Brennendes Öllager in Libyen: Hilfloser Kampf gegen das Inferno
Islamisten haben in Libyen ein Großfeuer entfacht. Nach einem Raketenangriff auf das bedeutendste Öllager des Landes stehen mehrere Megatanks in Flammen. Weil die Gefechte andauern, kommt die Feuerwehr kaum zum Löschen.
Tripolis/Al-Sidra - Eine gigantische schwarze Rauchwolke zieht über die libysche Küstenstadt Ras Lanuf in der Region Sidra. Der dunkle Qualm steigt von brennenden Öltanks auf, in ihnen lodert ein riesiges Feuer. Der Brand war bereits in der vergangenen Woche in mehreren Tanks ausgebrochen - sie gehören zum größten Öllager des Landes. Bei Gefechten hatte eine Rakete einen Tank getroffen, woraufhin dieser und weitere in Flammen aufgingen. 6 von 19 fingen Feuer, mindestens zwei sind nach lokalen Medienberichten bereits kollabiert.
Seit einigen Tagen versuchen Islamisten, die wichtigsten libyschen Ölterminals Al-Sidra und Ras Lanuf unter ihre Gewalt zu bringen. Nach den Angriffen am Donnerstag stehen zwei Tanks noch immer unter Feuer - bei dem Inferno soll laut libyschen Behörden so viel Öl verbrannt worden sein, wie an zwei Tagen in Libyen gefördert wird. Fast hilflos versuchen Feuerwehrleute seither, die Flammen mit Wasserschläuchen zu bändigen. Inzwischen hat Libyen Hilfe bei Deutschland, Italien und den USA angefordert. Libyen befindet sich im Ausnahmezustand: Seit dem Sturz des Diktators Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 bekämpfen sich Regierung und Milizen. Auf der einen Seite steht die international anerkannte Regierung von Ministerpräsident Abdullah al-Thani, sie und das Parlament sind in die ostlibysche Stadt Tobruk geflüchtet. Erst kürzlich war dort nahe des Parlamentsgebäudes bei einem
Selbstmordanschlag eine Autobombe explodiert.
Auf der anderen Seite steht die islamistische Miliz Fadschr Libya (Morgendämmerung Libyens), sie kontrolliert große Teile der Hauptstadt Tripolis und hat hier eine Parallelregierung unter Führung des islamistischen Politikers Omar al-Hassi eingesetzt.
In der Region um Al-Sidra kämpfen die Milizen seit Mitte Dezember gegen die libysche Armee. Seitdem ging die Ölproduktion in dem nordafrikanischen Land um mehr als die Hälfte zurück.
Löschversuche an den brennenden Öltanks kommen wegen immer neuer Gewaltausbrüche nicht voran. Am Dienstag starteten die Fadschr-Libya-Kämpfer einen neuen Angriff - diesmal offenbar mit einem Hubschrauber und einem Jet, wie die Nachrichtenseite Libya Herald berichtete. Die Haftar-Armee habe den Jet der Islamisten abgeschossen und einen Gegenangriff gestartet, hieß es. Wie lange es noch dauert, die Öltanks zu löschen, ist völlig unklar.
daf/AFP/dpa
Brennendes Öllager in Libyen: Hilfloser Kampf gegen das Inferno