren.
Das ist mein Hauptproblem mit der griechischen Position in diesem Streit. Nämlich so zu tun, als gäbe es "imaginäre" und "reale" Nationalgefühle. Ich finde dagegen, daß letztendlich alle Nationen und damit zusammenhängenden Gefühle Konstrukte und damit "imaginär" sind.
Und erlaube mir den Hinweis, daß gerade die heutigen Griechen da vorsichtig sein sollten. Wer im Glashaus sitzt, usw.
Oder vielleicht ließe sich der Namensstreit eben doch durch einen Grenzvertrag entschärfen, wer weiß...
Hier geht es einzig und allein um die hellenische Geschichte und um territoriale Expansionsgelüste der Slaven aus der ehemaligen jugoslavischen Republik.
Das Problem, welches wir heute haben, bezieht sich nicht nur auf einen "Namen" sondern auch auf die dazugehörigen "Anhängsel". Der Name ansich wäre kein Problem und bedürfe keiner grossen Beachtung, Beispiele hast du ja zu Genüge genannt ( ich könnte dir sogar Städte in den USA nennen, welche griechische Namen tragen: Philadelphia, Athens usw., doch keiner von den "Philadelphians "oder den "Athenians" aus den USA käme auf die Idee zu sagen, dass sie Griechen sind, bzw. Ansprüche auf hellenische Geschichte stellen). Diese Anhängsel sind von enormer Bedeutung für die hellenische Geschichte, welche in keinsterweise angetastet werden darf, erst recht nicht von eingewanderten Slavenstämmen des 6. Jhr. nach Christus.
Ausserdem gibt es viele Beweise dafür, dass es bei den Makedonen um einen hellenischen Stamm handelte - auch wenn viele Propagandisten drumherum schreiben und publizieren - da es zum Beispiel im heutigen Jordanien, Syrien und Palästina (siehe Dekapolis) hellenische Städte aus der Zeit Alexander des Grossen gibt (Pella, Dion, Hippos, Philadelphia...). Auch hierbei würde keiner der heutigen Bewohner dieser Städte behaupten, dass sie die Nachfahren der Makedonen sind, auch wenn damals dort Makedonen hausten.
Es gibt sogar ein Volk in Afghanistan, die
Kafir-Kalash. Durch nähere Untersuchungen von Ethnologen in den 90er Jahren, kam man zum Resultat, dass es sich um direkte Nachfahren der Makedonen aus Zeiten von Alexander dem Großen handelt. Ihre Sprache ist dem heutigen Griechisch eng verwandt: Viele Worte und Laute klingen ähnlich.
Die Perser - um ein weiteres Beispiel zu nennen - nannten die Makedonen mit dem Einzug Alexander des Grossen
"Yunan Takabara". Yunan kommt von Ionas (Ionier) und wird heuten noch von einigen asiatischen Völkern für die Hellenen benutzt (zB. Türkei: Yunanistan; arabische Länder: al-Yunan; Indien: Yunan). Takabara ist ein Ausdruck, welcher den schildähnlichen Helm der Hellenen beschreibt. Die Perser nannten sozusagen schon damals die Makedonen Hellenen.
Was ich noch oft als Gegenargument höre, ist das berühmt-berüchtigte: "Die Griechen bezeichneten die Makedonen als Barbaren". Wenn man sich aber mit der Antike genau befasst und sein Wissen nicht nur aus (un)seriösen Internetquellen bezieht - und somit sein Unwssen ungewollt preisgibt - wird man auf viele "Barbareien" stössen. Es ist in der akademischen Welt bekannt, dass sich hellenische Völker schon zu Urzeiten bekämpften. Die Athener sahen sich als die erhabeben und intellektuellen Demokraten an, die Spartaner waren er die kampfbereiten und durchtrainierten Soldaten usw. Keiner stört sich aber an der Tatsache, dass die Athener jedes nicht-athenische Volk als barbarisch bezeichnete. Keiner stört sich daran, dass die Spartaner auch "Barbaren" waren, nichtsdestotrotz käme keiner auf die Idee zu sagen, dass die Spartaner keine Hellenen waren.
Es kann und darf nicht gedultet werden, dass sich Slaven als Nachfahren der antiken Makedonen sehen und Anspruch auf hellenische Geschichte erheben. Dies wird nicht toleriert, egal wie sehr der Gedanke der "Makedonismus" in F.Y.R.O.M. vorangeschritten ist. Wie du deutlich erkennen kannst, geht es nicht nur um einen Namen, sondern um viel mehr, darum handelt es sich um ein Problem eines sochen Ausmasses.
Hippokrates