Mal was zum Schmunzeln
Immer Ärger mit den Siedlern
Wie manche Nachricht aus dem Nahen Osten für Wirrwarr in deutschen Redaktionen sorgt
06.04.2017 – von Michael Wuliger
Wuligers Woche: Immer Ärger mit den Siedlern | Jüdische Allgemeine
Redaktionskonferenz einer deutschen Regionalzeitung. Ende vergangener Woche.
Chefredakteur: »Was haben wir aus dem Ausland?«
Politikredakteur: »Israel errichtet eine neue Siedlung in der Westbank.«
Chefredakteur: »Was soll daran neu sein? Das machen die doch dauernd. Vorige Woche hatten wir das erst im Blatt: ›Israel: Siedlungsbau geht weiter‹.«
Politikredakteur: »Nein, das war etwas anderes. Da wurde eine bestehende Siedlung ausgebaut. Das jetzt ist ein Siedlungsneubau. Der erste seit über 25 Jahren.«
Chefredakteur: »Komisch, ich dachte die ganze Zeit, die stellen ständig neue Siedlungen in die Gegend.«
Politikredakteur: »Ja, schon. Aber das sind illegale Siedlungen.«
Chefredakteur: »Sind nicht alle Siedlungen illegal? Das haben Sie doch neulich in Ihrem Kommentar geschrieben.«
Politikredakteur: »Ja, nach dem Völkerrecht. Für die Israelis sind nur die Siedlungen illegal, die vorher nicht von der Regierung genehmigt wurden.«
Chefredakteur: »Und die werden dann abgerissen?«
Politikredakteur: »Nein, sie werden meistens geduldet.«
Chefredakteur: »Wozu braucht man dann jetzt noch eine legale Siedlung?«
Politikredakteur: »Dort sollen Bewohner einer illegalen Siedlung untergebracht werden, die von der Polizei geräumt wurde.«
Chefredakteur: »Sie haben doch gerade gesagt, dass die Regierung die illegalen Siedlungen toleriert.«
Politikredakteur: »Diese nicht. Da gab es einen Prozess.«
Chefredakteur: »Wegen Völkerrechtsverletzung?«
Politikredakteur: »Nein, nach israelischem Gesetz, vor dem Obersten Gerichtshof in Jerusalem. In jedem Fall ist auch die neue, legale Siedlung nach internationalem Recht illegal. Die UNO hat schon protestiert. Und die Bundesregierung sagt, dass es den Friedensprozess behindert.«
Chefredakteur: »Na gut, dann machen wir als Überschrift: ›Anschlag auf den Frieden‹. Unterzeile: ›Netanjahu baut neue Siedlungen‹.«
Politikredakteur: »Äh, eigentlich ist es nur eine Siedlung. Und Netanjahu hat gleichzeitig angekündigt, den Ausbau der bestehenden Siedlungen einzuschränken.«
Chefredakteur: »Wieso baut er dann die neue Siedlung?«
Politikredakteur: »Weil die schon geplant war, bevor er das versprochen hat.«
Chefredakteur: »Ausbau. Neubau. Legal. Illegal. Ausweitung. Einschränkung. Ich blick’ nicht mehr durch. Gibt’s kein anderes Auslandsthema, das nicht so kompliziert ist?«
Politikredakteur: »Doch. Trump will Tochter Ivanka im Weißen Haus beschäftigen.«
Chefredakteur: »Das ist ein Thema! Überschrift: ›Wenn der Vater mit der Tochter‹. (grinst) Das machen wir!«
Politikredakteur: »Und die israelische Siedlung?«
Chefredakteur: »Bringen Sie’s als kurze Meldung. Das versteht sowieso kein Mensch.«
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Auch wenn es wehtut, nimm es hin.
Nimm das, auch wenn es weh tut.
Finkelstein ist ein Wissenschaftler, der sich seine eigenen Fakten schafft, so ein kleiner Höcke
So heißt es etwa, die Bevölkerungsdichte im Gaza-Streifen sei höher als die Tokios. Oder: Die radikalislamische Hamas habe 2014 keine Raketen auf Israel abgeschossen. Oder: Es habe keine für Angriffe gegrabenen Tunnel vom Gazastreifen auf israelisches Territorium gegeben. Das Gegenteil ist das Fall.
Tatsächlich schrieb Finkelstein den Text selbst über sich in der dritten Person, wie MPI-Direktorin Foblets erklärt. Dabei kam es von MPI-Seite zu einem Fehler: Man müsse einräumen, dass eine "Prüfung" des "Textes unterblieben"
Hält die Regierung Finkelstein für einen ernstzunehmenden Wissenschaftler?
Auch an diesem Punkt setzt allerdings die Grünen-Anfrage an. Die Abgeordneten klopfen bei der Bundesregierung ab, inwiefern es sich bei der Einladung Finkelsteins um einen "wissenschaftlich begründeten oder begründbaren Vorgang" handelte. Aus der Antwort könnte hervorgehen, ob die Bundesregierung Norman Finkelstein für einen ernstzunehmenden Wissenschaftler hält - oder nicht.
Finkelstein selbst behauptet, inzwischen politisch gemäßigt zu sein. "Ich selbst sehe mich (...) nicht mehr als radikal oder kontrovers an", sagte er der Mitteldeutschen Zeitung während seines Besuchs in Sachsen-Anhalt, "ich bin heute in der Mitte des politischen Spektrums".
Die falschen Angaben, die er dem MPI zum Gaza-Krieg untergejubelt hat, lassen an einer Mäßigung zweifeln.
Die ganze Schmach:
http://www.sueddeutsche.de/politik/...r-hat-parlamentarisches-nachspiel-1.3425187-2