Das ist etwas verklärend beschrieben, besonders was die Handlungsmöglichkeiten und Spielräume der großen Konzerne betrifft, die es in Deutschland auch gibt. Sie agieren und kooperieren international, das ist seit der zweiten industriellen Revolution gang und gebe. Deutschland ist nicht umsonst Wirtschaftsmacht und Wirtschaftsknotenpunkt in Europa-Eurasien. Was kannst du uns denn konkret über die Produktionskosten der jeweiligen führenden Firmen und Konzerne in Deutschland sagen?
Ach wie schön es ist, als Jugo-Nostalgiker ein reines Gewissen zu haben, da es YU damals nicht möglich war Kriege, geschweige denn Wirtschaftskriege zu führen.
Und wie die Leute da verhungert sind, einfach nur krass.
Du merkst schon, dass du nicht diskutieren kannst, oder?
Natürlich kooperieren sie nicht nur international, sie agieren international. Das ist auch an sich nichts schlechtes. Die Globalisierung fördert letztlich auch die lokale Wirtschaft. Handmade, etc. es im Aufschwung, auch vernünftige Lebensmitte.
Das Problem ist aber nicht der Kapitalismus, das ist so ein Schlagwort geworden. Der Kapitalismus ist weder gut noch schlecht. Ein großes Problem ist meiner Meinung nach, zum Teil die versuchte Regulierung und schlechte Politik. Das beste Beispiel ist die EU. Wenn man sich anschaut, wie hoch die Hürden für eine Zulassung für neues Saatgut ist oder wie absurd so manche Norm, dann kann man kaum dem Kapitalismus die Schuld geben, nicht in letzter Konsequenz. Die großen Konzerne diktieren quasi der EU, was sein muss. Das alles natürlich mit dem Argument des Verbraucherschutzes - Zulassung. Das mag in Teilen seine Berechtigung haben, sorgt aber dafür, dass eine große Anzahl von Marktteilnehmern ausgeschlossen wird, die sich das schlicht nicht leisten können.
Ein weiterer Punkt sind Subventionen. In HR werden gerade Reben quasi verschenkt, die gar nicht in unseren Boden gehören. HR ist reich an autochthonen Rebsorten, ein unglaublicher Schatz, aber die alten Sorten wachsen nur langsam, sind nicht so einfach im Keller und auf dem Markt nicht so bekannt. Was Weinbau betrifft ist Kroatien zum Teil noch in der Steinzeit. Zu YU Zeiten war Qualität kein Kriterium, also wurde gespritzt, gedüngt, alles wurde mit Chemie verseucht. Kaum jemand arbeitete mit natürlichen Hefen, während schon in den 70er/80ern, das restliche Europa sich weiterentwickelte. Das, was du den Omis am Straßenrand abgekauft hast, schmeckte so gut, weil es alte Sorten waren, nicht weil es natürlich angebaut war, denn die Omis liebten die Chemie.
Das große Problem mit dem Kapitalismus ist die mangelnde Vernunft der Leute. Niemand backt noch selber sein Brot, wenn es im Laden nur 2 Kuna kostet. Das gleiche mit unserem heiligen Prust. Früher bekamen die Schweine nur die Reste, also Melonen etc. (traditionell sogar nur Feigen). Bald wird es kaum noch jemanden geben, der seinen eigenen Prust hat, denn Hausschlatungen gibts in der EU nicht. Am schlimmsten für uns ist, dass wir nicht mehr in BiH einkaufen können, weil du kein Fleisch importieren darfst.
Diese Dinge werden immer wieder gerne als Kapitalismus verkauft. Kapitalismus ist aber nur eine ganz natürliche Sache. Unnatürlich ist, wie die EU agiert und sich bereichert, auf Kosten anderer Länder. Unternehmen nutzen, was ihnen zur Verfügung steht, das kann man recht einfach steuern.
Aber der Markt reguliert sich. In Italien ziehen wieder Leute aufs Land, bauen wieder selber an, werden unabhängiger. Du kannst dank des industriellen Fortschritts ein Haus autark betreiben, Solar. Windkraft, Brunnenbau, etc. Das kostet nicht einmal besonders viel Geld. In Kroatien gibt es dafür teilweise ideale Bedingungen. Auch die neue Wertschätzung für Luxusprodukte ist ein gutes Zeichen. Luxus klingt gut, dabei sind aber viele so hergestellt, dass die Macher davon leben können, sie Hib auf Vis.
Immer mehr Leute entdecken, was die Natur bietet und wie man unabhängiger Leben kann. Im Gegensatz zu den YU Zeiten, sind die Kroaten, zumindest kann ich das für Dalmatien sagen, viel umweltbewusster geworden. Die Adria ist heilig, alles was der Wasserqualität schadet, wird vermieden oder abgeschafft. Man kehrt zur alten Bauweise zurück. Und selbst beim Tourismus wird einiges getan, um die fatalen Entscheidungen aus der YU Zeit zu korrigieren.
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ich fürchte, für die Zukunft werden die pessimistischen "Mals" recht haben. Du lebst in DE und noch ist es dort am wenigsten schlimm. Aber das wird sich ganz sicher auch ändern, v.a. dann, wenn die Kassen immer leerer werden, dann wird die Armut auch immer mehr sichtbarer und ebenso die daraus resultierenden sehr unangenehmen Begleiterscheinungen (zB Kriminalität).
Fairtrade und Bio gehen aber auf eine bestimmte Weise schon Hand in Hand, da es in beiden Fällen um Gewissensberuhigung der "mündigen Konsumenten" geht, dabei ist das im Vergleich zur Weltwirtschaft gerade mal ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Bio ist schön und gut, nur hört es eben da auf, wo es weh tut und genau da wäre es wichtig. Hähnchenbrust aus natürlicher Aufzucht kostet locker das dreifache, vom herkömmlichen. Das zahlt kaum jemand. Der größte Skandal in Deutschland ist die Fleischproduktion und solange das FLeisch billig ist, sind die Svabos vergnüngt.
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Keine Ahnung, wird sich zeigen
Du entwertest es jetzt einfach so willkürlich auf Gewissensberuhigung des Konsumenten, und dass es ein Tropfen auf dem heißen Stein ist liegt zu einem großen Teil an den Konsumenten die sich icht darum scheren wollen (ich schließe mich da nicht aus).
Das ist genau so wie die pauschale Entrüstung über gierige kapitalistisch-faschistische Unternehmen die alle aussaugen wollen, dabei sind es auch die Millionen Anleger weltweit, die für steigende Aktienkurse und Dividende über Leichen gehen würden. Nicht nur die Applemanager sind Schuld an der Ausbeutung der chinesischen Arbeiter sondern genau so die fanatischen iPhone-Käufer und Apple-Aktionäre, Leute wie du und ich.